- Die Flottenversicherung versichert den ganzen Fuhrpark eines Unternehmens und dessen Schäden gegenüber Dritten.
- Sie setzt sich aus einer Kfz-Haftpflicht und zahlreichen Zusatzbausteinen zusammen.
- Die Vorteile einer Flottenversicherung überwiegen bei einem großen Fuhrpark.
- Die Kosten hängen von Faktoren wie der Art der Fahrzeuge und der Branche des Unternehmens ab.
| Was ist eine Flottenversicherung?
Die Flottenversicherung, auch Fuhrparkversicherung genannt, ist eine Autoversicherung, die den ganzen Fuhrpark eines Unternehmens im Schadensfall absichert. Von einer Flotte bzw. einem Fuhrpark spricht man ab drei Autos. Eine Obergrenze gibt es nicht.
Die Flottenversicherung beinhaltet mindestens eine Kfz-Haftpflichtversicherung für jedes einzelne Fahrzeug. Eine Kfz-Haftpflicht ist für jedes zugelassene Fahrzeug auf Deutschlands Straßen Pflicht. Je nach Nutzung des Fahrzeugs wird zwischen einer privaten und einer gewerblichen Kfz-Haftpflicht unterschieden.
Sobald die Fahrzeuge des Fuhrparks Schäden an anderen Fahrzeugen oder Personen verursachen, leistet die Kfz-Haftpflicht.
Die Kfz-Versicherung wird als Basis einer Flottenversicherung standardmäßig durch Zusatzbausteine erweitert. Durch Zusatzversicherungen wie eine Kaskoversicherung werden dann auch die eigenen Fahrzeuge bei Schäden versichert.
Eine Flottenversicherung setzt voraus, dass die Fahrzeuge auf ein Unternehmen zugelassen sind. Zudem müssen sie für gewerbliche Zwecke genutzt werden. Versichert sind sowohl der Fuhrpark als auch alle angegebenen Fahrer, einschließlich des Versicherungsnehmers. Dieser ist üblicherweise der Inhaber des Unternehmens.
| Für welche Branchen ist eine Flottenversicherung wichtig?
Bestimmte Branchen sind besonders auf ihren Fuhrpark angewiesen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Transport und Logistik: Speditionen, Logistikunternehmen, Liefer- und Kurierdienste
- Bauwesen und Handwerk: Freiberufliche Handwerker, Landschaftsbauer, Bauunternehmen
- Dienstleistungen: Limousinenservice, Taxiunternehmen
Von einer Flottenversicherung profitieren kleine und mittelständische Unternehmen ebenso wie Großunternehmen. Die Versicherung sichert finanzielle Risiken durch Schäden und Unfälle ab.
Schadensbeispiele
Verkehrsunfall: Zwei LKWs eines Transportunternehmens sind in einen Auffahrunfall auf der Autobahn verwickelt. Beide werden dadurch beschädigt. Da die Flottenversicherung des Unternehmens auch eine Kaskoversicherung beinhaltet, kommt die Versicherung für den Schaden an den LKWs auf. Auch Schadensersatzansprüche Dritter werden abgedeckt, welche in den Unfall involviert waren.
Diebstahl: Ein Taxiunternehmen meldet den Diebstahl eines seiner Autos. Die Flottenversicherung deckt den Verlust des Fahrzeugs, da Diebstahl in der Police eingeschlossen ist. Die Versicherung erstattet den Wiederbeschaffungswert des gestohlenen Fahrzeugs.
Unwetter: Mehrere Transporter eines Handwerkbetriebs werden durch herabstürzende Äste in Folge eines Unwetters beschädigt. Da die Police der Flottenversicherung des Handwerkbetriebes Naturkatastrophen einschließt, übernimmt die Versicherung die Kosten für die Reparatur der Fahrzeuge.
| Lohnt sich eine Flottenversicherung?
Eine Flottenversicherung kann sich bereits ab drei Fahrzeugen lohnen. Kann, muss aber nicht.
Denn der Abschluss einer Flottenversicherung hat Vor- und Nachteile:
Vorteile der Flottenversicherung
- Kosteneffizienz: Die Versicherung einer ganzen Flotte führt zu günstigeren Prämien pro Fahrzeug als der Abschluss von Einzelversicherungen.
