Schnelle Rechtshilfe für Mieter

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Best Practice

Lea Bötticher und ihr Team haben das Legal Tech Lawio für Mieter entwickelt. Warum das aus ihrer Sicht trotz Bestehen des Mieterschutzbundes eine sinnvolle Geschäftsidee ist und welche drei Tipps die Unternehmerin für Gründer parat hat, erfahrt ihr im Interview.

 

lawio 1200 2018 hat Lea Bötticher mit Sebastian Blanke an der Uni gegründet. Ein Jahr später gab es dann ein 7-stelliges Investment und den Umzug des Unternehmens von Berlin nach Magdeburg. (Foto: Lawio)

GründerDaily: Hallo Lea, wie kamst du auf die Idee, eine Rechtsplattform für Mieterinnen und Mieter zu gründen?

Lea von Lawio: Es war noch in meiner Studentenzeit, als ich mit meinem Mitbewohner und jetzigen Mitgründer Sebastian in unserer kalten WG ohne Heizung und Warmwasser saß. Die Kommunikation mit der Hausverwaltung war die Katastrophe, wir wurden – wenn wir sie überhaupt erreicht haben – immer nur vertröstet.

Als angehende Wirtschaftsjuristin wusste ich um mein Recht und wollte Mietminderung einfordern. Ich habe alle Schreiben aufgesetzt und verschickt, nur leider ließ trotz all der Mühen die Antwort der Hausverwaltung sehr lange auf sich warten.

Für uns war dann relativ schnell klar, dass es eine Möglichkeit geben sollte, Mieterrechte einfacher durchzusetzen.

In einfacher, verständlicher Form für die Mieterseite, gleichzeitig jedoch mit der notwendigen Seriosität gegenüber Vermietern, um die Situation für beide Seiten fair auflösen zu können.

Wir haben uns also noch in unserem Wohnzimmer an die Konzeptionierung der Idee gesetzt und ein paar Monate später saßen wir schon gemeinsam mit unseren weiteren Mitgründern im Startup Incubator Berlin.

GründerDaily: Welches Team steht hinter dem Start-up? Mit wem arbeitest du zusammen?

Lea von Lawio: Wir haben sehr schnell unser Gründerteam zusammengestellt, um alle notwendigen Kompetenzen abdecken zu können. Alessandro Bartsch ist als CTO, Julia Baumbach als CFO und der Rechtsanwalt Timo Kühnel als Chief Legal Officer eingestiegen. Sebastian Blanke und ich sind die Geschäftsführer von Lawio.

Mittlerweile zählt das Lawio-Team schon 18 Köpfe, darunter sehr begabte Developer, Marketeers und weitere wertvolle Unterstützung.

GründerDaily: Welche Chancen und Herausforderungen sind euch bei der Gründung im Studium begegnet?

Lea von Lawio: Wie sicherlich alle Gründer hatten wir in der Anfangszeit Höhen und Tiefen. Extrem hilfreich war die Unterstützung durch die HWR Berlin und den Startup Incubator in Siemensstadt. Hier konnten wir nicht nur auf Büroräume zurückgreifen, sondern auch sehr wertvolle Coachings und Workshops besuchen.

GründerDaily: Die zentrale Beratungsstelle für geprellte Mieter ist der Mieterschutzbund e. V. Weshalb braucht es aus deiner Sicht ein Legal Tech in diesem Bereich und arbeitet ihr mit dem Mieterschutzbund zusammen?

Lea von Lawio: Der Mieterschutzbund hat in jedem Fall seine Daseinsberechtigung. Die Personen, die eine umfassende Beratung in ihrer aktuellen Lebenssituation benötigen, sind da sehr gut beraten.

Lawio aber bietet eine extrem schnelle und unaufwendige Möglichkeit, Schäden in der Mietwohnung zu melden, deren Beseitigung anzufordern und die berechtigte Entschädigung zu erhalten. Lawio ist damit die Lösung für alle, die sich keinen großen Kopf um das Problem machen wollen und eine fixe Lösung ersehnen.

