So erkennst du, ob dein Franchisesystem zukunftsfähig ist

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Bei rund 1.000 Franchisesystemen in Deutschland gibt es viele Gründe, die die Auswahl beeinflussen können. Neben den anfallenden Kosten, dem persönlichen Interesse oder dem Verdienst kann auch der Faktor Zukunftsfähigkeit entscheidend sein. Sylvia Steenken von der Beratung FranchiseForYou erklärt, wie du erkennst, ob ein System zukunftsfähig ist.

 

  • Du interessierst dich für das Thema Franchising? Unser aktueller Franchise-Leitfaden gibt Gründungsinteressierten einen Einblick in diese durchaus attraktive Art der Selbstständigkeit. Dort stellen sich auch 10 spannende Franchiseunternehmen vor, die aktuell neue Partner suchen.

Für-Gründer.de: Wie können Interessenten beurteilen, ob ihr Wunsch-System fit für die Zukunft ist?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou: Franchise-Interessenten sollten darauf achten, dass ihr Wunsch-System schnell und flexibel auf aktuelle Trends und Veränderungen reagiert und sich immer weiter entwickelt. Für mich ist der Digitalisierungsgrad ein guter Indikator dafür.

Fit für die Zukunft? Der Digitalisierungsgrad ist ein guter Indikator. Fit für die Zukunft? Der Digitalisierungsgrad ist ein guter Indikator.

Für-Gründer.de: Warum gerade der Digitalisierungsgrad?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou: Die Digitalisierung bietet für jedes Unternehmen große Wachstums- und Effizienzmöglichkeiten, aber auch Risiken. Im Franchising multiplizieren sich die Chancen und Risiken mit der Anzahl der Franchisenehmer. Konkret heißt das beispielsweise, durch automatisierte Prozesse die Franchisenehmer zu entlasten und die Zentrale schlank, flexibel und leistungsstark aufzustellen. Dann können Franchisegebühren in die Weiterentwicklung statt in die Verwaltung investiert werden.

Für-Gründer.de: Wie kann ein Interessent den Digitalisierungsgrad einschätzen?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou: In der ersten Orientierungsphase nimmt er am besten die Kundensicht ein.

Wie präsentiert sich das Unternehmen im Internet? Ist die Homepage modern gestaltet und auch mit dem Handy gut nutzbar? Sind die Inhalte aktuell und interessant? Nutzt das System Social Media-Kanäle wie Facebook für die Kundenkommunikation? Wie wirken die Franchisenehmer dabei mit?

So bekommt man schon einen ersten Eindruck.

Für-Gründer.de: Wenn vom System erlaubt: Empfiehlt es sich, auch eine eigene Webpräsenz zu betreiben oder vertraut man hier auf die zentrale Homepage?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou:

Von einer komplett separaten Webpräsenz rate ich ab. Es verstößt gegen das Grundprinzip im Franchising „Einmal gedacht – hundertmal gemacht!“

Warum sollte sich jeder Franchisenehmer separat über Design, Templates, Texte, Bilder, Suchmaschinenoptimierung usw. Gedanken machen, wenn es dafür eine Zentrale gibt? Das verwirrt auch nur die Kunden. Sinnvoll ist, dass sich der Franchisenehmer mit seinem regionalen Standort, Team, Angebot, Öffnungszeiten, Veranstaltungen und Ähnlichem online präsentieren kann, sei es über eine Website oder Social Media-Kanäle.

Je besser das Franchisesystem digitalisiert ist, desto mehr werden diese Themen durch die Zentrale vorbereitet,  gesteuert und optimiert, zum Beispiel über vorkonfigurierte Unterseiten im richtigen Layout. Der Franchisenehmer muss dann „nur noch“ die Inhalte, wie zum Beispiele eigene Bilder oder neue Angebote, hochladen.

Für-Gründer.de: Gehört zur Digitalisierung auch ein zentraler Onlineshop?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou:

Manche Franchisenehmer fürchten, dass ihnen die Zentrale mit einem Onlineshop Umsatz wegnimmt. Das ist aber zu kurz gedacht, denn Online-affine Kunden wechseln ohne Onlineshop einfach zum Wettbewerb. Wichtig zu verstehen ist, ob die Zentrale die Franchisenehmer in ihr Onlinegeschäft einbindet.

Werden die Kunden zum Beispiel durch einen Verfügbarkeitscheck oder eine Abholmöglichkeit aktiv in die Shops geschickt? Können die Franchisenehmer für ihre Kunden fehlende Waren online bestellen und liefern lassen? Das sind Mehrwerte für die Kunden und machen das System als ganzes besser.

