Schlemmen ohne Reue: Mit dem digitalen Ernährungs-Coach zum Erfolg

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Ohne schlechtes Gewissen schlemmen - das möchte Foodpunk mit ihren zuckerfreien Backmischungen erreichen. Aber ist das erfolgversprechend? Wie die digitale, gesunde Ernährungsberatung der Zukunft aussehen kann und wie man seine Zielgruppe für sein Produkt begeistert, haben wir von der Sologründerin Marina Lommel in dieser Gründerstory erfahren.

 

GründerDaily: Hallo Marina, stelle dich und dein Unternehmen doch bitte kurz vor.

Marina von Foodpunk: Foodpunk macht gesunde Ernährung endlich einfach, individuell und vor allem lecker.

Mit unserem Ernährungsprogramm und der Foodpunk App erhält der Kunde den Ernährungs-Coach in der Hosentasche. Maßgeschneiderte Ernährungspläne, spannendes Hintergrundwissen, Support durch Experten und eine motivierende sowie hilfsbereite Community sind der Schlüssel zum Erfolg. Seit 2015 bieten wir individuelle Foodpunk Ernährungsprogramme an und nach über einem Jahr Arbeit ist Anfang 2019 die Foodpunk App an den Start gegangen.

Foodpunk - Foto: Mitya Kolomiyets Erfolgreich, zuversichtlich und voller Ideen: Foodpunk-Gründerin Marina Lommel. Foto: Mitya Kolomiyets

GründerDaily: Das klingt spannend. Was ist euer Ziel?

Marina von Foodpunk: Wir kreieren die Ernährungsberatung der Zukunft, digital, datenbasiert und ortsunabhängig. Mit unseren Foodpunk Lebensmitteln unterstützen wir bei einer gesunden Ernährung. Unsere zuckerfreien „Low Carb“ Backmischungen beweisen, dass man auch ohne Zucker und ohne Weizenmehl richtig gut schlemmen kann. Saftige Brownies, luftige Muffins und herzhafte Brote mit krosser Kruste lassen ganz schnell vergessen, dass das eigentlich „gesund“ sein soll.

Die Produkte sind aktuell bei über 100 Lebensmitteleinzelhändlern erhältlich. Mit unserer Lebensmitteltechnologin kreieren wir bereits weitere innovative Foodpunk Spezialitäten.

GründerDaily: Da läuft einem gleich das Wasser im Mund zusammen. Aber so locker und leicht wie die Produkte klingen, war es sicherlich nicht immer. Du hast Foodpunk 2015 alleine gegründet – mit welchen Herausforderungen?

Marina von Foodpunk: Nachdem ich ein Jahr von daheim aus mit dem Laptop für Foodpunk gearbeitet hatte, musste ich mich entscheiden, ob ich einfach selbstständig sein oder ein Unternehmen erschaffen wollte. Das haben dann eigentlich die Kunden für mich entschieden, denn der Andrang war alleine einfach nicht mehr zu bewältigen.

Meine größte Herausforderung war es dann, Aufgaben abzugeben. Wenn genug zu tun ist, lernt man das aber schnell. Trotzdem hatte ich bis 2018 gewisse Tätigkeitsbereiche, von denen ich immer überzeugt war, dass das nur ich machen kann. Mittlerweile bin ich davon geheilt. Es gibt immer Menschen, die in einem Bereich besser sind als man selbst.

Als Unternehmer hat man den Job, diese Leute zu finden und ein Team daraus zu bilden, das an einer gemeinsamen großen Mission arbeitet und natürlich diese Menschen von einem Startup-Gehalt zu überzeugen.

Die richtigen Mitarbeiter zu finden ist nach wie vor die größte Herausforderung. Wir brauchen Leute, die für etwas brennen und den abwechslungsreichen Startup-Alltag genießen.

GründerDaily: Die deutsche Start-up-Szene ist nach wie vor männlich dominiert. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Marina von Foodpunk: Das bemerke ich im Alltag kaum. Ich arbeite und will ein großartiges Produkt kreieren, da bleibt nicht viel Zeit darüber nachzudenken, ob ich mich jetzt anders fühle als ein männlicher Gründer. Im Gespräch mit Banken oder Geschäftspartnern bekomme ich eigentlich nicht das Gefühl, dass man mich weniger ernstnimmt. Und wenn, dann sorge ich dafür, dass man mich ernstnimmt.