Lawio Screenshots 1200 Bei Lawio schildern Nutzer ihren Mietfall online. Die Rechtsspezialisten kümmern sich um die Durchsetzung der Ansprüche und erhalten dafür eine Provision. (Foto: Lawio)

GründerDaily: Was unterscheidet euch von anderen Legal Techs im Bereich Mietrecht?

Lea von Lawio: Wir haben von Anfang an sehr viel Wert auf den Tech-Part hinter Legal Tech gelegt.

Unser Anspruch ist es, unkompliziert zu helfen und das Recht damit ein Stück zugänglicher zu machen.

Unsere Preispolitik ist so gestaltet, dass für den Mieter kein Kostenrisiko besteht, da wir keine pauschalen Bearbeitungsgebühren erheben, sondern lediglich die Erfolgsprovision.

GründerDaily: Welche drei Tipps hast du für angehende Gründer?

Lea von Lawio:

  • Mut: Eine Idee in die Tat umzusetzen, benötigt insbesondere am Anfang viel Mut. Mut, tiefer in die Idee einzusteigen, Mut, Menschen von dem Konzept zu erzählen und sie zu überzeugen und auch Mut, jeden Tag ein Schritt weiterzugehen.
  • Durchhaltevermögen: Der Gründungsweg hat seine Höhen und Tiefen und hier gilt es vor allem, durchzuhalten. Sehr hilfreich ist der Austausch im Gründungsteam oder mit anderen. Keiner kann alles wissen, man sollte ständig fragen, lernen und dann durchhalten.
  • Nicht aufhören, „neu“ zu denken: Ich denke, es ist auch superwichtig, dass man nicht anfängt, sich in Gewohnheiten zu verlieren. Man sollte sich ständig fragen, ob man etwas optimieren oder ausbauen könnte, nur so kann der richtige Spirit aufrechterhalten werden.

GründerDaily: Das Thema Frauen in Führungspositionen liegt dir am Herzen. Warum ist der Anteil an Gründerinnen hierzulande vergleichsweise gering und wie lässt sich daran etwas ändern?

Lea von Lawio: Ich glaube, dass es Gründerinnen immer noch schwerer haben als rein männliche Teams. Neulich bei einer Veranstaltung sprach mich eine Studentin an, die selbst eine Start-up-Idee hatte. Sie war bei einem Gründungsberater gewesen und der erste Rat, den er erteilte, war, dass sie sich einen Co-Gründer suchen sollte, denn alleine als Frau würde sie sowieso keine Finanzierung finden.

Mir selbst und meiner Mitgründerin Julia wurde einmal von einem Herren vorgeschlagen, wir sollen doch unsere Pferde verkaufen, um das Kapital für eine GmbH aufbringen zu können – denn Frauen haben schließlich Pferde.

Solange solche Menschen in Entscheidungspositionen sitzen, kann sich die Situation meiner Meinung nach auch nicht wirklich ändern. Mit einigen erfolgreichen Gründerinnen wie z. B. Lea-Sophie Cramer oder Miriam Wolfarth wächst aber gerade eine neue Rolemodel-Generation heran. Solche Frauen brauchen wir als Vorbilder für junge Frauen, von denen sicherlich ganz viele eine erfolgreiche Gründung schaffen können.

GründerDaily: Vielen Dank, Lea. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!

  • Legal Techs helfen Menschen ohne juristisches Fachwissen im Alltag: Kennt ihr zum Beispiel schon refundrebel für Bahn-Rückerstattungen und MyFlightRight für die Durchsetzung eurer Rechte als Fluggast?

Keyfacts über Lawio

  • Gegründet im Jahr: 2018
  • Firmensitz in: Magdeburg
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 18 Personen
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: bmp ventures
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: der ständige Austausch untereinander
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/ uns folgende:
    • Menschen: das gesamte LAWIO Team und unser Bürohund Lucky
    • Tools: Microsoft teams
    • Internetseiten: Sebstverständlich lawio.de
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