Nachhaltig und fair: Mode geht auch anders, wenn man nur will
Wie oft steht ihr vor dem Kleiderschrank und findet einfach nicht das passende Outfit? Teilweise werden neue Kleidungsstücke einmal oder keinmal getragen, bevor sie schließlich in der Tonne landen. Dabei denkt kaum jemand an die Folgen der Textilproduktion für Umwelt und Arbeiter. Mode geht aber auch anders: Wir stellen euch fünf Geschäftsideen für nachhaltige Mode vor.
Kleider machen Leute, heißt es. Und tatsächlich sind wir alle ein bisschen darauf bedacht, einen Modestil zu finden, der uns gut gefällt. Und dabei nach Möglichkeit noch mit den neuesten Trends, die wir von Influencern über diverse Kanäle vorgelebt bekommen, mitzuhalten. Das bedeutet aber auch, dass von Saison zu Saison neue Kleider gekauft werden, die dann innerhalb kürzester Zeit in den Tiefen des heimischen Kleiderschrankes versinken und teilweise nie wieder auftauchen. Und das hat wiederum beträchtliche Auswirkungen auf unsere Umwelt: Über 1,2 Milliarden Tonnen CO2 und ähnlicher Schadstoffe werden durch die Textilindustrie jährlich weltweit ausgestoßen - mehr als durch Luft- und Schifffahrt.
Mit dem langsamen Anstieg des allgemeinen Umweltbewusstseins in unserer Gesellschaft steigt jedoch auch die Nachfrage nach fair und nachhaltig produzierter Mode. Das spiegelt sich unter anderem in aktuellen Entwicklungen in der Branche wider: Die Fast-Fashion-Marke Forever 21 meldete kürzlich Insolvenz an, auch das irische Billig-Modehaus Primark hat zu kämpfen. Wir stellen fünf Geschäftsideen vor, die zeigen, wie die Mode von morgen aussehen könnte.
Kuniri: Internationale Mode in Zusammenarbeit mit Geflüchteten
Kuniri ist schon vom Namen auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtet: Der Begriff "Kuniri" ist Esperanto, eine internationale Plansprache, und bedeutet so viel wie "gemeinsam gehen" oder "mitmachen". Entstanden ist das Modelabel aus einem Hilfsprojekt, in das auch heute noch die Erlöse des Unternehmens fließen. Die Idee hinter der "Kuniri Akademie" ist, geflüchteten Menschen die Möglichkeit zu geben, am hiesigen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dafür initiierten die beiden Gründerinnen Viola Zimmer und Eva Schatz Kurse, in denen Menschen, die bereits in ihren Heimatländern in der Modebranche tätig waren, die Standards des deutschen Marktes lernen. Die Kurse dauern drei Monate, am Ende kann eine Prüfung abgelegt werden, deren Bestehen mit einem Zertifikat der Handwerkskammer belegt wird. Damit soll die Jobsuche vereinfacht werden.
Kursabsolventen, die besonders gut ins Kuniri-Team passen, können sogar an der eigenen Modekollektion mitwirken. Auch hier wird deutlich, dass die gemeinnützige UG die Vielfältigkeit seiner Mitarbeiter zelebriert. Die Kleidungsstücke sind durch traditionelle Gewänder inspiriert, gehen jedoch auch auf die Vorstellungen und Bedürfnisse der mitteleuropäischen Kundschaft ein. So entstehen ausgefallene Kleidungsstücke, die zugleich einem guten Zweck dienen.
lovesign: vegane Mode heißt nicht gleich Schlabberlook
Ein Modelabel, das sich der veganen Fashion verschrieben hat, ist lovesign. Als Modedesignerin Irina Schönleber sich für einen veganen Lifestyle entschied, bemerkte sie schnell, wie schwierig es ist, diesen konsequent beizubehalten. Denn in Bezug auf Kleidung fand sie keine zufriedenstellenden Angebote. Das Vorurteil, dass man Veganer schon von weitem am Schlabberoutfit erkennt, kommt nicht von ungefähr. Die meisten Modelabels, die sich diesem Lebensstil verschrieben haben, bieten keine besonders modische Mode an - so zumindest der Eindruck, den die Modeschöpferin bei ihrer Suche gewann. Dass das nicht so sein muss, zeigt sie nun mit ihren eigenen Kollektionen.