Vielleicht muss man sich als Frau öfter bewusst machen, dass das Ziel nicht ist, von allen gemocht zu werden.

Zumindest habe ich das an mir zu Beginn beobachtet. Aber das ist eher ein internes Problem, als ein externes.

Bei denselben Handlungen ist es sogar wahrscheinlich, dass eine Frau unsympathischer wahrgenommen wird, als ein Mann. Erfolg und Beliebtheit korrelieren bei Männern positiv, bei Frauen negativ (Heidi/Howard Roizen Experiment). Wir brauchen also wahrscheinlich ein dickeres Fell.

GründerDaily: Foodpunk ist auf Platz 6 unserer Top 50 Start-ups 2018 gelandet. Welche Rolle spielen Gründerwettbewerbe für dich?

Marina von Foodpunk: Gründerwettbewerbe sind eine großartige Möglichkeit, Pitch Skills zu trainieren und Feedback zum Businessplan einzuholen. Ich würde jedem jungen Start-up empfehlen, so viele Wettbewerbe wie möglich mitzumachen, selbst wenn sie vielleicht nicht ganz exakt auf das Thema passen.

Denn jede Deadline, jede Anforderungsliste, jede Präsentation sind eine Möglichkeit, die Kommunikation des eigenen Produkts noch besser zu gestalten, die Interaktion mit Jurys zu lernen und die Aufregung einer Ansprache auf der Bühne von Mal zu Mal besser handeln zu können. Das alles unabhängig davon, ob man eine Platzierung erreicht oder nicht. Gewinnt man einen Wettbewerb, gibt es obendrein spannende, auch monetäre Preise, ein erweitertes Netzwerk und eine angenehme mediale Komponente.

GründerDaily: Eine Jury von der eigenen Idee zu überzeugen, ist eine Kunst für sich. Wie bereitest du dich auf einen Pitch vor?

Marina von Foodpunk: Unter Zeitdruck und der Aufregung des „Unvorbereitetseins“ funktioniere ich am besten.

Ganz ehrlich? Nachts zuvor die Folien zusammenstellen, morgens beim Zähneputzen einmal durchgehen und dann rauf auf die Bühne.

Vielleicht liegt das am Adrenalin. Wir haben zum Beispiel beim Breakthrough 2018 Award den 1. Platz belegt, obwohl wir erst 24 Stunden vor der Deadline erfahren haben, dass es diesen Award gibt.

GründerDaily: Anfang letzten Jahres konnte Foodpunk bei einer Crowdfunding-Kampagne beide Funding-Ziele deutlich übertreffen. Was ist für eine gelungene Kampagne wichtig?

Marina von Foodpunk: Die Hauptkomponente ist es, bereits zuvor eine Community zu besitzen.

Wir hatten zum Zeitpunkt der Kampagne bereits 2 Jahre lang eine Community aufgebaut. Das ist tägliche Arbeit und erfordert echtes Interesse am Kunden und Empathie.

Als wir dann die Kampagne für den Launch unserer neuen Produktlinie (die „Low Carb“ Foodpunk Backmischungen) gestartet haben, konnten wir unsere Community von der Idee schnell begeistern. Crowdfunding Plattformen bieten die technische Infrastruktur, um die Kampagne abwickeln zu können, die Leute aber müssen von dir kommen. Das bedeutet, das Marketing und die Interaktion mit einer Community müssen weit vor Kampagnenstart beginnen.

Außerdem muss das Video der Kampagne die Probleme und Lösungen ansprechen und man sollte sich auf jeden Fall Zeit dafür nehmen. Handyvideos und Videos mit schlechtem Ton eignen sich nicht.

Foodpunk App So kann die digitale Ernährungsberatung aussehen - mit individuellen Ernährungsplänen, Experten-Tipps und speziellen Lebensmitteln im Einzelhandel. (Foto: Foodpunk)

GründerDaily: Gesunde Ernährung liegt schwer im Trend. Auf welche Marketingkanäle setzt ihr, um aus der Masse der verschiedenen Anbieter herauszustechen?

