Valuedesk Unternehmen gründen mit 46: Saas-CEO im Interview

"Mit 46 ein Gründer-Opa? Ich sehe das anders!"
Für-Gründer.de: Ein Medium hat dich ja in einer Headline auch direkt mal als Gründer-Opa bezeichnet. Insofern müssen wir direkt loslegen: In welchem Alter warst du damals, als du gegründet hast – und in welcher beruflichen Situation?
Torsten Bendlin: Ich war 46 Jahre alt, also noch ein recht junger Opa, wenn man das so sehen möchte. Tatsächlich wurde ich zu dem Thema oft angesprochen. Und es gab viel Widerstand im Netz: Man ist doch kein Gründer-Opa, nur weil man mit 46 gründet. Ich finde, das sollte man mal challengen. Heterogenität in Gründerteams heißt für mich nicht nur Geschlecht oder Hautfarbe, sondern eben auch Alter.
Für-Gründer.de: Was war deine Gründergeschichte?
Torsten Bendlin: Ich war Einkaufsleiter eines großen mittelständischen Unternehmens. Nach jeder Beratung blieben PowerPoint-Folien und Excel-Tabellen voller Maßnahmen übrig – umgesetzt wurde wenig. Daraus entstand meine Motivation: Ich wollte das Problem besser lösen. Das ist bis heute mein Antrieb. Mein Tipp: Startet aus einer intrinsischen Motivation heraus, etwas wirklich besser machen zu wollen – und nicht mit dem Ziel, den großen Exit zu jagen.
Familie und Sicherheit: "Das war kein Mondflug"
Für-Gründer.de: Was hat deine Familie dazu gesagt? Schließlich sind Gründer über 40 deutlich seltener.
Torsten Bendlin: Ich habe zwei Kinder, die damals um die 16 waren. Ich war alleinerziehend und habe sie in den Prozess eingebunden. Viele sagten, ich sei wahnsinnig mutig. Aber ich finde, das war kein Mondflug. Es gab kein echtes Risiko. Die Downside war: Vielleicht hätte ich wieder als Einkäufer gearbeitet. Klar, wir mussten Abstriche machen – keine USA-Reisen mehr, ein altes Auto fahren. Aber wenn man intrinsisch motiviert ist, spielt das keine Rolle.
Für-Gründer.de: Dein Gehalt war vor der Gründung sicher höher. Wie war das für dich?
Torsten Bendlin: Das ist heute übrigens immer noch so. Ich habe noch nicht das Gehalt von vor acht Jahren. Aber das ist nicht schlimm.
"Was mir fehlte, war die Umsetzung"
Für-Gründer.de: Du warst ursprünglich kein Software-Entwickler. Was hat dich zur Gründung von Valuedesk qualifiziert?
Torsten Bendlin: Ich habe Geschäftsmodell, Netzwerk und Geld von Unterstützern mitgebracht. Was mir fehlte, war die Umsetzung. Dafür habe ich Menschen gebraucht, die das können – und die habe ich gefunden.
Für-Gründer.de: Welche Tipps hast du, wenn es zur Trennung von Co-Foundern kommt?
Torsten Bendlin: Macht euch vom ersten Tag an bewusst, dass es wahrscheinlich irgendwann auseinandergeht. Setzt Verträge auf, die das klar regeln. Und kommuniziert offen – erst untereinander, dann im Team. Bei uns war klar, dass meine Co-Founder irgendwann ihr eigenes Ding machen wollen. Trotzdem hat es mich getroffen, als sie gegangen sind. Aber ich habe neue Menschen gefunden, mit denen ich sofort wieder gründen würde.
Vertrieb: "Eines der meist unterschätzten Themen"
Für-Gründer.de: Was ist dein Tipp oder dein Ratschlag für angehende Gründer?
Torsten Bendlin: Geht in ein Gründungszentrum, lernt digitale Geschäftsmodelle – die ticken ein bisschen anders. Und wenn möglich: Arbeitet für ein, zwei Jahre in einem Start-up, das etwas weiter ist. Da lernt ihr die typischen Fehler günstiger. Und habt im Gründerteam unbedingt jemanden, der Vertrieb liebt. Vertrieb ist eines der meist unterschätzten Themen. Und das beste Kapital ist nicht von Investoren, sondern von euren Kunden.
Für-Gründer.de: Danke für das Gespräch und die Einblicke, Torsten Bendlin.
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