Nach über 100 Jahren Insolvenz: Traditionsbrauerei Rötz ist pleite

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Die Brauerei Rötz aus der Oberpfalz hat Insolvenz angemeldet. Nach über 100 Jahren steht der kleine Genossenschaftsbetrieb vor dem Aus. Er ist kein Einzelfall: In Deutschland schließen immer mehr Brauereien, besonders in Bayern. Branchenvertreter sprechen bereits von einem beginnenden "Brauereisterben" – ausgelöst durch hohe Energiekosten, Inflation und einen stagnierenden Bierabsatz. Wie tief reicht die Krise tatsächlich?

Silhouette einer Brauerei
Silhouette einer Brauerei (Symbolbild): Die Genossenschaftsbrauerei Rötz muss nach über 100 Jahren Insolvenz anmelden. Bild: Hans / Pixabay.

Genossenschaftsbrauerei Rötz e.G. meldet Insolvenz an

Die Genossenschaftsbrauerei Rötz e.G., gegründet 1921, hat beim Amtsgericht Regensburg Insolvenz angemeldet. Das Verfahren trägt die Aktennummer 2 IN 582/25. Am 13. Oktober 2025 wurde die vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet, um das Vermögen der Genossenschaft zu sichern.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht Dr. Hans-Peter Lehner, einen erfahrenen Regensburger Rechtsanwalt.

Die Brauerei gehört 37 Genossenschaftsmitgliedern, meist Wirten aus der Region, und beschäftigte zuletzt neun Mitarbeiter. Sie ist bekannt für Biere wie das Josefi-Märzen oder die Guttensteiner Halbe. Regionale Klassiker, die in vielen Wirtshäusern der Oberpfalz ausgeschenkt wurden.

Laut Medienberichten wurde das Verfahren eingeleitet, nachdem die laufenden Kosten nicht mehr zu stemmen waren. Ziel ist nun, zu prüfen, ob eine Fortführung oder ein Verkauf möglich ist.

Wie kam es zur Pleite?

Neben Energie schlagen auch Rohstoffe, Glas, Etiketten und Logistik zu Buche. Gleichzeitig sinkt der Bierabsatz in Deutschland seit Jahren kontinuierlich. Kleinbrauereien trifft das doppelt: Sie haben geringere Margen, keine Skaleneffekte und kämpfen mit einer überalterten Kundschaft. Während Großbrauereien in den Export oder alkoholfreie Sorten investieren, fehlt den Regionalen oft Kapital und Know-how.

Hinzu kommt: Genossenschaftlich geführte Betriebe wie Rötz haben häufig begrenzte Entscheidungsspielräume und kaum Eigenkapital. Investitionen in Effizienz oder Vermarktung sind schwer umzusetzen. Wenn dann mehrere schlechte Jahre zusammenkommen, reicht eine Kostenwelle und die Liquidität bricht ein.

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Rötz ist kein Einzelfall

In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der deutschen Brauereien laut Deutschem Brauer-Bund um 93 Betriebe zurückgegangen. Ein Minus von rund 6 %. Allein im Jahr 2024 schlossen 52 Brauereien, besonders viele in Bayern. Auch andere Traditionshäuser kämpfen ums Überleben:

  • Die Privatbrauerei Märkl in Freudenberg gab 2025 nach Jahrhunderten auf.

  • Die Franken Bräu Holding meldete 2021 Insolvenz an.

  • Die Spessart-Brauerei in Kreuzwertheim kämpft aktuell in einem Insolvenzverfahren um ihre Rettung.

  • Selbst Branchenriese Oettinger schließt Standorte und warnt vor einem "Erdrutsch" im deutschen Biermarkt.

Bierkonsum im Sinkflug

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) fiel der Inlandsabsatz deutscher Brauereien 2024 gegenüber 2023 um 1,4 % auf 8,3 Milliarden Liter – das sind 13,7 % weniger als 2014. Der Brauer-Bund spricht von "massiver Konsumzurückhaltung". Besonders jüngere Zielgruppen greifen seltener zum Bierglas. Alkoholfreie Sorten boomen, während klassische Biere verlieren.

Die Insolvenz der Genossenschaftsbrauerei Rötz steht damit exemplarisch für eine Branche im Wandel. Was in der Oberpfalz passiert, zeigt im Kleinen, was deutschlandweit droht: Traditionsbetriebe geraten zwischen Kostenexplosion, Konsumwandel und fehlender Investitionskraft.
Ob Rötz einen neuen Eigentümer findet oder endgültig vom Markt verschwindet, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Sicher ist nur: Ohne neue Ideen und moderne Strukturen wird es für viele kleine Brauereien schwer, in diesem Markt zu bestehen.

 

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