1. Einstiegsinvestition je nach Franchisesystem unterschiedlich
Setzt man sich mit der Idee einer Franchisegründung auseinander, dauert es nicht lange, bis man sich als Gründer die oft entscheidende Frage stellt: Welchen Verdienst habe ich eigentlich als Franchisenehmer? Schließlich möchte man als Gründer nicht nur sein eigener Chef sein, sondern von der Umsetzung des ausgewählten Geschäftskonzepts gut den Lebensunterhalt bestreiten können.
Auch der Vergleich der Möglichkeiten in Sachen Verdienst mit denen eines Angestellten steht für viele Gründer im Raum. Immerhin investiert man als Franchisepartner eine nicht unwesentliche Summe Geld in den Aufbau eines Geschäftskonzepts, das immer mit einem gewissen Risiko behaftet ist. Dieses Risiko, das ein Angestellter nicht trägt, sollte sich auch in einem höheren Verdienst für den Franchisenehmer widerspiegeln.
2. Verdienst: Möglichkeiten im Franchising
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Mit Franchising lässt sich ganz prinzipiell gutes Geld verdienen – in der Realität entscheiden aber die Persönlichkeit, die Wahl des Systems und vieles mehr. So kann ein Franchisesystem sehr attraktive Verdienstchancen für seine Partner bieten, wenn der Gründer sich aber im Nachhinein als zu gering qualifiziert herausstellt und der Sache nicht gewachsen ist, trübt dies aber auch die Aussichten auf den Verdienst. Gleiches gilt im Gegenzug für den perfekt geeigneten Existenzgründer, der sich für ein unpassendes System oder den falschen Standort entscheidet.
Wir haben mit Experten von den Franchise-Beratungsunternehmen FranNet und der Global Franchise AG über die Möglichkeiten und Chancen in Sachen Verdienst für Franchisenehmer gesprochen – sechs Faktoren leiten sich daraus ab.
Faktor 1: Die Branche
Die Möglichkeiten in Sachen Verdienst im Franchising können sich, ähnlich denen eines Angestellten, von Branche zu Branche und von Konzept zu Konzept unterscheiden. „Konzepte aus dem Dienstleistungssektor gehören beispielsweise häufig zu den finanziell attraktiven Franchisesystemen, nicht zuletzt wegen der oft geringeren Investition. Interessante Modelle gibt es sowohl im Geschäfts- als auch im Endkundenbereich, darunter auch solche, die helfen, demografischen Wandel zu unterstützen", weiß Franchise-Beraterin Eva Martini von FranNet. Hierzu zählen zum Beispiel intelligente Dienstleistungen im Haushalts-, Gesundheits- und Beautybereich, wie zum Beispiel Systeme rund um die Seniorenbetreuung.
Selbst die klassische Systemgastronomie ermöglicht auch heute noch Chancen auf einen hohen Verdienst – nicht zuletzt aufgrund der immer noch sehr hohen Gewinnmargen im Vergleich zu anderen Branchen, wie beispielsweise dem Einzelhandel. Durch den Preiskampf im Internet hat es der stationäre Handel deutlich schwerer, was sich auf den Verdienst einzelner Franchisepartner auswirken kann.
„Allerdings kann man von der Branche alleine nicht zwingend auf die Möglichkeiten in Sachen Verdienst schließen", erklärt Reinhard Wingral, Vorstandsvorsitzender der Global Franchise AG. Man müsse die Art des Systems genauer betrachten und könne erst dann eine vernünftige Schlussfolgerung zum möglichen Verdienst ziehen. Die Berechnung der Umsatzrendite könne dabei eine Hilfe sein. So sei beispielsweise im Einzelhandel eine Umsatzrendite von 3 bis 10 % normal, wohingegen in der Consulting-Branche Renditen von rund 65 % üblich seien. Bei der Berechnung der Umsatzrendite setzt man den erzielten Gewinn ins Verhältnis zum generierten Umsatz. Märkte mit niedrigen Umsatzrenditen können ein Zeichen für starken Wettbewerb sein, hohe Umsatzrenditen lassen auf wenig Konkurrenz oder eine geringe Kostenbasis schließen, was sich positiv auf die Verdienstmöglichkeiten auswirken kann.
