Altersvorsorge für Selbstständige: Überblick und Tipps

Selbstständige müssen sich selbst um ihre Altersvorsorge kümmern. Anders als Arbeitnehmer können sie zumeist wählen, wie sie vorsorgen. Die Optionen reichen von der gesetzlichen Rentenversicherung über die Basisrente bis hin zu ETFs. 
 
Doch welche Altersvorsorge für Selbstständige ist die beste? Wir erklären, wie Sie Ihre Rente als Selbstständiger individuell am sinnvollsten gestalten.

Von
Chefredakteur

Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

Das Wichtigste auf einen Blick
  • Selbstständige müssen ihre Altersversorgung eigenständig planen, um Altersarmut zu vermeiden. 
  • Staatliche, private Renten sowie Aktien, ETFs und Immobilien können die Rentenlücke schließen.
  • Selbstständige sollten strategisch investieren und ihre Anlageformen breit aufstellen. 
  • Zusätzliche Versicherungen helfen im Fall von Erwerbsausfall durch Krankheit oder Unfall.  

  | Rente für Selbstständige: Warum die eigene Vorsorge wichtig ist

Wer nicht privat vorsorgt, dem droht die Altersarmut. 2022 bezog mehr als eine halbe Million Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung, Tendenz steigend. Ein Schicksal, dem Sie mit Eigeninitiative entgegenwirken können.  

In Deutschland gilt für Selbstständige keine Rentenversicherungspflicht. Und oft steht bei Gründern beim Start in die Selbstständigkeit das aktuelle Tagesgeschäft im Fokus. Wer später den erarbeiteten Lebensstandard halten möchte, sollte sich frühzeitig um das Thema Altersvorsorge kümmern. 

Die gute Nachricht: Bisher geleistete Zahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung gehen nicht verloren. Doch sich nur auf diesen Sockel, den Sparstrumpf und erfolgreich laufende Geschäfte als Altersvorsorge zu verlassen, ist keine gute Idee.  
 
Zu Beginn Ihrer Überlegungen zum Thema Altersvorsorge als Selbstständiger sollten Sie sich drei wichtige Fragen stellen:  

  • Wie hoch sind meine bisherigen Rentenansprüche?  
  • Welche Lebenshaltungskosten werde ich im Alter haben, und was möchte ich mir zusätzlich gönnen?  
  • Welches Budget habe ich aktuell für eine Altersvorsorge? 

Diese Auflistung wird Ihnen zeigen: Die (bisher erworbene) gesetzliche Rente wird als Altersvorsorge nicht reichen.

Zur Orientierung: Wer über 45 Jahre durchschnittlich verdient hat, kann ungefähr mit einer Rentenzahlung in Höhe der Hälfte seines letzten Nettoeinkommens rechnen. Doch viele Arbeitnehmer kommen gar nicht auf 45 Beitragsjahre. Und oft steigt das Gehalt auch erst mit den Jahren. 

Die Aussicht, selbst im Idealfall später nur die Hälfte des bisherigen Nettolohnes zur Verfügung zu haben, stimmt nicht optimistisch.  

Besonders bei Frauen klafft seit jeher eine große Lücke zwischen ausgezahlter Rente und eigentlichem Bedarf. Dies liegt größtenteils an schlechterer Vergütung geleisteter Erwerbsarbeit und langen Ausfällen durch Kindererziehung oder die Pflege Angehöriger. Die durchschnittliche Rentenlücke von Frauen liegt aktuell bei etwa 49%.  

Viele Selbstständige schieben das Thema Altersvorsorge lange vor sich her, weil es zu undurchsichtig erscheint. Die Fülle an Informationen auf Finanztip-Plattformen kann überwältigen. Viele beginnen auch nicht rechtzeitig damit, kleinere Beiträge zur Seite zu legen.

Dabei gibt es eine Menge Möglichkeiten, die Rente in die eigene Hand zu nehmen. Und die Aussicht auf eine bessere finanzielle Situation im Alter motiviert zusätzlich. Wir zeigen Ihnen wie’s geht! 

Vier gute Gründe für eine starke private Altersvorsorge

Höhere Lebenserwartung: Wir werden immer älter. Die Lebenserwartung liegt momentan für Männer bei etwa 78 und für Frauen bei rund 83 Jahren.

