Campusjäger: auf dem Boden schlafen für den Gründererfolg

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Das Unternehmen gründeten sie im Alter von 19 und 20 Jahren vor dem Start der ersten Vorlesungswoche ihres Studiums. Das Gründungskapital sparten sie sich zusammen, indem sie auf dem Wohnzimmerboden schliefen und ihre Zimmer an Gäste vermieteten. Ein Jahr später macht ihr Unternehmen, das mittelständischen Unternehmen und Start-ups junge, qualifizierte Mitarbeiter vermittelt, bereits einen sechsstelligen Umsatz. Martin Trenkle erzählt die Gründungsgeschichte von Campusjäger.

 

Für-Gründer.de: Hallo Martin, du und dein Team haben mit Campusjäger eine Art Personalvermittlung für studentische Mitarbeiter gegründet. Was macht euch so innovativ?

Martin Trenkle, Campusjäger: Der Markt für Personalvermittlung ist extrem spannend. Er ist ein Polypol, in dem sehr viele kleine, traditionelle Anbieter existieren. Im Gegensatz zu diesen ist unsere Vision sehr technologiegetrieben. Unser Ziel ist es, den klassischen Prozess einer Personalvermittlung zu automatisieren. Dafür haben wir ein eigenes System entwickelt, welches unsere Prozesse von der Akquise bis zur Fakturierung gestaltet. Trotz des hohen Automatisierungsgrads bieten wir unseren Kunden einen persönlichen, effizienten und individuellen Kontakt über einen eigenen Ansprechpartner.

Die drei Gründer Matthias Geis, Martin Trenkle und Jannik Keller Die drei Gründer Matthias Geis, Martin Trenkle und Jannik Keller

Für-Gründer.de: Wie unterscheidet ihr euch von Lebenslaufdatenbanken, wie man sie von großen Stellenportalen kennt?

Martin Trenkle, Campusjäger: Der Recruitingprozess von Start-ups und mittelständischen Unternehmen ist oft schlecht organisiert. Das liegt meistens an fehlender Zeit, einem niedrigen Budget und geringem Know-how. Wir möchten dieser Zielgruppe einen Ansprechpartner zur Verfügung stellen, der sie bei ihren Personalbeschaffungsmaßnahmen so effizient wie möglich begleitet.

Vor lauter Jobbörsen und Lebenslaufdatenbanken weiß man als Recruiter gar nicht, mit wem man zusammenarbeiten soll. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Besetzung aller studentischen Stellen, vom Praktikanten bis zum Berufseinsteiger. Durch den persönlichen Ansprechpartner und die direkte Beratung bieten wir eine vollumfassende Lösung. Aktuell arbeiten wir an einem Backend für Unternehmen, des auch viele organisatorische Aufgaben des Recruiters erleichtern soll. Auch aus Bewerbersicht unterscheidet sich Campusjäger stark von klassischen Lebenslaufdatenbanken oder Stellenplattformen.

Kandidaten, die aufgrund ihrer Profildaten als Topkandidat identifiziert werden, erhalten eine persönliche Betreuung.

Durch den engen Kontakt und die individuelle Unterstützung können Studenten so bereits wenige Tage nach ihrer Registrierung im Bewerbungsgespräch sitzen. So ein Angebot gibt es kein zweites Mal für Studenten.

Für-Gründer.de: Wer ist sowohl von Arbeitgeber als auch von Arbeitnehmerseite eure Zielgruppe?

Martin Trenkle, Campusjäger: Auf Arbeitgeberseite adressieren wir vor allem Start-ups und mittelständische Unternehmen. Die meisten Plattformen sind geflutet von Konzernanzeigen. Als Student hat man da Schwierigkeiten kleinere, spannende Unternehmen auszumachen. Durch unsere Zielgruppe setzen wir uns ab von klassischen Jobbörsen, wo solche Konzerne stark dominieren.

Campusjänger fokussiert sich auf die Vermittlung von Studenten und Absolventen Campusjäger konzentriert sich auf die Vermittlung von Studenten und Absolventen

Auf Kandidatenseite sind wir auf der Suche nach Studenten, die sich für ihre Fachrichtung faszinieren, sich neben dem Studium engagieren und auf der Suche nach spezifischen Jobs sind, die man nicht auf jeder Plattform finden kann. Aktuell umfassen unsere Stellen vor allem Jobs aus der Informatik und dem BWL-Bereich. Eine stärkere Differenzierung und größere regionale Ausbreitung ist ein großes Ziel von uns.

Für-Gründer.de: Über welche Marketingmaßnahmen erreicht ihr eure Zielgruppen?

Martin Trenkle, Campusjäger: Auf Studentenseite arbeiten wir mit einer klassischen Weiterempfehlung, die vor allem bei vermittelten Kandidaten sehr gut ankommt. Wenn geworbene Freunde einen Job finden erhalten Freund und Werber jeweils 50 Euro. Neben Offline-Aktionen und Advertising sind auch soziale Medien ein wichtiger Kanal, um unsere studentische Zielgruppe zu erreichen.

Auch auf Unternehmensseite ist die Weiterempfehlung durch bestehende Kunden ein zentraler Kanal für neue Kunden. Karriere- oder Personalmessen sind auch eine gute Gelegenheit, um potenzielle Unternehmen für unser Produkt zu begeistern.

