- Unter „Gewerbeversicherung“ versteht man eine Reihe verschiedener Versicherungen.
- Gewerbeversicherungen schützen vor den Folgen von Fremd- und Eigenschäden.
- Einige Branchen und Berufe haben Pflichtversicherungen.
- Ein Versicherungsschutz muss individuell aufs eigene berufliche Risiko zugeschnitten sein.
| Die richtige Gewerbeversicherung finden
Gewerbliche Versicherungen müssen genau zum eigenen Tätigkeitsfeld und seinen Risiken passen. Die folgenden Fragen helfen Ihnen bei einer ersten Einschätzung Ihres Versicherungsbedarfs:
- Gibt es in dem Beruf oder der Branche eine gesetzlich vorgeschriebene Versicherungspflicht?
- Welche Risiken weist die Betriebsart bzw. die berufliche Tätigkeit auf? Näheres zu Versicherungen für einzelne Branchen und Berufe finden Sie hier.
- Gibt es bei der Tätigkeit individuelle Risiken, die eine spezielle Absicherung benötigen? Z. B. benötigt ein Restaurator von hochwertigen Kunstobjekten einen anderen Versicherungsschutz als ein Tischler.
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Neben den gewerblichen Versicherungen benötigen Selbstständige und Freiberufler auch persönliche Versicherungen: Krankenversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Rentenversicherung.
| Die wichtigsten Gewerbeversicherungen
Innerhalb der Gewerbeversicherungen lassen sich drei große Bereiche unterscheiden:
- Versicherungen, die bei Schäden an Dritten einspringen (Haftpflichtversicherungen).
- Versicherungen, die Eigenschäden an Sachwerten abdecken, z. B. an der Betriebsausstattung oder Maschinen (Sachversicherungen).
- Versicherungen, die bei einer Betriebsunterbrechung einspringen (Ausfallversicherungen).
Gewerbehaftpflichtversicherung
Betriebshaftpflichtversicherung
Eine der wichtigsten Gewerbeversicherungen für jedes Unternehmen ist die Betriebshaftpflichtversicherung. Sie deckt Personen-, Sach- und Vermögensfolgeschäden (auch unechte Vermögensschäden genannt) ab, die Mitarbeiter des eigenen Unternehmens verschulden. Sie ist u. a. für Sicherheitsdienste und Entsorgungsbetriebe eine Pflichtversicherung.
Die Berufshaftpflichtversicherung gilt speziell für Freiberufler, die ihre Kunden durch fehlerhafte Beratungen schädigen können. Sie kommt für Personen- und Sachschäden auf sowie für finanzielle Schäden, die den Personen- oder Sachschäden folgen (sogen. unechte Vermögensschäden), das kann z. B. ein Verdienstausfall der geschädigten Person sein. Die Berufshaftpflichtversicherung ist u. a. für selbstständige Ärzte, Apotheker und Hebammen eine Pflichtversicherung. Abhängig von den Architekten- und Ingenieurkammern der Bundesländer kann sie auch für Architekten, Ingenieure und Baumeister verpflichtend sein.
Vermögensschadenhaftpflichtversicherung
Die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung springt ausschließlich bei echten Vermögensschäden ein. Dabei handelt es sich um finanzielle Schäden oder Nachteile, die Kunden durch eine Falschberatung entstehen. Sie schützt nicht bei Personen- oder Sachschäden. Eine Vermögensschadenhaftpflicht ist für Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater, Immobilienkreditvermittler, Versicherungsvermittler, Steuerprüfer und Hausverwalter eine Pflichtversicherung.
Die D&O-Versicherung wird auch als Managerversicherung bezeichnet. Sie sichert Geschäftsführer und Aufsichtsräte vor den finanziellen Folgen beruflicher Fehler ab. Sie springt bei Schäden am eigenen Unternehmen und bei Schäden an Dritten ein.
Produkthaftpflichtversicherung
Die einfache Produkthaftpflichtversicherung sichert Personen- und Sachschäden sowie Vermögensfolgeschäden ab. Sie ist Bestandteil der Betriebshaftpflichtversicherung und gilt nur für Endprodukte. Die erweiterte Produkthaftpflichtversicherung versichert Schäden durch Produkte, die zur Weiterverarbeitung bestimmt sind, und deckt zusätzlich echte Vermögensschäden ab. Wichtig ist die Produkthaftpflicht für Unternehmen und Selbstständige, die Produkte herstellen oder mit Produkten handeln.
Begriffsverwirrung: Betriebshaftpflicht, Berufshaftpflicht oder Vermögensschadenhaftpflicht?
