Als Paar besser kommunizieren

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Best Practice

Eine Beziehung kann wunderbar sein – wenn die Kommunikation stimmt. Genau hierfür hat Julia Lüpfert das Paarspiel Julinga entwickelt. Wie diese Geschäftsidee Liebende einander näher bringt und was sie durch die Höhen und Tiefen als Geschäftsführerin des Sextoy-Start-ups LAVIU gelernt hat, verrät sie in dieser Gründerstory.

 

julinga julia luepfert 1200 Gründerin Julia Lüpfert hat als Geschäftsfrau Höhen und Tiefen erlebt. Ein starkes Netzwerk ist dabei aus ihrer Sicht das A und O. (Foto: Julinga)

GründerDaily: Hallo Julia, du entwickelst und vertreibst Spiele wie Julinga zur Partnerschaftsentfaltung. Wie bist du darauf gekommen?

Julia von Julinga: In meiner Jugend habe ich mich immer wieder neu verliebt und daraufhin getrennt. Eine Geschichte, die sich immer und immer wieder wiederholt hat, bis ich gemerkt habe, dass es mit mir selbst zu tun hat und ich es daher auch in der Hand habe, daran etwas zu ändern.

Zusammen mit meinem damaligen Partner habe ich angefangen, mich in Paarcoachings, mit Büchern und Webinaren sehr intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Da wir ein glückliches Paar waren und nicht aus dem Streit heraus die Beziehung reflektierten, machte uns das einfach Spaß – genau diese Leichtigkeit möchte ich gern weitergeben!

Mein damaliger Partner ist nun mein Ehemann und es sind 8 gemeinsame Jahre vergangen. Ich konnte also auch mein sich wiederholendes Muster durchbrechen.

Ich finde, eine Idee ist nicht mit einem Geistesblitz geboren, es ist immer ein Prozess. So war es auch bei mir. Zuerst stand fest, dass es das Thema Partnerschaft sein soll und erst so nach und nach habe ich ein Konzept entwickelt, was mich selbst wirklich überzeugt und was ich so am Markt noch nicht gesehen habe.

GründerDaily: Gesellschaftsspiele mit Partnerschaftsthemen kombiniert: Birgt das eher Chancen oder Konfliktpotenzial?

Julia von Julinga: Definitiv Chancen! Die Spielkonzepte sind so ausgelegt, dass man als Paar gemeinsam ein Ziel verfolgt und nicht gegeneinander antritt. Im Mittelpunkt stehen die daraus entstehenden Gespräche und die Erkenntnisse, die man gemeinsam erlangt.

Die Spiele stellen somit einen Schlüssel für liebevolle Begegnungen dar, die im hektischen Alltag oft untergehen – eine Chance die Partnerschaft weiter zu entwickeln und das volle Potenzial zu entfalten!

GründerDaily: Als Geschäftsführerin der LAVIU GmbH hast du bereits jede Menge Erfahrungen in der Start-up-Welt gesammelt. Welche Tipps kannst du aus deinen Jahren dort an Gründer weitergeben?

Julia von Julinga: Tatsächlich gebe ich meine Erfahrungen, vor allem in den Bereichen Finanzierung, Investorenmanagement und Crowdfunding gern an andere Gründer weiter und bin in diesem Bereich als Gründungsberaterin tätig. Das sind Themen, die natürlich ihre theoretische Seite haben, die man in Büchern lesen und in Seminaren erlernen kann, aber vor allem die praktische Seite macht hier meiner Meinung nach den Unterschied.

Beispielsweise müssen kritische Gespräche mit Investoren oder anderen Schlüsselpersonen strategisch vorbereitet und geführt werden, um auch in wirklich verfahrenen Situationen noch mit einer gefühlten Win-win-Situation rauszugehen.

Auch unterstütze ich GründerInnen und GeschäftsführerInnen in ihrer Entwicklung des Selbstbewusstseins, da ich selbst an mir erlebt habe, dass ein starkes Selbstbewusstsein keinesfalls eine Grundvoraussetzung zum Gründen ist, aber notwendig für eine starke Unternehmensentwicklung.