Für-Gründer.de: Wie sieht euer Erlösmodell aus?

Martin Trenkle, Campusjäger: Wir haben ein sehr einfaches Geschäftsmodell. Für Studenten ist unser Angebot vollkommen kostenlos. Die Unternehmen zahlen ausschließlich, wenn ein empfohlener Kandidat eingestellt wird. Sie gehen also mit einer Zusammenarbeit kein Risiko ein. Sobald ein Student angestellt wird, ist die Prämie nach Anstellungsart gestaffelt: Praktikanten 500 Euro, Werkstudenten 800 Euro und Berufseinsteiger 15 % des Bruttojahresgehalts. Unsere Kunden sichern wir mit einer 30-Tage-Geld-Zurück-Garantie ab, falls der Vertrag in diesem Zeitraum vorzeitig beendet wird.

Für-Gründer.de: Wer sind eure Wettbewerber und wie unterscheidet ihr euch von diesen?

Martin Trenkle, Campusjäger: Klassische Personalberatungen oder -vermittlungen liegen preislich weit über uns und haben einen niedrigeren Effizienzgrad. Die Gebühren bei Jobbörsen müssen direkt bezahlt werden, obwohl das Ergebnis unklar ist. Gerade für Start-ups ist dieser Deal oft ein schlechtes Investment.

Für Studenten bieten wir einen persönlichen Ansprechpartner und vor allem ein System, das sie im Bezug auf ihre Bewerbung auf dem Laufenden hält. Bei Campusjäger wissen Bewerber ganz genau, ob ihre Bewerbung gerade gelesen wird, ob sie für ein Gespräch infrage kommen oder eine Absage erhalten haben.

Für-Gründer.de: Ihr habt bereits vor Beginn eures Studiums Campusjäger gegründet. Wie habt ihr euch finanzieren können?

Martin Trenkle, Campusjäger: Kurz vor der ersten Vorlesung haben wir im Alter von 19 und 20 Jahren Campusjäger gegründet.

In den ersten fünf Monaten haben wir oft auf dem Boden unseres Wohnzimmers geschlafen und unsere Schlafzimmer über Airbnb vermietet. Dies half uns die Anfangskosten für Werbung, Server und Software zu tragen. Da wir fast dauerhaft Gäste hatten, konnten wir uns gut finanzieren.

Dadurch, dass unser Geschäftsmodell früh Umsätze generiert hat, konnten wir uns im Anschluss aus dem laufenden Geschäft finanzieren. Während der ersten Monate haben wir viel auf die Seite gelegt, um die ersten Mitarbeiter anstellen zu können und in ein eigenes Büro zu ziehen. Ein Jahr nach Markteintritt Mitte 2014 hatten wir dann die 100.000 Euro-Umsatzgrenze geknackt.

Für-Gründer.de: Für sechs Monate wart ihr im Karlsruher Inkubator CyberLab stationiert. Hat euch die Zeit im Inkubator des Cyberforums weitergeholfen?

Martin Trenkle, Campusjäger: Ohne das CyberLab wären wir bei Weitem nicht dort, wo wir heute stehen. Gerade als junge Gründer, ohne praktische Vorerfahrung, hat uns die enge Betreuung durch bekannte und erfahrene Business Angels und Unternehmer enorm weitergeholfen. In regelmäßigen Milestone-Meetings mussten wir uns vor den Mentoren rechtfertigen und aktuelle Probleme offenlegen. Der Aufenthalt im Inkubator wurde im Endeffekt sogar auf neun Monate verlängert, was uns auch im Hinblick auf unsere Liquidität enorm weitergeholfen hat.

Für-Gründer.de: Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Martin Trenkle, Campusjäger: Im Jahr 2015 haben wir uns voll auf die Produktentwicklung konzentriert und unser internes System auf ein gutes Niveau gebracht. Das Ziel ist es nun, den Turbo anzuschmeißen und unseren Kundenstamm stark zu vergrößern. Auf Studentenseite möchten wir uns als DER beste Partner zur Suche von Praktika, Werkstudentenstellen und Berufseinstiegen etablieren.

Für-Gründer.de:  Was sind deine drei wichtigsten Tipps für Gründer?

Martin Trenkle, Campusjäger:

  • Alles ein bisschen besser machen: Diese Devise ist auch bei uns ganz wichtig: Kleine und vor allem wiederkehrende Funktionen und Aufgaben sollen in Hinblick auf Umsetzung und den Automatisierungsgrad immer wieder hinterfragt werden.
  • Markt- und kundenorientiert arbeiten: Wir hatten keinerlei praktische Vorerfahrung. Daher war es für uns enorm wichtig, eng am Kunden zu sein. Von Anfang an haben wir unser Produkt daher gemeinsam mit den ersten Kunden konzipiert und weiterentwickelt.
  • Skalierbare Strukturen aufbauen: Ein MVP ist schön und gut. Sobald man allerdings weiß, in welche Richtung es gehen soll, sollten die Strukturen skalierbar gemacht werden. Wir wurden durch spätere Veränderungen der Infrastruktur stark in unserer Entwicklung aufgehalten. Das würden wir heute mit Sicherheit anders machen.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview!

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