Das klassische Business Model Canvas geht zurück auf Alexander Osterwalder. Im Jahr 2008 hat Osterwalder mit seinem Co-Autor Yves Pigneur das Buch Business Model Generation veröffentlicht und den Grundstein für die wachsende Popularität der Methode gelegt. Gleichzeitig haben sich verschiedene Varianten des Canvas entwickelt.
Der Hauptgrund, ein Business Model Canvas einzusetzen, besteht darin, die Schlüsselfaktoren für ein erfolgreiches Geschäftsmodell auf einen Blick konkretisieren zu können. So hilft das Canvas bei der Einwicklung und Verbesserung eines Geschäftsmodells. Durch die Fokussierung auf lediglich 9 Bereiche werden selbst innovative und sehr komplexe Vorhaben schnell greifbar. Das Canvas eignet sich sowohl für Start-ups als auch für Selbstständige und Unternehmensgründer aus klassischen Bereichen wie der Gastronomie oder dem Handwerk.
| Aufbau und Inhalt
Ein Business Model Canvas besteht aus 9 Bausteinen oder Bereichen:
- Kundengruppen bzw. Zielkunden (engl. Customer Segments)
- Werteangebote bzw. Kundennutzen (Value Propositions)
- Marketing- und Vertriebskanäle (Channels)
- Kundenbeziehungen und -bindung (Customer Relationships)
- Einnahmen (Revenue Streams)
- Schüsselressourcen (Key Resources)
- Schlüsselaktivitäten (Key Activities)
- Schlüsselpartnerschaften (Key Partnerships)
- Kostenstruktur (Cost Structure)
Um die einzelnen Bausteine des Business Model Canvas mit den richtigen Inhalten zu befüllen, erläutern wir die einzelnen Canvas-Elemente im Detail.
#1 Kundengruppen bzw. Zielkunden (Customer Segments)
In diesem Bereich des Business Model Canvas dreht sich alles darum, wer zu den Kunden des Unternehmens gehört. Die Kundengruppen sind eng mit dem 2. Bereich des Canvas verbunden, dem Kundennutzen oder Werteangebot. Schließlich entscheidet sich der Kunde für das Angebot, da er damit ein Problem lösen möchte. Unternehmen müssen die Frage beantworten: für wen schafft das Angebot einen Mehrwert? Bei der Definition der Zielgruppe stehen eine Reihe an Kriterien zur Verfügung. Dabei werden in der Zielgruppendefinition die Bereiche Privatkunden (B2C) und Geschäftskunden (B2B) unterschieden.
In der Regel gibt es nicht den "einen" Zielkunden für das Angebot, sondern unterschiedliche Kundengruppen oder -segmente. Für die verschiedenen Kundengruppen stehen jeweils andere Eigenschaften des Angebots im Vordergrund, wenn sie die Entscheidung für oder gegen den Kauf treffen. Deshalb lautet die zweite wichtige Frage in diesem Bereich des Business Model Canvas: welche Kundengruppe(n) ist bzw. sind die wertvollsten? Bei der Einschätzung des Begriffs "wertvoll" helfen die Fragen: Mit welchen Zielkunden wird der meiste Umsatz erzielt, welche Kunden sind besonders treu und welche besonders profitabel? Diese Fragestellungen können gut mit der ABC-Analyse bearbeitet werden.
Auf Basis der Kundengruppen wird deutlich:
- in welchen Märkten das Unternehmen aktiv ist: entweder im Massenmarkt oder bspw. in einer Marktnische.
- Und welche Strategie zu verfolgen ist: Kostenführerschaft oder Spezialist.
Gleichzeitig bedeuten die verschiedenen Zielgruppen individuelle Kommunikations- und Distributionskanäle im Marketing, die gesondert im Canvas behandelt werden.
Zusammengefasst lauten die wichtigsten Fragen:
- Wer kauft mein Produkt?
- Wodurch zeichnet sich meine Zielgruppe aus?
- Welche Kundengruppen sind die wertvollsten?
- Welche Strategie verfolge ich in welcher Kundengruppe?
