Geschäftsideen, die Corona trotzen

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Corona-Spezial

In der Corona-bedingten Ausnahmesituation werden gewisse Produkte und Dienstleistungen so stark nachgefragt wie nie zuvor. Diese Geschäftsideen sind jetzt besonders erfolgreich.

#1 Primal State – bereit für deinen besten Tag

Primal State 1200 Mit Biohacking fit und leistungsfähig in der Krise bleiben. (Screenshot: Primal State)

Mindestens jeder zweite Erwachsene leidet unter Stress und Müdigkeit. Das Berliner Start-up Primal State sagt diesen negativen Energien seit sechs Jahren den Kampf an. Mehr noch: Die Gründer Nicolas Martin, Janis Budde und Rafael Frenk wollen, dass ihre Kunden „topfit aus dem Bett springen, voller Fokus an wichtigen Projekten arbeiten, entspannt in den Feierabend gleiten und nachts tief und erholt schlafen“.

In dieses tolle Gefühl hat sich das Team aus Wissenschaftlern, Psychologen und Coaches eines Tages „verliebt“, und daraufhin begonnen, natürliche Smartfoods zu entwickeln, die genau die Nährstoffe enthalten, die die Energie für ein ausgeglichenes und fittes Leben liefern. Dazu gehören etwa ein Melatonin-Spray, veganes Proteinpulver oder Vitamin D-Tropfen.

Im Corona-Jahr 2020 konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 50 Prozent steigern. Pünktlich zum ersten Lockdown im März hat es außerdem 600.000 Euro über Crowdinvesting eingesammelt. Ein Grund für das Plus: Die funktionellen Lebensmittel werden von Anfang an online vertrieben – und der Online-Handel boomt seit den Schließungen im stationären Handel mehr denn je. Außerdem sind die Menschen grundsätzlich immer stärker an der Erhaltung und Verbesserung ihrer Gesundheit interessiert.

#2 GoStudent – individuelle Nachhilfe für Schüler

Seitdem die Schüler im Homeschooling mathematische Gleichungen üben oder Vokabeln auswendig lernen, sind etliche Lern- und Nachhilfe-Plattformen entstanden und die bereits existierenden Angebote stark gewachsen.

Besonders erfolgreich ist das Start-up GoStudent, 2017 von Felix Ohswald und Gregor Müller gegründet und zunächst als WhatsApp-Gruppe gestartet. Längst ist die Plattform für Online-Nachhilfe professionell aufgestellt, arbeitet mit mehr als 1.000 Nachhilfelehrern zusammen und wächst monatlich zum Teil um 30 Prozent.

Im Programm sind diverse Angebote: Ein sogenannter Hausaufgabenchat ist kostenfrei, für echte, individuelle Nachhilfe per Video müssen die Eltern zahlen. GoStudent bietet aber auch einen Gruppenunterricht an, sodass der Preis für jeden Einzelnen geringer ausfällt.

Das junge in Österreich, der Schweiz und Deutschland aktive Unternehmen hat bereits mehrere Finanzierungsrunden abgeschlossen, die letzte über mehr als acht Millionen Euro Mitte 2020, im Corona-Jahr. Das Geld wurde und wird genutzt, um neue Mitarbeiter einzustellen und die internationale Expansion außerhalb des deutschsprachigen Raums voranzutreiben. Der Markteintritt in Frankreich ist im Gang.

#3 Presize – Kampf den Retouren

 Nie wieder die falsche Kleidergröße nach Hause bestellen mit dieser App. (Foto: presize.ai) Nie wieder die falsche Kleidergröße nach Hause bestellen mit dieser App. (Foto: presize.ai)

Als das Münchner Start-up Presize im Jahr 2019 an den Markt ging, war nicht absehbar, wie sehr die Idee einer Körperscanner-App einschlagen würde. Corona war schließlich noch in weiter Ferne. Der Internet-Handel boomte zwar schon damals, aber mehrere Lockdowns mit geschlossenen stationären Läden führten seit dem Frühjahr 2020 zu sprunghaften Zuwächsen im E-Commerce.

Der von den Gründern Leon Szeli, Tomislav Tomov und Awais Shafique entwickelte digitale Größenberater für Online-Modehäuser war somit ebenfalls gefragter denn je. Denn er ermöglicht den Käufern, passgenaue Kleidung im Internet zu bestellen. Die Technologie dahinter basiert auf Künstlicher Intelligenz und ist einfach anzuwenden: Der Kunde nimmt mit der Handykamera ein Video seines Körpers auf und wird anschließend vermessen.