Höhere Lebenshaltungskosten: Vor allem die Mieten steigen kontinuierlich. Mit einer kleinen Rente sind die Erhöhungen irgendwann nicht mehr schulterbar.

Höhere Ausgaben für Gesundheit: Mit dem Alter steigt das Risiko für bestimmte Krankheiten. Die Therapie kann zur großen finanziellen Belastung werden.

Niedrige gesetzliche Rente: Besonders Frauen sehen sich mit der sogenannten Rentenlücke konfrontiert. Aber auch allen anderen droht die Altersarmut.

  | Gesetzliche Rentenversicherung: Pflicht oder freiwillig?

Für Selbstständige in bestimmten Berufsgruppen besteht in Deutschland die Pflicht, sich in der gesetzlichen Rentenversicherung zu versichern. Für alle anderen Selbstständigen besteht keine Versicherungspflicht. Sie haben die Möglichkeit, sich freiwillig gesetzlich zu versichern.  

Der Regelbeitrag zur Rentenversicherung für versicherungspflichtige selbständig Tätige und freiwillig Versicherte beträgt 2024 657,51 Euro monatlich in den alten und 644,49 Euro monatlich in den neuen Bundesländern

Wir stellen die pflichtversicherten Berufsgruppen vor. Und wir zeigen auf, ob es für Sie sinnvoll sein könnte, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen.

Selbstständig pflichtversichert – diese Berufe sind betroffen 

Eine Pflicht zur gesetzlichen Rentenversicherung gibt es in Deutschland für sogenannte “besonders schutzbedürftige” Berufsgruppen. Zu diesen Gruppen mit Versicherungspflicht gehören u.a. selbstständig tätige 

  • Lehrer (ggf. auch Coaches, Trainer und Nachhilfelehrer) 
  • Erzieher (auch Tagesmütter)  
  • Pflegekräfte (z.B. Säuglings- und Kinderpflege) 
  • Hebammen 

Auch freiberufliche Seelotsen und zur Besatzung eines Schiffs gehörende Küstenschiffer und -fischer sind versicherungspflichtig. Seelotsen müssen dabei im öffentlichen Auftrag tätig sein. Für Küstenfischer gilt, dass sie ihre Tätigkeit ohne Fahrzeug ausüben müssen. Seelotsen und Küstenschiffer und -fischer müssen sich nicht selbst um ihre Versicherung kümmern. Ihre Vereinigungen übernehmen das für sie.

Selbstständige Handwerker gehören in der Regel ebenso zu den Pflichtversicherten in der gesetzlichen Rentenversicherung. Ob sie versicherungspflichtig sind, hängt davon ab, ob sie ein zulassungspflichtiges, zulassungsfreies oder handwerkerähnliches Gewerbe ausüben und ob sie in die Handwerksrolle eingetragen sind.

Die Pflichtversicherung soll diesen Berufsgruppen eine grundlegende Altersversorgung und die Absicherung bei Erwerbsminderung gewährleisten. Die Pflichtversicherung entlastet die Selbstständigen auch von administrativem Aufwand, den eine private Vorsorge mit sich bringt.  
 
Die Pflichtversicherung erhöht aber die finanzielle Belastung für Selbstständige durch regelmäßige Beiträge. Sie bietet auch weniger Flexibilität bei der Gestaltung der Altersversorgung. Die Rentenhöhe reicht meist nicht aus, um den Lebensstandard im Alter vollständig zu halten. Eine zusätzliche private Vorsorge ist daher ratsam.

Berufsständische Versorgungswerke

Versorgungswerke sind berufsständische Versorgungseinrichtungen, die eine Alters-, Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung bieten. Diese Berufsgruppen sind über Versorgungswerke rentenversichert:  

  • Ärzte (auch Tierärzte und Zahnärzte) 
  • Apotheker 
  • Rechtsanwälte 
  • Wirtschaftsprüfer (auch Steuerberater) 
  • Architekten (auch Ingenieure) 

Oft bieten die Versorgungswerke flexiblere Beitragsmöglichkeiten und bessere Leistungen im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung. Die Mitglieder profitieren von der starken Selbstverwaltung ihrer berufsständischen Organisationen.  

Die Beiträge sind meist höher als in der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Versorgung in Versorgungswerken ist stark vom wirtschaftlichen Erfolg der jeweiligen Berufsgruppe abhängig.