#2 Werteangebote bzw. Kundennutzen (Value Propositions)
Die Kaufentscheidung eines Kunden wird vor allem dadurch beeinflusst, wie gut das Produkt oder die Dienstleistung ein spezifisches Problem löst oder ein Bedürfnis erfüllt. Deshalb ist in diesem Bereich des Business Model Canvas die Frage zentral: Warum kauft ein Kunde? Dabei gilt es für jede der Kundengruppen Gründe zu finden, da Unterschiede zwischen den Kundensegmenten auftreten können:
- Kunden, die morgens auf dem Weg zur Arbeit sind, entscheiden anhand von anderen Kriterien, warum sie den Kaffee in einem bestimmten Café kaufen, als Mütter oder Väter, die später am Tag mit dem Nachwuchs unterwegs sind.
Finden Sie heraus, welche Produkteigenschaften innerhalb der jeweiligen Kundengruppen besonders wichtig sind. Hierzu zählen klassische Eigenschaften wie der Preis, das Image, die Leistung oder der Service. Aus Sicht von Gründern oder Unternehmen sind meist alle Aspekte des Angebots besonders toll und wichtig. Um jedoch die Dinge zu identifizieren, die maßgeblich den Kauf beeinflussen, ist die Unterteilung in die Kategorien Basismerkmale, Leistungsmerkmale und Begeisterungsmerkmale (Wow-Effekt) des Angebots hilfreich. Dieser Herangehensweise liegt das Kano-Modell zugrunde. Demnach steigern insbesondere die Begeisterungsmerkmale die Kundenzufriedenheit und führen zu einer Abgrenzung vom Wettbewerb. Schließlich sind Wettbewerber die Alternative, die der Kunde beim Kauf hat. Das ist auch der Grund dafür, den eigenen Kundennutzen stets in der Positionierung zum Wettbewerb zu betrachten. Zur Überprüfung der Einordnung der kaufrelevanten Produkteigenschaften bietet sich eine Befragung der Kundengruppen an.
Somit sind für dieses Canvas-Feld folgende Fragen zu beantworten:
- Was genau bietet ich an?
- Welches Problem löst mein Angebot für wen?
- Welchen Nutzen erzeugt das Angebot?
- Was sind die wichtigsten Produkteigenschaften für den Kunden?
- Was ist das Alleinstellungsmerkmal?
- Wodurch ist mein Angebot besser als das der Wettbewerber?
- Welche Wettbewerbsvorteile habe ich?
Die spannende Gegenfrage bei der Kaufentscheidung lautet: Warum kauft der Kunde mein Angebot nicht? Liegt es daran, dass er zu einem Wettbewerber geht oder hat er andere Wege, um sein Problem zu lösen (Substitute). Antworten darauf können bei der Produktentwicklung helfen oder im Marketing für andere Botschaften in der Kommunikation sorgen.
#3 Marketing- und Vertriebskanäle (Channels)
Kein Produkt und keine Dienstleistung verkauft sich alleine. Der Zielkunde muss von dem Angebot erfahren und es möglichst einfach kaufen können. Die hierfür passende Strategie festzulegen, ist Aufgabe im Canvas-Feld zu den Marketing- und Vertriebskanälen. In Bezug auf die identifizierten Kundensegmente, stellen sich zwei zentrale Fragen: Über welche Kanäle wird Werbung gemacht und kommuniziert? Über welche Vertriebswege wird verkauft?
Für das Marketing ist relevant zu wissen, wie sich der Kunde vor der Kaufentscheidung informiert und wie er in diesem Zusammenhang auf das Angebot aufmerksam gemacht werden kann. Das Spektrum reicht von Außenwerbung über Social Media bis hin zu Fachzeitschriften, Vergleichsportalen im Internet oder Fachmessen im B2B-Bereich. Um jeden möglichen Berührungspunkt mit dem Interessenten auf dem Weg von der Information zum Kauf verstehen und erreichen zu können, bietet es sich an, die sogenannte Kunden-Reise (Customer Journey) Schritt für Schritt aufzuzeichnen. Um die Kaufentscheidung zu fördern, fokussiert sich die Kommunikation mit dem Kunden auf das Werteversprechen des Angebots und die relevanten Produkteigenschaften (siehe Canvas-Feld #2)
Bei den Vertriebswegen bestehen ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, die sich in 2 Kategorien einteilen lassen: direkter und indirekter Vertrieb. Direkte Vertriebskanäle bedeuten, dass das Unternehmen selbst den Kundenkontakt hat. Sei es über den eigenen Laden oder den eigenen Onlineshop. Beim indirekten Vertrieb besteht kein direkter Kundenkontakt. So kann das Produkt bspw. in Supermärkten gelistet sein, online über Plattformen wie Amazon oder Etsy vertrieben oder von Maklern verkauft werden. Häufig besteht ein Mix aus den Vertriebskanälen, um die Reichweite zu erhöhen.
