Knapp bei Kasse: so vermeiden Gründer Liquiditätsengpässe

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Eine zu optimistische Planung, zu spät geschriebene Rechnungen, Kunden, die nicht zahlen, oder der krankheitsbedingte Ausfall des Gründers: Es gibt zahlreiche Gründe dafür, dass bei Selbstständigen hin und wieder Liquiditätsengpässe eintreten können. Deshalb ist es nötig, sich frühzeitig einen Plan für den Notfall zu machen.

 

Zum Start in die Selbstständigkeit verläuft bei vielen Gründern alles noch nach Plan. Im Rahmen des Businessplans wird ein Finanzplan erstellt und der Kapitalbedarf ermittelt und - in Form von Eigen- und Fremdkapital - beschafft. Und nach dem Start reicht das Geld dann auch zunächst eine Weile.

Laut dem KfW Gründungsmonitor 2017 liegt der Finanzierungsbedarf, den Existenzgründer zum Start ansetzen bei gerade einmal 17.000 Euro, wovon 9.500 Euro durch externe Kapitalgeber gedeckt werden. Das zeigt auch, dass die Kapitalreserven eher gering sind und Gründer schneller in Liquiditätsschwierigkeiten geraten können als gedacht.

Trotz optimistischer Planungen kann es immer wieder zu kurzfristigen Liquiditätsengpässen kommen. Darauf sollten Gründer vorbereitet sein.

Gründe für kurzfristige Liquiditätsengpässe

Die Gründe für kurzfristige Liquiditätsengpässe, die gleichzeitig die gesamte Finanzplanung umwerfen können, sind breit gefächert. Dies fängt an bei einer zu optimistischen Planung der Gründer sowohl auf der Einnahmeseite als auch bei den Ausgaben. Schließlich dauert es meist länger, bis das Angebot von den Kunden angenommen wird. Oder das Marketing ist teurer als gedacht.

Doch selbst, wenn die Verkäufe laufen oder Aufträge abgearbeitet werden, können hausgemachte Probleme auftreten. So vernachlässigen Gründer häufig die Buchhaltung, wozu auch die zeitnahe Erstellung von Rechnungen zählt. Damit verzögern sich Zahlungseingänge automatisch, wobei Zahlungsausgänge für Miete oder Gehälter weiterhin pünktlich zu tätigen sind. Womit viele Gründer auch nicht rechnen, sind Kunden, die ihre Rechnungen verspätet oder gar nicht bezahlen. Häufig werden verzögert - wenn überhaupt - Mahnungen verschickt. Es vergehen Wochen oder gar Monate, bis das Geld auf dem Konto ist - Liquiditätsengpässe sind bei kleinen Unternehmen dann meist vorprogrammiert. Unerwartet auftretende Unterbrechungen im Betriebsablauf oder krankheitsbedingte Ausfälle von zentralen Personen im Unternehmen stellen ebenfalls Risiken für die finanzielle Lage des Unternehmens dar.

Tritt einer dieser Fälle ein, ist guter Rat oftmals teuer und es sind Lösungen gefragt, mit denen schnell die fehlende Liquidität überbrückt werden kann - zumindest, bis das ursprüngliche Problem behoben wurde.

6 Lösungen zur Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe

#1 Kontinuierliche Finanzanalyse und -überwachung

Gründer sollten von Anfang an ein System installieren, mit dem sie ihre Liquidität fortlaufend im Blick behalten. So können Liquiditätsprobleme frühzeitig, mit einigen Wochen oder gar Monaten Vorlauf, erkannt werden. Ganz pragmatisch kann dies durch einen Soll-Ist-Abgleich der im Businessplan vorgenommenen Finanzplanung erfolgen. Dabei werden gleichzeitig die getroffenen Annahmen kritisch hinterfragt und der Finanzplan der aktuellen Entwicklung angepasst. Werden Liquiditätsengpässe dann erkannt, können zügig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

#2 Augenmerk auf die Debitorenbuchhaltung

Auch durch eine stringente Debitorenbuchhaltung können kurzfristige Liquiditätsengpässe vermieden werden. Das beginnt mit einem geregelten Prozess der Fakturierung, d.h. Rechnungen werden zeitnah erstellt und verschickt. Darüber hinaus sollte ein effizientes Mahnwesen etabliert werden, um überfällige Rechnungen rechtzeitig anzumahnen und im Zweifel ins gerichtliche Mahnverfahren zu übergeben. Und auch die Eintreibung säumiger Rechnungen über ein Inkassobüro gehört zum Debitorenmanagement und sollte eine entsprechende Berücksichtigung finden.

#3 Liquiditätsbeschaffung über Factoring-Anbieter

Eine weitere Möglichkeit, wie Gründer schneller an ihr Geld kommen, ist die Einschaltung eines Factoring-Anbieters. Beim Factoring, auch als Forderungsverkauf bekannt, übertragt ihr eure bereits in Rechnung gestellten Forderungen aus Verkäufen oder Dienstleistungen an einen professionellen Factoring-Anbieter. Von diesem erhaltet ihr - häufig nach Prüfung bereits in weniger als 48 Stunden - den Rechnungsbetrag abzüglich einer Gebühr und damit planbare Liquidität für euer Start-up.

#4 Kontokorrent- oder Dispokredite vereinbaren

Ein recht teurer Weg, um kurzfristig an Liquidität zu kommen, ist die Vereinbarung eines Kontokorrentkredits oder eines Dispokredits. Diese von einem Kreditinstitut eingeräumten limitierten Überziehungsmöglichkeiten zur Überbrückung von kurzfristigen Liquiditätsproblemen sind aber nicht nur ein sehr teurer Weg, sondern für Selbstständige häufig auch nur sehr schwer im notwendigen Umfang zu bekommen.

#5 Kurzfristige Kreditaufnahme über Onlineportale

Kurzfristige Liquiditätsengpässe können Gründer auch überbrücken, indem sie Angebote von kurzfristigen Online-Krediten nutzen. Die Kreditbeantragung bei solchen Anbietern nimmt häufig nur wenige Minuten in Anspruch, die Zusage erfolgt Dank digitalem Kreditantrag schnell. Und wenn das Geld sehr dringend benötigt wird, ist mittels Express-Option häufig auch eine Sofort-Auszahlung möglich. Ein Beispiel hierfür ist das Onlineportal Vexcash, das seit 2012 am deutschen Markt aktiv ist. Als besonderes Merkmal für diesen Kredit gilt die kurze Laufzeit von bis zu 30 Tagen und die Auszahlungssumme bis zu einer Höhe von 5.000 Euro.

#6 Versicherungen gegen Betriebsunterbrechungen

Ein Weg, um sich gegen kurzfristige Liquiditätsengpässe, die zum Beispiel aus Betriebsunterbrechungen oder dem Ausfall des Gründers resultieren, zu wappnen, ist der Abschluss einer entsprechenden Versicherung. Betriebsunterbrechungsversicherungen setzen dann ein, wenn die berufliche Tätigkeit z.B. durch Brandschäden nicht mehr möglich ist. Diese Versicherung erstattet dann den Ertragsausfall, so dass nicht sofort die Existenz des Unternehmens gefährdet ist.

Eine andere Form der Absicherung ist die sogenannte Keyman- oder Keyperson-Versicherung. Damit werden Personen in Schlüsselfunktion, also bei einem Start-up zum Beispiel die Gründer, gegen eine schwere Krankheit versichert. Fällt diese Schlüsselperson aus, wird die vereinbarte Versicherungssumme dem Unternehmen ausgezahlt.

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