In vielen Versorgungswerken gilt das Solidarprinzip. Wirtschaftlich erfolgreichere Mitglieder leisten höhere Beiträge, um die Versorgung der weniger erfolgreichen oder in Not geratenen Mitglieder zu sichern. Dies funktioniert nur, wenn die Berufsgruppe insgesamt wirtschaftlich gut dasteht. 
 
Voraussetzung für die Aufnahme in das Versorgungswerk ist eine Mitgliedschaft in einer Berufskammer (z. B. der Ärztekammer). Um Ihre persönliche Beitragshöhe festzulegen, müssen Sie Ihre Einkommensverhältnisse offenlegen.  

Künstlersozialkasse: Schutz für Künstler und Publizisten 

Künstlerisch tätige Selbstständige und Freiberufler haben oft unregelmäßige und niedrige Arbeitseinkommen, was es schwierig macht, eine ausreichende soziale Absicherung aufzubauen.

Die Künstlersozialkasse (KSK) hilft dieses Risiko abzufedern, indem sie einen erheblichen Teil der Beiträge zur gesetzlichen Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung übernimmt.

Folgende Berufsgruppen sind typischerweise über die KSK versichert: 

  • Journalisten (auch Autoren und Redakteure)
  • Darstellende Künstler (z.B. Schauspieler, Tänzer, Musiker)
  • Grafiker
  • Bildende Künstler
  • PR-Berater

Fallen die Einkünfte allerdings sehr gering aus, sollten Sie mit einer privaten Altersvorsorgeoption aufstocken.  

Für die Anmeldung in der KSK gibt es keine Fristen. Dennoch sollten Sie sich bei Gründung möglichst rasch darum kümmern, um die maximale Leistung zu erhalten. 

Freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen

Selbstständige können freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. So haben sie die Möglichkeit – genau wie Festangestellte – Ansprüche auf Versorgungsleistungen zu erwerben. Eine wichtige Basis für die Altersvorsorge, die Sicherheit geben kann. 

Selbstständige, die freiwillig einzahlen, haben im Falle einer Krankheit oder eines Unfalls außerdem Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.  

Die Beiträge zur freiwilligen Versicherung können flexibel gestaltet werden und sind auf die persönliche finanzielle Situation anpassbar. Der Mindestbetrag für Selbstständige liegt aktuell bei rund 100 Euro, der Höchstbetrag bei 1.404,30 Euro. Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung können steuerlich geltend gemacht werden.  

Die gesetzliche Rente wird regelmäßig an die Lohnentwicklung angepasst, was einen gewissen Schutz vor Inflation bietet. Interessant für Eltern: Kindererziehungszeiten können angerechnet werden.  

Selbstständige mit unregelmäßigem oder stark schwankendem Einkommen sollten allerdings überlegen, ob sie die zunächst vereinbarten regelmäßigen Beiträge langfristig schultern können. Eine formale Möglichkeit, die Beiträge eine Zeit lang zu pausieren, ist nicht vorgesehen.

Wer sich einmal für die gesetzliche Rente entschieden hat, ist an sie gebunden und kann diese Entscheidung nicht rückgängig machen. Eingezahlte Beiträge können nicht wieder zurückgefordert werden. 
 
Außerdem ist die Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung niedriger als bei privaten Altersvorsorgemodellen.  

Politische und gesellschaftsstrukturelle Veränderungen können ein Risiko darstellen. Denn die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung werden im Umlageverfahren verwendet. Die Rentenansprüche werden dabei nicht direkt aus individuellen Beiträgen, sondern aus den Beiträgen der aktuellen Arbeitnehmer finanziert.  

Wer sich für eine freiwillige gesetzliche Rentenversicherung entscheidet, kann den Antrag direkt bei der Deutschen Rentenversicherung stellen.

  | Basisrente für Selbstständige: Die Rürup-Rente

Die Rürup-Rente ist eine steuerlich geförderte Altersvorsorge für Selbstständige. Die Beiträge zur Rürup-Rente können steuerlich geltend gemacht werden. Die während der Ansparphase eingezahlten Beiträge werden in eine lebenslange monatliche Rente umgewandelt. Diese wird ab dem Rentenbeginn ausgezahlt. Die genaue Höhe der Rente hängt von der Summe der eingezahlten Beiträge und der erzielten Rendite ab. 

