Franchise: Vor- und Nachteile der Gründung

Ob Gründer als Franchisenehmer oder erfolgreiche Unternehmer als Franchisegeber: Franchising bietet für beide Seiten Vorteile. Ein Blick auf mögliche Nachteile hilft, deren Auswirkung auf die eigene Selbstständigkeit oder das eigene Unternehmen zu prüfen. Dann kann eine fundierte Entscheidung für oder gegen den Start per Franchise getroffen werden.

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Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

1. Franchise: Ein System, von dem beide Seiten profitieren

Die Entscheidung für ein Franchising wird aus unterschiedlichen Motivationen heraus getroffen, abhängig davon, ob man Franchisegeber oder -nehmer wird. Dem Firmeninhaber geht es um Unternehmenswachstum, das er entweder durch eine neue Filiale oder durch die Umwandlung des Unternehmens in ein Franchisesystem realisieren will. Gründer wollen in die Selbstständigkeit starten, haben aber vielleicht keine eigene Geschäftsidee oder wollen auf die Synergieeffekte des Netzwerkes setzen.

Können Franchisenehmer und -geber gleichermaßen von dem System profitieren? Muss das nicht zwangsläufig für eine Seite lohnender sein als für die andere? Die Franchise Vor- und Nachteile existieren für beide Seiten. Überwiegen für alle Beteiligten die Vorteile, ziehen sie auch im gleichen Nutzen aus der Zusammenarbeit.

  • Erprobtes Geschäftsmodell
  • Minimiertes Gründungsrisiko
  • Know-how-Transfer
  • Erfahrungsaustausch im Netzwerk
  • Bestehende Marke und umfassendes Marketing
  • Aufgabenteilung mit Franchisegeber
  • Einfacher, schneller Markteintritt
  • Einkaufsvorteile
  • Kundenkontakt im Fokus
  • Weniger unternehmerische Freiheit
  • Pflicht zur Konzeptumsetzung
  • Wenig Einfluss auf die Gesamtstrategie/Geschäftspolitik
  • Franchise-Gebühren
  • Auswirkung von negativem Einzelverhalten auf alle Teilnehmer des Franchisesystems
  • Einschränkungen beim Unternehmenswachstum
  • Folgen einer Trennung vom Franchisegeber

Die Vor- und Nachteile von Franchising im Detail

Besonders in der Arbeits- und Risikoteilung liegen die Vorteile von Franchise für Gründer:

Erprobtes Geschäftsmodell: Der Franchisegeber hat sein Konzept selbst erfolgreich etabliert. Franchisenehmer müssen nicht  selbst testen, ob die Idee funktioniert.

Minimiertes Gründungsrisiko: Durch das bereits etablierte Geschäftsmodell fällt für den individuellen Gründer weniger Risiko an als mit einer neuen Idee.

Know-how-Transfer und Erfahrungsaustausch im Netzwerk: Ein Franchisesystem bedeutet für Gründer einen starken Partner an ihrer Seite zu haben. Er kann das Know-how des Franchisegebers nutzen. Dazu zählen das erprobte Marken- oder Dienstleistungssortiment genauso wie der Erfahrungsschatz von ihm und anderen Gründern im Netzwerk. Durch Franchising können einige Gründungsfehler umgangen werden.

Bestehende Marke und umfassendes Marketing: Erleichtert wird der Einstieg durch ein erprobtes Marketingkonzept und gemeinsame Werbemaßnahmen. Existenzgründer müssen nicht erst aufwendig Personas erstellen und eine Marketingstrategie entwickeln.

Aufgaben Teilung mit Franchisegeber: Unterstützung erfahren Franchisenehmer durch die Aufgabenteilung. Die Weiterentwicklung des Systems übernimmt der Franchisegeber, sodass der Unternehmer seinen Fokus auf den lokalen Markt und den Aufbau des Kundenstamms richten kann.

Einfacher, schneller Markeneintritt: Beim Start in die Selbstständigkeit durch Franchising profitieren Gründer von der Popularität des bestehenden Franchisekonzepts. Diese Bekanntheit ermöglicht Franchisenehmern einen schnelleren Marktzugang.

Einkaufsvorteile: Durch höhere Abnahmemenge können Großhändler Mengenrabatt u. ä. gewähren, sodass der Einkaufspreis sinkt. Von diesem Skaleneffekt profitiert das gesamte Netzwerk.

Kundenkontakt im Fokus: Da sich Gründer im Franchisesystem durch die Arbeitsteilung um Aufgaben wie das Marketing nicht kümmern müssen, können sie ihren Fokus auf einen intensiven Kundenkontakt legen.

Die Nachteile des Franchise sind vor allem bei den Gestaltungsmöglichkeiten zu sehen:

Weniger unternehmerische Freiheit: Unternehmer müssen ein Stück unternehmerische Freiheit aufgeben im Vergleich zur Selbstständigkeit mit einer eigenen Idee. Den Umfang der Einschränkung regelt der Franchisevertrag.