Die Versicherer verwenden die Begriffe Betriebshaftpflicht und Berufshaftpflicht teilweise synonym. Das Gleiche gilt für die Berufshaftpflicht und die Vermögensschadenhaftpflicht.
Achten Sie daher unbedingt darauf, dass die Leistungen in Ihrem Vertrag genau Ihre Risiken abdecken – unabhängig davon, welchen Namen die Versicherung trägt.
Sachversicherungen
Gewerbliche Gebäudeversicherung
Die Gewerbe-Gebäudeversicherung schützt Immobilien inklusive Anbauten vor Schäden durch Feuer, Wasser, Sturm und Hagel. Sie ist für Eigentümer von gewerblich genutzten Immobilien relevant.
Die Inhaltsversicherung funktioniert ähnlich wie eine private Hausratsversicherung: Sie sichert die Einrichtung des Betriebs sowie Waren und Vorräte ab. Sie deckt u. a. Schäden durch Feuer, Leitungswasser und Einbruch. Oft wird sie mit einer kleinen Betriebsunterbrechungsversicherung (BU) kombiniert.
Die Elektronikversicherung sichert Schäden an den eigenen elektronischen und technischen Anlagen und Geräten ab. Als Allgefahrenversicherung deckt sie von Bedienungsfehlern bis Raub eine große Anzahl von Gefahren.
Die Transportversicherung springt bei Schäden ein, die beim Transport von Waren entstehen. Je nachdem, wie und wessen Ware transportiert werden, greifen unterschiedliche Versicherungsmodelle: Verkehrshaftungsversicherung, Warentransportversicherung, Werkverkehrsversicherung.
Eine Cyberversicherung deckt Eigen- und Drittschäden ab, die durch Cyberkriminalität entstehen. Besondere Leistungen der Versicherung: IT-Experten helfen bei laufenden Angriffen, PR-Spezialisten kümmern sich um Reputationsschäden.
Eine Bauleistungsversicherung schützt Ihre Baustelle während der gesamten Baustelle vor Schäden durch beispielsweise Vandalismus, höherer Gewalt, Fahrlässigkeit. Diese Versicherung ist für Bauherren und Bauunternehmen unerlässlich.
Eine Maschinenbruchversicherung schützt stationäre Anlagen und fahrbare Maschinen vor Ausfällen und Schäden. Diese können durch Fahrlässigkeit, Materialfehler, Überspannung oder Feuchtigkeitseinwirkung entstehen. Sie ist gerade für Unternehmen in Branchen wie Produktion, Landwirtschaft, Vertrieb wichtig.
Der Firmenrechtsschutz sichert Selbstständige und Unternehmen bei Rechtsstreitigkeiten ab. Er ist vor allem für rechtliche Auseinandersetzungen wichtig, die aktiv von einem selbst ausgehen.
Ausfallversicherungen
Betriebsunterbrechungsversicherung
Die Betriebsunterbrechungsversicherung springt ein, wenn ein Schaden zu einer Unterbrechung oder Beeinträchtigung des Geschäftsbetriebs führt. Die kleine Betriebsunterbrechungsversicherung (BU) ist ein Zusatzbaustein der Inhaltsversicherung und kann nur mit ihr gemeinsam abgeschlossen werden. Die mittlere und große Betriebsunterbrechungsversicherung können unabhängig von einer Inhaltsversicherung abgeschlossen werden. Sie haben einen höheren Leistungsumfang und versichern gegen eine größere Anzahl von Gefahren.
Eine Betriebsausfallversicherung deckt finanzielle Schäden infolge eines Betriebsausfalls ab, im Besonderen bei Krankheit, Unfall, verordneter Quarantäne oder Tod. Sie ist vor allem für die Inhaber kleinerer Betriebe und Freiberufler wichtig, wenn für die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs kein Ersatz zur Verfügung steht.
Mitunter sind auch verschiedene Versicherungen mit einem Versicherungsüberbegriff zusammengefasst. In solchen Fällen - wie etwa bei der Veranstaltungsversicherung - lassen sich diese Versicherungen dann nicht in die drei Bereiche Haftpflicht, Sach- oder Ausfallversicherungen unterteilen. Denn die Veranstaltungsversicherung umfasst sowohl eine Veranstaltungshaftpflicht als auch eine Veranstaltungsausfall- oder eine Equipmentversicherung - was wiederum eine Sachversicherung darstellt.