Wenn ich auf die vier Jahre als Geschäftsführerin zurückblicke weiß ich, dass mir vor allem meine offene, ehrliche und authentische Kommunikation sehr viel gebracht hat. Mein Netzwerk, was ich in dieser Zeit aufgebaut habe, hat sich dadurch wertschätzend und nachhaltig entwickelt.

Egal zu wem ich komme, ich werde auch seit der Insolvenz als vertrauensvolle Geschäftsfrau wahrgenommen.

Wobei offene Kommunikation keineswegs bedeutet, jedem vorbehaltlos alle Betriebsgeheimnisse zu erzählen. Hier muss man ganz bewusste Grenzen setzen und sich im Klaren sein, wem welche Informationstiefe zusteht. Aber auch solche Grenzen kann man offen kommunizieren und mit einer positiven Grundhaltung dem anderen gegenüber, wird auch dies als sehr wertschätzend wahrgenommen.

Das Netzwerk ist das, was bleibt, auch wenn man eine Geschäftsidee begraben muss und neu startet.

GründerDaily: Deine damalige Laufbahn liest sich wie ein kometenhafter Aufstieg. Was genau ging schief und was würdest du heute anders machen?

Julia von Julinga: Tatsächlich würde ich gar nicht viel anders machen. Die Geschichte hat mich vor allem gelehrt, dass der Proof of Concept superwichtig ist. Bei einem technisch extrem innovativen Produkt wie unserem Lovetoy ist es ein sehr langer Weg von der Idee über die gesamte technologische Entwicklung hin zum Produkt.

Es braucht viel Zeit und Geld. Das ist bei Ideen, die technisch ganz neue Wege einschlagen, meiner Meinung nach schwer zu umgehen.

Bei meiner jetzigen Gründung setze ich auf ein technisch wenig anspruchsvolles Produkt und verkaufe den Mehrwert über den methodischen Inhalt. Für mich persönlich tat es gut, ein Produkt umzusetzen, mit dem ich innerhalb weniger Monate in den Markt starten konnte und nun nach und nach das Unternehmen ringsherum entwickle.

julinga 1200 Mit dem Spiel Julinga möchte Julia Lüpfert Paaren dabei helfen, sich gegenseitig besser zu verstehen. (Foto: Julinga)

Trotzdem sehe ich den Weg, den wir mit LAVIU gegangen sind, nicht als Fehler, sondern als passend zur Idee und zum Geschäftsmodell. Daher ist meine Erkenntnis, dass der Weg zum erfolgreichen Unternehmen kein fixer, übertragbarer Weg ist, sondern für jede/n GründerIn, für jede Idee und die jeweiligen Rahmenbedingungen ein anderer ist.

GründerDaily: Du bist Unternehmerin und zweifache Mutter: Wie bekommst du beides unter einen Hut?

Julia von Julinga: Für mein Start-up habe ich nur begrenzt Zeit zur Verfügung, da ich auch viel Zeit mit meinen Kindern verbringen möchte. Ich trenne ganz scharf. Wenn ich zu Hause bin, führe ich höchstens mal ein Telefonat. Arbeitszeiten sind für mich klar abgesteckt. Ich denke, ich arbeite dadurch sehr fokussiert.

Ich muss genau priorisieren und mache nahezu nichts Unnötiges. Dadurch bin ich sehr effektiv und merke, dass mich meine Arbeitszeit extrem voranbringt.

Die Abwechslung zwischen Familienzeit und Arbeitszeit hat auch immer wieder den Effekt, dass ich mich aufs Nächste freue! Ich freue mich auf meine Familie und die Zeit mit ihr und ich freue mich auch unglaublich auf meine Arbeitszeit!

GründerDaily: Was hat dich motiviert, wieder ein Start-up zu gründen, nachdem du damals in ein Loch gefallen bist?

