b wie Businessplan: Mit dem richtigen Ton die Bank überzeugt!

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Im Rahmen der diesjährigen KfW Projektreise machten wir einen Stopp bei Gitarren Meckbach. Martin Meckbach machte seine Berufung zum Beruf und eröffnete einen Gitarrenbauladen in Berlin. Auch wenn Martin bereits genaue Vorstellungen von der Umsetzung seiner Geschäftsidee hatte und neben dem Gitarrenbau auch noch Betriebswirtschaft studierte, kam auch er nicht um den Businessplan herum. Wir sprachen mit Martin über seine Erfahrung im Umgang mit dem Businessplan als Existenzgründer.

 

Für-Gründer.de: Hallo Martin, wann hast du angefangen, dein Vorhaben, einen Gitarrenladen zu eröffnen, ernsthafter zu verfolgen und was waren die allerersten Schritte?

Martin von Gitarren Meckbach: Der Gedanke, ein eigenes Geschäft beziehungsweise eine eigene Werkstatt zu betreiben, hat mich als Gitarrenbauer seit Ende meiner praktischen Ausbildung im Jahr 2000 eigentlich immer – allerdings mal mehr mal weniger – begleitet. Erstmals konkreter wurde das Vorhaben 2011, als ich eine Tabelle erstellte, in der ich die wichtigsten Einnahmen und Ausgaben eines solchen Unternehmens mit den dazugehörigen Geschäftsvorfällen abbildete.

Voraussetzung dafür war bereits eine sehr konkrete Vorstellung des Unternehmens. Wenn es auf der Ausgabenseite beispielsweise darum geht, eine Raummiete zu veranschlagen, muss klar sein, wie der Platzbedarf ist, wo das Unternehmen ist und was dort der Quadratmeter kostet. Bei den geplanten Umsätzen durch Service-Arbeiten müssen greifbare Aufträge auf Stundenbasis heruntergebrochen werden, um realistische Werte zu bekommen.

Mit anderen Worten: Schon bei diesem ersten Schritt entstand ein sehr konkretes Abbild des Unternehmens in Zahlen, gepaart mit der inhaltlichen Vorstellung davon, wie mein Tagesablauf dann aussehen würde.

Meckbach_KfW Gitarrenbauer Martin Meckbach in seiner Werkstatt in Berlin-Prenzlauer Berg beim Arbeiten an einem Gitarrenhals. (Quelle: KfW-Bildarchiv / Thorsten Futh)

Für-Gründer.de: Was hast du zunächst über die Erstellung eines Businessplans gedacht?

Martin von Gitarren Meckbach: Ich dachte ursprünglich, ich bräuchte den Businessplan lediglich für die Darstellung meines Vorhabens gegenüber externen Kapitalgebern.

Außer ein paar Zahlenaufstellungen hielt ich eine ausführlichere Darstellung nicht für notwendig, da ich zum damaligen Zeitpunkt davon ausging, dass ich mein Unternehmen ohne Bankkredit hätte eröffnen können. Heute sehe ich das anders.

Für-Gründer.de: Was hat dich dann bewogen, doch einen Businessplan zu schreiben und wie bist du bei der Erstellung deines Businessplans vorgegangen?

Martin von Gitarren Meckbach: In der Zwischenzeit war aus meinem Single-Haushalt ein Haushalt mit Familienplanung geworden: Heute sind wir zu dritt. Vor dem Hintergrund, etwas mehr Geld zum Leben zu brauchen, habe ich meinen Plan noch einmal eine Nummer größer aufgezogen.

In der Zwischenzeit hatte ich mir vorgenommen, zusätzlich zu erspartem Eigenkapital auch Fremdkapital von einer Bank in Anspruch zu nehmen. Hierfür war ein Businessplan unabdingbar. Daraufhin habe ich mich im Internet schlau gemacht, wie so ein Businessplan idealerweise auszusehen hat und dabei zum ersten Mal gesehen, was so ein ausführlicher Textteil eigentlich ist.

Für-Gründer.de: Hast du Unterstützung bei der Erstellung benötigt? Hast du irgendeine Vorlage genutzt oder im Freistil geschrieben?

Martin von Gitarren Meckbach:

Mithilfe der Muster-Businesspläne aus dem Internet, die mir plausibel schienen, und die ja auch als verwendbar dargestellt waren, habe ich mich erstmal selbst ans Werk gemacht.

Die Inhalte sprudelten nur so aus mir heraus. Im Kopf war mir bereits lange klar, was ich vorhatte. Dann musste ich es einfach nur noch niederschreiben.