Faktor 2: Die Höhe der Investitionskosten
Zum Start einer Franchisepartnerschaft kommen meist hohe Investitionskosten auf einen neuen Franchisepartner zu, da die Eintrittsgebühr beglichen, ein Ladengeschäft häufig aufgebaut und entsprechend mit Ware bestückt werden muss. Hier gibt es gravierende Unterschiede bei einzelnen Systemen: Die einmaligen Gesamtinvestitionskosten können bei 40.000 bis 50.000 Euro liegen, bei manchen Systemen aber auch schnell die Marke von 500.000 Euro überschreiten.
Aber kann man nun von der Höhe der Investitionskosten auf den Verdienst schließen? Grundsätzlich ist dies zu bejahen. Schließlich möchte man als Franchisenehmer seine Investition auch wieder zeitnah zurückerhalten. Wären die Chancen auf einen hohen Verdienst unabhängig von der Höhe der Gesamtinvestitionen, gäbe es keinen Grund mehr, eine halbe Million Euro in einen Standort zu investieren, wenn ein Franchisesystem mit deutlich geringeren Kosten denselben Verdienst ermöglichen würde.
Eines ist jedoch zu beachten: Auch Franchisesysteme mit geringen Investitionskosten können attraktive Gewinne jenseits der 100.000 Euro pro Jahr ermöglichen. Hierzu zählen beispielsweise viele Konzepte im Consulting-Umfeld, die aber gleichzeitig eine gewisse Vertriebsstärke des Franchisepartners voraussetzen.
Faktor 3: Die laufende Franchisegebühr
Oft vernachlässigt, spielt sie doch eine wichtige Rolle bei der Berechnung der Verdienstmöglichkeiten eines Franchisenehmers: die laufende Franchisegebühr. Diese bewegt sich in der Regel zwischen 0 und 12 % vom Umsatz und muss meist monatlich an den Franchisegeber für diverse zentrale Dienstleistungen, wie zum Beispiel Marketing und zur Weiterentwicklung des Systems entrichtet werden. Im Einzelhandel oder Handwerk bewegt sich die laufende Gebühr auf recht niedrigem Niveau, beim Dienstleistungsfranchising ist sie hingegen höher.
Achten Sie bei der Wahl Ihres Franchisesystems daher nicht ausschließlich auf die Investitionskosten zum Start, sondern, prüfen Sie zudem die laufende Franchisegebühr auf ihre Berechtigung, das soll heißen: Bekomme ich für eine hohe Gebühr auch tatsächlich die entsprechenden Gegenleistungen vom Franchisegeber?
Faktor 4: Die Art der Finanzierung
Laut Reinhard Wingral gibt es einen wesentlichen Punkt, der beim Blick auf die Einkommenschancen eines Franchisegebers oft komplett außer Acht gelassen wird: die Finanzierung der Franchisegründung. Steht einem Gründer ausreichend Eigenkapital zur Verfügung, ist keine externe Finanzspritze notwendig. Eine Vielzahl der Franchisegründer baut ihren Standort aber mit Fremdkapital von einer Bank auf. Schließlich genügt den Banken in der Regel eine Eigenkapitalquote von 20 bis 30 % – zumindest, wenn eine Förderbank wie die KfW den Gründer unterstützt.
Ein Darlehen kostet allerdings Geld in Form von Zinsen. Der KfW Gründerkredit hilft zwar bei Aufbau einer Existenz, seine Zinsen nagen allerdings an der Rendite des Gründers. Da – je nach Bonität des Gründers – teilweise ein Preisunterschied von bis zu sechs Prozentpunkten besteht, gilt es also genau zu überprüfen, ob ein teurer Kredit über eine lange Laufzeit den potenziell hohen Verdienst nicht bereits im Vorhinein zunichtemacht.
Faktor 5: Der Standort
Die Wahl des Standorts ist eine der wichtigsten Entscheidungen des Franchisenehmers, mit der er die Chancen auf einen hohen Verdienst seiner Gründung beeinflussen kann. Insbesondere bei Existenzgründungen in Gastronomie und Einzelhandel entscheidet der Standort über Erfolg oder Misserfolg einer Franchisegründung.
Neben Einzugsgebiet, Kaufkraft oder Wettbewerb spielen außerdem Faktoren wie Mietpreise und Infrastruktur eine große Rolle bei der Standortwahl. Verzichten Sie daher bei Ihrer Planung keinesfalls auf eine professionelle Standortanalyse.