Dass der Online-Modehandel großes Interesse an dem Tool des Start-ups hat, ist nicht verwunderlich. Bei einer durchschnittlichen Retourenquote von bis zu 50 Prozent gehen die Rücksendungen ins Geld, am meisten bei jenen Unternehmen, die die Kosten für die Retouren aus Gründen der Kundenbindung übernehmen. Zudem belasten sie die Umwelt.

Das hat auch Investor Carsten Maschmeyer erkannt. In der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ hat er 2020 eine sechsstellige Summe in Presize investiert.

#4 Gorillas – in zehn Minuten zu Hause

Ob Obst, Gemüse, Tiefkühlpizza oder Waschmittel – der recht junge Lieferdienst Gorillas verspricht, dass die Tüte mit den Einkäufen schon rund zehn Minuten nach der Bestellung zu Hause eintrifft. Mit dieser innovativen Idee der superschnellen Zustellung sind die Gründer Kagan Sümer und Jörg Kattner lange vor der Corona-Pandemie an den Start gegangen. Doch monatelang tat sich wenig, trotz einer ersten Finanzierung durch den Geldgeber Atlantic Food Labs.

Ende letzten Jahres ging es dann aber Schlag auf Schlag: Ein Hedgefonds aus den USA und weitere Investoren aus Europa haben in das Berliner Start-up investiert. Knapp 40 Millionen Euro sollen geflossen sein. Seither fahren die Kuriere mit ihren Fahrrädern durch Berlin, beliefern die Kunden wenige Minuten, nachdem sie bestellt haben mit dem typischen Supermarkt-Sortiment von Avocados bis Zahnpasta.

Der Berliner Markt ist aber nur der Anfang. Das junge Unternehmen will so schnell wie möglich deutschland- und europaweit expandieren.

#5 Valuedesk – runter mit den Kosten

Ob ein Unternehmen erfolgreich ist, hängt auch immer davon ab, ob es seine Kosten im Griff hat. Manchen Firmen wurde das während der Corona-Krise noch einmal besonders bewusst.

Eine Möglichkeit, um Prozesse zu optimieren und Kosten zu drücken, ist der Einsatz von Software, wie sie zum Beispiel Valuedesk anbietet. Das 2017 von Torsten Bendlin, Ingo Roßdeutscher und Dennis Curtrao gegründete Start-up deckt Einspar- und Optimierungspotenziale in sämtlichen Bereichen eines Unternehmens auf. Abteilungsübergreifend können auf der Plattform Ideen zu mehr Kosteneffizienz gesammelt und anschließend umgesetzt werden. Ferner werden die Mitarbeiter elektronisch weitergebildet.

Die Bielefelder konnten bereits zahlende Kunden gewinnen. Doch der große Sprung soll mit der Ende letzten Jahres abgeschlossenen Finanzierungsrunde über 3,2 Millionen Euro gelingen. Künftig soll die Software zudem nicht mehr nur von Unternehmen zwischen 100 Millionen und fünf Milliarden Euro Jahresumsatz eingesetzt werden können, sondern auch von DAX-Konzernen mit weit höheren Umsätzen.

#6 BringLiesel – Seife und Zahnpasta für die Alten

Bringliesel 1200 Drogerieartikel und andere wichtige Gegenstände des Alltags stellt BringLiesel Pflegeeinrichtungen zu. (Foto: BringLiesel)

2012 hatten Christoph Gukelberger und Nico Jäschen die Idee, 2016 sind sie mit ihrem Start-up BringLiesel an den Markt gegangen. Seither beliefern die Berliner Bewohner von Alten- und Pflegheimen mit Drogerieartikeln und einigen typischen Kioskangeboten wie Schokolade oder Zeitschriften.

Angefangen haben Christoph Gukelberger und Niko Jäschen im Wohnzimmer – mit einem Excel-Bestellformular, Großeinkäufen in Drogeriemärkten und dem händischen Einpacken der Produkte in Tüten und der manuellen Erstellung von Rechnungen. Die Prozesse wurden nach und nach optimiert und digitalisiert, immer mehr Einrichtungen wurden gewonnen.