Julia von Julinga:

Mein Netzwerk, das mir von außen bestätigt hat, dass ich nicht als Geschäftsführerin versagt habe, sondern dass die Idee an technischen Herausforderungen gescheitert ist.

Das hat mir sehr geholfen, die Fehler nicht bei mir selbst zu suchen. Trotzdem habe ich ein paar Monate gebraucht, um mich selbst wieder auf meine Fähigkeiten zu besinnen und darauf, wie ich mein Leben gestalten will.

Denn die Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten, die das Gründerleben mit sich bringen, sind mir am Ende sehr viel mehr wert als finanzielle Sicherheit.

GründerDaily: Woher weiß ich als Gründer, dass meine Chancen für eine Geschäftsidee auf dem Markt gut aussehen?

Julia von Julinga: Ich glaube, ganz sicher kann man sich erst sein, wenn man wirklich etwas verkauft. Daher würde ich raten, so schnell wie möglich ein minimales verkaufsfähiges Produkt mit möglichst geringem Investment auf den Markt zu bringen. Dann kann man sehen, was funktioniert und wie es funktioniert.

Ich glaube nicht, dass die Chance der Idee nur zwischen null und eins liegt.

Man startet irgendwo näher an der Null und muss dann das Produkt und auch das Geschäftsmodell immer weiter anpassen, um der Eins, dem maximalen Erfolg, näher zu kommen, entsprechend dem Lean-Ansatz.

GründerDaily: Du hast den Proof of Concept beim Entrepreneurship Summit gewonnen. Welchen Vorteil haben Gründerpreise und Gründerwettbewerbe deiner Ansicht nach?

Julia von Julinga: Der Proof of Concept beim Entrepreneurship Summit hat mir unglaublich viele Vorteile gebracht und war ein Schlüssel für meinen erfolgreichen Marktstart. Da dieser Wettbewerb nicht nur auf einem theoretischen Geschäftsmodell basiert, sondern es ganz praktisch darum geht, in den ersten Stunden den meisten Umsatz zu machen, muss man wirklich beweisen, dass Kunden Geld für das Produkt bezahlen. Und dass man einen funktionierenden Onlineshop hat sowie ein Produkt, was man danach auch dem Kunden zusenden bzw. auf dem Summit direkt verkaufen kann.

Man muss zeigen, dass das Geschäft wirklich funktioniert, man muss Menschen, die man vorher nicht kannte, überzeugen, für das eigene Produkt Geld in die Hand zu nehmen.

Ein unglaublicher Ansporn, eine krasse Herausforderung, da der Termin feststeht und auch gleichzeitig eine unglaubliche Chance, erste Kunden zu gewinnen! Der Proof of Concept hat seinen Namen verdient, denn der Wettbewerb ist der ultimative Test dafür, ob das Konzept funktioniert.

Ganz allgemein denke ich, muss man bei Gründerwettbewerben immer Aufwand und Nutzen abwägen. Der Nutzen kann je nach Wettbewerb superunterschiedlich sein. Manchmal bekommt man Kontakt zu möglichen Investoren, manchmal ist es die Aufmerksamkeit in der eigenen Zielgruppe, manchmal ist es tatsächlich das Preisgeld.

Je nachdem, was der Nutzen des Gründerwettbewerbes ist, muss man für sich überlegen, ob es das ist, was man gerade in diesem Moment braucht, ob man Aufmerksamkeit in seiner eigenen Zielgruppe bekommt und ob der Aufwand dazu passt.

GründerDaily: Vielen Dank für das spannende Interview, Julia!

Keyfacts über Julinga:

  • Gegründet im Jahr: 2019
  • Firmensitz in: Freiberg (Sachsen)
  • Unser aktuelles Team besteht aus: Inhaberin + Marketingassistentin
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: FFF
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: FFF
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/ uns folgende:
    • Menschen: mein Mann, Freunde, Startup Community in Dresden
    • Tools: billbee (für Warenwirtschaft), Trello (für Projektmanagement), Canva (für Designtemplates)
    • Internetseiten: julinga.de
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