In Summe sind folgende Aspekte im Canvas darzustellen:
- Wie wird Aufmerksamkeit beim Kunden geweckt?
- Welche Botschaften transportiert die Kommunikation?
- Wo kann der Kunde das Angebot kaufen?
- Wie wird der Kauf möglichst einfach gemacht?
- Wie kommt das Produkt zum Kunden? (Lieferwege und -zeiten)
- Wie wird der Kunde nach dem Verkauf betreut? (Onboarding, Beratung, Service)
Der Bereich Marketing- und Vertriebskanäle dient als gutes Beispiel im Business Model Canvas, um zu zeigen, wie sich wichtige Erfolgsfaktoren eines Geschäftsmodells im Laufe der Zeit ändern. Die Möglichkeiten im Onlinevertrieb führten zu großen Veränderungen bspw. im Einzelhandel - Stichwort e-Commerce. Auch in anderen Branchen verlagern sich dadurch die Vertriebskanäle: während Versicherungen klassischerweise über Makler verkauft wurden, sind Start-ups im Versicherungsbereich nun verstärkt online aktiv und erzielen dort Abschlüsse.
#4 Kundenbeziehungen und -bindung (Customer Relationships)
Wurde der Kunde erfolgreich gewonnen, gilt es ihn zu halten und zum Wiederkauf zu animieren. Die dafür anfallenden Kosten sind nämlich in der Regel niedriger als in der Neukundenakquise. Zentrale Punkte für dieses Element im Business Model Canvas sind die Betreuung des Kunden, die Kundenzufriedenheit und der regelmäßige Kontakt.
Die Kundenbetreuung kann über persönliche Ansprechpartner oder Service-Kanäle wie Hotlines oder Chats erfolgen. Diese Kanäle können für Rückfragen, aber auch für die aktive Unterstützung des Kunden bei der Nutzung des Produkts eingesetzt werden. Dadurch wird sichergestellt, dass das Angebot das Werteversprechen einhält und die Kundenzufriedenheit hoch bleibt. Dazu zählt auch der Umgang mit Beschwerden oder Reklamationen.
Der regelmäßige Kundenkontakt ist über verschiedene Wege möglich: Während Social-Media-Kanäle zum Community-Aufbau beitragen, können E-Mails oder Postsendungen gezielt auf neue Angebote hinweisen. Mit Re-Targeting-Marketing können Kunden online zum weiteren Kauf animiert werden.
Abonnements sind ein geeignetes Mittel, um automatisch Wiederkäufe auszulösen, jedoch nicht für jedes Geschäftsmodell möglich. Stattdessen können Kundenkarten oder Rabatte für besonders treue Kunden Kaufanreize setzen und sie davon abhalten, Wettbewerbsprodukte zu erwerben.
Für das Canvas sind Angaben zu folgenden Punkte wichtig:
- Wie wird eine hohe Kundenzufriedenheit gewährleistet?
- Wie werden Kunden betreut?
- Über welche Kanäle wird mit den Kunden Kontakt gehalten?
- Wie bringen wir uns in Erinnerung?
- Welche Maßnahmen werden zum Markenaufbau eingesetzt?
- Wie werden zum richtigen Zeitraum gezielt Anreize zum Wiederkauf gesetzt?
#5 Einnahmen (Revenue Streams)
Nachdem das Angebot, der Kunde und der erfolgreiche Verkauf im Fokus des Canvas standen, geht es nun darum, aufzuzeigen, wie Geld verdient wird und welches die wichtigsten Einnahmequellen sind. Die möglichen Einnahmequellen variieren stark je nach Geschäftsmodell:
- Im Einzelhandel oder der Gastronomie ist es vorrangig der direkte (Einmal-)Verkauf des Produkts.
