Hilfe bei Ärger mit Airlines

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Auch die letzten Bundesländer starten bald in die Sommerferien. Endlich Urlaub! Nur was tun, wenn der Flieger um Stunden verspätet ist, das Gepäck nicht ankommt oder ihr nicht boarden dürft, weil der Flug überbucht ist? Der ehemalige Vielflieger Igor Maas und Gründer von MYFLYRIGHT kennt diese Probleme und klagt für seine Kunden Millionen Euro an Entschädigungen von Fluggesellschaften ein.

 

GründerDaily: Hallo Igor, du hast MYFLYRIGHT 2016 gemeinsam mit Djavad gegründet. Euer Ziel ist es, Fluggästen bei Verspätungen und Ausfällen zu ihrem Recht zu verhelfen. Was heißt das genau?

Igor von MYFLYRIGHT: Jeder Flugreisende wird früher oder später mit Problemen konfrontiert, auf die eine Antwort zu finden gar nicht so einfach ist. Flugverspätungen, Annullierungen, Gepäckverluste etc. sind an der Tagesordnung. Bei uns hat der Flugreisende in wenigen Minuten die Möglichkeit, online alle wichtigen Informationen einzugeben. Ab diesem Punkt übernehmen wir und vertreten den Fall, wenn notwendig vor Gericht. Der Kunde trägt zu keiner Zeit ein Kostenrisiko.

GründerDaily: Jetzt sind Sommerferien, an vielen Flughäfen herrscht Hochbetrieb und es kommt häufiger zu Problemen. Wann hat ein Fluggast ein Recht auf Entschädigung?

Igor von MYFLYRIGHT: Bei Flugverspätungen von über drei Stunden, Flugannullierungen oder Boardingverweigerungen gibt es laut EU Fluggastrechteverordnung in circa 65 Prozent der Fälle einen durchsetzbaren Anspruch auf eine Entschädigung. Aber auch bei Boardingverweigerungen oder verspätetem beziehungsweise verlorenem Gepäck sind die Airlines in vielen Fällen haftbar.

MYFLYRIGHT Die MYFLYRIGHT-Gründer Djavad Ali und Igor Maas (r.) fordern im Auftrag unzufriedener Fluggäste Millionen von Fluggesellschaften ein. (Foto: MYFLYRIGHT)

Ein Anspruch auf Entschädigung besteht allerdings nicht immer. Beispielsweise kann der Flugreisende bei Problemen durch "Höhere Gewalt" keinen Anspruch gültig machen. Dazu zählen: Schlechte Wetterverhältnisse, die eine sichere Ausführung des Fluges verhindern; gesperrte Flughäfen; ein medizinischer Notfall an Bord; oder auch ein kurzfristig angekündigter Streik etc.

GründerDaily: MYFLYRIGHT verspricht bis zu 600 Euro Kostenrückerstattung, abzüglich einer Provision. Auf wie viel Euro beläuft sich die Gesamtsumme eurer bisherigen Forderungen gegenüber den verschiedenen Fluggesellschaften?

Igor von MYFLYRIGHT: Im Jahr 2018 haben wir ein Gesamtvolumen von circa 10 Millionen Euro für unsere Kunden bearbeitet.

Für dieses Jahr rechnen wir mit circa 25 Millionen Euro.

GründerDaily: Im Zweifelsfall bleibt unzufriedenen Fluggästen die Option, sich über die sogenannte Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr um eine Kostenerstattung in den angesprochenen Fällen zu bemühen. Was hältst du von dieser Option?

Igor von MYFLYRIGHT: Prinzipiell ist die Schlichtungsstelle eine gute Idee. Allerdings wird diese bei den Passagierrechten von den Airlines unterstützt.

Eine solche Institution sollte kein privatwirtschaftliches Interesse verfolgen – die Konstellation ist also nicht gerade ideal.

Fluggastrechteportale auf der anderen Seite sind den Airlines keine Rechenschaft schuldig und führen die Fälle konsequent bis vor Gericht. Eine Schlichtungsstelle würde das niemals zu tun, würde sie sich doch ins eigene Fleisch schneiden. Zudem ist die Flut an zu bearbeitenden Fällen ohne technische Mittel, wie unsere KI-gestützte Software, nicht zu bändigen. Man fragt sich also, ob der Bearbeitungsdauer der Sachlagen in der Schlichtungsstelle Genüge getan wird.

GründerDaily: Ihr habt euch einem Thema zugewandt, in dem bereits einige Unternehmen unterwegs sind. Was zeichnet euch diesen gegenüber aus, was ist euer USP?

Igor von MYFLYRIGHT: Es gibt eine ganze Reihe an Anbietern, allerdings hat keiner unserer Mitbewerber ein so breites Service-Portfolio.