Von Beginn an wächst das Unternehmen kontinuierlich. Schon Anfang des Jahres war absehbar, dass 2020 ein besonders starkes Wachstum zu erwarten ist: Das Unternehmen hatte seine Vertriebsaktivitäten ausgebaut, etliche weitere Heime waren an einer Zusammenarbeit interessiert. Als es Mitte März dann wegen Corona zum Lockdown der Pflegeeinrichtungen kam, wurde die Versorgung der Bewohner wichtiger denn je. Die Einrichtungen baten um eine schnelle, sofortige Einführung.

Und das Wachstum geht weiter. Aktuell nutzen mehr als 1.000 Einrichtungen BringLiesel. Gukelberger und Jäschen gehen von weiteren 400 Heimen in den nächsten sechs Monaten aus. Auch die Zahl der Angestellten von derzeit 22 soll weiter steigen.

#7 Beducated – besserer Sex

Wie geht guter Sex? Manch einer mag ein Naturtalent sein. Andere freuen sich über Anleitung und Hilfestellungen. Das 2018 gegründete Start-up Beducated bietet Online-Sexkurse zu allen möglichen Themen rund um die schönste Nebensache der Welt an. Die Nutzer erfahren, was sie begehren – das geht von Nachhilfe in Sachen Masturbation über Seminare zu Tantra-Massagen bis hin zu erotischen Fesselspielen. Aber auch bei Erektionsstörungen oder anderen Problemen sind die Münchner eine Anlaufstelle.

Die Corona-Krise mit dem mittlerweile zweiten Lockdown und immer noch mehr Homeoffice als früher hat dem von Phil Steinweber und Mariah Freya gegründeten Start-up einen Nachfrageschub beschert. Alleine auf Corona will Mariah Freya das Wachstum zwar nicht zurückführen. Auch die Änderung des Modells von der Buchung einzelner Kurse hin zu Abos führe zu höheren Nutzerzahlen.

Dennoch ist der Einfluss der Pandemie offensichtlich: Sobald die Menschen weniger ausgehen können und häufiger zu Hause sind, steigt die Lust auf die Lust. Und wer tagsüber im heimischen Büro sitzt, fühlt sich auch freier, nach Schlagworten wie Penismassage oder Bondage zu googeln.

#8 Packator – schnell und sicher vor die Haustür

Viele Geschäfte sind geschlossen. Und da die Menschen nicht mehr im Laden kaufen können, was sie benötigen, oder die Läden aus Sorge vor Ansteckung meiden, lassen sie sich die Dinge bringen. Kurierdienste haben Hochkonjunktur. Etwa Packator: Das Start-up wurde im Herbst 2015 von Dejan Jocic und Michael Walser gegründet. Im Frühjahr 2016 ist es in Berlin gestartet, ein Jahr danach wurde bundesweit ausgeliefert.

Das Start-up schreibt sich auf die Fahne, dass die Beauftragung der Kuriere einfach ist – per Telefon, über die Website oder direkt per API-Anbindung über das eigene Kassensystem.

Außerdem erfolgt die Zustellung schnell. Seit Beginn der Corona-Krise transportieren die Berliner mehr denn je. Sie liefern nach wie vor alles aus, von der Waschmaschine bis hin zu Dokumenten – jetzt aber viel häufiger Medikamente, außerdem Ausstattung fürs Homeoffice, Akten etc., da viele Angestellte derzeit von zu Hause aus arbeiten.

Die Packator-Chefs betonen, dass sie großen Wert auf Sicherheit legen. Die Ware wird per „kontaktloser Lieferung“ vor der Tür abgelegt, die Kuriere halten mindestens zwei Meter Sicherheitsabstand und tragen Handschuhe.

#9 KinderarztNOW.de – die virtuelle Sprechstunde

kinderarzt now corona 1200 Hilfe von Ärzten über Video und Telefon: KinderarztNOW ist auch für Eltern zu Hause da. (Screenshot: KinderarztNOW.de)

Seit Jahren entwickelt sich der Markt der Telemedizin. Hebammen bieten Telefon-Beratung an, Apps helfen bei Kopfschmerzen und und und. Seit dem Ausbruch des Coronavirus in Deutschland haben Online-Mediziner mehr Zulauf als je zuvor. Die Menschen wollen volle Arztpraxen meiden, gelten diese als Virenschleudern schlechthin. Dennoch brauchen sie Hilfe im Falle einer Erkrankung und suchen online nach Angeboten.