Für-Gründer.de: Sollten sich Franchisenehmer auch die Möglichkeit einräumen lassen, neben dem zentralen Onlineshop einen eigenen Onlineshop zu betreiben?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou: Einen eigenen Onlineshop aufzubauen und zu betreiben ist noch deutlich aufwendiger als eine eigene Homepage. Deshalb gilt hier das gleiche Prinzip: Wenn „dezentrale" Onlineshops sinnvoll sind, sollte die Zentrale eine einheitliche Lösung mit Anbindung an Homepage, Onlineshop, Warenwirtschaft und Logistik anbieten. Bei dieser Art der Umsetzung können die Franchisenehmer individuelle Angebote einfach umsetzen, ohne sich mit den Tiefen des Onlinehandels auseinandersetzen zu müssen.

Für-Gründer.de: Wie frei sollte ich als Franchisenehmer in der Ausgestaltung von eigenen Social-Media-Aktivitäten sein?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou: Das Thema wird in den Systemen sehr unterschiedlich gehandhabt - von totalem Verbot bis zu kompletter Freiheit.

Social Media lebt vom direkten Kontakt, deshalb halte ich es für wichtig, dass die Franchisenehmer und deren Mitarbeiter direkt mit den Kunden kommunizieren dürfen.

Wenn das allerdings verspätet oder unprofessionell geschieht, kann es mehr schaden als nutzen. Deshalb sollten die Zentralen einen Rahmen vorgeben und ihre Franchisenehmer intensiv schulen. Sinnvoll ist es zudem, zentralseitig Ideen, Beiträge, Bilder und Videos zu Verfügung zu stellen, die es den Franchisenehmern einfach machen, diesen Kanal regelmäßig mit interessanten Inhalten zu bespielen.

Social Media Gute Franchisegeber schulen ihre Franchisenehmer in Sachen Social Media.

Für-Gründer.de: Wie macht sich der Interessent schlau über die Qualität der internen Prozesse, wie zum Beispiel die oben angesprochenen Schulungen?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou: Je weiter der Bewerbungsprozess fortgeschritten ist, desto tiefere Einblicke gewähren die Systeme in ihre internen Prozesse. Interessant ist zum Beispiel, ob die Einarbeitungs- und Fortbildungsprozesse auch Webinare und E-Learnings beinhalten und wie stark das Handbuch automatisiert ist. Kann ein Problem über das Handbuch schnell und selbsterklärend gelöst werden?

Eine automatisierte Hilfe zur Selbsthilfe bietet zudem Auswertungen, in denen die Kennzahlen der wichtigsten Abläufe kontinuierlich verglichen und automatisch Verbesserungsmaßnahmen vorgeschlagen werden. So vergessen die Franchisenehmer auch im größten Alltagsstress nicht, am eigenen Unternehmen zu arbeiten.

Für-Gründer.de: Wie kann dazu ein digitaler Austausch unter den Franchisenehmern unterstützt werden?

Sylvia Steenken von FranchiseForYou: Das funktioniert gut über Themenforen, in denen Probleme diskutiert, gute Maßnahmen geteilt, neue Ideen eingebracht und Feedback ausgetauscht werden. Ähnlich wie bei Facebook, aber natürlich in einem sicheren Raum. Systeme, die diesen Austausch ermöglichen, zeigen, dass Offenheit, Transparenz und Kommunikation auf Augenhöhe zu ihrer Unternehmenskultur gehören. Das nenne ich zukunftsfähig!

Über Sylvia Steenken von FranchiseForYou

Sylvia Steenken ist Inhaberin der Franchise Beratung FranchiseForYou. Sie hat sich auf den Aufbau und die Digitalisierung von Franchisesystemen spezialisiert. Gerade beim Systemaufbau ist es ihr ein besonderes Anliegen, von Anfang an viel zu automatisieren. So wird die Zentrale modern, schlank und zukunftssicher.

Sylvia Steenken ist assoziierte Expertin im Deutschen Franchise Verband und Mitglied des Ausschusses „Digitalisierung & Prozesse“. Zusammen mit dem Franchise Institut hat sie jüngst den Zertifikatslehrgang „Digitalisierungsmanager (IHK Erfurt)“ ins Leben gerufen. Hierbei erlernen die Franchisegeber seit September 2016, wie sie ihr System fit für die Zukunft machen.

steenken_franchiseforyou Sylvia Steenken von FranchiseForYou (Foto: FranchiseForYou)

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