- Oftmals gibt es jedoch eine Service-Komponente, die wesentlich einträglicher sein kann als der reine Verkauf. So bieten Fahrradläden häufig eine Werkstatt für Reparaturen oder Wartungen an.
- Bei Beratern liegt die erbrachte Beratungsleistung als Einnahmequelle auf der Hand. Durch das Schreiben von Büchern oder Onlineseminaren eröffnen sich weitere Geschäftsmöglichkeiten.
- Bestehen Abonnements wie bspw. bei Fitnessstudios oder Kochboxen-Anbietern im Internet?
- Software-Angebote sind meist mit monatlichen Lizenzkosten verbunden. Zusatzgebühren werden erhoben, wenn bspw. mehr Nutzer mit der Software arbeiten wollen.
Wichtig ist, im Business Model Canvas nicht alle Einnahmequellen aufzuzeigen, sondern diejenigen, die für den Gesamtumsatz am bedeutendsten sind. Ergänzend lohnen Angaben zu Produkten oder Dienstleistungen, die besonders margenstark sind. Schließlich geht es nicht nur um den Umsatz, sondern auch um Gewinn.
#6 Schüsselressourcen (Key Resources)
Die Schlüsselressourcen im Business Model Canvas lassen sich in 4 Kategorien unterteilen:
- Materiell oder technisch: welche Räumlichkeiten werden benötigt (bspw. Restaurant, Ladengeschäft, Lager, Büros)? Sind Maschinen bspw. für die Produktion notwendig? Welche technische Ausstattung ist erforderlich? Werden Fahrzeuge benötigt? Manche Geschäftsmodelle erfordern eine große Fläche oder besondere Rohstoffe.
- Wissensbasiert: sollen Schutzrechte wie Marken oder Patente angemeldet werden, um den Vorsprung vor dem Wettbewerb zu sichern? Gibt es spezielle Rezepturen oder Verfahren, die eingesetzt werden? Oder kommt es hauptsächlich auf die Gewinnung und Auswertung von Kundendaten an?
- Team: Welche Schlüsselqualifikationen benötigen die Mitarbeiter? Wie viele Mitarbeiter und welche Abteilungen sind notwendig?
- Finanzen: Wie viel Kapital ist erforderlich, um zu wachsen und profitabel zu werden? Welche Quellen sollen zur Finanzierung genutzt werden?
Der Fokus der Darstellung liegt auf Schlüsselressourcen: Welche Ressourcen sind unbedingt erforderlich, um das Unternehmen erfolgreich aufzubauen?
#7 Schlüsselaktivitäten (Key Activities)
Im Unternehmen gibt es immer viel zu tun. Deshalb hilft das Business Model Canvas den Blick auf die Aktivitäten zu schärfen, die erfolgskritisch sind. Welche Schlüsselaktivitäten bringen das Unternehmen voran und dem eigenen Ziel näher. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Was muss unbedingt geleistet werden? Was sichert den Fortbestand des Unternehmens? Wodurch wird das Unternehmen besser? Antworten darauf sind eng mit anderen Bereichen im Canvas verknüpft:
- Produktentwicklung: welche Eigenschaften muss das Produkt noch erhalten, um ein größeres Werteversprechen zu erzielen, um damit die Verkaufschancen zu steigern?
- Kundenfokussierung: wie können Daten gewonnen werden, um noch besser die wertvollen Kundensegmente zu erkennen?
- Vertrieb & Kommunikation: wie kann das Einkaufserlebnis auf der Webseite gesteigert oder Anzeigen effizienter werden?
- Kundenbindung: wie können Kunden noch besser an das Unternehmen gebunden werden?
- Recruiting: wie viele Mitarbeiter müssen in welchem Zeitraum gewonnen und eingearbeitet werden?
- Finanzierung: wann müssen welche Finanzierungsrunden abgeschlossen werden?
- Stategische Partnerschaften: wie können wichtige Rohstoffe für die eigene Produktion langfristig gesichert werden?
Neben der Festlegung was wichtig ist, müssen Verantwortungen und Zeitpläne für diese Tätigkeiten klar definiert werden.
