Nicht verzetteln und auf das Bauchgefühl hören: ZAUBAR Gründerin gibt Tipps
Schon früh Verantwortung im Familienbetrieb übernommen und heute erfolgreiche Gründerin von ZAUBAR: Anne-Sophie Panzer kennt die Herausforderungen des Unternehmertums genau. Wie schafft man es, den Fokus zu behalten und sich nicht in endlosen To-Do-Listen zu verlieren? Welche Rolle spielt das Bauchgefühl bei wichtigen Entscheidungen? Anne-Sophie teilt ihre wertvollsten Tipps verrät, warum es so wichtig ist, auf sich selbst zu hören und klare Prioritäten zu setzen.
Für-Gründer.de: Was macht Zaubar genau?
Anne-Sophie Panzer: ZAUBAR ist eine KI-gestützte Plattform, die Unternehmen, Agenturen und kulturellen Institutionen eine einfache Möglichkeit bietet ihre Produkte und Angebote mit Spatial Agents (“Räumlichen Agenten”) zu vertreiben und zu präsentieren.
Mit der ZAUBAR-Plattform können Unternehmen über eine Zeile Code auf ihren Webseiten oder über besondere Out-of-Home-Marketingkampagnen, interaktive Markenerlebnisse und immersive Touren auf Straßen, in Messehallen, Ausstellungen, Stadien und U-Bahn-Stationen für Veranstaltungen starten.
Wie funktioniert die Technologie dahinter?
ZAUBAR nutzt generative KI zur Erstellung multimodaler Inhalte, ein benutzerfreundliches Spatial Agent-Content-Management-System zur Verwaltung von hauseigener KI-Pipelines, 2D- und 3D-Assets und Segmentation Foundational Segmentation und Tracking-KI & VPS-Technologie für die zentimetergenaue Platzierung von Inhalten – alles bequem über den Browser des Benutzers. Der Zugriff auf diese Erlebnisse erfolgt ohne Download über Instant Apps und App Clips, und über jede Art von Webseite.
Warum hast du ein Unternehmen gegründet, statt einen anderen beruflichen Weg einzuschlagen?
Ich stamme ursprünglich aus einem über 150 Jahre altem Familienbetrieb in Ostthüringen, meine Familie produziert und züchtet Dahlien. Meine Eltern, vor allem aber auch meine Mutter, waren mir da immer ein Vorbild, indem sie es einfach nie als Hindernis zugelassen hat, eine Familie und eine Firma als Geschäftsführerin zeitgleich zu haben.
Außerdem muss in einem Familienbetrieb immer jeder mithelfen, so habe ich seit meinem 14. Lebensjahr die vorbereitende Buchhaltung meiner Eltern erledigt und in den Ferien immer auf dem Feld mitgearbeitet. Das hat - auch wenn mir das damals sicherlich nicht so bewusst war - von Anfang an einen unternehmerischen Geist in mir entstehen lassen, der eigentlich fast zwangsläufig in einer Unternehmensgründung gipfelte.
Es ist witzig, dass ich das in meinem Studium noch nicht so erkannte und dachte, ich werde mein Glück mal in einem traditionellen Medienhaus finden. Aber man sagt ja auch: Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Nach meinem Master in Politik und Geschichte habe ich also zunächst bei mehreren Medienunternehmen gearbeitet, die jedoch oft altmodische und schwerfällige Geschäftsmodelle verfolgten und mich auch mit ihrer bürokratischen Schwerfälligkeit nervten. Das wollte ich unbedingt besser machen, und zwar selber, und so habe ich erkannt, dass das Unternehmertum genau das Richtige für mich ist.
Was waren bisher die größten Herausforderungen für den Aufbau eures Unternehmens?
Die größte Herausforderung war definitiv die operative Komplexität eines schnell wachsenden Startups. Es gibt viele Verantwortungsbereiche, von Management über Finanzen bis hin zur Produktentwicklung, die alle gleichzeitig jongliert werden müssen - und da jedes Startup klein anfängt, muss jeder anfangs mehrere Rollen ausfüllen und sich auch selbstständig darin einarbeiten. Auch uns selbst als Gründern ging das so und das ist sicherlich eine Typfrage, dass man so etwas als positive Herausforderung ansieht und annimmt.
Zudem passiert alles in sehr kurzen Zeiträumen, sodass man klare Prioritäten und Ziele setzen muss, um sich nicht zu verzetteln. Als Unternehmer kommst du morgens im Büro an und du fragst dich nie: Was könnte ich heute mal tun? Sondern immer: Was muss als Nächstes am wichtigsten erledigt werden?
Das soll überhaupt nicht fatalistisch klingen, aber man muss so einen Lebensstil schon mögen und ihn vor allem in stressigen Situationen auch mal mit Humor nehmen können und die Fähigkeit entwickeln, herauszuzoomen. Was meinem Mitgründer Stefan und mir dabei hilft, ist, dass wir ein Paar sind (und auch zusammen gegründet haben), uns immer wieder über den großen Kurs austauschen und alle großen Entscheidungen in der Firma zusammen treffen und uns dann auf den jeweils anderen im Kleinen einfach verlassen können.