Lovesign legt dabei besonderen Wert darauf, dass alle Kleidungsstücke des Labels vegan, biologisch und fair produziert werden. Auch beim Transport, hier wird beispielsweise auf unnötiges Verpackungsmaterial verzichtet, sodass weniger Abfälle entstehen. Im Vordergrund steht außerdem der "slow fashion"-Gedanke: Im Gegensatz zu großen Modeketten, die saisonal immer neue Kollektionen herausbringen und Restbestände vorheriger Kollektionen zum Teil wegwerfen, setzt lovesign auf saisonübergreifende Kleidung.
hejhej-bags: closed-loop Yogataschen
Vor rund einem Jahr haben wir euch die beiden Köpfe hinter den hejhej-mats, Anna Souvignier und Sophie Zepnik, bereits in einer Gründerstory vorgestellt. Nun haben die beiden ein neues Projekt: Die hejhej-bags.
- Tipp: hejhej Gründestory mit Anna und Sophie.
Wenn Konsum, dann wenigstens nachhaltig. Nach diesem Gedanken promoten die beiden Gründerinnen ihre Tasche. Diese wird in einem sogenannten closed-loop produziert. Das bedeutet, dass die Taschen aus recyceltem Material hergestellt werden und selbst wieder recycelt werden können. Darum kümmert sich hejhej sogar selbst: Wenn eure Tasche langsam den Geist aufgeben sollte, könnt ihr diese einfach einschicken. Sie wird dann recycelt und kann dann zu einer neuen Tasche weiterverarbeitet werden. So entsteht ein geschlossener Produktionskreis. Außerdem werden die Taschen in Zusammenarbeit mit Menschen mit Handicap und vollständig in Deutschland hergestellt.
- Bis zum 13. Oktober könnt ihr übrigens noch die hejhej-bags bei Startnext unterstützen.
Breathing Planet - Kleidung aus Holz
Dem Nachhaltigkeitsgedanken hat sich auch das Start-up Breathing Planet verschrieben. Die drei studentischen Gründer wollen Kleidung aus Holz machen. Oder genauer gesagt aus einem Stoff, der aus Holz hergestellt wird, genannt TENCEL. Der Stoff, der hier verwendet werden soll, wird von der österreichischen Firma Lenzing in nachhaltiger Forstwirtschaft fabriziert. Grundsätzlich sollen alle Kleidungsstücke plastikfrei und biologisch abbaubar sein. Außerdem verspricht das junge Unternehmen, für jedes verkaufte Produkt zehn Bäume zu pflanzen.
Ob diese Vision in nächster Zeit umgesetzt wird, ist fraglich. Das für die Finanzierung der ersten Kollektion vorgesehene Startnext-Projekt konnte leider nicht erfolgreich abgeschlossen werden.
Melawear - die nachhaltigsten Sneaker der Welt
Das Start-up Melawear hat eine ganze Reihe von Kleidungsstücken im Sortiment, die alle nachhaltig und fair produziert werden. Besonders aufsehenerregend sind jedoch die Sneaker, die nach eigener Aussage die nachhaltigsten Sneaker der Welt sind. Das liegt unter anderem daran, dass die Sohle aus Naturkautschuk, einem nachwachsenden Rohstoff, hergestellt wird. Umweltschonend ist das auch deshalb, weil sich Schuhsohlen beim Laufen abtragen. Dabei gelangen die Rückstände in die Umwelt und können oft nicht auf natürliche Weise abgebaut werden. Beim Mela-Sneaker ist das hingegen kein Problem. Weiterhin wird zur Herstellung der Schuhe Bio-Baumwolle verwendet, auf tierische Materialien wird vollständig verzichtet.
Die Sneaker werden in Indien produziert, wo sich das Start-up für faire Arbeitsbedingungen in Textilfabriken einsetzt: Alle Melawear-Produkte sind zu 100 Prozent Fairtrade.
- Ein Start-up für nachhaltige Mode, fairjeans, haben wir euch bereits in dieser Gründerstory vorgestellt.
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- Über 500 weitere spannende Geschäftsideen findet ihr auf Für-Gründer.de. Dort stellen wir auch mehr verrückte Geschäftsideen vor. Jeden Montag lest ihr natürlich auch in Zukunft in unserem GründerDaily neue Beiträge zum Thema Geschäftsideen. Einmal im Monat halten wir euch außerdem in unserem Geschäftsideen-Newsletter auf dem Laufenden.