Unsere Maxime ist es, dem Kunden zu verschiedensten Problemen als Ansprechpartner behilflich zu sein. Er muss sich also nur an eine Stelle wenden, nämlich an uns.

Hinzu kommt, dass nur wenige Anbieter die technologischen als auch finanziellen Mitteln aufweisen können, welche notwendig sind, um nachhaltig Servicequalität garantieren zu können.

GründerDaily: Stelle uns doch bitte kurz dich und deinen Mitgründer vor. Wie kam es zu der Idee, MYFLYRIGHTS zu gründen?

Igor von MYFLYRIGHT: Djavad und ich sind Cousins und kennen uns bereits seit unserer Kindheit in Russland. Wir sind beide dort geboren und in noch jungen Jahren zusammen nach Hamburg gezogen.

Nachdem wir unsere Studiengänge absolviert hatten, arbeitete Djavad als Ingenieur bei Porsche und Airbus. Ich wurde als Unternehmensberater tätig.

MYFLYRIGHT Fluggesellschaften zahlen auch bei berechtigten Erstattungsanfragen oft nicht anstandslos. (Foto: MYFLYRIGHT)

Die Reisetätigkeit meines Jobs war sehr hoch, weshalb ich mich mehrfach mit Flugverspätungen konfrontiert sah. Djavad klärte mich eines Tages über meine Rechte als Flugreisender auf und unser Interesse war endgültig geweckt. Wir fassten einen Plan und starteten schließlich durch.

GründerDaily: Wie habt ihr euch in der Gründungsphase finanziert?

Igor von MYFLYRIGHT: Zu Beginn, für das erste Jahr, haben wir uns eigenständig finanziert. Es war uns zu allererst einmal wichtig das Produkt zu entwickeln und selbstverständlich zu testen. Nachdem einige Ansätze sehr positiv verliefen, haben wir uns auf die Suche nach Kapital begeben. Nach einer geraumen Zeit konnten wir einen sechsstelligen Betrag bei Business Angels einsammeln.

Darüber sind wir nach wie vor sehr froh, da uns unsere dortigen Ansprechpartner mit ihrem großen Erfahrungsschatz wunderbar ergänzen.

GründerDaily: Je mehr Anfragen bei euch eingehen, desto größer der Arbeitsaufwand. Wie steht es in Sachen Skalierbarkeit eures Geschäftsmodells?

Igor von MYFLYRIGHT: Der Schlüssel zum Erfolg sind klar strukturierte Prozesse und die Technologie. Nur dadurch schaffen wir es die Anzahl der Fälle erfolgreich zu bearbeiten. Wir haben knapp ein Jahr an unserer Software für das Prüfen und Führen von Fällen gearbeitet. Es war eine lange und schwierige Zeit, aber dafür können wir jetzt ohne Schwierigkeiten immer weiter skalieren.

GründerDaily: Gab es bislang größere Rückschläge für das Unternehmen?

Igor von MYFLYRIGHT:

Rückschläge gibt es ständig, aber gleichzeitig lernt man daraus jedes Mal etwas Neues.

Was uns besonders zugesetzt hatte, war die Pleite von Air Berlin 2017. Wir waren im März desselben Jahres mit unserer Seite live gegangen und haben mit unserem ersten Geld viele - dann später aber leider ungültige - Fälle eingekauft. Gleichzeitig haben wir 2018 von dem großen Flugchaos profitiert, welches eine Folgereaktion der Air Berlin Pleite des Vorjahres darstellte.

GründerDaily: Welche drei Qualitäten zeichnen deiner Meinung nach einen erfolgreichen Gründer aus?

Igor von MYFLYRIGHT: Ich würde folgende drei Eigenschaften als Essential erachten für einen guten Gründer.

  1. Fokus – Der Gründer muss einen klaren Blick für das große Ganze schaffen, um das gesamte Team auf die wesentlichen Dinge einzustellen. Mit den knappen Ressourcen kann man es sich nicht leisten von Nebengeräuschen abgelenkt zu werden.
  2. Dezidiert – Der Gründer muss für seine Idee brennen und wirklich alles daran setzen, seine Ziele zu erreichen.
  3. Motivator – Ab einer bestimmten Größe wird der Gründer mehr und mehr zu einem Motivationsmotor, der seinem Team Zuversicht und gute Vibes vermitteln muss.

GründerDaily: Vielen Dank, Igor. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!

Keyfacts über MYFLYRIGHT GmbH

  • Gegründet im Jahr: 2016
  • Firmensitz in: Hamburg
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: Eigenfinanzierung
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: Gründermentalität, Außendarstellung, Partnernetzwerk zu Universitäten
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/ uns folgende:
    • Menschen: unsere Mitarbeiter
    • Tools: KI-gestützte Software
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