Ein ganz neues Online-Angebot richtet sich an Kinder bzw. deren Eltern. Am 26. März ist kinderarztNOW.de an den Start gegangen. Der Berliner Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Jan Falkenberg hat die Plattform ins Leben gerufen.

Jederzeit, auch an Wochenenden, an Feiertagen oder am Abend, beantworten Mediziner per Telefon oder Video Fragen besorgter Eltern.

Die Ärzte geben Tipps, um die Heilung zu beschleunigen, stellen aber auch Rezepte für notwendige Medikamente aus, die der Nutzer herunterladen kann.

Der früher angestellte Kinderarzt hat vor Ausbruch der Pandemie mit den Vorbereitungen für KinderarztNOW.de begonnen. Auch ohne das neuartige Virus sei die Videosprechstunde eine Entlastung für die Eltern – und daher eine Geschäftsidee mit Potenzial. Jetzt aber ist sie umso hilfreicher.

#10 Knick'n'clean – für einen virenfreien Kühlschrank

https://unsplash.com/photos/Eb6hMEhGlKY Auch ein sauber aussehender Kühlschrank kann Viren enthalten. Knick'n'clean macht ihnen den Garaus. (Foto: Unsplash)

Das Coronavirus ist hartnäckig. Tagelang bleibt es auf Oberflächen am Leben. Und Oberflächen sind eben auch alle Produkte und Lebensmittel, die man im Supermarkt ersteht oder sich nach Hause liefern lässt. Bereits 2006 hat der Hannoveraner Helrik Bobke Knick'n'clean gegründet. Er hat einen Stab für Kühlschränke und Kühlkammern entwickelt, der Bakterien, Schimmel, Sporen, Viren und Pilze eliminiert und somit für Frische und lange Haltbarkeit von Lebensmitteln sorgt.

Die Handhabung des mehrfach patentierten Produkts ist einfach: Man knickt den Stab, damit sich die Flüssigkeiten vermischen und die Stoffe miteinander reagieren können, und legt oder hängt ihn in den obersten Bereich des Kühlschranks. Eine Stunde später entfaltet der Stab seine Wirkung für die Dauer eines Monats.

Wie jedes Unternehmen, das Desinfektionsmittel und ähnliche Produkte anbietet, profitiert auch Knick'n'clean von der Pandemie. Die Menschen haben eine höhere Sensibilität für die Gefährlichkeit von Viren entwickelt und unternehmen alles Mögliche, um sich der infektiösen Biester zu entledigen. Bobke versichert, dass der Wirkstoff von Knick'n'clean vor dem Coronavirus schützt. Wissenschaftliche Studien hätten dies bewiesen.

#11 Netzklasse – Schule zu Hause

Seitdem die Schulen geschlossen sind, werden Homeschooling-Plattformen derart stark frequentiert, dass die Server zum Teil zusammenbrechen. Die anbietenden Start-ups müssen ihre Kapazitäten dringend ausbauen.

Es ist logisch, dass die Zugriffs- und Nutzerzahlen in die Höhe schießen. Bis vor Kurzem haben die Schüler in der Schule gelernt, jetzt arbeiten sie zu Hause am Rechner. Zum Beispiel mithilfe von netzklasse, dem jüngsten Produkt des Dresdner Start-ups Kuravisma.

Ende des vergangenen Jahres hat Gründer Christian Bohner das Nachhilfeportal bidi.one gestartet, am 25. März 2020 ist netzklasse.com live gegangen. Etwas früher als geplant, wegen Corona.

Lehrer und Schüler versammeln sich im virtuellen Klassenraum. Gemeinsam schreiben sie ans Whiteboard, lösen Aufgaben. Sie können miteinander sprechen, sich sogar sehen, sobald die Video-Funktion freigeschaltet ist. Noch ist der Service kostenlos. Ab August will Bohner ein Lizenz-Modell einführen. Um auch Kindern, die kein eigenes Endgerät besitzen, Zugang zur netzklasse zu ermöglichen, will das junge Unternehmen Bildungspartnerschaften ins Leben rufen, etwa mit Computer-Herstellern oder gemeinnützigen Institutionen.

#12 HappyPo – die kleine Dusche nach dem großen Geschäft

happypo 1200 Herrscht bei euch Klopapiermangel? Eine Podusche kann Abhilfe schaffen. (Foto: HappyPo)

Noch nie zuvor haben die Menschen so viel über Klopapier gesprochen und nachgedacht wie in diesen Tage. Manche gehen regelrecht auf Klorollen-Jagd. Denn leider sind die Regale in den Supermärkten und Drogerien seit Wochen häufig komplett leer.