Und noch ein Tipp an alle Jungunternehmer: Ich weiß, die niemals endende To-Do-List verführt einen, gerade in den ersten Jahren, oft dazu, noch bis nach Mitternacht im Büro zu sitzen. Das kann man eine Weile lang gut machen, aber es nagt auch irgendwann an einem. Besser: Morgens früh anfangen, wenn noch niemand da ist und abends, spätestens 1-2 Stunden nach eurem letzten Kollegen, dann auch mal das Licht ausmachen im Office und etwas Schönes draußen unternehmen.
Eine weitere Herausforderung war es, ein starkes Team aufzubauen, das diese Dynamik und den ständigen Wandel mitträgt. Das ist wirklich keine einfache Aufgabe - für keinen Unternehmer und keine Unternehmerin - und eigentlich ist es auch eine Aufgabe, die nie aufhört.
Wichtig ist hier zu erwähnen, dass “ein Team aufbauen” wirklich bedeutet, dass man viele Leute suchen muss, diese ausprobiert (und die einen natürlich auch!) und sich dann recht schnell entscheiden muss, ob es wirklich passt. Und da muss man natürlich viel kommunizieren, aber im Endeffekt auch wirklich auf sein Bauchgefühl hören.
Das klingt vielleicht nicht besonders hilfreich, aber jeder Unternehmer, der im Nachhinein eine Personalsituation reflektiert, die vielleicht nicht optimal verlaufen ist, wird feststellen: Mein Bauchgefühl hatte mir ja eigentlich von Anfang an gesagt, dass das kein guter Fit ist. Das sind Erfahrungen, die man im Laufe der Zeit macht und die nicht immer angenehm sind, aber an denen man auch wächst.
Und worauf habt ihr besonders geachtet?
Wir haben langfristige Ziele gesetzt und systematisch nach Ineffizienzen in unseren Abläufen gesucht, um diese zu optimieren. Struktur und Organisation waren dabei entscheidend, um den Überblick zu behalten. Außerdem war es mir wichtig, großartige Talente ins Team zu holen, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich gut zu uns passen. So konnten wir gemeinsam die Herausforderungen meistern und das Unternehmen erfolgreich voranbringen.
Welche Gründungsformalitäten waren für euch die größten Zeitfresser?
Wir haben versucht, von Anfang an pragmatisch und schlank zu arbeiten, um keinen unnötigen Aufwand zu betreiben. Daher haben wir uns bei den Gründungsformalitäten auf das Wesentliche konzentriert. So haben wir bspw. mit einem Mustervertag eine UG gegründet, um Kosten zu sparen am Anfang. Dennoch waren Themen wie die Anmeldung beim Finanzamt, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Erstellung eines Gesellschaftervertrags zeitintensiv. Ein guter Steuerberater wird euch da sehr viel Nerven und Zeit ersparen!
Durch diese effiziente Herangehensweise konnten wir ZAUBAR innerhalb von wenigen Jahren auf 20 Mitarbeiter skalieren und von Beginn an profitabel arbeiten, denn wir sind tatsächlich bis heute bootstrapped.
Du bist in diesem Jahr als Keynote-Speakerin auf der deGUT vertreten. Warum empfiehlst du den Besuch einer Gründermesse?
Der Besuch einer Gründermesse wie der deGUT ist eine großartige Möglichkeit, Wissen und Inspiration direkt von erfahrenen Unternehmer zu erhalten. Vieles, was in Büchern oder Online-Ressourcen nicht zu finden ist, kann man hier im persönlichen Austausch erfahren. Besonders wertvoll ist es, mit Menschen aus unterschiedlichsten Branchen und mit vielfältigen Erfahrungen in Kontakt zu kommen.
Man hat die Chance, nicht nur wertvolle Tipps und Best Practices zu sammeln, sondern auch potenzielle Mitgründer oder Geschäftspartner:innen zu treffen und sich mit dem Entrepreneur-Netzwerk der deGUT zu vernetzen. Diese direkten Begegnungen und Gespräche können oft den entscheidenden Impuls geben, um eigene Ideen weiterzuentwickeln.
Was möchtest du angehenden Gründerinnen und Gründern mitgeben?
Ich möchte angehenden Gründerinnen und Gründern mitgeben, nicht zu perfektionistisch zu sein und lieber schnell ins Handeln zu kommen. Werdet Teil von Netzwerken und sprecht offen über eure Arbeit, denn Sichtbarkeit ist enorm wichtig. Außerdem hilft es manchmal auch einfach, sich mit Leuten auszutauschen, die täglich ähnliche Erfahrungen machen wie ihr.
Kennt eure eigenen Stärken und Schwächen und habt diese immer im Blick, um gezielt daran zu arbeiten und euch weiterzuentwickeln. Versucht, immer mal rauszuzoomen aus allem, und euch und eure Unternehmung von außen zu sehen und vor allem auch im zeitlichen Verlauf: nämlich, dass Ups und Downs ganz normal sind. Das hilft beim Einordnen, vor allem wenn es mal etwas stressiger wird.
Denn: es geht immer weiter, und das ist auch gut so. Bloß nicht an einer einzigen Sache total aufhängen und darüber die Nerven verlieren.
Mein Motto ist es zumindest: Am Ende des Tages muss es einem immer Freude bereiten!
Für-Gründer.de: Vielen Dank Anne-Sophie.
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