Was macht eigentlich ein CDO?

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Wie setzt man die Digitale Transformation im Unternehmen um? Das ist die zentrale Aufgabe von Wolfgang Neider. Er arbeitet als Chief Digital Officer bei FundraisingBox. Im Interview verrät er, wie genau das im Alltag aussieht.

GründerDaily: Hallo Wolfgang, welche Aufgaben und Ziele hat ein CDO?

Wolfgang Neider von FundraisingBox: Die Aufgaben des CDO hängen stark vom jeweiligen Entwicklungsstand der Firma ab. Steht die Firma am Anfang der Digitalisierung, liegen die Aufgabengebiete vor allem in den folgenden Bereichen:

  • Im Scouting der passenden Technologien und Tools: Hier gilt es, geeignete Softwarelösungen zu finden, oder Technologien miteinander zu verzahnen, die den Geschäftsprozess unterstützen und effektiver gestalten. Dabei muss man vorsichtig sein, Technologie nicht um ihrer selbst einzuführen, sondern sie muss die Arbeit innerhalb des Unternehmens erleichtern und verbessern – mit anderen Worten: den Arbeitsalltag eines Mitarbeiters einfacher, effektiver und angenehmer gestalten. Ist dies nicht der Fall, sollte man davon absehen, da sonst mehr Kosten entstehen als Nutzen generiert werden kann.
  • Im Change Management: D.h., vor allem Kollegen begeistern, Mehrwerte aufzeigen, Vorurteile abbauen. Steht man am Anfang der Digitalisierung, bedeutet das für das Unternehmen und deren Mitarbeiter oftmals viel Veränderung. Diese muss angeleitet, begleitet und geleitet werden. Dabei ist es wichtig, den Mitarbeitern die Motivation, Hintergründe und Mehrwerte zu vermitteln.
  • Den Integrationsprozess leiten (Planning, Rollout etc.) – meist in Zusammenarbeit mit bestehen Abteilungen und Stellen (CTO, CIO, IT Abteilungen – aber auch mit dem COO).

Chief Digital Officer Wolfgang Neider NEU


Ist die Firma in der Digitalisierung schon etwas weiter, dreht sich die Aufgabe um eine effiziente Weiterentwicklung und Optimierung der bestehenden Infrastruktur.

Mit fortschreitendem Digitalisierungsgrad der Firma können mehr und weitreichende Maßnahmen eingeführt werden als in Firmen, die am Anfang der Digitalisierung stehen. Grundlegende, tiefe Firmenprozesse können nun digitalisiert werden, da das Vertrauen und die Wertschätzung in die Technologie schon besteht. Hier greift der CDO teilweise sehr disruptiv in bestehende, teils zentrale Prozesse ein.

Dies führt sogar dazu, dass selbst die Entwicklung von Unternehmensstrategien unter gleichberechtigter Teilnahme und Mitwirkung des CDO erfolgen. Dazu müssen neben dem nötigen Vertrauen auch die entsprechen Kompetenzen und Mittel zur Verfügung stehen.

Wir verstehen uns als digitale Entwicklungshelfer – unsere Kernaufgabe ist das Digitalisieren von NGOs und deren Prozessen. Daher hat die Digitalisierung für uns einen ganz besonderen Stellenwert. Wir sind nicht nur selbst sehr digital (seid 8 Jahren fully remote), sondern sehen die Digitalisierung als unsere Unternehmensmission.

Ziel eines CDO sollte die Digitalisierung des Geschäftsbetriebs und der Firmenprozesse sein. Dabei muss er stets die Effizienz und Effektivität der Maßnahmen im Blick behalten und nicht die Technologie um ihrer selbst Willen einführen.

GründerDaily: Was sind die größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation eines Unternehmens?

Wolfgang von FundraisingBox: Die größte Herausforderung ist das Change Management.

Transformation bedeutet "Veränderung von Gewohntem", was den meisten Menschen schwer fällt.

Hier gilt es, jeden – wirklich jeden Mitarbeiter – gut abzuholen, sodass jedem der Sinn und Zweck bewusst und klar ist. Im Idealfall steht jeder am Ende hinter den anstehenden Veränderungen und begrüßt diese, weil die Vorteile erkannt werden.