Grundsätzlich gibt es für unterschiedlichste Unternehmen, Wertgegenstände und Anlässe mannigfaltige Möglichkeiten der Absicherung. Unerlässlich ist eine regelmäßige Kontrolle der eigenen Risiken sowie eine Beratung durch einen Versicherungsexperten vor der Wahl des eigenen Versicherungsschutzes.
Schützen Sie Ihr Unternehmen und sich selbst! Fordern Sie jetzt unseren kostenlosen Versicherungsleitfaden an, um sich umfassend zu informieren.
Unser kostenloser Versicherungsleitfaden für Gründer bietet:
- Wichtige Versicherungen im Überblick: Erfahren Sie, welche privaten und gewerblichen Versicherungen unerlässlich sind.
- Praxisnahe Beispiele: Konkrete Fallbeispiele zeigen, welche Absicherungen sinnvoll sind.
- Platz für Notizen: Notieren Sie die für Sie relevanten Versicherung samt Fragen für den Versicherungsexperten.
- Tipps zur Anbieterwahl: Erhalten Sie Antworten auf wichtige Fragen, vermeiden Sie häufige Fehler und erfahren Sie, worauf Sie bei Vertragsabschluss achten sollten.
Einfach und verständlich – unser kompakter Leitfaden liefert schnell die wichtigsten Informationen.
| Gewerbeversicherungen nach Branchen und Berufen
Je nach Branche und Beruf sind unterschiedliche Gewerbeversicherungen sinnvoll oder sogar verpflichtend.
Unsere Tabelle gibt einen Überblick darüber, welche Versicherungen in bestimmten Berufen und Branchen in der Regel empfohlen werden (grünes Häkchen) und auf welche verzichtet werden kann (rotes Kreuz).
Zur Erinnerung: Für einige Freiberufler sind die Berufshaftpflichtversicherung oder die Vermögensschadenhaftpflichtversicherung eine Pflicht- Versicherung.
Hand-werker | Gastro | Online-Handel | Coach/ Berater | Frei-berufler | Klein-Gewerbe | |
---|---|---|---|---|---|---|
Betriebshaftpflicht-versicherung (BHV) | ||||||
Berufshaftpflichtversicherung | ||||||
Vermögensschaden-haftpflichtversicherung | ||||||
D&O-Versicherung | ||||||
Produkthaftpflicht-versicherung | optional | |||||
Inhaltsversicherung | optional | optional | optional | |||
Elektronikversicherung | optional | optional | ||||
Transportversicherung | optional | optional | optional | |||
Cyberversicherung | optional | optional | ||||
Gewerbl. Gebäudeversicherung | optional | optional | ||||
Bauleistungsversicherung | ||||||
Maschinenbruchversicherung | optional | |||||
Rechtsschutzversicherung | ||||||
Betriebsunterbrechungsversicherung | ||||||
Betriebsausfallversicherung | optional | optional | ||||
Veranstaltungsversicherung | optional |
Warum „optional“ in der Tabelle? Weil jede Tätigkeit ein anderes Risiko birgt. In ein und derselben Branche kann eine Versicherung für den einen existenzsichernd und für den anderen überflüssig sein:
- Für einen Gastronomen, der seine Waren vorrangig als Caterer ausfährt, ist eine Transportversicherung sinnvoll – ein Gastronom ohne Cateringservice braucht eine Transportversicherung hingegen nicht.
- Ein Restaurant, das Kartenlesegeräte und elektronische Kassensysteme nutzt, sollte sich eine Cyberversicherung zulegen – eine kleinere Eisdiele ohne elektronische Systeme benötigt eine Cyberversicherung dagegen nicht.
Für folgende Branchen und Berufe finden Sie auf unseren Detailseiten weitergehende Informationen:
- Versicherungen für Architekten
- Versicherungen für Berater
- Versicherungen für Freiberufler
- Versicherungen für die Gastronomie
- Versicherungen für den Handel
- Versicherungen fürs Handwerk
- Versicherungen für Rechtsanwälte
- Versicherungen für Steuerberater
Individuelle Risiken benötigen eine individuelle Absicherung. Wir helfen Ihnen, Ihren Bedarf zu prüfen: mit einem kostenfreien Versicherungs-Check.
| Kosten einer Gewerbeversicherung
Die Beiträge einer Gewerbeversicherung sind von verschiedenen Faktoren abhängig:
- Branche bzw. Beruf: Je risikoreicher Branche oder Beruf, desto höher die Beiträge.
- Betriebsgröße: Je höher der Jahresumsatz, die Größe der Betriebsfläche und/ oder die Anzahl der Mitarbeiter, desto höher die Beiträge.
