Was macht eigentlich ein CTO?
Der Chief Technical Officer ist verantwortlich für die technische Leitung eines Unternehmens. Aber was genau bedeutet das? Antworten und Tipps direkt aus der Alltagspraxis gibt uns Sascha Kuntze, Co-Founder und CTO beim IT-Unternehmen Breeze Technologies.
Gründer Daily: Hallo Sascha, welche Aufgaben und Ziele hat ein CTO?
Sascha von Breeze Technologies: Das ist sehr abhängig vom Stadium des Unternehmens. Ich war von Anfang an in einer Rolle, die sich sehr weiterentwickelt hat. Anfangs habe ich noch selbst Software geschrieben und war verantwortlich dafür, erste Prototypen der Hardware bei unseren Pilotkunden an den Start zu bringen.
Unsere Frage war damals: Hat unsere Idee Potenzial bzw. gibt es überhaupt Leute, die eine Nachfrage haben? Und welches Feedback bekommen wir vom Kunden?
Am Anfang hatte ich mit Management noch sehr wenig zu tun. Das Aufgaben- und Tätigkeitsfeld war im ersten Jahr noch ganz anders.
Dann hatten wir ein fertiges Produkt und die Ziele wurden größer. Und so hat sich auch die Rolle des CTOs entwickelt: Ich bin heute mehr mit Management- und Koordinationsaufgaben beschäftigt. Und ich habe inzwischen jeweils zwei Hard- und Software-Ingenieure unter mir.
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Als wir die ersten Kunden hatten, war klar: Irgendwann müssen wir die Geräte verschicken und bei Support-Fällen antworten. Damals hatten wir keinen dezidierten Operations Manager, ich war so nah an der Technik, dass die Kundenbetreuung in meinen Bereich fiel, unter anderem auch 1st Level Support.
Irgendwann waren wir bei einer Größe, wo ich mir dachte: Diese vielen verschiedenen Aufgaben kann ich mir als CTO gar nicht mehr leisten.
Also holten wir einen Head of Operations ins Boot, der die Aufgaben von mir übernommen hat.
GründerDaily: Und worauf konzentrierst du dich seitdem?
Sascha von Breeze Technologies: Meine Ziele lauten nun: Weiterentwicklung, unsere Produkte an die Anforderungen unserer Kunden anpassen, Wissensaufbau, Hardware-Management, sowie die Herstellung von Platinen und Gehäusen. Es gibt uns nun seit 5,5 Jahre Jahren. Wir sind selbstfinanziert und haben keinen Investor.
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Ohne diesen ist das natürlich ein langsameres aber organisches Wachstum mit unserem Produkt und unseren Projekten. In einer solch langen Zeit managst du den technologischen Bereich in all seinen Facetten.
Es kann sein, dass der CTO nah an der Technik bleibt oder schnell in das Management kommt. Das ist sehr abhängig von jedem einzelnen Unternehmen.
Gründer Daily: Welche Qualifikationen bzw. Eigenschaften muss ein CTO haben?
Sascha von Breeze Technologies: Du musst den Kern der Technologie beherrschen: Software und Hardware. Wenn wir Breeze ohne Entwickler gegründet hätten, dann hätten wir externe Hilfe gebraucht. Hilfreicher kann es sein, einen CTO im Gründerteam zu haben, der zumindest einen technischen Bereich umsetzen kann.
Ich konnte mich anfangs vermehrt um die Software kümmern, da ich von Haus aus Software-Entwickler bin und als IT-Berater gearbeitet habe. Da ich kein gelernter Hardware-Entwickler bin, wusste ich allerdings auch, dass wir Experten im Team auf Gebieten brauchen, wo ich kein detailliertes Know-how habe.
Gründer Daily: Eine gute Selbsteinschätzung gehört also dazu, um als CTO erfolgreich zu sein. Welche Situationen gilt es noch zu meistern?
Sascha von Breeze Technologies: Wenn du gründest, gibt es erst einmal nur Herausforderungen: Du musst dich diesen stellen und eine Lösung finden. Wenn du aufgibst, wirst du nicht erfolgreich sein. Jede Herausforderung kann überwunden werden, aber man braucht auch einen starken Willen, um das zu schaffen.
Das ist ein Mindset, das man als CEO und CTO haben muss: Alles ist neu, du musst deine eigene Rolle finden.
Gründer Daily: Braucht denn jedes Unternehmen einen CTO?
Sascha von Breeze Technologies: Das kann nicht pauschal beantworten. Es kommt immer darauf an, wie du dein Unternehmen aufbaust.
Ich hätte auch ein CPO sein können. Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, wie es eine solche Rolle benennen möchte.
Wer viel technologisch unterwegs ist, bei dem ist es sicherlich sinnvoll. Aber auch als CEO und CPO kann man ein Unternehmen gründen und Entwickler einstellen. Es gibt da kein richtig und kein falsch.
Gründer Daily: Welche Tipps und Kreativitätstechniken kannst Du uns und unseren Lesern für produktives Arbeiten geben?
Sascha von Breeze Technologies: Produktives Arbeiten ist für mich ein sehr wichtiges Thema. Ich folge der Getting-Things-Done-Methode (GTD) von David Allen. Mir hilft es enorm dabei, die vielen Aufgaben zu bewältigen, eine klare Tagesstruktur zu haben und Commitments nachverfolgen zu können, sodass man weiß: Von welcher Person erwarte ich welche Zulieferung? Damit die Projekte auch Fortschritte machen können.
Als junges Unternehmen ist Agile Developement der Stand der Dinge. Die Entwicklung sollte man in einer wirklich sauberen Form auch dokumentieren.
Es gibt dafür Tools wie Trello, die du nutzen kannst.
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Mit den Verantwortlichen sollte auch geschaut werden, wie man die Kunden mit Software- und Hardware-Weiterentwicklungen glücklich machen kann.
Am Ende des Tages hilft Kommunikation, der Austausch. Das war auch in der Corona-Krise zu spüren, als wir plötzlich im Homeoffice waren. Da mussten wir die Kommunikation entsprechend anpassen. Wir haben den Vorteil als Start-up, nicht in Konzernprozessen festzuhängen und so schnell Entscheidungen treffen zu können. Auch da lernt man nach Wochen und Monaten, die Kommunikation zu verbessern.
Gründer Daily: Wie kann ich messen, ob neue Maßnahmen zu mehr Produktivität in meinem Unternehmen geführt haben?
Sascha von Breeze Technologies: Durch eine ständige Kontrolle der Maßnahmen und durch eine Bewertung. Manchmal ist es auch schwierig quantifizierbar, das gehört dazu als Gründer bzw. Person auf C-Level. Wenn ein Ergebnis sich nicht quantifizieren lässt, sollte sich das C-Level-Team über Maßnahmen austauschen und schauen, was man verbessern kann.
Was uns betrifft: Wir sind ein kleines Team von elf Leuten. Bei einem Team von 50 Leuten hat man auch eine ganz andere Planbarkeit.
Gründer Daily:Wie sieht der typische Arbeitsablauf in eurem Team aus?
Sascha von Breeze Technologies: Wir nehmen uns das wichtigste Item vom Stapel und erledigen das. Unsere Arbeit verläuft nach dem Kanban-Style: Backlog, wie mit dem Head of Science oder dem CEO besprochen. Wir einigen uns, welche Items die wichtigsten sind, der Entwickler kann sich das Item vom Stapel nehmen und die Features umsetzen. Langfristig denken wir über KPI nach, aber im Moment fahren wir gut mit dem agilen Projektmanagement via Kanban.
GründerDaily: Vielen Dank für das Interview, Sascha. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!
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