Diese Schwäche kennt jeder Unternehmer

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Stark, souverän, erfolgreich: So sehen Unternehmer sich gern. Doch auch Schwächen haben ihren Platz. Eine typische Schwäche übersehen aber viele Unternehmer. Beispiele und Tipps für den souveränen Umgang damit.



Schwaechen 1200 Schwächen hat jeder: Entscheidend ist der konstruktive Umgang mit ihnen. (Foto: Unsplash)

Was ist eine Schwäche?

Eine Schwäche ist ein charakterlicher oder fachlicher Makel. Dabei kann es sich um persönliche Eigenschaften wie Ungeduld oder um unzureichendes Know-how handeln, um eine Aufgabe zu erfüllen.

9 typische Schwächen und ihr Umgang damit

Die folgenden Schwächen kommen bei Unternehmerpersönlichkeiten häufig vor.

 

Schwächen Bedeutung der Schwäche Umgang mit der Schwäche
Ehrgeiz Starker bis ausschließlicher Fokus auf die Arbeit, um Erfolg (Geld, Anerkennung, Status) zu erreichen Vergegenwärtigen, dass auch andere Lebensbereiche wichtig sind (Familie, Freunde, Sport) und feste Arbeitsgrenzen setzen, um Freiräume für diese Lebensbereiche zu schaffen (Weitere Tipps im Umgang mit Ehrgeiz)
Ungeduld Zielvorgaben für Projekte werden zu eng gesetzt, Sorgfalt und Motivation leiden unter zu viel Druck, sowohl beim Unternehmer als auch beim Team Realistische Ziele mit der Smart-Methode setzen und Gelassenheit in kleinen Alltagssituationen üben (Bus kommt zu spät, Kunde zahlt nicht pünktlich, Mitarbeiter meldet sich länger krank), Achtsamkeit und Meditation trainieren
Nur fordern, nicht fördern Führungskräfte verlangen von den Mitarbeitern 100 % und mehr Leistung, doch werden die Mitarbeiter mit ihren Bedürfnissen nach Weiterentwicklung nicht gesehen Regelmäßig Mitarbeitergespräche und bidirektionale Feedbackgespräche führen, um die Wünsche der Belegschaft kennenzulernen und entsprechend danach zu handeln (z. B. Weiterbildungen und flexible Arbeitszeiten ermöglichen)
Mikromanagement Statt loszulassen, mischt sich der Unternehmer in jeden Arbeitsbereich seiner Firma ein. Verantwortung wird nicht delegiert, sondern entzogen bzw. verwehrt, der Unternehmer halst sich selbst zu viel auf, Mitarbeiter sind frustriert und können sich nicht entwickeln Delegieren lernen und diese Tipps zur Beendigung von Mikromanagement umsetzen
Unliebsame Aufgaben vermeiden Wichtige unternehmerische Aufgaben wie Buchführung, Buchhaltung, Liquiditätsplanung etc. werden aufgeschoben oder verdrängt, was das Unternehmen wirtschaftlich gefährdet Aufgaben outsourcen, die unangenehm sind bzw. bei denen die eigene Kompetenz fehlt, z. B. an einen Steuerberater / Geht dies nicht, sich eine Belohnung nach Erledigung der Aufgabe in Aussicht stellen, um sich zu motivieren – etwa ein gutes Essen oder einen Ausflug in die Natur
Inkonsequenz Der Unternehmer scheut sich vor Entscheidungen und sitzt Situationen lieber aus, was unnötige Risiken nach sich zieht Mutiger und entscheidungsfreudiger werden, indem unangenehme Situationen und Entscheidungen nicht mehr gemieden, sondern durchgestanden werden, wenn es notwendig ist
Fehlende Selbstreflexion Eine Rückschau der eigenen Handlungen wird vermieden, so entstehen blinde Flecken, da Fehler nicht gesehen werden und nicht aus ihnen gelernt wird, was besonders häufig bei narzisstischer Führung vorkommt Jeden Abend 15-20 Minuten Zeit in der Stille nehmen, um über den vergangenen Tag nachzudenken, Erkenntnisse aufschreiben, sich selbst konstruktive Fragen stellen: "Was kann ich nächstes Mal besser machen?"
Keine Offenheit für neue Impulse Der Unternehmer ist der Überzeugung, dass nur die eigene Sicht richtig, nur der eigene Weg zur Bewältigung von Herausforderungen zielführend ist, Impulsen und Verbesserungsvorschlägen begegnet er mit Ignoranz Regelmäßige Workshops und offene Gesprächsrunden führen, in denen man aktiv zuhört und Perspektivwechsel trainiert
Vergleichen Der eigene Unternehmensfortschritt wird ständig mit dem Anderer verglichen, was in zweifacher Hinsicht zu nichts führt  – schneidet man schlechter ab, schmälert das die Motivation, bei besserem Abschneiden besteht die Gefahr der Arroganz Vergleiche unterlassen und sofort unterbinden, wenn das Gedankenkarussell wieder in diese Richtung geht / Wenn überhaupt vergleichen, dann mit dem eigenen Fortschritt in den vergangenen Monaten und Jahren

Alltagstipps: Mit Schwächen umgehen

#1 Schwächen erkennen & akzeptieren

Eine bekannte Empfehlung lautet:

Stärken stärken, um Schwächen zu schwächen.

Besser ist aber dieser Leitsatz:

Stärken stärken, Schwächen annehmen.