Alle Aktivitäten, die in der Liste vertreten sind, gleichzeitig anzugehen, funktioniert in der Praxis meist nicht. Je nach Unternehmensphase und den vorhandenen Ressourcen sind bei den Schlüsselaktivitäten Prioritäten zu setzen. So wird der Fokus auf starkem Umsatzwachstum liegen, wenn es strategisch bedeutsam ist, einen Markt schnell zu besetzen. Damit dies erfolgreich sein kann, werden neue Mitarbeiter (Recruiting) und ausreichend Kapital zur Finanzierung dieses Wachstumskurses erforderlich sein. Erst, wenn eine gewisse Größe erreicht ist, werden andere Schlüsselaktivitäten wie Kundenbindung oder die weitere Produktentwicklung höhere Priorität erlangen.
#8 Schlüsselpartnerschaften (Key Partnerships)
In diesem Canvas-Feld geht es um die Analyse, welche Partner außerhalb des Unternehmens für die erfolgreiche Umsetzung des Geschäftsmodells entscheidend sind. Dazu gehören Dienstleister, Zulieferer, Entwicklungs- oder Vertriebspartner. Führen Sie nur die wichtigsten Geschäftspartner auf. Es geht um strategische Partnerschaften, die zu besonderen Vorteilen für das Unternehmen führen oder die für Aufgaben benötigt werden, die das Unternehmen nicht aus eigener Kraft bewältigen kann.
Im Canvas sind somit folgende Dinge aufzunehmen:
- Bestehen bei Lieferanten besondere Konditionen im Einkauf?
- Bin ich in der Beschaffung oder im Absatz von bestimmten Lieferanten abhängig?
- Bestehen Partnerschaften für die Erschließung neuer Märkte?
- Welche Partner sind für andere Prozesse besonders wichtig?
Aus diesen Konstellationen ergeben sich Chancen – durch die Abhängigkeit aber auch Risiken. Insofern sind Canvas ebenfalls Maßnahmen darzustellen, wie die Verbindung langfristig gesichert oder die Abhängigkeit gesenkt werden kann.
#9 Kostenstruktur (Cost Structure)
Der Gewinn eines Unternehmens ist bekanntlich die Differenz zwischen den Umsätzen und den Kosten. Die Einnahmeseite wurde im Business Model Canvas bereits beleuchet. Nun stehen die Kosten bzw. die Kostenstruktur im Fokus. Was sind die wichtigsten Kostenblöcke und welche Kostentreiber existieren?
Wichtig für das Canvas sind:
- Wie entwickeln sich Fixkosten? Müssen mit zunehmender Unternehmensgröße Kapazitätserweiterungen vorgenommen werden (sprungfixe Kosten)?
- Welche variablen Kosten fallen an? Wie entwickeln sich diese mit zunehmender Absatzmenge?
- Wie hoch sind die Akquisitionskosten pro Kunde?
- Welche Bereiche haben den größten Kostenanteil?
- Wie hoch sind Margen der einzelnen Produkte?
- Wie liegen die Margen im Vergleich mit dem Wettbewerb?
Vor allem für Unternehmen, die sich über den niedrigsten Preis im Wettbewerb positionieren, müssen kontinuierlich Kosten optimieren. Sei es durch einen günstigeren Einkauf oder stärkere Automatisierung im Unternehmen.
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| Beispiel eines BMC
Wie ein ausgefülltes Business Modell Canvas im Detail aussehen kann, zeigt die nachfolgende Grafik für Tierfutter im Abo-Modell.
Die ausführliche Erläuterung des Canvas haben wir auf einer gesonderten Seite aufgeführt: zum Canvas Beispiel.
| Praktische Umsetzung inkl. Vorlage
Wie funktioniert die Erstellung des Business Model Canvas praktisch? Ganz einfach: um ein Business Model Canvas umzusetzen, brauchen Sie nichts weiter als
- entweder ein Whiteboard, auf dem das Canvas aufgemalt und dann mit Markern befüllt werden kann
- oder ein freies Stück Wand oder ein großes Blatt Papier und Post-its. Idealerweise starten Sie mit einem Business Model Canvas Template in DIN A0, A1 oder A2 – je nachdem, wie viel Platz Sie zur Verfügung haben. Zeichnen Sie nun einfach Kästchen für alle neun Bereiche des Business Model Canvas. Mithilfe der Haftnotizen können Sie Gedanken und Ideen sammeln und aufkleben, verschieben oder umstrukturieren.
