Manager Magazin Die zehn reichsten Deutschen: LIDL, BMW und Aldi dominieren

Die 10 reichsten Deutschen 2025 laut Manager Magazin
Das manager magazin publiziert jährlich sein Sonderheft "Die 500 reichsten Deutschen". Vermögensschätzungen basieren auf Beteiligungen, Grund- und Immobilienbesitz, Aktien, Kunst sowie eingebrachtem Kapital in Unternehmens- oder Familienstiftungen.
Hier die Top 10 2025:
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Lidl- und Kaufland-Besitzer Dieter Schwarz: 46,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 43,7 Mrd. Euro)
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Susanne Klatten und Stefan Quandt (BMW): 36,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 34,4 Mrd. Euro)
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Aldi-Clan Albrecht und Heister: 27,7 Mrd. Euro (Vorjahr: 27 Mrd. Euro)
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Familie Merck: 24,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 33,8 Mrd. Euro)
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Familie Reimann (JAB Holding, Coty): 24 Mrd. Euro (Vorjahr: 31,3 Mrd. Euro)
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Klaus-Michael Kühne (Kühne+Nagel, Hapag-Lloyd, Lufthansa): 23,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 29 Mrd. Euro)
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Familie Henkel: 19,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 24,6 Mrd. Euro)
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Andreas von Bechtolsheim: 18,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 17,7 Mrd. Euro)
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SAP-Vorsitzender Hasso Plattner: 17,7 Mrd. Euro (Vorjahr: 16,9 Mrd. Euro)
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Familie Theo Albrecht jr. und Familie Babette Albrecht: 17,6 Mrd. Euro (Vorjahr: 18,9 Mrd. Euro)
Warum Erbe und Dynastien dominieren
Die Liste offenbart tiefere Strukturen: Die Vermögenselite Deutschlands ist weniger durch disruptive Gründer, sondern durch familiäre Kontinuität gekennzeichnet. Viele der Top-10 gehören Familienunternehmen oder stammen aus Generationen, die Vermögen aufgebaut haben. Die Erbin Susanne Klatten oder Stefan Quandt stammen aus Erblinien von BMW. Der Aldi-Clan ist ein Paradebeispiel für Konsolidierung über Generationen hinweg.
Komplexe Beteiligungs- und Stiftungskonstrukte verschleiern oft die Herkunft und Konsolidierung von Vermögen. Vermögensbewertungsverfahren berücksichtigen eingebrachtes Kapital in Stiftungen und Firmengebilde. Das macht es schwer, die "aktive Gründungsleistung" zu isolieren.
Familiäre Netzwerke, Zugang zu Kapital und Sicherheit im Risiko sind oft nur innerhalb der oberen Schichten möglich. Ein Nachfolger hat in vielen Fällen weniger Hürden beim Zutritt zu Investoren oder Krediten. Das verstärkt die Begrenzung des "Neuzugangs" in die Elite.
Wachstum innerhalb dieser Kreise setzt sich fort, solange Barrieren hoch bleiben. Wenn wenige Zugänge existieren, bleibt das System relativ stabil. Das macht neue Aufsteiger selten.
Diese Aspekte werfen Fragen auf: Wie offen ist das deutsche System für radikale Aufsteiger? Wie stark blockiert das bestehende Vermögen die Innovationskraft und Chancengleichheit?
Was ist mit Startups und Unicorns?
Während die Albrechts, Klattens und Würths ihr Vermögen über Generationen sichern, kämpfen Gründer in Deutschland noch immer um den ersten Investor, den passenden Fördertopf oder eine schlanke Bürokratie. Es ist ein ungleicher Wettlauf: oben das Kapital, unten die Ideen. Wer heute gründet, hat in der Regel keinen Zugang zu milliardenschweren Familienfonds, sondern zu Excel-Sheets, Förderanträgen und Coworking-Küchen. Und doch entsteht dort – in Berlin, München, Leipzig oder Karlsruhe – das, was langfristig über die Zukunft des Wirtschaftsstandorts entscheidet: neue Firmen, neue Märkte, neue Chancen.
Im Jahr 2024 wurden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland rund 120.900 Betriebe mit signifikanter wirtschaftlicher Relevanz gegründet. Das ist ein Anstieg von ca. 2,1 % gegenüber 2023. Der Startup Verband dokumentiert, dass die Gründungsaktivität 2024 gegenüber 2023 um etwa 11 % zulegte, womit das Jahr das zweitstärkste Gründungsjahr seit 2019 ist. Diese Zahlen zeigen: Es gibt eine belebte Gründerszene – doch sie reicht (noch) nicht, um das Vermögensgefüge an der Spitze aufzubrechen.
Die Energie ist also da. Nur: Sie kommt nicht oben an. Während die Superreichen ihre Firmenimperien vererben, schaffen es neue Gründer selten, durch diese gläserne Decke zu stoßen. Sie bauen Firmen auf, die wachsen, Arbeitsplätze schaffen und Innovationen treiben. Doch zwischen einem gut laufenden Startup und einem Vermögen in Milliardenhöhe liegen Welten.
Deutschland zählte laut Statista 2024 rund 31 Unicorns, also Startups mit einer Bewertung von über einer Milliarde Euro. Namen wie Celonis, N26 oder Flix stehen für die moderne Gründerkultur. Doch hinter den Erfolgsstorys steckt ein ernüchterndes Muster: Die meisten Unicorns sind auf ausländisches Kapital angewiesen, und wenn es um Börsengänge geht, zieht es viele von ihnen lieber nach New York als nach Frankfurt. Nur etwa die Hälfte der Unicorn-Gründer würde laut einer Umfrage von Bitkom heute wieder in Deutschland gründen.
Erbe gegen Ideen
Der Gegensatz könnte kaum größer sein: Hier die Erben, die Vermögen verwalten, dort die Gründer, die Ideen verteidigen. Auf der einen Seite Stiftungen, die ihr Kapital vermehren. Auf der anderen Seite Startups, die um jede Anschlussfinanzierung ringen. Deutschland ist nicht arm an Ideen. Aber es ist erstaunlich reich an Barrieren.
Am Ende bleibt der bittere Befund: Die Gründerszene wächst. Sie wird sichtbarer, lauter, selbstbewusster. Doch das allein reicht noch nicht, um das Gefüge an der Spitze zu verschieben. Solange Kapital, Macht und Netzwerke in den Händen weniger bleiben, bleibt Reichtum auch unter Unternehmern eine Frage der Herkunft.
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Quellen:
Bild: Deutschland hat so viele Milliardäre wie noch nie
bitkom: Unicorns: Nur die Hälfte würde wieder in Deutschland gründen
Startup Verband: Startup-Neugründungen in Deutschland Januar-Dezember 2024
Statista: Deutsche Einhörner und wo sie zu finden sind
Statistisches Bundesamt: Erneut mehr Betriebsgründungen als Betriebsaufgaben im Jahr 2024