Versicherte mit einem Rürupvertrag erhalten eine Überschussbeteiligung, deren Höhe jährlich neu festgelegt wird und von der wirtschaftlichen Lage des Versicherungsunternehmens abhängt. Traditionelle Rürup-Rentenversicherungen bieten einen Garantiezins, der jedoch aufgrund der niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt aktuell sehr gering ist. 

Aufgrund ihrer steuerlichen Begünstigung und den festen Auszahlungsmodalitäten wird die Rürup-Rente auch als Basisrente bezeichnet.

Für wen ist die Rürup-Rente sinnvoll? 

Die Rürup-Rente richtet sich gezielt an Selbstständige und Freiberufler, die keine Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung haben.  

Für Gutverdienende ist besonders der steuerliche Vorteil relevant. Die Beiträge sind bis zu einem gewissen Höchstbetrag steuerlich absetzbar.

Für das Jahr 2024 beträgt dieser Höchstbetrag 26.528 Euro für Alleinstehende und 53.056 Euro für Verheiratete bzw. eingetragene Lebenspartnerschaften. Die Beträge können vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden und reduzieren so die steuerliche Last
 
Auch wer erst spät in das Thema Altersvorsorge investiert, kann durch hohe Einzahlungen kurz vor dem Ruhestand noch steuerbegünstigt vorsorgen. 
 
Da die Rürup-Rente ab Rentenbeginn lebenslang monatlich ausgezahlt wird, ist sie für Menschen attraktiv, die eine sichere und planbare Altersvorsorge ohne Kapitalmarktrisiken suchen.

Welche Nachteile hat die Rürup-Rente? 

Die Rürup-Rente ist nicht geeignet für Personen, die im Alter flexible Auszahlungsoptionen haben möchten. Eine Einmalauszahlung der gesamten Kapitalsumme ist nicht vorgesehen. Wer nur wenig einzahlen kann, profitiert auch kaum von den steuerlichen Entlastungen.   

Ein weiterer Nachteil ist die mangelnde Vererbbarkeit der Rentenansprüche. Sollten Sie vor Rentenbeginn sterben, werden keine Leistungen an Ihre Hinterbliebenen ausgezahlt. Wer im Rahmen der Rürup-Rente auch für seine Lieben vorsorgen möchte, muss in eine Zusatzversicherung investieren. 

Auch die geringere Rendite im Vergleich zu anderen privaten Vorsorgemodellen ist für Sparer ein Nachteil. Vor allem bei klassischen Rentenversicherungen mit Garantiezins ist die Rendite nicht groß.

Fondsgebundene Rürup-Renten bieten höhere Renditechancen, gehen aber mit größeren Risiken einher. Auch Abschluss- und Verwaltungskosten können die Rendite erheblich schmälern. Ein Anbietervergleich lohnt sich.

Exkurs: Riestern für Selbstständige - ist das möglich?

Die Riester-Rente bietet einen Sparplan mit staatlichen Zulagen und Steuervorteilen für förderberechtigte Personen. Darunter fallen Arbeitnehmer, Beamte und bestimmte Gruppen von Selbstständigen.  

Zu dieser Gruppe gehören Berufe, die über Versorgungswerke abgesichert sind (zum Beispiel Ärzte, Architekten und Rechtsanwälte). Sie haben unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, die Riester-Rente zu nutzen, wenn etwa der Ehepartner unmittelbar förderberechtigt ist.

Die Riester-Rente ist auch eine Option, wenn neben der freiberuflichen Tätigkeit noch ein Angestelltenverhältnis, z.B. als angestellter Arzt, besteht. 
 
Gut zu wissen: Auch Handwerker und Künstler sind unmittelbar förderberechtigt und können die Riester-Rente nutzen. 

Selbstständige, die nicht unmittelbar förderberechtigt sind, können über einen förderberechtigten Ehepartner indirekt einen Riestervertrag besparen. Dazu muss sich der Ehepartner allerdings in einem Angestelltenverhältnis befinden.  

Achtung: Riester-Anleger profitieren während der Ansparphase von Zulagen und Steuervorteilen. Bei Eintritt in den Ruhestand, wird jedoch eine Steuer auf die Leistungen der Riester-Rente erhoben. Dieser Vorgang nennt sich nachgelagerte Besteuerung.

  | Private Möglichkeiten der Altersvorsorge für Selbstständige

Die gesetzlichen Möglichkeiten der Rentenversicherung und staatlich geförderten Produkte sind für viele Selbstständige eine gute Basis.  

