2.000 € steuerfrei Aktivrente: Arbeitgeber und Gewerkschafter kritisieren Vorhaben

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Die Bundesregierung will mit der Aktivrente neue Anreize für ältere Arbeitnehmer schaffen: Wer über das Rentenalter hinaus arbeitet, soll ab 2026 bis zu 2 000 € monatlich steuerfrei dazuverdienen dürfen. Damit sollen Fachkräfte länger im Beruf bleiben und die Rentenkasse entlastet werden. Doch nun kommt Kritik von zwei Seiten: Sowohl Gewerkschaften als auch Arbeitgeberverbände warnen vor sozialen Schieflagen, Mitnahmeeffekten und fragwürdigen Anreizen.

Handwerker arbeitet in Werkstatt
Aktivrente: Unfair gegenüber Menschen mit körperlich harten Jobs? Bild: orhan c / Pixabay.

Deutscher Gewerkschaftsbund: Vor allem Besserverdiener profitieren

Anja Piel, Vorstandsmitglied der Deutschen Rentenversicherung Bund und Vertreterin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), warnt vor einer sozialen Schieflage: Von der Aktivrente würden vor allem gut ausgebildete Büroangestellte mit sicheren Jobs profitieren. "Während gut Verdienende im Alter noch von Steuervorteilen profitieren, halten Menschen in körperlich belastender Arbeit oft gar nicht bis zur Rente durch", so Piel. Statt die soziale Spaltung zu verringern, drohe die Aktivrente sie zu verschärfen.

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: widersprüchliche Signale

Auch die Arbeitgeberseite sieht die Pläne der Bundesregierung kritisch – wenn auch aus anderen Gründen. Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), moniert widersprüchliche Signale der Politik: Einerseits wolle man längeres Arbeiten fördern, andererseits werde weiterhin der vorzeitige Renteneintritt mit Abschlagsfreiheit nach 45 Beitragsjahren unterstützt. "Das ist wenig effektiv und teuer", so Kampeter. Die Folge seien ineffiziente Anreize und unnötige Kosten für die Beitrags- und Steuerzahler.

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Institute warnen vor hohen Mitnahmeeffekten

Tatsächlich zeigen aktuelle Berechnungen, dass die Reform erhebliche Mitnahmeeffekte auslösen könnte. Laut Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) könnten rund 230.000 erwerbstätige Rentner künftig nahezu steuerfrei weiterarbeiten – ohne zusätzlichen Anreiz durch die Aktivrente. Für den Staat bedeutet das potenziell Hunderte Millionen Euro an Mindereinnahmen. Besonders hoch wird die Entlastung für Selbstständige eingeschätzt, die oft über das Rentenalter hinaus tätig bleiben und durch die Reform nun ebenfalls steuerlich begünstigt würden. Das IW rechnet hier mit Mehrkosten von bis zu 1,2 Milliarden Euro jährlich.

Fazit: Aktivrente – teuer und unfair?

Am Ende steht eine gemeinsame Diagnose – bei aller Unterschiedlichkeit in der Argumentation: Die Aktivrente wird in ihrer geplanten Form kaum einen spürbaren Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels leisten. Stattdessen droht sie, bestehende Ungleichgewichte zu verfestigen und gleichzeitig die öffentlichen Haushalte zusätzlich zu belasten. Ob die Politik darauf reagiert, bleibt offen. Klar ist: Der Handlungsdruck wächst.

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