Wenn es etwas handlicher sein darf, können Sie auch unsere DIN A4-Vorlage zum Ausfüllen verwenden. Der Vorteil von größeren Formaten ist allerdings, dass das ganze Team gemeinsam am Business Model Canvas arbeiten kann.
Unsere Business Model Canvas-Vorlage bietet Ihnen den Grundriss, den Sie ausdrucken und ausfüllen können. Denkanstöße zur Business Model Canvas-Erstellung gibt unser Beispiel, das in der PDF-Vorlage enthalten ist.
| Software zur BMC Erstellung
Neben der handschriftlichen Variante gibt es zahlreiche Software-Angebote, mit denen die Erstellung des Business Model Canvas sehr einfach geht. Wir stellen 4 Tools vor.
- Canvanizer: In der kostenlosen Version bietet der Canvanizer ein Basis-Template, an dem das Team via Link-Access arbeiten kann. Der als Classic Canvas bezeichnete Basisplan gliedert sich im Business Canvas in das Business Model Canvas, sowie in Lean Canvas und weitere Modelle. Die Premium-Variante Canvanizer 2.0 schaltet weitere Features wie Bilderupload und den PDF-/PNG-Export frei. Kollaboratives Arbeiten im Team ist möglich und auch der Druck des Canvas funktioniert mit diesem Tool.
- Miro: Miro bietet mehrere Canvas-Vorlagen an: das klassische Business Model Canvas, aber auch ein Lean Canvas und projektbezogene Canvas-Templates. Die Stärke von Miro ist die intuitive Bedienung: Ein Canvas lässt sich ohne große Einführung anfertigen, vorausgefüllte Vorlagen erleichtern die Orientierung zusätzlich. Bis zu 3 Boards lassen sich kostenlos bei Miro anlegen und zusammen daran arbeiten, z. B. ein Canvas-Board, eine Gap-Analyse wie auch eine Marktstrategie. Teammitglieder können eingeladen werden und gleichzeitig arbeiten. Das Board läßt sich mit einer Export-Funktion ausdrucken.
- Strategyzer: Strategyzer bietet eine Vorlage für ein Business Model Canvas zum Download. Voraussetzung für den kostenlosen Download ist die Angabe einer E-Mail-Adresse sowie des Vor- und Zunamens, des Herkunftslandes und der eigenen Rolle (z. B. Entrepreneur). Die Vorlage ist minimalistisch schwarz/weiß und mit kleinen Icons sowie kleiner Schrift designt, sodass genügend Platz für die eigentlichen Notizen in den jeweiligen Segmenten bleibt. Die Vorlage ist klarerweise nur für einen Nutzer geeignet, die Vorlage im Team zu bearbeiten ist daher schwierig.
- Visual Paradigm: Dieses Tool erlaubt es, ein Business Model Canvas im Team zu erarbeiten. Die Software besticht durch einen professionellen Look und eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten, etwa bei den Farben und Formen der Notizen im Business Model Canvas. Weiterhin gibt es über 1.000 Icons sowie zahlreiche farbige Hintergründe. Dabei nutzt Visual Paradigm die Design-Architektur der Business Model Canvas Vorlage von Strategyzer und erweitert sie um Features.
Onlinetools erlauben es, das Business Modell Canvas schon in weniger als einer Stunde zu erstellen. Offline dauert es meistens etwas länger. Vorteile der digitalen Lösung sind die Übersichtlichkeit und die einfache Möglichkeit, Aspekte ohne großen Aufwand jederzeit anzupassen. Auch die Zusammenarbeit im Team von verschiedenen Rechnern oder Orten aus, ist mit dem Tool unkompliziert möglich: Über die Einlade-Funktion können Sie bei den meisten Tools Teammitglieder, Freunde oder Berater einladen, um gemeinsam an Ihrem Business Model Canvas zu arbeiten. Über die Kommentar-Funktion können Nachrichten hinterlassen und direkt übersichtlich eingesehen werden.