- Vereinfachte Verwaltung und Anpassung: Die Verwaltung mehrerer Fahrzeuge unter einem Vertrag vereinfacht administrative Prozesse und Anpassungen bei Änderungen in der Flotte.
- Maßgeschneiderter Versicherungsschutz: Flottenversicherungen können durch Zusatzbausteine sehr spezifisch auf die Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten werden, um optimalen Schutz zu gewährleisten.
- Absicherung unterschiedlicher Fahrzeugtypen: Flottenversicherungen können eine Vielzahl unterschiedlicher Fahrzeugtypen abdecken, sodass Unternehmen auch einen heterogenen Fuhrpark gemeinsam versichern können.
- Zeitersparnis: Die vereinfachte Versicherungsverwaltung spart Zeit, die anderweitig genutzt werden kann.
- Beitragsstabilität: Durch den Risikoausgleich innerhalb der Flotte bleiben die Beiträge auch bei Schäden an einzelnen Fahrzeugen stabil.
Nachteile der Flottenversicherung
- Auswirkung von Einzelschäden: (Mehrere) Schäden an einzelnen Fahrzeugen können die Prämie für die gesamte Flotte erhöhen.
- Pauschale Prämienkosten: Pauschale Kosten berücksichtigen nicht die individuelle Nutzung bzw. das Risikoprofil einzelner Fahrzeuge. Dies kann dazu führen, dass das Fahrzeug als Teil der Flottenversicherung mehr kostet, als es einzeln versichert gekostet hätte.
- Unnötige Mehrkosten: Für Unternehmen mit wenigen Fahrzeugen können Einzelverträge günstiger sein. Ein Kostenvorteil ergibt sich oft erst ab vielen versicherten Fahrzeugen.
- Versicherungswechsel: Ein Wechsel zu einem anderen Versicherer kann kompliziert sein: Alle Fahrzeuge der Flotte sind davon betroffen. Der Wechsel verursacht dadurch einen hohen administrativen Aufwand.
Eine Flottenversicherung lohnt sich, wenn viele handelsübliche Fahrzeuge mit moderatem Risiko gleichzeitig versichert werden. Dann spart sie Zeit, Geld und Verwaltungsaufwand.
Die Fuhrparkversicherung lohnt sich nicht, wenn die Beitragsersparnis gering ist. Dies ist mitunter der Fall, wenn nur wenige Fahrzeuge einschließlich Sonderfahrzeuge versichert werden sollen.
Zudem lohnt sich die Flottenversicherung nicht, wenn die Schadenshistorie des Unternehmensfuhrparks häufige und schwerwiegende Schäden verzeichnet. Dieser Umstand würde die Prämie für die Flottenversicherung deutlich erhöhen.
Bei der Frage, ob sich eine Flottenversicherung für Ihr Unternehmen lohnt oder nicht, muss individuell überprüft werden, ob der Kostenvorteil und die Zeitersparnis bei der Verwaltung tatsächlich überwiegen.
Unternehmen müssen ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche hinsichtlich des Deckungsumfangs der Flottenversicherung berücksichtigen. Die Beratung durch einen Versicherungsexperten kann dabei sehr hilfreich sein.
| Leistungen und Zusatzbausteine der Flottenversicherung
Die Leistungen einer Kfz-Flottenversicherung hängt vom gewählten Deckungsumfang ab. Die Versicherung umfasst in erster Linie die Kfz-Haftpflicht.
Eine reine Kfz-Haftpflicht deckt keine Schäden am eigenen Fahrzeug oder Verletzungen des Fahrers. Sie schützt den Eigentum Dritter oder Dritte selbst, die durch versicherte Fahrzeuge des Fuhrparks geschädigt wurden.
Die Kfz-Haftpflicht deckt die Kosten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden. Das beinhaltet:
- Reparatur, Wiederbeschaffung und Ersatz des Fahrzeugs
- Medizinische Behandlungen und Verdienstausfall verletzter Personen
- Schadensersatzansprüche Betroffener
Die Kfz-Haftpflicht umfasst auch einen passiven Rechtsschutz, der bei Rechtsstreitigkeiten eintritt.
In der Regel wird die Kfz-Haftpflicht immer durch Zusatzbausteine und -versicherungen ergänzt. Diese schützen insbesondere den eigenen Fuhrpark samt Fahrer.
