Noch mal! 8 Gründungen und immer noch nicht genug - Stefan Raab macht weiter

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Wenn andere mit 58 schon von ihrer Rente träumen, träumt Stefan Raab von seinem nächsten Unternehmen. Dieses Jahr gründete er mit Fjutscha sein achtes Start-up und stürzte sich erneut ins Unternehmertum. So wie sein Lebensweg von Wandel geprägt ist, versucht er mit Fjutscha andere Unternehmen in ihren Transformationsprozessen zu unterstützen. Im Interview erzählt uns Stefan Raab, was ihn dazu bewegte, so viele Start-ups zu gründen, was er von gescheiterten Projekten lernte und warum Wandel im Unternehmen so wichtig ist.

 

Fjutscha Gründer und Lebensunternehmer Stefan Raab. (Foto: Fjutscha)

GründerDaily: Stefan, du hast gerade das achte Start-up in deiner Laufbahn gegründet und das mit 58 Jahren. Wieso jetzt noch mal diesen Neuanfang?

Stefan von Fjutscha: Das liegt in meiner Natur. Ich bin Lebensunternehmer und jetzt stand eben eine Neugründung für die nächsten Lebensjahre an. Außerdem fühle ich mich verantwortlich, die digitale Transformation mitzugestalten, weil sie große Auswirkungen auf Business und Gesellschaft hat.

GründerDaily: Wie unterschieden sich die Geschäftsideen deiner Start-ups voneinander?

Stefan von Fjutscha: Mit 22 habe ich zum ersten Mal gegründet – eine Surfboard-Schmiede. Dann folgten Unternehmen, die Trainings angeboten haben, strategische Personalentwicklung oder strategische Inszenierungen. Mit „Expedere – The Story Factory, Berlin“ haben wir zum Beispiel Zukunftsmaschinen gebaut, in denen man Zeitreisen unternehmen konnte, um sich in neue Anforderungen hineinzuarbeiten. Heute machen wir Unternehmenstransformation. Als Ergebnis vielfältiger Erfahrungen in diesem Feld.

GründerDaily: Was hast du aus deinen Erfahrungen mit den vielen Gründungen mitgenommen?

Stefan von Fjutscha:

Um seine Ideen umzusetzen, muss man ein Bild von der Zukunft erzeugen und dann selbst hineinsteigen.

Nach dem Motto: „Man muss sich etwas vormachen, um etwas vorzuhaben.“ Zudem ist es hilfreich, mit der Energie vieler zu arbeiten. Also nicht alleine zu gründen, sondern mit Menschen, die auch Lust darauf haben.

GründerDaily: Einige deiner Start-ups waren nicht so erfolgreich, wie du es dir vorgestellt hattest. Woran lag es beziehungsweise wann wusstest du, dass es Zeit ist, sich von den Ideen zu verabschieden?

Stefan von Fjutscha: Meine zweite Gründung kam etwa 15 Jahre zu früh mit einem Produkt im Bereich Gesundheitsprävention an den Markt. Erst nach zwei Jahren Kaltakquise habe ich mich davon verabschiedet, das war zu spät. Es gab auch andere Gründungen, die nicht erfolgreich waren, weil der Markt zu klein war oder die Mitgründer nicht mehr dahinter standen.

GründerDaily: Viele Gründer haben Angst vor dem Scheitern. Aus deiner Perspektive: Ist scheitern wirklich so schlimm? Wie bist du damit umgegangen?

Stefan von Fjutscha: Keiner scheitert gern. Aber man kann sich von einer Idee rechtzeitig verabschieden, wenn nichts aus dem Markt zurückkommt oder wenn die Idee keine Fortschritte mehr macht.

Bestenfalls feiert man das Scheitern neben allem Bedauern, denn oft entstehen daraus andersartige Ideen oder Kooperationen.

GründerDaily: Was würdest du anderen Gründern in der Situation raten?

Stefan von Fjutscha: In solchen Phasen ist es wichtig, sehr achtsam mit sich umzugehen und Psychohygiene zu betreiben. Außerdem kann man regelmäßig zurückblicken und schauen, was man hinbekommen hat und was man hinterfragen muss.

GründerDaily: Dein neues Start-up heißt Fjutscha und bietet Hilfe beim Change Management. Was genau sind eure Produkte und wo liegt ihr besonderer Nutzen?

Stefan von Fjutscha: Wir haben eine Change Engine entwickelt, das sind leicht skalierbare Services, die Menschen und Organisationen fit für einen kontinuierlichen digitalen Wandel machen. Die Change Engine besteht aus drei Elementen: der Value Change Journey-Map für ein fokussiertes Vorgehen, der Change Engine-Toolbox zur Koordination und Befähigung der Organisation und der Menschen und als drittes Element die Gamifikation-Online-Plattform. Darüber lassen sich neue Formen des Arbeitens und der Zusammenarbeit schnell erlernen.