Eine zusätzliche private Absicherung ist jedoch unerlässlich, um die eigene Rentenlücke zu schließen und im Alter flexibel und unabhängig zu bleiben. Wer privat vorsorgen möchte, kann aus einer Fülle von Optionen wählen. Diese vier Fragen sollten Sie sich stellen: 

  • Wie viel Geld muss ich investieren, um meine individuelle Rentenlücke zu schließen?  
  • Wie viel Geld kann ich in die private Altersvorsorge investieren? 
  • Wie risikofreudig oder sicherheitsbedürftig bin ich?  
  • Wie flexibel muss mir mein Geld bzw. die Altersvorsorge zur Verfügung stehen?  

Bei den nachfolgend präsentierten Anlageformen gehen wir auf diese Fragen ein, so dass Sie am Ende eine für sich passende Entscheidung treffen können.  

Wir beleuchten die Anlageformen: 

Altersvorsorge-Möglichkeiten für Selbstständige: Risiko und Rendite

  Risiko Rendite Liquidität
Freiwilige gesetzliche Rentenversicherung niedrig niedrig bis mittel niedrig
Private Rentenversicherung mittel mittel niedrig
Rürup-Rente (Basisrente) mittel mittel niedrig
Immobilien mittel bis hoch mittel bis hoch niedrig
Investmentfonds und ETFs mittel bis hoch mittel bis hoch  hoch
Betriebliche Altersvorsorge (bAV) niedrig bis mittel mittel niedrig

Private Rentenversicherungen: Eine Frage der Strategie 

In Deutschland gibt es etwa 80 bis 100 Versicherungsunternehmen, die private Rentenversicherungen anbieten. Private Rentenversicherungen basieren auf einem Kapitaldeckungsverfahren. Eingezahlte Beiträge werden individuell angespart und verzinst.   

Private Rentenversicherungen bieten als Altersvorsorge für Selbstständige mehr Flexibilität als gesetzliche Rentenversicherungen in Bezug auf Beitragszahlungen, Anlagestrategien und Auszahlungsmodalitäten. Die Beiträge und die Dauer der Einzahlungen können bei der privaten Rentenversicherung an die eigene finanzielle Situation anpassen. 

Je nach Art der privaten Rentenversicherung können Beiträge steuerlich absetzbar, und die Auszahlungen im Alter unter bestimmten Voraussetzungen steuerbegünstigt sein. 

Private Rentenversicherungen bieten unterschiedliche Anlagestrategien, die von konservativ (mit Garantiezinsen) bis hin zu chancenorientiert (fondsgebunden) reichen.

Eine private Rentenversicherung hat auch Nachteile, da das angesparte Kapital häufig gebunden und nur begrenzt vorzeitig verfügbar ist. Bei fondsgebundenen Anlagestrategien ist die Rendite hoch, aber auch risikobehaftet.

Achtung: Hohe Kosten und Verwaltungsgebühren mindern die Rendite der Versicherung. Wer dagegen bei ETFs sein Portfolio selbst verwaltet, kann an dieser Stelle deutlich sparen. Das Renditepotenzial privater Rentenversicherungen ist stark abhängig von der gewählten Anlagestrategie und den Marktbedingungen.

Insgesamt ist die Entscheidung für oder gegen eine private Rentenversicherung stark von individuellen Bedürfnissen, finanzieller Situation und Risikobereitschaft abhängig.

Eine umfassende Beratung durch einen unabhängigen Finanzberater hilft Ihnen, die richtige Altersvorsorgestrategie zu entwickeln. 

Kostenfreier Altersvorsorge-Check

Höheres Risiko - höherer Gewinn (möglich): Aktien, Fonds und ETFs

Aktien, Fonds oder ETFs bieten über längere Zeiträume hinweg eine höhere Rendite als traditionelle Sparformen. Daher ist es sinnvoll, für die Altersvorsorge in diese Anlageformen zu investieren. Zudem decken breit aufgestellte Aktien und Fonds viele verschiedene Branchen und Regionen ab. Dies verringert das Risiko eines Totalverlustes.  

Steuerliche Vorteile wie Steuerfreibeträge oder reduzierte Steuersätze für Kapitalgewinne sind ebenfalls ein Anreiz.