Faktor 6: Die Gründerpersönlichkeit
Das beste Franchisesystem ist nichts wert ohne den geeigneten Gründer. Die Motivation muss stimmen und der Ehrgeiz vorhanden sein. „Man sollte etwas tun, mit dem man sich selbst identifizieren kann und das die eigenen Ziele erfüllt, denn es geht hauptsächlich um die eigene Unternehmerrolle", sagt Eva Martini von FranNet. Dabei betont sie, dass Standort, Produkt und Kundennachfrage wichtig, aber die Persönlichkeit des Franchisenehmers und ein gut passendes Konzept im Zweifel sogar relevanter seien.
Neben der richtigen Motivation und betriebswirtschaftlichem Know-how ist es also auch eine große Herausforderung, das geeignete System zu finden, das tatsächlich zur eigenen Gründerpersönlichkeit passt. Branchenexpertise spielt hingegen bei vielen Systemen eine untergeordnete Rolle. So eignen sich Vertriebstalente und gute Netzwerker besonders gut für Beratungsfranchising oder andere Systeme im Dienstleistungsbereich. Für berufs- und führungserfahrene Quereinsteiger können sich hier ganz neue Perspektiven entwickeln.
3. Wie hoch ist der Verdienst für Franchisenehmer?
Das sind also die Faktoren – wie hoch sind nun aber die Aussichten in Sachen Verdienst? Im Folgenden nennen wir Durchschnittswerte, die allerdings in beide Richtungen stark von den genannten Faktoren beeinflusst werden können.
Im ersten Schritt betrachten wir den durchschnittlichen Verdienst von Franchisenehmern, den uns Franchiseexperten genannt haben: Über alle Systeme hinweg ist von einem Verdienst vor Steuern von rund 80.000 bis 120.000 Euro pro Jahr zu rechnen. Bei kleineren Systemen, wie beispielsweise Einzelhandels-Boutiquen, dürfen Franchisepartner einen Verdienst von 40.000 bis 45.000 Euro pro Jahr erwarten. Ein Backshop mit einem guten Standort kann aber auch schon 50.000 bis 70.000 Euro Verdienst mit sich bringen – hier wird die Franchisegründung für Angestellte mit einem durchschnittlichen Gehalt finanziell also bereits interessant.
Betrachtet man den Verdienst des Franchisenehmers über einen längeren Zeitraum, so ergibt sich folgendes Bild: Im ersten Jahr schreibt man in der Regel noch Verluste, das zweite Jahr ergibt eine schwarze Null und das dritte Jahr bildet dann bereits einen Durchschnitt für die folgenden Jahre ab. Das eingesetzte Kapital haben Franchisepartner bei den meisten Systemen nach rund fünf Jahren zurück, wobei es auch hier deutliche Ausschläge nach oben und unten geben kann. Ebenfalls spannend: Die Amortisationszeit steht in der Regel nicht im Zusammenhang mit der Höhe des eingesetzten Kapitals.
4. Franchisesysteme müssen über Verdienstchancen aufklären
Sollten Sie bereits im Gespräch mit einem potenziellen Franchisegeber sein, können Sie sich direkt über das Potenzial in Sachen Verdienst aufklären lassen. „Denn Franchisesysteme sind im Rahmen ihrer vorvertraglichen Aufklärung dazu verpflichtet, die Möglichkeiten in Sachen Verdienst transparent darzustellen", erklärt Torben Leif Brodersen, der Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbands. Finde keine transparente Aufklärung über den potenziellen Verdienst statt, solle man vom entsprechenden System Abstand nehmen.
5. Fazit: Mit Franchising reich werden?
Kurz und knapp: Ja, mit Franchising kann man reich werden. Bei großen Systemen, wie beispielsweise in der Gastronomie, können – laut Reinhard Wingral von der Global Franchise AG – Franchisenehmer mit mehreren Standorten zu Einkommensmillionären werden: Bei fünf Standorten mit jeweils 2,5 Mio. Euro Umsatz und einer Umsatzrendite von rund 10 % liege der jährliche Verdienst bei einer Million Euro.
Ob dies das Ziel eines jeden Franchisenehmers sein sollte? Eva Martini von FranNet meint nein: „Der Verdienst sollte nicht die wichtigste Motivation einer Franchisegründung sein." In diesem Punkt kann man nur zustimmen. Erfahren Sie hier, was eine Franchisegründung sonst noch ausmacht.