Die Plattform ist transparent und zeigt anhand der Konversionsrate, wie viele Mitarbeiter schon in die „neue Welt des Arbeitens“ umgezogen sind. Die gamifizierte Vorgehensweise tritt an die Stelle formaler und langatmiger Projektstrukturen und steigert die Motivation. So finden auch neue Regeln und Verhaltensweisen den Weg ins Unternehmen. Wo die Unternehmenskultur ansonsten das Bestehende vor Veränderung schützt, wird mit der Change Engine der digitale Wandel fundamental und fokussiert gestaltet.

Fjutscha Fjutscha hat seinen Sitz im Gründerzentrum Perfekt Futur in Karlsruhe. (Foto: Fjutscha)

GründerDaily: Du hast dich in deinem Beruf auf das Thema „Veränderung und Transformation“ spezialisiert und es gleichzeitig in deinem Berufsweg gelebt. Wieso ist Veränderung so wichtig?

Stefan von Fjutscha: Genauer gesagt habe ich mich auf Wandel und Transformation spezialisiert, denn Wandel bedeutet Veränderung, aber auch das Beibehalten von Bewährtem. Für Organisationen ist es sehr wichtig, beweglich zu bleiben und nicht eine Struktur oder ein Geschäftsmodell als allein gültig zu betrachten. Das Unternehmen muss sich je nach Situation umgestalten und neue Kompetenzen aufbauen.

Früher war Change oft etwas Einmaliges, heute ist er ein ständiger Begleiter und notwendiger Bestandteil des Unternehmens.

GründerDaily: Wie setzt man eine Transformation im Unternehmen am besten um?

Stefan von Fjutscha: Unsere Value Change-Methodik ähnelt einem Trainingsplan im Fitness-Center. Darauf steht etwa die Entwicklung eines Zielbildes, das Einüben neuer Tools und Abläufe, aber auch das Loslösen von Dingen und Regeln, die nicht mehr nützlich sind oder behindern. Wichtig ist, stets so zu handeln, dass die Anzahl deiner Optionen größer wird. Viele setzen auch heute noch auf hierarchische Arbeitsformen, weil man seit Jahrzehnten daran gewöhnt ist. Aber wenn es um Schnelligkeit, Flexibilität und Variabilität geht, bedarf es anderer Formen des Arbeitens und des Entscheidens. Die dafür nötige Socialware, also das agile Arbeitsumfeld, die Arbeitsformen und Arbeitswerkzeuge, sowie das agile Regelwerk, stellen wir den Unternehmen als Service zur Verfügung.

GründerDaily: Eine Frage zum Schluss: Wie oft wurdest du schon auf deinen Namensvetter, TV-Star Stefan Raab, angesprochen?

Stefan von Fjutscha: Das ist natürlich seit 20 Jahren der Running Gag, ich habe mich daran gewöhnt. Stefan Raab ist ein guter Marketing-Mann, der unter anderem tolle neue Sportarten erfunden hat. Das verbindet uns. Wir sind beide in der Lage, neue Dinge zu erfinden. Raab hat dabei die Macht der Medien etwas besser genutzt. Mit seiner ständigen medialen Präsenz konnte er sich bei vielen Menschen fest im Gedächtnis verankern und hat den Namen zum Markenzeichen gemacht.

GründerDaily: Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Keyfacts über Fjutscha:

  • Gegründet im Jahr: 2018
  • Firmensitz in: Karlsruhe
  • Unser aktuelles Team besteht aus: Teamsekretärin, Marketing-Mann und Geschäftsführer vor Ort, dazu kommen Mitarbeiter für Film und Digitales in Saarbrücken, Startup-Coaches in München oder Live-Zeichner in Berlin … Insgesamt sind wir sieben Leute im inneren Kreis und eine Reihe von Partnern in unserem ECO-System.
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch: die Gründer selbst (Bootstrapping).
  • Besonders geholfen haben uns: Das bestehende Netzwerk und die Kollegen im Gründerzentrum Perfekt Futur, in dem unser Büro liegt.
  • Besonders wichtig sind für uns folgende...:
    • Menschen: Kollegen aus dem ECO System, Kreative aus dem Gründerzentrum, die ein ähnliches Geschäftsmodell wie wir mit anderem Produkt verfolgen, etwa Get Lazy.
    • Tools: Agile Methoden, z.B. die Lean Startup-Methodik, die wir selbst einsetzen und unseren Kunden anbieten.
    • Internetseiten: XING, LinkedIn und Twitter, darüber finden wir Kooperationspartner und andere Start-ups.
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