Pflicht zur Konzeptumsetzung: Alle Entscheidungen müssen im Sinne der Geschäftspolitik des Franchisegebers getroffen werden und das vorgegebene Konzept umsetzen. Das gilt auch für Maßnahmen, die dem Unternehmer nicht gefallen oder die er als nicht sinnvoll für sein Gebiet empfindet.

Wenig Einfluss auf die Gesamtstrategie/Geschäftspolitik: Auf die Gesamtstrategie, beispielsweise die strategische Ausrichtung oder das Marketing des Franchise, haben Gründer nur wenig Einfluss.

Franchise-Gebühren: Zwar sind die Kosten für ein Franchise oft geringer als bei der Übernahme einer etablierten Firma, doch müssen auch Franchisenehmer Eigenkapital vorweisen. Hinzu kommt eine monatliche Gebühr für die Nutzung der Franchise-Lizenz. Die Höhe des Betrages wird prozentual am Umsatz bemessen.

Auswirkung von negativem Einzelverhalten auf alle Teilnehmer des Franchisesystems: Bedenken müssen Gründer, dass sie nicht nur vom guten Ruf des Systems profitieren. Fällt ein Franchisenehmer negativ auf, wirkt sich das auf alle Anbieter des Franchisesystems aus.

Einschränkungen beim Wachstum: Durch Multi-Unit-Franchising können auch Franchisenehmer ihr Unternehmen vergrößern. Allerdings nur in dem Rahmen, den der Franchisegeber vorsieht. Berücksichtig werden muss beispielsweise der Gebietsschutz, der die Standortwahl eingrenzt.

Folgen einer Trennung vom Franchisegeber: Wird der Franchisevertrag gekündigt, hat das weitreichende Folgen. Es fällt nicht nur die Unterstützung (beispielsweise durch das Marketing) weg. Auch das Corporate Design darf nicht mehr genutzt werden, was eine Umgestaltung der Räume zur Folge haben kann. In einigen Fällen kann auch ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot Teil der Vereinbarung sein. In vielerlei Hinsicht müssen Unternehmer noch einmal von vorne anfangen.

Bei der Entscheidung für Franchising sollte vor allem die Auswahl eines geeigneten Franchisegebers gründlich durchdacht sein. Franchisenehmer müssen eng mit diesem zusammenarbeiten und dessen Konzept umsetzen. Deshalb ist es wichtig, von dem System mit seinen Produkten und Maßnahmen überzeugt zu sein. Neben der kaufmännischen Prüfung des Franchiseangebots, sollten Sie vor Abschluss des Vertrags auch den Rat eines Rechtsanwalts, der auf Franchising spezialisiert ist, einholen.

  • Monatliche Einnahmen durch Umsatzbeteiligung
  • Keine Investition in neue Geschäftsräume
  • Personalkosten steigen nicht
  • Skaleneffekt und Fixkostendegression (z. B. bei Einkauf und Marketing)
  • Franchisenehmer sind motiviert und engagiert
  • Aufgabenteilung mit Franchisenehmern
  • Verbesserte Reaktionsmöglichkeiten auf Entwicklungen am Markt
  • Aufbau des Franchisesystems kostet Zeit
  • Verzicht auf Deckungsbeiträge
  • Weniger Kontrollmöglichkeiten als bei Filialen
  • Risiko des Imageverlustes durch Fehler der Franchisenehmer
  • Kein Kundenkontakt außerhalb des eigenen Geschäftsbereiches

Erläuterung der Nachteile und Vorteile für Franchisegeber

Die Vorteile für Franchisegeber machen sich insbesondere im finanziellen Bereich bemerkbar:

Monatliche Einnahmen durch Umsatzbeteiligung: Für Franchisegeber entstehen durch das Franchising neue Einnahmequellen durch die Gründungsgebühren und die monatliche Umsatzbeteiligung.

Keine Investition in neue Geschäftsräume: Bei der Filialeröffnung müssen Unternehmer alle Kosten für Miete, Umbau und Einrichtung alleine bestreiten. Beim Franchising ist der Franchisenehmer für das Herrichten seines Standorts verantwortlich und trägt die Kosten.

Personalkosten steigen nicht: Trotz der Expansion müssen Franchisegeber kein neues Personal engagieren. Dies fällt in den Aufgabenbereich des Franchisenehmers.

Skaleneffekt und Fixkostendegression: Darüber hinaus profitieren sie vom Skaleneffekt und der Fixkostendegression, beispielsweise durch bessere Konditionen beim Einkauf von Produkten oder die Verteilung der Marketingkosten auf das Netzwerk.

Franchisenehmer sind motiviert und engagiert: Die hohe Motivation und das Engagement des einzelnen Franchisenehmers wirkt sich auf das gesamte System aus und nutzt damit auch dem Franchisegeber.