Zusatzbausteine und -versicherungen
Um den Fuhrpark gegen Schäden an den eigenen Fahrzeugen zu schützen, kann der Deckungsumfang einer Flottenversicherung folgende Zusatzbausteine beinhalten:
#1 Kaskoversicherung
Die Kaskoversicherung deckt Schäden am eigenen Fahrzeug ab. Diese können durch Unfälle, Diebstahl, Brand, Vandalismus oder Naturereignisse entstehen. Man unterscheidet zwischen Vollkasko- und Teilkaskoversicherung.
Die Vollkaskoversicherung deckt neben allen Teilkaskoschäden auch selbstverschuldete Schäden sowie Schäden durch unbekannte Dritte ab.
#2 BBB-Versicherung
Diese Zusatzversicherung deckt Betriebs-, Bruch- und Bremsschäden (BBB) ab. Sie deckt spezielle Risiken ab, die während des normalen Betriebs des Fahrzeugs auftreten können. Dazu gehören technische Defekte (Betriebsschäden), mechanische Defekte (Bruchschäden) sowie defekte Bremsen (Bremsschäden).
Diese Versicherung empfiehlt sich besonders für Flotten mit LKWs und Transportern. Sie ist ideal, wenn die Fahrzeuge häufig genutzt und mit hohen Gewichten belastet werden.
#3 Schutzbrief
Der Schutzbrief ist ein Zusatzbaustein der Kfz-Versicherung. Dieser sichert das Fahrzeug sowie Fahrer und Insassen bei Pannen, Unfällen und Diebstahl zusätzlich ab. Zusatzleistungen können zum Beispiel Abschlepp- und Pannenhilfe sein sowie die Bereitstellung eines Ersatzwagens.
#4 Firmenwagen-Inhaltsversicherung
Wie die Inhaltsversicherung schützt auch diese Zusatzversicherung bei Verlust oder Beschädigung von Gütern und Ausrüstung. Bei dieser Versicherung sind die Gegenstände im Inneren eines Firmenfahrzeugs abgesichert.
Unternehmen, die wertvolle Werkzeuge oder Technik transportieren, profitieren besonders von dieser Versicherung.
#5 Warentransportversicherung
Diese Versicherung deckt Schäden oder Verluste von Waren während des Transports ab. Es handelt sich hierbei um eine eigenständige Versicherung. Diese sichert den Warentransport sowohl auf der Straße als auch per Schiff, Bahn oder Flugzeug ab.
Von dieser Versicherung profitieren Unternehmen, die regelmäßig Waren versenden oder empfangen.
#6 GAP-Versicherung
Diese Versicherung ist ein notwendiger Schutz für geleaste und finanzierte Fahrzeugen. Diese Zusatzleistung der Kfz-Versicherung greift bei Totalschaden oder Diebstahl.
Sie deckt die Differenz zwischen dem tatsächlichen Wert eines Fahrzeugs und dem Restbetrag des Finanzierungs- oder Leasingvertrags. Der Wert des Fahrzeugs wird zum Zeitpunkt des Schadens oder Verlusts ermittelt.
#7 Fahrerschutzversicherung
Diese spezielle Zusatzversicherung dient dem Schutz des Fahrers bei selbstverschuldeten Unfällen sowie bei Unfällen ohne feststellbares Fremdverschulden. Ähnlich einer Unfallversicherung übernimmt diese Versicherung Behandlungskosten sowie Leistungen bei Invalidität oder im Todesfall.
Diese Versicherung schützt Fahrer, die häufig und viel unterwegs sind.
Versicherbare Fahrzeuge
Motorisierte Fahrzeuge, die über eine Flottenversicherung versichert werden können, sind:
- E-Autos
- PKWs
- LKWs und Lieferwagen
- Landwirtschaftliche Zug- und Arbeitsmaschinen
- Krafträder
- Anhänger
- Busse
| Kosten einer Flottenversicherung
Die Kosten für eine Flottenversicherung hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab:
- Deckungsumfang: Je umfangreicher die gewählten Versicherungsleistungen sind (z.B. Kaskoversicherung, Schutzbriefe), desto höher sind in der Regel die Prämien.