Bereits 2017 haben Oliver Elsoud und Frank Schmischke HappyPo gegründet. Das Berliner Start-up hat eine Po-Dusche entwickelt. Corona war noch weit weg. Die beiden richteten sich an jene, die die herkömmliche Reinigung des Gesäßes nach dem Stuhlgang mit Klopapier nicht hygienisch genug finden.

Sie entwickelten die Po-Dusche, ein handliches Gerät, das optisch an eine elektrische Zahnbürste erinnert, nur ein bisschen größer. Es wird am Wasserhahn mit Wasser befüllt, bereitgelegt, und schließlich, wenn die Reinigung ansteht, in Position gebracht. Draufdrücken, sprühen – so einfach.

Die Innovation kam schon damals gut an. In der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ überzeugte das Duo die Investorin Dagmar Wöhrl. Sie beteiligte sich an der Firma. Seit der durch Corona verursachten Toilettenpapierknappheit im gesamten Land gehen die Umsätze der Berliner durch die Decke. Laut Elsoud haben sie sich binnen weniger Wochen verzehnfacht.

#13 Amorelie – Sexspielzeug für die Zeit zu Hause

Seit der Online-Shop für Erotik-Artikel Amorelie Anfang 2013 online ging, ist die Kundenzahl stetig gestiegen. Gründerin Lea-Sophie Cramer hatte einen Nerv getroffen: Viele Paare und Singles wollten Sex-Spielzeug nutzen. Nun konnten sie es anonym online bestellen.

Die Corona-Krise hat den Absatz weiter beflügelt. Verschiedene Produkte haben bis zu 30 Prozent zugelegt, etwa Vibro-Eier. Die Abnehmer seien vor allem Singles, die wegen Ausgangsbeschränkungen oder weil sie unter Quarantäne stehen, alleine zu Hause sind. Um immerhin 20 Prozent ist der Umsatz mit sogenannten Toy-Cleanern nach oben gegangen. Der Wunsch, alles zu desinfizieren und zu reinigen, geht offenbar sehr weit. Ebenfalls mehr gefragt sind derzeit Vibratoren, die via App gesteuert werden können. Amorelie vermeldet ein Plus von 15 Prozent.

Die Gründe für den Boom des Berliner Start-ups sind vielfältig: Einen Anteil daran dürften die geschlossenen stationären Läden haben. Vor allem aber: Wenn man nicht ins Kino, ins Schwimmbad oder in die Bar gehen kann, sondern fast ausschließlich in den eigenen vier Wänden hockt, wandeln sich die Freizeitbeschäftigungen entsprechend. Wie heißt das Motto dieser Tage so schön: „#StayTheFuckHome“. Oder besser: „StayHomeAndF...“

#14 einhorn products – optimaler Schutz

einhorn products 1200 Es ist nicht das drin, was ihr von Snacktüten kennt. (Foto: einhorn products)

Der Verkehr auf Deutschlands Straßen ist zurückgegangen, seit die Menschen aufgefordert wurden, nicht mehr nach draußen zu gehen. Der häusliche Verkehr hingegen hat Konjunktur. Das spüren auch die Hersteller und Vertreiber von Kondomen. Der Weltmarktführer Durex warnte kürzlich bereits vor möglichen Produktionsengpässen.

Aber es gibt ja noch andere Hersteller, etwa das 2015 von Waldemar Zeiler und Philip Siefer gegründete Start-up einhorn products. Von Beginn an waren die Einhorn-Kondome ein Renner. Das junge Unternehmen positionierte sich gänzlich anders als die etablierten Mitbewerber. Erstens ist einhorn ein Social Start-up, die Hälfte der Gewinne fließt in soziale und nachhaltige Projekte. Außerdem gibt sich das Berliner Unternehmen hip: Die Kondome werden in von Künstlern designte Chipstüten gefüllt. Das macht optisch was her.

Das Virus kann den Berlinern nichts anhaben. Im Gegenteil, der Umsatz geht in die Höhe. Erstens: Sie verkaufen sowohl online als auch in Drogerien, die nach wie vor geöffnet haben. Zweitens: Die Menschen sind verantwortungsvoller denn je. Das gilt offenbar auch beim Sex.