Für-Gründer.de: Welche Kapitel im Businessplan stellten für dich eine besondere Herausforderung dar?

Martin von Gitarren Meckbach:

Der Zahlenteil. Daran habe ich buchstäblich monatelang rumgefeilt, bis ich ihn in sich stimmig - und dabei realistisch – so weit ausgefeilt hatte, dass ich dachte: „So, jetzt kann ich das jemandem zeigen, der sich damit auskennt."

Für-Gründer.de: Wie konntest du die Herausforderungen meistern?

Martin von Gitarren Meckbach: Die Arbeit mit Zahlen und Tabellen war mir nicht ganz neu. Ich hatte Jahre zuvor den kaufmännisch-rechtlichen Teil III der Meisterprüfung in Form des Technischen Fachwirts gemacht und später berufsbegleitend BWL studiert.

Was aber glaube ich noch wichtiger war, war mein Berufsalltag in Marketing und Vertrieb. Hier habe ich praktisch täglich mit Kalkulationstabellen gearbeitet. Ich muss gestehen, ich habe auch ein Faible dafür. Irgendwann war das Zahlenwerk in sich stimmig und gleichzeitig konnte ich sagen: Ja, so kann es gehen.

Bevor ich den Plan zu meiner Bank geschickt habe, haben ihn allerdings noch meine Familie und eine Handvoll Freunde und Bekannte zu lesen bekommen.

Wichtig war dabei insbesondere, dass die Person, von der ich letztlich die wertvollste konstruktive Kritik und die detailliertesten Rückmeldungen erhielt, eben kein naher Verwandter war, sondern damals eigentlich nur ein eher ferner Bekannter, der aber bei einer Bank arbeitete. Entsprechend kritisch und nüchtern hat er sich den Plan angeschaut. Mit dieser Hilfe und natürlich auch den übrigen Rückmeldungen war der Businessplan dann auch im Feinschliff gut zu bewältigen.

Der Gitarrenbauladen konnte die KfW innerhalb kürzester Zeit überzeugen. (Quelle: Gitarren Meckbach) Der Gitarrenbauladen konnte die KfW innerhalb kürzester Zeit überzeugen. (Quelle: Gitarren Meckbach)

Für-Gründer.de: Was waren die wesentlichsten Erkenntnisse, die du durch den Businessplan gewinnen konntest?

Martin von Gitarren Meckbach: Die Ausformulierung des Textteils hat enorm viel Klarheit in meine Ideen gebracht. Auch wenn im Grunde alles vorher schon in meinem Kopf da war, hat mich die mehr oder weniger vorgegebene Struktur des Businessplans gezwungen, die Inhalte exakt auf den Punkt zu bringen.

Außerdem hat der Businessplan mir einmal mehr vor Augen gehalten, was für überzeugende Voraussetzungen ich als Person mit meinem bisherigen Werdegang mitbringe, um das geplante Unternehmen erfolgreich zu führen.

Irgendwie dachte ich das auch schon vorher, aber es schwarz auf weiß zu lesen, selbst wenn ich der Verfasser des Texts war mit dem Wissen, dass alles wahrheitsgetreu ist – das hat mich auch ein wenig stolz gemacht.

Unterm Strich hat dieses Ausformulieren mich also einmal mehr darin bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein. Es hätte ja genauso gut auch anders ausgehen können, dass ich plötzlich selber nicht mehr daran glaube, was ich da versuche aufzuschreiben. Außerdem hat mir das automatische Rechentool für den Zahlenteil deutlich gemacht, dass die Umsätze höher sein mussten, als ich ursprünglich dachte, damit das Unternehmen sich überhaupt tragen kann.

Für-Gründer.de: Dein Businessplan hat auch bei der Bank und der KfW überzeugt – was denkst du, waren die entscheidenden Punkte?

Martin von Gitarren Meckbach: Zunächst einmal, dass der Plan als Ganzes in sich rund und stimmig war. Im Speziellen meine persönlichen Voraussetzungen hinsichtlich Berufserfahrung und Branchenkenntnis, die Klarheit bezüglich meines Vorhabens, mein hoher Eigenkapitalanteil, an dem deutlich wurde: Ich mein's ernst!

Für-Gründer.de: Würdest du aus heutiger Sicht sagen, dass sich die Erstellung des Businessplans – mal abgesehen von der positiven Kreditzusage gelohnt hat?

Martin von Gitarren Meckbach: Auf jeden Fall!

Für-Gründer.de: Was würdest du anderen Gründern raten, die noch keinen Businessplan geschrieben haben?