- Deckungssumme: Die Deckungssumme, also die maximale Entschädigung im Schadensfall, ist ein entscheidender Faktor für die Höhe der Prämie. Häufig geben Anbieter pauschale Versicherungssummen von 50 bis 100 Millionen Euro an.
- Fahrzeuge: Die Art der versicherten Fahrzeuge (z.B. Spezialfahrzeuge und die Schadstoffklasse) und deren Anzahl sind entscheidend. Sie beeinflussen die Festlegung der Versicherungsprämie. Auch die Nutzungshäufigkeit und die Sicherheitsmerkmale der Fahrzeuge werden berücksichtigt. Einige Anbieter bieten Rabatte in Abhängigkeit von der Größe der Flotte an.
- Branche: Die Art der Fahrzeugnutzung hängt stark von der Branche ab, zum Beispiel bei Transport- oder Bauunternehmen. Dies beeinflusst das Risiko und die Kosten der Versicherung.
- Schadenhistorie: Unternehmen mit einer hohen Schadenquote müssen höhere Prämien erwarten, da sie als risikoreicher eingestuft werden.
- Selbstbeteiligung: Eine höhere Selbstbeteiligung kann die Versicherungsprämie senken, da das Unternehmen einen Teil des Risikos selbst trägt. Viele Anbieter bieten je nach gewählter Kaskoversicherung verschiedene Tarife mit gestaffelten Selbstbehalten an.
Die Beiträge der Anbieter werden je nach Flottengröße zudem unterschiedlich kalkuliert:
- Kleine Flotten (3 bis 9 Fahrzeuge): Einheitlicher Schadensfreiheitsrabatt
- Mittlere Flotten (10 bis 29 Fahrzeuge): Einheitlicher Beitragssatz
- Große Flotten (ab 30 Fahrzeugen): Feste Prämie nach Fahrzeug und Leistungsklasse
Auch wenn die Kosten ein relevanter Punkt bei der Auswahl der passenden Flottenversicherung sind, sollten sie nicht ausschlaggebend sein: Denn weniger die Höhe der Prämie als vielmehr das Preis-Leistungs-Verhältnis für Ihre Bedürfnisse ist entscheidend. Lassen Sie sich deshalb von einem Fachmann beraten.
| Darauf ist bei Vertragsabschluss einer Flottenversicherung zu achten
Nach einer Bedarfsanalyse haben Sie entschieden, welche Versicherungen Sie zur Absicherung Ihrer Firmenflotte benötigen. Im nächsten Schritt geht es darum, einen verlässlichen Vertragspartner zu finden.
Die folgenden Fragen helfen Ihnen, vor Vertragsunterzeichnung bei einem Versicherungsanbieter auf die wichtigsten Punkte zu achten. Nicht alle sind zwangsläufig für Ihr Unternehmen relevant.
- Deckungsumfang: Welche Risiken deckt die Flottenversicherung ab? Sind Zusatzleistungen wie die Pannenhilfe enthalten?
- Durchgehender Versicherungsschutz: Sind alle Fahrzeuge jederzeit versichert, auch wenn sie vorübergehend nicht genutzt werden?
- Deckungssumme: Ist die Versicherungssumme ausreichend hoch, um mögliche Schäden und Verluste abzudecken?
- Geltungsbereich: Sind sowohl nationale als auch internationale Fahrten versichert?
- Sonderfahrzeuge: Sind Elektro- und Hybridfahrzeuge versichert? Gibt es für diese Fahrzeuge besondere Bedingungen oder Einschränkungen?
- Versicherungsschutz der Fahrer: Sind alle Fahrer versichert? Auch junge Fahrer unter 25 Jahren oder solche mit bekannten Verkehrsdelikten? Muss ein Fahrerkreis (umfasst alle Personen, die die versicherten Fahrzeuge fahren dürfen) definiert werden?
- Anpassungsfähigkeit: Kann der Vertrag flexibel an Veränderungen im Fuhrpark angepasst werden?
Lesen und verstehen Sie alle Vertragsklauseln, Einschränkungen und Ausschlüsse. Erst, wenn Sie genau wissen, was die Police abdeckt, sollten Sie den Vertrag für Ihre Flottenversicherung unterzeichnen.
Lassen Sie sich bei Unsicherheiten von einem Versicherungsexperten beraten.