Aktien und Fonds sind wesentlich flexibler in der Verwaltung und Nutzung des investierten Kapitals im Vergleich zu traditionellen Rentenversicherungen oder anderen gebundenen Anlageformen. Allerdings müssen Sie in das Management Ihres Portfolios auch ein wenig Zeit stecken, um auf Schwankungen am Aktienmarkt reagieren zu können.  

Wer in Aktien, Fonds oder ETFs investiert, sollte langfristig planen und regelmäßig investieren, um den sogenannten Durchschnittskosteneffekt zu nutzen: Bei niedrigen Kursen werden mehr und bei hohen Kursen entsprechend weniger Anteile gekauft.  

Tipp: Wenn es Sie zu sehr beunruhigt, dass die Kurse auch einmal steil bergab gehen, setzen Sie Ihren Schwerpunkt auf sichere Anlageformen. Dennoch ist es sinnvoll, einen Teil des Vermögens in risikoreichere Optionen zu investieren. 

Sie haben nicht so viel Zeit regelmäßig Ihr Portfolio aktiv anzupassen? Eine passive Anlagestrategie bei ETFs bedeutet, dass der ETF einen bestimmten Marktindex, wie den DAX, nachbildet. Der ETF spiegelt die Wertentwicklung dieses Indexes genau wider.

Statt einzelne Aktien aktiv auszuwählen und zu handeln, investiert der ETF in alle oder eine repräsentative Auswahl der im Index enthaltenen Wertpapiere. Das spart Ihnen Zeit und Arbeit.

Solide Altersvorsorge mit Tradition: Immobilien 

Für viele Deutsche ist Wohneigentum ein bedeutendes Ziel und eine traditionelle Form der Altersvorsorge. Selbstgenutzte Immobilien bieten den Vorteil, mietfrei zu wohnen, was die monatlichen Ausgaben im Alter reduziert. Bei einer Vermietung dienen regelmäßige Mieteinnahmen als zusätzlich Einkommensquelle im Alter.  

Für Selbstständige oder Gründer in der Anfangsphase bedeutet der Kauf einer Immobilie als Altersvorsorge eine zusätzliche finanzielle Belastung. Denn Geld, das in die die Tilgung von Krediten fließt, steht dem Unternehmen nicht mehr zur Verfügung. Nötige Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen verschlingen meist mehr Geld als erwartet.

Die Finanzierung einer Immobilie kann zu einer hohen Verschuldung führen und ein erhebliches Risiko darstellen, besonders wenn die Einnahmen schwanken. 

Sie merken, dass Sie sich mit der Immobilie als Altersvorsorge übernommen haben? Je nach Standortfaktoren kann es schwierig werden, die Immobilie schnell genug in liquides Kapital umzuwandeln.  

Immobilien als Teil der Altersvorsorge sind daher eher geeignet für Menschen, die langfristig planen können und eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen. Ein solider finanzieller Hintergrund ist außerdem von Vorteil, um laufende Kosten wie Instandhaltung und Steuern schultern zu können. 

Beim Einsatz von Immobilien als Altersvorsorge ist es wichtig, die langfristige Wertentwicklung, die eigene finanzielle Belastbarkeit und potenzielle Mieteinnahmen gegenüberzustellen. Der Marktwert einer Immobilie wird durch wirtschaftliche, politische und Umweltfaktoren sowie die Angebots- und Nachfragesituation auf dem Immobilienmarkt beeinflusst.  

Versuchen Sie laufende Kosten wie Steuern, Versicherungen und Instandhaltung realistisch einzuschätzen. Ein Fachmann hilft Ihnen bei der Einschätzung, ob Lage und Zustand eine Immobilie zu einem idealen Altersvorsorgeobjekt machen. 

Betriebliche Altersvorsorge (bAV) für Selbstständige: Lohnt sich das? 

Selbstständige können, da sie keinen Arbeitgeber haben, eine bAV über eine Direktversicherung abschließen. Dabei zahlen sie Beiträge in einen Pensionsfonds oder eine Lebensversicherung ein, deren Leistungen im Rentenalter ausgezahlt werden.

Geschäftsführer einer GmbH haben ebenfalls die Option auf eine bAV. Die GmbH fungiert dann als Versorgungsträger, und der Selbstständige ist der Empfänger der Leistung. 

Selbstständige mit Angestellten bieten häufig eine bAV an, um sich als attraktiver Arbeitgeber am Markt zu positionieren. 

