Nach 120 Jahren Insolvenz: Strickmaschinenhersteller Mayer & Cie. vor dem Aus

Umsatz halbiert, Kosten explodiert
Der Umsatz ist im vergangenen Jahr um fast 50 % eingebrochen. Zeitgleich sind die Kosten für Energie, Material und Personal gestiegen. Der entscheidende Schlag aber kam aus Fernost: Chinesische Hersteller fluten den Weltmarkt mit hochsubventionierten Maschinen zu Dumpingpreisen. Mayer & Cie. konnte da nicht mithalten.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die Folgen des Ukraine-Kriegs verschärften die Absatzkrise zusätzlich. Vor allem in wichtigen Märkten wie der Türkei oder Bangladesch stockte zuletzt der Absatz – ausgerechnet dort, wo Mayer & Cie. lange stark war.
280 Mitarbeiter betroffen: Sanierung in Eigenregie geplant
Mit der Insolvenz in Eigenverwaltung versucht Mayer & Cie., die Kontrolle über die eigene Zukunft zu behalten. Das operative Geschäft soll weiterlaufen. Die rund 280 Mitarbeiter erhalten für die kommenden drei Monate Insolvenzgeld. Begleitet wird der Prozess vom Stuttgarter Sanierungsexperten Martin Mucha (Kanzlei Grub Brugger) sowie dem vorläufigen Sachwalter Ilkin Bananyarli von Pluta. In einer Betriebsversammlung wurde klar: Noch ist nicht alles verloren. Ziel ist es, das Unternehmen zu entschulden, das Kerngeschäft zu sichern und zukunftsfähig aufzustellen.
120 Jahre Tradition: Die Geschichte von Mayer & Cie.
Gegründet 1905, gehörte Mayer & Cie. über Jahrzehnte zu den Weltmarktführern im Bereich Rundstrickmaschinen. Das Unternehmen entwickelte bahnbrechende Technologien wie die Relanit-Maschinen und belieferte Textilhersteller rund um den Globus. Später kamen Flechtmaschinen für die Auto- und Luftfahrtindustrie hinzu. Mayer & Cie. blieb immer ein Familienbetrieb. Aktuell wird es in vierter Generation von Benjamin, Marcus und Sebastian Mayer geführt. Bereits 2009 hatte das Unternehmen eine Sanierung durchlaufen, damals erfolgreich.
Maschinenbau in der Krise
Die Insolvenz ist auch ein Spiegelbild der Lage im deutschen Maschinenbau. Laut Branchenumfragen denkt fast jeder vierte Betrieb derzeit über Stellenabbau nach. Die Auftragslage ist angespannt. Die Energiepreise hoch. Viele Unternehmen kämpfen mit Finanzierung und Nachfolgeproblemen. Besonders hart trifft es spezialisierte Nischenanbieter wie Mayer & Cie., deren Exportmärkte derzeit schwächeln. In der Textilbranche selbst ist die Lage kaum besser: Viele Abnehmer in Asien und Osteuropa reduzieren Investitionen oder wandern zu günstigeren Anbietern ab.
Was jetzt zählt: Vertrauen und ein tragfähiger Sanierungsplan
Ob Mayer & Cie. eine Zukunft hat, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Entscheidend wird sein, ob die Geschäftsführung gemeinsam mit den Gläubigern einen überzeugenden Sanierungsplan vorlegt. Möglich wäre eine Fokussierung auf profitable Nischen, ein neuer Investor oder auch eine übergeordnete Branchenlösung.
Für Gründer, Selbstständige und Unternehmer lohnt sich der Blick auf solche Entwicklungen doppelt. Sie zeigen, wie schnell externe Faktoren wie geopolitische Spannungen, Marktverschiebungen oder Preisverfall selbst etablierte Geschäftsmodelle ins Wanken bringen können. Umso wichtiger ist es, das eigene Unternehmen robust aufzustellen und vorbereitet zu sein: fachlich, strategisch und mental.
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Quellen:
Tagesschau: Strickmaschinenhersteller Mayer & Cie. aus Albstadt insolvent