Martin von Gitarren Meckbach: Schreibt einen! Und das liegt mir wirklich besonders am Herzen. Ihr wollt ja etwas Neues schaffen und auf die Beine stellen – euer eigenes Unternehmen. Die Idee dazu beginnt in eurem Kopf. Wenn alles gut läuft, wird die Idee zur Wirklichkeit.

Der Businessplan ist eine wunderbare Möglichkeit, den Weg für die Umsetzung zu ebnen, durch klare Annahmen, Vorgaben und Ziele, wie eine Art Brücke von der Idee zur Wirklichkeit.

Ich möchte euch außerdem raten: Fragt euch, ob das, was ihr vorhabt, wirklich das ist, was ihr aus voller Überzeugung tun wollt! Passt es zu euch und haben andere Menschen, vornehmlich eure Kunden, einen Nutzen davon? Think big, wenn ihr darauf Lust habt!

Und – last but not least – denkt daran: „If you can dream it, you can do it“ sagte Walt Disney einst – eines meiner absoluten Lieblingszitate.

Für-Gründer.de: Schaust du noch ab und an in deinen Businessplan und passt diesen an deine tatsächliche Entwicklung und die gewonnenen praktischen Erfahrungen an?

Martin von Gitarren Meckbach: Ja, ich lese hin und wieder darin. Dann freue ich mich über die Dinge, die nun so eingetreten sind. Der Plan erinnert mich gleichzeitig auch daran, was ich sonst noch vorhatte, was bisher noch nicht eingetreten ist. Die Anpassung an die tatsächliche Entwicklung mache ich jetzt – ein knappes Jahr nach Eröffnung meines Unternehmens – noch nicht. Es gibt aktuell noch genug offene Punkte des Businessplans, die in die Tat umgesetzt werden sollen.

Was ich allerdings mache, ist ein Soll-Ist-Abgleich der Umsätze. Das mache ich jeden Monat und rückblickend für jeden einzelnen Kalendertag. Die Kostenseite behalte ich auch im Blick – allerdings bis hierhin noch ohne Soll-Ist-Abgleich. Hier reicht mir die Beobachtung meines Kontostands und ein gesundes Augenmaß für anstehende Ausgaben.

Für-Gründer.de: Und zum Abschluss: Wie hat sich dein Laden entwickelt und wie geht es weiter?

Martin von Gitarren Meckbach: Das Geschäft und die Werkstatt haben sich gut und größtenteils gemäß meinem Plan entwickelt. Unabhängig von den detaillierten Ausführungen meines Businessplans in Text und Zahlen hatte ich die für mich wesentlichen Punkte, die Gitarren Meckbach ausmachen, in Bildform auf ein großes Blatt Papier gezeichnet. Da sind beispielsweise glückliche Kunden zu sehen, ein glücklicher Gitarrenbauer, schöne Geschäftsräume und einiges mehr.

Alles auf dem Bild ist so auch eingetreten. Außerplanmäßig sind meine zwei Mitarbeiter, aber das Werkstatt-Auftragsvolumen gab das glücklicherweise schon bald her. Auch die Verkaufsumsätze sind weit höher als erwartet. Da habe ich trotz Branchenkenntnis wohl zu konservativ gerechnet. Allerdings gehen damit auch höhere Kosten einher. Unterm Strich wiegt sich beides auf.

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Bezüglich der Weiterentwicklung: Es könnte sein, dass ich mich in Zukunft weiter spezialisiere. Obwohl die Gitarrenbranche ohnehin schon eine winzige Nische darstellt, habe ich manchmal den Eindruck, noch zu universell aufgestellt zu sein:

  • Gitarren Meckbach ist Einzelhandel für klassische Konzertgitarren und für Stahlsaitengitarren und alles erdenkliche Zubehör;
  • Gitarren Meckbach ist eine Reparaturwerkstatt für kleinen Service bis hin zu großen Restaurierungen;
  • Gitarren Meckbach ist eine Werkstatt für Gitarren-Neubau: Kürzlich hat mir ein Kunde einen entsprechenden Auftrag erteilt.

Das sind für mich alles erfreuliche Themenbereiche und spannende Herausforderungen, aber ich bin nicht sicher, ob sie perspektivisch alle unter einem Dach stattfinden müssen. Langfristig werde ich das für mein Unternehmen nur dann zulassen, wenn ich sicherstellen kann, dass wir weiterhin in jedem Teilbereich höchste Qualität abliefern.

Für-Gründer.de: Vielen Dank, wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung des Businessplans sowie neuer Ideen!

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