Die Beiträge sind steuerlich absetzbar, was die bAV auch für Selbstständige interessant macht. Selbstständige können so ihre Steuerlast reduzieren und gleichzeitig fürs Alter vorsorgen.

  | Tipps für die beste Altersvorsorge für Selbstständige

Tipp 1: Auch wer kleinere Beträge investiert, kann mit hohen Erträgen belohnt werden.  
 
Vielen ist nicht bewusst: Auch kleine Beträge können über die Zeit beträchtlich anwachsen. Angenommen Sie investieren ab Ihrem 40. Geburtstag jeden Monat 50 Euro in breit diversifizierte ETFs.

Bis zu Ihrem Renteneinritt werden Sie 27 Jahre lang einzahlen. Auf Grund der breiten Streuung können Sie mit einer jährlichen Rendite von rund 6% rechnen. Das bedeutet: Ihr Geld hat sich bis zum Renteneintritt, Zinsen eingerechnet, auf 40.327 Euro vermehrt.  

Die Vorsorge auf später zu verschieben, weil dann das Einkommen noch größer ist, ist also kein Argument.  

Tipp 2:  Eine simple Regel maximiert den Erfolg: Das Terrassenmodell 

Beim Terrassenmodell wird das Einkommen in verschiedene Schichten oder Terrassen aufgeteilt. Durch die klare Trennung der finanziellen Ressourcen können unmittelbaren Bedürfnisse und langfristigen Ziele gleichermaßen berücksichtigt werden. Neben dem Terassenmodell sind auch Säulenmodelle verbreitet, die ähnlich funktionieren.  

Die erste Terrasse bildet die Basisversorgung. Ihr Geld sollte zuallererst in Ihr Unternehmen fließen und Ihre grundlegenden Lebenshaltungskosten decken.  
 
Die zweite Terrasse umfasst Sicherheiten und Rücklagen: Sind alle Basisbedürfnisse abgedeckt, sollten Sie auf einem gesonderten Konto einen Notgroschen in Höhe von zwei bis drei Monatsgehältern zur Seite legen.

Auf einem Tagesgeldkonto haben Sie idealerweise genug Geld anlegt, um drei bis sechs Monate Verdienstausfall überbrücken zu können. Dort ist es verzinst und geschützt vor unüberlegtem Zugriff. 

Die dritte Terrasse dient der Vorsorge und Absicherung. In diesen Bereich fällt Ihre Altersvorsorge als Selbstständiger. Idealerweise haben Sie sich mit einem Mix aus sicheren und risikoreichen Optionen gut aufgestellt.  

Wenn Sie jetzt noch Geld übrighaben, können Sie auch die vierte Terrasse noch bewässern: Komfort und Luxus. Diese Schicht beinhaltet Ausgaben für nicht unbedingt notwendige, aber wünschenswerte Dinge, wie Reisen, Hobbies oder Luxusgüter. 

Tipp 3: Wer seine Zahlen kennt, kann gezielter vorsorgen 

Die meisten Menschen benötigen 70 - 80 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens, um im Alter gut leben zu können. Durchschnittlich haben Rentner monatliche Lebenshaltungskosten von etwa 1.500 bis 2.000 Euro. Diese Kosten umfassen u.a. Miete, Lebensmittel, Gesundheitskosten, Freizeitaktivitäten und Versicherungen. 

Überlegen Sie, was sie realistisch gesehen brauchen bzw. gerne zur Verfügung hätten. Auch die Lebenserwartung spielt eine Rolle. Kalkulieren Sie diese großzügig. Mit diesen Annahmen und Richtwerten können Sie berechnen, wie viel Geld Sie brauchen werden. Das Ergebnis ist Grundlage für Ihren Finanzplan

  • Monatliche Kosten x 12 = Jährliche Kosten 
  • Jährliche Kosten x Zahl der angenommenen Lebensjahre ab Renteneintritt 
  • = Gesamtkosten  

  | Selbstständig für die Rente vorsorgen: Diese Fragen sollten Sie klären

Machen Sie zunächst eine Bestandsanalyse: Wie viel Geld haben Sie für Ihre Altersvorsorge zur Verfügung? Überlegen Sie, wie sich Ihre finanzielle Situation als Selbstständiger in den kommenden Jahren entwickeln wird. Seien Sie ehrlich mit sich: Wie viel Sicherheit brauchen Sie? Haben Sie Zeit und Lust Ihr eigener Fondsmanager zu werden?  

