Alles Müll! Dieses Start-up macht aus Abfall Yogamatten
Sie sind jung, weiblich und mit ihrer Geschäftsidee erfolgreich. Anna Souvignier und Sophie Zepnik haben mit hejhej-mats eine Yogamatte entwickelt, die aus recycleten Materialien besteht und wieder recyclebar ist. Die ersten 300 Yogamatten waren innerhalb von drei Wochen ausverkauft. Wir sprachen mit den Gründerinnen über ihr Start-up, wie man Nachhaltigkeit und Unternehmertum vereint und auf welche Schwierigkeiten man als junge Frauen in der Start-up-Szene stößt.
GründerDaily: Hallo Anna und Sophie, mit hejhej-mats habt ihr eine Yogamatte entwickelt, die aus Recyclingmaterial besteht. Erklärt uns doch kurz etwas genauer, was euer Produkt ausmacht.
Anna und Sophie von hejhej-mats: Unser Ziel war, eine vollständig nachhaltige Yogamatte zu entwickeln – aus recycelten Materialien und wieder recycelbar. Zudem war uns ganz wichtig, dass die Produktion ausschließlich hier in Deutschland stattfindet. Unsere Logos werden in Zusammenarbeit mit Werkstätten für Menschen mit Behinderung aufgenäht. Unser Versandmaterial ist komplett aus recycelten Materialien. Nachhaltigkeit ist also der Mittelpunkt unseres Start-ups und unserer Yogamatten.
GründerDaily: Die hejhej-mat ist eine closed-loop Yogamatte. Was bedeutet das?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Das bedeutet, dass sie aus recycelten Materialien besteht. Wir nutzen Schnittreste, die bei der Schaumstoffproduktion übrig bleiben. Aus diesen Resten werden dann unsere neuen hejhej-mats. Außerdem bedeutet closed-loop, dass die Materialien wieder benutzt werden können. Wenn unsere Yogamatten also mal am Ende des Produktlebenszyklus ankommen, müssen sie nicht als Müll irgendwo enden. Wir recyceln sie dann und neue Produkte können daraus entstehen. So ist der Kreislauf geschlossen - also closed-loop.
GründerDaily: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, eine nachhaltige Yogamatte zu entwickeln?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Wir haben zu der Zeit in Schweden Nachhaltigkeitsmanagement studiert und machten beide sehr viel Yoga. Eines Tages kam uns die Idee in einer Kunstausstellung. Eine türkische Künstlerin prangerte dort Yogis an, die eigentlich den Ruf haben, sehr nachhaltig zu leben. Viele üben dann aber trotzdem Yoga auf einer billigen Plastikmatte aus. Wir beide fühlten uns etwas ertappt. Denn auch wir hatten uns bis zu diesem Zeitpunkt noch nie Gedanken über unsere Yogamatte gemacht. Seit diesem Tag hatten wir die Idee, eine vollständig nachhaltige Yogamatte zu entwickeln.
GründerDaily: Andere nachhaltige Yogamatten setzen auf natürliche Ressourcen wie Naturkautschuk oder Baumwolle. Warum habt ihr euch nicht für solche Materialien entschieden?
Anna und Sophie von hejhej-mats:
Wir finden, dass wir mit all unseren Ressourcen auf der Erde sehr behutsam umgehen müssen.
Wir wollten daher keine natürlichen neuen Materialen nutzen, sondern wollten ein Material nutzen, das es auf der Erde bereits im Überfluss gibt. Und das sind beispielsweise solche Produktionsreste.
GründerDaily: Woher bezieht ihr die nötigen Recyclingmaterialen?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Wir produzieren zusammen mit einer Schaumstofffabrik in Nordrhein-Westfalen. Dort fallen viele Schnittreste an, die wir für die Produktion nutzen. Zudem werden aber noch weitere Reste von verschiedensten Schaumstoffherstellern bezogen. Beispielsweise von Matratzen- oder Möbelherstellern.
GründerDaily: Momentan ist die Yogamatte nur auf Vorbestellung möglich. Warum und wird sich das bald ändern?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Unsere Yogamatten waren super schnell ausverkauft. Anfang Juli haben wir das Produkt gelauncht und Ende Juli waren dann bereits alle Matten weg. Gerade stehen wir kurz vor der zweiten Produktionsphase, sodass man die Yogamatten nur vorbestellen kann. In den nächsten Wochen wird dann aber produziert und unsere hejhej-mats werden wieder regulär in unserem Shop erhältlich sein.