Marina von Foodpunk: Wir gehen nicht den üblichen Weg, der dem „Ottonormalesser“ empfohlen wird. Ich habe mich im Studium auf die sogenannte ketogene Ernährung spezialisiert, eine sehr kohlenhydratarme Ernährung, und auch eine Zeit im Forschungsbereich der neurodegenerativen Erkrankungen gearbeitet, bei denen die ketogene Ernährung viel Potential hat.

Bei uns ist Fett eine wichtige Komponente, wir reduzieren die klassischen Kohlenhydratquellen – individuell mal mehr mal weniger. Unser gesamtes Ernährungskonzept unterscheidet sich daher deutlich von vielen „Low Fat High Protein“-Ansätzen, die die Basis von 70% aller Diäten bilden. Außerdem legen wir einen großen Fokus auf wissenschaftsbasierte Hintergrundartikel auf dem Blog sowie eine intensive Betreuung aller Kunden durch kompetente, gut geschulte Mitarbeiter.

Das alles kommunizieren wir vor allem über die sozialen Medien.

GründerDaily: Seit 2017 ist auch dein Bruder Manuel bei Foodpunk mit von der Partie. Wie ist es, plötzlich Chefin des eigenen Bruders zu sein?

Marina von Foodpunk: Du müsstest ihn fragen, wie es ist, wenn die ältere Schwester plötzlich auch die Chefin ist. Nein, Spaß beiseite. Es ist prima. Manuel hat erst ein Jahr lang von außen zugesehen, was ich so mache. Dann hat er mitgeholfen. Erst – wie die ganze Familie – wenn es mal eng wurde, dann auf Stundenbasis. Irgendwann kam er mit dem Vorschlag mir Anteile abzukaufen. Er hat sein Auto verkauft und war der erste Investor von Foodpunk.

Marina und Manuel Lommel sind begeistert: Foodpunk gewann 2018 den Lecker Liebling Award 2018. (Foto: Bauer Media Group).

GründerDaily: Wie habt ihr euch aufgeteilt?

Marina von Foodpunk: Wir haben unsere Zuständigkeiten inhaltlich getrennt. Ich bin für die digitale Ernährungsberatung zuständig und entwickle Produktrezepturen. Manuel kümmert sich um die Umsetzung – Rohstoffeinkäufe, Produktion, Vertrieb. Wenn ich nicht im Büro sein kann, ist Manuel Chef und Ansprechpartner für die Mitarbeiter.

GründerDaily: Wenn du drei Dinge an der deutschen Gründerszene ändern könntest, welche wären das?

Ein Blick nach Amerika schadet aus meiner Sicht nicht. Dort applaudiert man anderen bei einem Erfolg, statt neidisch nach einem Grund zu suchen, warum der andere doch ganz bestimmt scheitern wird. Sogar ernsthafte Konkurrenten arbeiten dort zusammen, wenn es für beide wirtschaftlich Sinn ergibt. Und mehr Risikokapital ist dort auch unterwegs, das könnte in Deutschland auch ganz angenehm sein.

GründerDaily: Vielen Dank Marina für diesen spannenden Einblick.

Keyfacts über Foodpunk GmbH

  • Gegründet im Jahr: 2015
  • Firmensitz in: Neubiberg bei München
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 10 Mitarbeitern plus Freelancern
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: einen privaten Investor sowie einen work for equity deal.
  • Besonders geholfen haben uns bisher: Die Familie.
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für uns folgende:
    • Menschen: Das gesamte Team, das seit Beginn an immer das Extra-Quäntchen Enthusiasmus in unsere Projekte steckt.
    • Tools:
    • Internetseiten: Als ich 2015 noch nicht einmal wusste, was ein Business Angel oder Series A Finanzierung ist, haben mir Gründerseiten wie z.B. fuer-gruender.de definitiv geholfen. Daneben ist für Unternehmer ein Blick ins Markenregister unter dmpa.de hilfreich, wenn man sich für einen Namen entscheidet. Um ein Gefühl für andere Bilanzen und Firmengrößen zu erhalten, ist außerdem ein Blick in den bundesanzeiger.de immer spannend.
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