Wie gut sind Sie bislang abgesichert? Überwiegen die klassischen, sicheren Varianten? Haben Sie bereits gebundenes Kapital in einer Immobilie? Oder ist Ihre einzige Anlage ein uralter Bausparvertrag? Welche Vorsorge hat Ihr Partner getroffen und bietet die Ihnen ebenfalls Sicherheit?  
 
Informieren Sie sich über die Optionen, die in Ihrem Mix noch fehlen, um sich für die Zukunft breit aufzustellen und eine Klumpen-Bildung Ihres Kapitals zu vermeiden. Überlegen Sie genau, welche Anlageform Sie anspricht und welche Sie langfristig verfolgen wollen.  

Bei Fragen lassen Sie sich gerne von unseren Experten beraten. Unsere Experten zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Altersvorsorge als Selbstständiger sinnvoll gestalten.  

Kostenfreier Altersvorsorge-Check

  | Zusatzversicherungen für einen umfassenden Schutz

Zusätzlich zur Altersvorsorge sollten Selbstständige sich noch weitergehend absichern. Versicherungen schützen Selbstständige vor finanziellen Risiken durch Krankheit, Unfall oder andere unvorhersehbare Ereignisse, die ihre Arbeitskraft gefährden. Bei den Leistungen handelt es sich entweder um monatliche Renten oder eine Einmalauszahlung.

Wir stellen Ihnen folgende Versicherungen vor:

Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) 

Eine BU sichert Ihr Einkommen ab, wenn Sie aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr in der Lage sind, Ihren Beruf auszuüben. Sie bietet eine Rente mit monatlicher Auszahlung, die hilft, den Lebensstandard zu halten.

Mehr zur BU

Krankentagegeldversicherung 

Zusätzlich zur verpflichtenden gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung, gibt es die Krankentagegeldversicherung. Sie hilft dabei, den Verdienstausfall abzudecken, wenn Sie aufgrund einer Krankheit vorübergehend arbeitsunfähig sind. Sie zahlt nach einer festgelegten Karenzzeit einen täglichen Betrag.

Mehr zur Krankentagegeldversicherung

Unfallversicherung 

Die Unfallversicherung bietet finanzielle Unterstützung bei Unfällen, die zu dauerhaften Beeinträchtigungen oder Berufsunfähigkeit führen. Neben der einmaligen Kapitalzahlung können auch Rentenzahlungen und Kosten für Rehabilitationsmaßnahmen abgedeckt sein. 

Mehr zur Unfallversicherung

Erwerbsunfähigkeitsversicherung 

Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung bietet Schutz, wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen keine Arbeit mehr ausüben können, unabhängig vom bisherigen Beruf. Sie zahlt eine monatliche Rente bei vollständiger Erwerbsunfähigkeit.

Schwere Krankheiten Versicherung (Dread-Disease-Versicherung) 

Die Dread-Disease-Versicherung zahlt eine einmalige Kapitalleistung bei der Diagnose schwerer Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Das Geld kann für Behandlungskosten, Umschulungen oder zur Deckung des Lebensunterhalts verwendet werden. Die Einmalauszahlung ist nicht zweckgebunden. 

Mehr zur Dread-Disease-Versicherung

  | Unser Fazit

Beim Thema Altersvorsorge für Selbstständige sollten Sie nicht den Kopf in den Sand stecken. Denn wer sich frühzeitig über verschiedene Möglichkeiten der Vorsorge informiert, hat beste Chancen, im Alter keine Versorgungslücke zu haben.  

Investieren Sie regelmäßig, sei es durch private Rentenversicherungen wie die Rürup-Rente oder durch flexible Anlageformen wie ETFs und Aktien. Bauen Sie sich über die Zeit einen guten Mix aus den für Sie stimmigen Optionen auf.

Verteilen Sie Ihr Geld auf mehrere Säulen oder im Terrassenmodell. 

Immobilien können eine langfristige Wertanlage sein, sind aber nicht für alle Selbstständigen eine passende Lösung. Einige Selbstständige profitieren auch von einer betrieblichen Altersvorsorge.  

Und denken Sie daran: Ihre Arbeitskraft ist als Selbstständiger Ihr größtes Pfund. Sichern Sie sich unbedingt für den Fall eines Unfalls oder einer schweren Erkrankung zusätzlich ab.

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Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.