| Schwachstellen des klassischen Business Model Canvas
Auf der Basis des Business Model Canvas nach Osterwalder haben sich verschiedene Formate und Versionen des Canvas entwickelt. Auch wir haben eine abgewandelte Struktur abgeleitet, um zwei wesentliche Faktoren besonders zu berücksichtigen. Dazu zählt - vor allem für Gründer und Start-ups relevant - der Gründer oder das Gründerteam. Motivation, Leidenschaft und Qualifikationen des Gründers oder der Gründer sind besonders wichtig für die erfolgreiche Umsetzung einer Idee. Oftmals sogar wichtiger als die Idee selbst.
Ein weiterer Faktor die Betrachtung von Markt & Wettbewerb (Stichwort Marktanalyse). Damit wird mehr Licht auf das Unternehmensumfeld geworfen. Schrumpft oder wächst der Markt? Welche Trends gibt es? Wie stark ist der Wettbewerb? Wie einfach können Wettbewerber in den Markt eintreten? Eine Marktanalyse ist in unserer schnelllebigen Zeit für das Geschäftsmodell ungemein wichtig.
Neben den inhaltlichen Punkten darf bei der Betrachtung des Business Model Canvas nicht vergessen werden, dass es sich um eine stark vereinfachte Darstellung handelt - schließlich soll es durch Übersichtlichkeit punkten. Daran schließt sich an, dass die einzelnen Aspekte aus dem Canvas im Detail auszuarbeiten sind. Das betrifft bspw. insbesondere das Thema Finanzierung. Eine grobe Idee zu den Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens ersetzt keine detaillierte Finanzplanung, die zur Bestimmung des Kapitalbedarfs und zur Liquiditätssteuerung nötig ist.
| Canvas vs. Businessplan
Mit Aufkommen des Business Model Canvas setzte schnell die Diskussion darüber ein, ob der Businessplan nun obsolet sei. Abgeleitet wird dies aus der Einfachheit und Übersichtlichkeit des Canvas. Aus unserer Sicht ist das Business Model Canvas ein guter Startpunkt, um die wichtigsten Erfolgsfaktoren einer Geschäftsidee zu analysieren. So wird schnell ersichtlich, ob die meisten Puzzleteile schon stimmig sind oder nicht. Hierfür ist der Businessplan aufgrund seiner ausführlichen Schriftform nicht geeignet.
Der Businessplan setzt da an, wo das Canvas aufgrund der Platzbeschränkung aufhört. Er geht in den einzelnen Bereichen in die Tiefe, prüft und validiert die Annahmen. Zudem werden im Businessplan konkrete Maßnahmen für die Umsetzung des Geschäftsmodells festgelegt. Das Canvas leistet somit eine gute Vorarbeit für den Businessplan, ersetzt diesen aber nicht. Gleichzeitig können auf Basis der Erkenntnisse im Businessplan Anpassungen am bestehenden Canvas vorgenommen werden.
Wie im Gliederungspunkt 5 bereits dargelegt, ist im klassischen Canvas keine umfassende Analyse des Gründers oder des Teams enthalten, die aber unbedingt in den Businessplan gehört. Gleiches gilt für den Markt, Mitbewerber, Trends und das weitere Umfeld, die im Businessplan ausführlich dargestellt werden. Auch eine umfassende SWOT-Analyse ist im Businessplan vorgesehen. Der Finanzplan bildet im Businessplan das Herzstück, in dem detailliert die Tragfähigkeit und die Finanzierung des Vorhabens aufgezeigt wird, während im Business Model Canvas Ein- und Ausnahmen nur grob skizziert werden.
Auf Basis des Business Model Canvas kann durchaus ein Prototyp entwickelt und getestet werden - getreu dem Lean Start-up Ansatz. Wenn dann die Richtung stimmt, ist der Übergang zum Businessplan zu empfehlen.
Zusammengefasst: Das Business Model Canvas schafft Struktur und schärft den Blick für die Erfolgsfaktoren eines Geschäftsmodells. Ein Businessplan leistet mehr Detailarbeit, hilft die wirtschaftliche Tragfähigkeit zu bewerten und dient im Endeffekt Banken und Investoren als Entscheidungsgrundlage.