Aufgabenteilung mit Franchisenehmern: Auch Aufgabenteilung zählt zu den Vorteilen für Franchisegeber. Während die Franchisenehmer sich auf die optimale Kundenbetreuung und den Service konzentrieren, erfüllt der Geber die Funktionen des Strategen, Marketingspezialisten, Backoffice und Coach der lokal arbeitenden Franchisenehmer. So können diese die Umsatzpotenziale an ihrem Standort ausschöpfen, wovon der Franchisegeber ebenfalls profitiert.

Verbesserte Reaktionsmöglichkeiten auf Entwicklungen am Markt: Durch eine gute Partnerschaft und ein aktives Netzwerk können alle voneinander lernen. Das ermöglich Franchisegebern eine schnelle Reaktion auf Veränderungen am Markt.

Auf der anderen Seite stehen hohe Investitionen (Zeit und Geld) sowie weniger Kontrollmöglichkeit als Nachteile für Franchisegeber:

Aufbau des Franchisesystems kostet Zeit: Der Aufbau eines Franchisesystems erfordert Engagement, Know-how und Kapital. Die Suche nach geeigneten Franchisenehmer ist ein wesentlicher Faktor für das geplante Wachstum. Neben dem klassischen Gründer, der in die Selbstständigkeit starten will, lohnt auch der Blick auf die eigenen Mitarbeitern und das Prüfen der Integration freier Unternehmen. Kreative Lösungen können die Expansionsgeschwindigkeit konstant halten. Außerdem muss eine Franchisezentrale eingerichtet werden, die im Sinne der Arbeitsteilung die administrativen Aufgaben der Partnerbetreuung übernimmt.

Verzicht auf Deckungsbeiträge: Unternehmer verzichten auf Deckungsbeiträge an attraktiven und lukrativen Standorten, wenn sie ihr Geschäftskonzept für ein Franchisesystem nutzen.

Weniger Kontrollmöglichkeiten als bei Filialen: Der Franchisenehmer agiert im Gegensatz zu einem angestellten Filialleiter vollkommen eigenständig. Dadurch hat der Franchisegeber weniger Einfluss auf das Tagesgeschäft und kann nur bedingt überprüfen, ob alle Vorgaben umgesetzt werden. Hier ist Vertrauen erforderlich.

Risiko des Imageverlustes durch Fehler der Franchisenehmer: Wenn einer der Franchisenehmer durch Fehlverhalten negativ auffällt, schadet das der Marke und damit auch dem Franchisegeber.

Kein Kundenkontakt außerhalb des eigenen Geschäftsbereiches: Durch die Eröffnung einer Filiale haben Unternehmer am dortigen Standort direkten Kontakt zu ihren Kunden. Diese Möglichkeit bietet ein Franchisesystem nicht. Durch die Arbeitsteilung fällt dieses Aufgabengebiet den Franchisenehmern zu.

Problem mit Franchisenehmern sind häufig Folge fauler Kompromisse bei der Partnerwahl, schlechten Onboardings und schlechter Partnerbetreuung. Wenn Sie Franchisegeber werden wollen, müssen sie diesen Problemen besondere Aufmerksamkeit schenken, um das Risiko zu minimieren.

4. Fazit: Vor- und Nachteile im Franchising prüfen

Obwohl Franchisegeber und Franchisenehmer aus unterschiedlichen Situationen heraus ihre Entscheidung treffen, können beide gleichermaßen von einem Franchisesystem profitieren. Es gilt, sich umfassend zu informieren und die Vor- und Nachteile von Franchise gegeneinander abzuwägen.

Franchisenehmer genießen die Vorteile einer etablierten Marke mit dazugehörigen Verkaufs- und Marketingstrategien. Auch der Austausch im Netzwerk erleichtert den Einstieg in die Selbstständigkeit. So können sie sich ganz auf das Kerngeschäft und ihre Kunden konzentrieren. Abstriche müssen sie dafür bei der Entscheidungsfreiheit machen. Außerdem sind die Gebühren für das Franchise ein dauerhafter Kostenfaktor.

Franchisegeber sparen Personal und Ausstattungskosten, wenn sie sich gegen eine Filiale und für ein Franchisesystem entscheiden. Dazu tragen auch Skaleneffekt und Fixkostendegression bei. Zudem entsteht eine zusätzliche Einnahmequelle. Dafür muss auch Deckungsbeiträge verzichtet werden und auch auf den Kundenkontakt außerdem des eigenen Wirkungskreises.

Die Arbeits- und Kostenteilung, beispielsweise im Marketing, ist für beide Seiten ein Gewinn. Und auch das Risiko, dass der Fehler eines einzelnen dem gesamten System schadet, tragen Franchisegeber und -nehmer gemeinsam.

Wichtig ist, genau zu prüfen, ob die eigenen Vorstellungen bzw. der potenzielle Franchisenehmer mit dem Franchisesystem in Einklang zu bringen sind. Auch den Franchisevertrag sollten beide Seiten von Fachanwälten prüfen lassen. Herrscht Einigkeit, sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt.

Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.