#15 Tomes/Idana – effiziente Anamnese

2016 haben Lucas Spohn, Jerome Meinke und Lilian Rettegi Tomes (Abkürzung für Tomorrow’s Medical Solutions) gegründet. Das Freiburger Start-up hat die Software Idana für eine digitale Anamnese entwickelt.

Die Idee dahinter: Die Anamnese, also die vor jedem Arztbesuch erforderliche Abfrage der relevanten Patientendaten zu Vorerkrankungen, Allergien, Medikamenten, Risikofaktoren etc., verschlingt viel wertvolle Zeit. Die Breisgauer haben diesen Prozess verschlankt und damit effizienter gemacht: Der Patient erhält, nachdem er einen Arzttermin vereinbart hat, per Mail oder QR-Code einen Link zum digitalen Fragebogen. Anschließend schickt er ihn verschlüsselt an die Praxis zurück, wo er eingepflegt wird.

Zusätzlich zu den herkömmlichen Anamnese-Bögen hat das junge Unternehmen vor wenigen Tagen einen speziellen Fragenkatalog zu Infektionen mit dem Coronavirus aufgelegt und online gestellt. Drei Monate lang wird dieser den Ärzten kostenfrei zur Verfügung stehen. Den Umsatz beflügelt das neue Produkt folglich nicht, zumindest nicht direkt. Aber die Gründer hoffen, damit ihre Bekanntheit zu steigern.

#16 advocado – der Anwalt im Internet

Seit einigen Jahren etablieren sich Legal Tech Start-ups, junge Unternehmen, die die Juristerei ins Netz verlagern. Eine dieser Firmen ist advocado. Das Greifswalder Unternehmen, gefördert unter anderem durch das Bundesministerium für Wirtschaft und die Europäische Union, ist seit 2014 eine Anlaufstelle für alle, die schnelle, transparente Rechtsberatung wünschen. Der Marktplatz bringt Mandanten und Anwälte zusammen.

advocado arbeitet mittlerweile mit 350 Partnerkanzleien zusammen. So kann das Unternehmen jedem Hilfesuchenden den passenden Fachanwalt vermitteln. Ein kostenloses Erstgespräch unterstützt das passgenaue Matching.

Seit Covid 19 grassiert, sind Internet-Anwälte ausgelasteter als je zuvor. Laut advocado-Gründer Maximilian Bock fragen derzeit vor allem junge Unternehmen nach Rat. Sie sind besonders betroffen von Umsatzeinbußen, wollen wissen, wie sie Kurzarbeiter-Regelungen handeln müssen oder was sie im Falle einer Zahlungsunfähigkeit zu beachten haben. Die Start-ups, die bei advocado anfragen, sind in vielen Belangen unsicher. Die Rechtslage ändert sich zum Teil täglich. Sie brauchen aber Klarheit und Rechtssicherheit. advocado setzt sich dafür ein.

#17 HelloFresh – kinderleicht Kochen

Lieferdienste haben Konjunktur. Dazu zählen vor allem solche, die Lebensmittel nach Hause bringen. Und im Windschatten derer wiederum agieren die Lieferanten von Kochboxen.

Vor einigen Jahren waren Kochboxen plötzlich das große Thema, immer mehr Start-ups kamen auf den Markt: Sie sind der ideale Dienst für alle, die zwar lieber kochen als sich fertig gekochte Menüs bringen zu lassen, dennoch schnell und bequem ein Mahl für die Familie zaubern wollen.

HelloFresh, 2011 in Berlin gegründet, befriedigt diese Wünsche: Das Unternehmen liefert Rezepte für mehrere Tage oder eine ganze Woche samt der darauf abgestimmten, grammgenau portionierten Lebensmittel. So kommt jeden Tag Abwechslung auf den Tisch, zudem frisch und selbst zubereitet, aber der Aufwand ist gering, ebenso sind die Anforderungen auch für weniger ambitionierte Köche recht niedrig.

Das Start-up ist mittlerweile an der Börse, im MDAX gelistet. Seit Ausbruch der Pandemie in Deutschland ist der Aktienkurs um gut fünf Prozent in die Höhe geschossen. Das ist nicht verwunderlich: Gegessen wird immer. Da die Restaurants geschlossen sind und die wenigsten nach Hause liefern, ist selber kochen angesagt. Die HelloFresh-Chefs Dominik S. Richter, Nils Herrmann und Björn Kuse profitieren davon.

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