- Deckungssumme: Je höher die vereinbarte Deckungssumme, desto höher der Versicherungsbeitrag.
- Selbstbeteiligung: Je höher die Selbstbeteiligung, desto geringer der Versicherungsbeitrag.
- Umfang der Leistungen und Zusatzbausteine: Je mehr Leistungen und Zusatzbausteine, desto höher die Beiträge.
Die einzelnen Gewerbeversicherungen starten mit unterschiedlich hohen Beiträgen: Eine Betriebshaftpflichtversicherung gibt es bereits ab einem Jahresbeitrag von 80 Euro, eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung startet mit ca. 150 Euro Jahresbeitrag.
Kostenaufstellung am Beispiel eines Cafés, das im Oktober 2022 in Berlin gegründet wird und mit 3 Vollzeitmitarbeitern, einem Teilzeitmitarbeiter und einer Aushilfe einen Jahresumsatz von 370.000 Euro erwirtschaftet:
Versicherung | Kosten (Beitrag / Jahr) |
Betriebshaftpflichtversicherung(Versicherungssumme 3 Millionen Euro, Selbstbehalt 250 Euro, 3 Jahre Vertragslaufzeit) | ca. 120 Euro |
Inhaltsversicherung (Versicherungssumme 70.000 Euro, Selbstbehalt 500 Euro, 3 Jahre Vertragslaufzeit) | ca. 250 Euro |
Rechtsschutzversicherung (unbegrenzte Versicherungssumme, Selbstbehalt 500 Euro, 1 Jahr Vertragslaufzeit) | ca. 170 Euro |
Gesamtkosten | ca. 540 Euro |
Die Versicherer stellen in der Regel Pakete zusammen, um die individuellen Risiken eines Betriebs oder Freiberuflers bestmöglich abzusichern. Einige Versicherungen tragen daher speziell auf das Berufsbild zugeschnittene Namen wie die Architektenversicherung oder die IT-Haftpflicht.
Versicherung kündigen?
Wechsel in die Festanstellung? Abmeldung des Gewerbes? Unzufrieden mit den Leistungen des Versicherers? Wir haben eine kostenlose Vorlage für ein Kündigungsschreiben für Sie.
| Unser Podcast: Versicherungen für Gründer
Welches sind die wichtigsten 8 Gewerbeversicherungen für Gründer? Darüber hat René Klein, Chefredakteur, CEO und Gründer von Für-Gründer.de mit dem Versicherungsexperten Dominik Gries gesprochen.
| Offene Fragen
Nein, eine private Haftpflichtversicherung schützt den Versicherten nur als Privatperson. Wenn Sie in Ihrer Freizeit stolpern und jemandem Kaffee über den Laptop schütten, greift die private Haftpflicht. Passiert Ihnen das als Unternehmer und Sie schütten Kaffee über den Laptop eines Kunden, benötigen Sie eine gewerbliche Haftpflichtversicherung. Private Versicherungen decken keine Schäden bei der Arbeit ab.
Selbstständige können ihre gewerbliche Rechtsschutzversicherung als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen. Bei einer allgemeinen Rechtsschutzversicherung, die private und berufliche Rechtsstreitigkeiten abdeckt, kann nur anteilig der berufliche Teil des Tarifs von der Steuer abgesetzt werden.
Auch die Beiträge der Berufshaftpflichtversicherung und der Betriebshaftpflichtversicherung sind steuerlich absetzbar und werden in der Steuererklärung als Betriebsausgabe angesetzt.
Eine gewerbliche Gebäudeversicherung deckt Schäden am Geschäftsgebäude ab. In der Regel springt sie bei Schäden durch Feuer, (Leitungs-)Wasser, Hagel und Sturm ein. Für eine gewerbliche Gebäudeversicherung muss der Anteil des Gebäudes, der gewerblich genutzt wird, bei mindestens 50 % liegen. Die Versicherung übernimmt keine Schäden am beweglichen Mobiliar. Dafür wird eine Inhaltsversicherung benötigt.
Obhutsschäden sind Schäden an fremden beweglichen Sachen, die der Versicherungsnehmer bspw. geleast, gemietet, gepachtet oder geliehen hat. Dabei kann es sich z. B. um elektronische Geräte wie Laptops oder Tablets handeln. Eine Betriebs- oder Berufshaftpflichtversicherung kann auch die Abdeckung von Obhutsschäden beinhalten, oft wird die Leistung als Zusatzbaustein der Versicherung angeboten.