GründerDaily: Ihr seid vom Studium direkt ins Unternehmertum gegangen. Welche Vor- aber auch Nachteile haben sich für euch dadurch ergeben?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Wir haben direkt im Anschluss unseres Masterstudiums ein Stipendium für hejhej-mats bekommen. Dieses hat uns ermöglicht, drei Monate in Vollzeit an unserer Idee zu arbeiten. Das hat uns die Entscheidung natürlich extrem vereinfacht und war eine sehr gute Unterstützung.
Man ist nach dem Studium noch sehr jung und hat Zeit, kreativ und mutig zu sein. Zudem ist man extrem motiviert, etwas Eigenes zu starten.
Die einzige Schwierigkeit war bei uns die Finanzierung. Man hat für einige Zeit erstmal kein Einkommen und arbeitet trotzdem nonstop an dem Projekt. Wir würden das Gründen nach dem Studium aber wirklich jedem empfehlen. Man muss einfach auch in schwierigeren Situationen weiter an die Idee glauben. Dann werden auch diese Situationen beseitigt.
GründerDaily: Gründerinnen gibt es in der Start-up-Szene bisher eher noch selten. Wie ist es euch bisher als Frauen im männerdominierten Business ergangen?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Wir mussten das leider schon öfter spüren. Traurig ist, dass es bei uns vorher gar kein Thema war. Erst als es bei uns dann richtig losging, kamen immer mehr Fragen und wir hatten ein paar unschöne Erlebnisse. Gerade bei Start-up-Wettbewerben mussten wir feststellen, dass unsere Konkurrenten meist viel älter und überwiegend männlich waren.
Besonders wütend hat es uns dann gemacht, wenn die Jury, Moderatoren und die Zuschauer auch überwiegend männlich waren. Da hat man schon das Gefühl, dass man als Frau viel weniger Chancen in der Start-up-Szene hat.
GründerDaily: Was würdet ihr anderen Frauen, die gerne gründen wollen, raten?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Macht es einfach! Macht euch nicht so viele Gedanken und traut euch! Wenn ihr eine gute Idee habt und selbst daran glaubt, dann wird es auch funktionieren. Man muss nur fleißig daran arbeiten und darf nie den Glauben an die eigene Idee verlieren. Wir fänden es übrigens ganz großartig, wenn noch ganz viele Frauen in die Start-up-Welt kommen und wir diese so etwas aufmischen könnten!
GründerDaily: Nach erfolgreicher Crowdfinanzierung (114% des Fundingziels erreicht) und der Produktentwicklung wurde euer Produkt am 8. Juli dieses Jahres gelauncht. Was steht als nächstes an?
Anna und Sophie von hejhej-mats: Wir fokussieren uns jetzt voll und ganz auf die Matte. Gerade planen wir die zweite Produktionsphase und dieses Jahr soll sogar noch eine dritte stattfinden. Wir möchten allen Leuten von unseren hejhej-mats erzählen. So wollen wir vermeiden, dass sich Leute neue billige Plastikmatten kaufen. Und wollen erreichen, dass sie stattdessen auf unsere nachhaltigen und in Deutschland produzierten hejhej-mats zurückgreifen. In der Zukunft soll es natürlich auch noch neue Produkte geben. Das wird allerdings noch etwas dauern.
GründerDaily: Danke, Anna und Sophie, für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Keyfacts über hejhej-mats:
- Gegründet im Jahr: 2017
- Firmensitz in: mittlerweile Nürnberg
- Unser aktuelles Team besteht aus: Anna Souvignier und Sophie Zepnik
- Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: Crowdfunding
- Besonders geholfen haben uns bisher: Unglaublich viele Leute! Wir hatten mit sehr vielen Menschen aus verschiedensten Branchen Kontakt und die meisten waren extrem nett!
- Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für uns folgende:
- Menschen: Freunde und Familie, um ab und zu auch mal abschalten zu können
- Tools: Slack für eine gute Kommunikation und natürlich unsere eigene Website und Kommunikations-Channels wie Instagram
- Internetseiten: Websiten von anderen inspirierenden Start-ups und Unternehmen