Eine weitere große Herausforderung ist es, innerhalb der mannigfaltigen Möglichkeiten an Software, Tools und Prozessen die jeweils richtigen für das Unternehmen zu finden. Hier muss der CDO die aktuellen Gegebenheiten innerhalb der Firma (Skillset, Toolset, Mindset) genauestens analysieren und auf diesen Ergebnissen die individuelle Entscheidung fällen.

GründerDaily: Welche Qualifikationen bzw. Eigenschaften muss ein CDO haben?

Wolfgang von FundraisingBox: Ein technischer Background ist ganz klar notwendig. Diskussionen mit der IT müssen auf Augenhöhe geführt und gemeinsam effektive Umsetzungswege erarbeitet werden können.

Ebenfalls sollte ein CDO Wissen über die unterschiedlichen Geschäftsbereiche und Geschäftsprozesse der Firma besitzen oder sich diese schnell aneignen können – der CDO ist im Idealfall ein C-Level-Allrounder. Eine sinnvolle Digitalisierung erfolgt nicht nur in Silos (quasi innerhalb einer Abteilung), sondern bricht diese gezielt auf und optimiert (digitalisiert) ebenfalls die Schnittstellen zwischen Abteilungen und deren Prozessen.

Die wohl wichtigsten Eigenschaften eines CDO sind in meinen Augen aber Empathie und Kommunikationskraft.

Um erfolgreich Change-Prozesse zu begleiten, muss eine Führungskraft in der Lage sein, die Probleme des Einzelnen verstehen und wahrnehmen zu können, um diese dann in den Lösungsprozessen erfolgreich aufzunehmen und zu adressieren. Eine empathische Kommunikation erleichtert dabei das Umgehen mit Widerständen und Zweifeln über die Maßen.

GründerDaily: Ist ein IT-Studium zwingende Voraussetzung für die Laufbahn des CDOs?

Wolfgang von FundraisingBox: Jein ;) Steht ein Unternehmen am Anfang der Digitalisierung und hat eine eher traditionelle IT-Infrastruktur, wird ein CDO mit IT-Studium sicherlich erfolgreicher sein. Ideal wäre ein IT-Studium, das um betriebswirtschaftliche & Management-Komponenten erweitert wurde.

Sind die ersten Hürden der Digitalisierung schon genommen, das Mindset in der Firma passt und es gibt eine gemeinsame Vorstellung, muss nicht zwingend ein IT-Studium vorausgesetzt werden. Ein CDO sollte dann aber eine sehr hohe technische Affinität haben und schon einige Projekte im IT- oder Software-Umfeld erfolgreich abgeschlossen haben.

GründerDaily: Einer bitkom-Befragung aus dem April 2020 zufolge sind CDOs noch immer die Ausnahme in deutschen Unternehmen. Woran liegt das deiner Ansicht nach und wird die Bedeutung angesichts der Industrie 4.0 womöglich unterschätzt?

Wolfgang von FundraisingBox: In vielen Unternehmen werden die Aufgaben des CDO vom CTO oder CIO wahrgenommen. Daran sieht man, dass das Digitalisierungspotenzial immer noch sehr unterschätzt wird – Digitalisierung wird nur als Anhängsel des CTO gesehen. So kommt es aber zu einer Doppelbelastung, die Potenziale können nicht vollständig ausgeschöpft werden und im schlimmsten Fall leiden beide Aufgabengebiete.

Während des Corona-Lockdowns hat man diesen Digitalisierungsmangel ganz klar wahrgenommen – kaum ein Unternehmen konnte reibungslos und vollständig auf eine Remote-Arbeitsweise wechseln.

Vielen Unternehmen hatten nicht die technische Infrastruktur oder Software-Architektur, um dies zu ermöglichen. War diese vorhanden (oder konnten auch kurzfristig beschafft werden), mangelte es leider oftmals an den nötigen Management- und Führungsfähigkeiten sowie dem Vertrauen in die digitalen Prozesse und den Mitarbeitern, die sich in diesen bewegen. Dies wiederum sind genau die Tätigkeitsfelder die ein CDO adressiert und für ein Unternehmen optimal aufstellt.

GründerDaily: Vielen Dank für das Interview, Wolfgang. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!

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