Warum? Weil es nicht funktioniert, durch den Ausbau von Stärken eigene Schwächen zu verringern. Dazu ein Beispiel:

Eine Stärke von Anna liegt darin, gute Mitarbeitergespräche mit ihren Angestellten zu führen. Allerdings hat sie eine Schwäche beim Thema Zahlen.

Anna kann noch so eifrig damit beschäftigt sein, ihre Stärke der guten Gesprächsführung auszubauen ihre Schwäche wird sie dadurch in keiner Weise ausgleichen oder deren Folgen abmildern.

Die Erklärung: Annas Schwäche zeigt sich in einem ganz anderen Bereich, nämlich nicht bei der Mitarbeiterführung, sondern in der Buchhaltung.

Anna hat als Unternehmerin mit wenig Zeit jetzt die Wahl: Die eigenen Stärken stärken oder versuchen, mit Müh und Zwang die eigenen Schwächen abzumildern? Die eigenen Stärken auszubauen ist der eindeutig schönere, entspanntere und auch ertragreichere Weg. Somit könnte sie die Buchhaltung outsourcen.

#2 Outsourcen

Delegiert alle Bereiche, in denen ihr schlecht oder mittelmäßig seid, an Menschen, die genau darin ihre Stärken haben. So ist Anna gut daran getan, die Erstellung der Einnahme-Überschuss-Rechnung und der Steuererklärung einem Steuerberater zu überlassen. Kalkulation und Angebotserstellung sollte sie auch nicht selbst erledigen, sondern an die geeigneten Talente in ihrem Unternehmen oder Freelancern des Vertrauens weitergeben.

Überall dort, wo Annas Schwäche durchschlagen sollte, delegiert sie also die entsprechenden Aufgaben an kompetente Leute. Es ist zweitrangig, ob es sich dabei um die eigenen Mitarbeiter oder um externe Profis handelt. Primäres Ziel ist, dass Anna sich mit ihren eigenen Stärken voll und ganz im Unternehmensalltag einbringen kann.

#3 Schwächen mit Stärken transformieren

Anna hat ihre Schwäche erkannt und möchte nun den Aufgabenbereich an eine kompetente Person übertragen. Dabei kann sie hervorragend ihre rhetorische Stärke der guten Gesprächsführung nutzen, indem sie klar, verständlich und freundlich delegiert. So kann sie zwar ihre Schwäche nicht kompensieren, aber mit einer Stärke transformieren.

#4 An Schwächen mit dem Pareto-Prinzip arbeiten

Das Pareto-Prinzip besagt, dass 80 % des Ergebnisses mit 20 % Einsatz erreicht werden können. Für die Arbeit an Schwächen eignet es sich ideal: Sie lassen sich mit etwas Energie deutlich abmildern, ohne zu viel Zeit und Arbeit in diesen Prozess zu stecken. Die Schwäche lässt sich zwar nicht komplett neutralisieren, aber deren Folgen deutlich abmildern.

#5 Unterstützung holen

Der Blick von außen hilft, eigene Schwächen zu erkennen. Unsere Umwelt sieht unsere Schwächen meist sofort, wir selbst haben dabei das sprichwörtliche Brett vor dem Kopf. Daher ist es immer sinnvoll, einen Vertrauten, Coach oder Mentor zurate zu ziehen, damit die eigenen Schwächen erkannt und verbessert werden können.

Exkurs Ehrgeiz: Diese Schwäche tarnt sich als Stärke

Unternehmer wollen viel leisten. Schließlich soll er wahr werden, der Traum vom wachsenden Erfolg. Insbesondere in der Anfangszeit einer Gründung ist dieser Ehrgeiz oftmals notwendig, um voranzukommen.

Diese Vision gibt die Kraft, hoch motiviert zu bleiben. Fleiß und Beharrlichkeit treiben schließlich voran, teils jedoch über die eigenen Grenzen hinaus. Weil das Phänomen bei Unternehmern und Führungskräften weit verbreitet ist, legen wir das Augenmerk mit weiteren Tipps darauf.

Hohe gesellschaftliche Anerkennung

In einer auf Höher, Schneller, Weiter ausgerichteten Wirtschaft genießt derjenige Ansehen, der besonders viel und hart arbeitet.

Das Streben nach Ansehen führt bereits zu Ansehen, was eine gefährliche Spirale in Gang setzt.

Denn Ehrgeiz ist ein Zuviel, ein übertriebenes Arbeiten auf Kosten anderer Lebensbereiche wie Gesundheit und sozialer Bedürfnisse. Sport, Familie, Freunde – alles wird bei dauerhaftem Ausleben dieser Schwäche zurückgestellt.

Burnout durch Ehrgeiz

Warum pünktlich am Abend mit der Arbeit aufhören, wenn es super läuft? Weshalb nicht noch schnell einen neuen Kunden akquirieren oder die aktuelle Landingpage optimieren? Schließlich liegt das Geld auf der Straße!

Ein Dilemma entsteht: Harte Arbeit wird belohnt, doch wird der Preis durch Erschöpfung und fehlende Pausen immer höher. Der Unternehmer ist in einem selbst geschaffenen Hamsterrad gefangen.

Irgendwann jedoch melden sich Körper und Psyche mit Symptomen, schlimmstenfalls kommt es zu einer Erkrankung oder der Unternehmer kommt durch einen Burn-out nicht mehr aus dem Bett.

So weit muss es nicht kommen, allein durch Pausen lässt sich viel für die Gesundheit erreichen. Wem es gelingt, das eigene Bedürfnis nach Ruhe zu respektieren und mit Schwächen wie oben in der Tabelle beschrieben umzugehen, bewahrt sich die Stärke als Unternehmer.

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