Altersvorsorge Aktivrente für Selbstständige: Lohnt sich das?

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Mit der geplanten Einführung der Aktivrente ab 1. Januar 2026 will die Bundesregierung Anreize schaffen, auch im Rentenalter weiterzuarbeiten. Das Modell soll Altersarmut vorbeugen, den Fachkräftemangel lindern und den Renteneintritt flexibilisieren. Während es für Angestellte attraktiv wirkt, stellt sich für Selbstständige die Frage: lohnt sich das mehr als die private Altersvorsorge?

Schreiner im Rentenalter hobelt in seiner Werkstatt Holz
Aktivrente: Ob sich das Konzept auch für Selbstständige lohnt, hängt von mehreren Faktoren ab.

Was ist die Aktivrente?

Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Aktivrente ist im Kern eine gezielte Erhöhung des Steuerfreibetrags für Menschen im Rentenalter, die freiwillig weiterarbeiten: Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht hat und weiter beruflich aktiv bleibt, soll künftig bis zu 2.000 € im Monat steuerfrei hinzuverdienen dürfen – also 24.000 € im Jahr zusätzlich zum regulären Grundfreibetrag. Dadurch steigt der effektive steuerfreie Jahresbetrag für arbeitende Rentner auf über 35.000 €.

Wer im Rentenalter weiterarbeitet und dabei Rentenbeiträge zahlt, bleibt außerdem in der gesetzlichen Rentenversicherung aktiv. Das führt später zu einer höheren monatlichen Rente.

Das Konzept ist also ein Kombi-Modell aus Steuererleichterung und Rentenförderung: Der sofortige steuerliche Bonus soll kurzfristig motivieren, das längere Einzahlen in die Rentenkasse wirkt langfristig.

Beispiel: Wie sich die Aktivrente für Angestellte lohnt

Ein 67-jähriger Verwaltungsfachangestellter arbeitet auch nach Erreichen des Rentenalters drei Jahre weiter. Er verdient dabei 2.000 € brutto im Monat.

Durch die Aktivrente darf er den gesamten Betrag steuerfrei behalten. Das ist ein Plus von 24.000 € netto im Jahr gegenüber der bisherigen Regelung, bei der zumindest Teile versteuert worden wären.

Da er weiterhin gesetzlich rentenversichert ist, zahlt er rund 186 € monatlich an Rentenbeiträgen auf sein Gehalt. Der Arbeitgeber zahlt nochmals denselben Betrag. Insgesamt fließen also etwa 372 € pro Monat in die Rentenkasse.

Diese Beiträge erhöhen seine spätere Altersrente: Er erzielt durch die drei Jahre Aktivrente insgesamt eine Rentensteigerung von 56,04 € pro Monat.

Für Angestellte lohnt sich die Aktivrente also grundsätzlich immer dann, wenn sie gesundheitlich in der Lage sind, nach dem regulären Rentenbeginn weiterzuarbeiten. Sie profitieren sofort vom steuerfreien Hinzuverdienst und gleichzeitig von einer langfristigen Rentensteigerung ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand.

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Rentner sitzt vor dem Laptop. Auf dem Tisch liegt sein Rentenbescheid
Aktivrente: für Angestellte, die noch in der Lage sind zu arbeiten, lohnt sie sich.

Lohnt sich die Aktivrente für Selbstständige?

Für Selbstständige sieht das allerdings anders aus. Denn sie müssen die Kosten einer Absicherung vollständig selbst übernehmen. Ob sich das lohnen kann, hängt unter anderem davon ab, ob der Selbstständige pflichtversichert ist.

Beispiel: pflichtversicherter Selbstständiger

Ein 67-jähriger selbstständiger Maler führt auch nach dem Erreichen des Rentenalters für drei Jahre seinen Handwerksbetrieb weiter. Er erwirtschaftet dabei ein monatliches Einkommen von 2.000 € brutto.

Auch er darf durch die Aktivrente den gesamten Betrag steuerfrei behalten. Das entspricht einem zusätzlichen Netto-Zugewinn von 24.000 € pro Jahr.

Da es sich bei seinem Beruf um ein zulassungspflichtiges Handwerk handelt, ist er pflichtversichert in der gesetzlichen Rentenversicherung. Im Unterschied zum Angestellten übernimmt er jedoch den vollen Rentenbeitragssatz selbst: Das sind 372 € im Monat.

Auch für ihn resultiert aus den drei Jahren Aktivrente eine lebenslange Rentensteigerung von 56,04 € pro Monat. Während der Verwaltungsfachangestellte sich die Rentenbeiträge aber mit dem Arbeitgeber teilt, muss der Maler den vollen Betrag selbst aufbringen. Für dieselbe Rentensteigerung zahlt er also doppelt so viel: in diesem Fall 4.464 € im Jahr

Damit wird die Frage relevant, wie lange er nach dem Ausscheiden noch Rente bezieht, um diesen Einsatz wieder hereinzuholen. Der Vergleich zum Angestellten macht das deutlich:

  Angestellter Selbstständiger Maler
Rentenbeitrag (jährlich) 2.232 € (Arbeitnehmeranteil) 4.464 € (voller Beitrag)
Rentenbeitrag (gesamt) 6.696 € (Arbeitnehmeranteil) 13.392 €
Rentensteigerung jährlich (gesamt) 672,48 € 672,48 €
Break-even (Rentenbeitrag gesamt / Rentensteigerung gesamt) ca. 10 Jahre ca. 20 Jahre

Da der selbstständige Maler nicht wie der Angestellte den halben Rentenbeitrag vom Arbeitgeber übernommen kriegt, muss er auch doppelt so lange Rente beziehen, bis sich die Einzahlung in die Rentenkasse für ihn gelohnt hat. Die dreijährige Einzahlung in die Rentenkasse im Rahmen der Aktivrente lohnt sich für ihn erst nach dem 90. Lebensjahr.

Lohnt sich die freiwillige Versicherung jetzt für Selbstständige?

Nochmal anders sieht die Überlegung für Selbstständige ohne Versicherungspflicht aus. Für sie stellt sich die Frage: Macht es noch Sinn, freiwillig einzusteigen?

Um freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen zu können, müssen mindestens 60 Kalendermonate Beitragszeit vorgewiesen werden. Sonst entsteht kein Anspruch auf eine gesetzliche Altersrente, auch wenn Beiträge gezahlt werden.

Was viele Selbstständige jedoch nicht wissen: Diese Wartezeit ist häufig bereits erfüllt, ohne dass sie aktiv in Erinnerung ist. Aus Zeiten aus früheren Angestelltenverhältnissen, Ausbildungs- oder Studentenjobs mit Sozialversicherungspflicht oder Aushilfstätigkeiten. Aber auch Kindererziehungszeiten, Wehr- oder Zivildienst oder bestimmte Pflegezeiten können zur Wartezeit beitragen. Wer sich nicht sicher ist, sollte bei der Deutschen Rentenversicherung einen Versicherungsverlauf anfordern.

Für alle, die im Alter nicht spekulieren, sondern stabil vorsorgen möchten, kann sich die freiwillige Beitragszahlung gerade im Rahmen der Aktivrente lohnen – selbst wenn der Break-even rechnerisch erst nach vielen Jahren erreicht wird.

Doch wie schneidet die Aktivrente im direkten Vergleich zur privaten Altersvorsorge ab, beispielsweise der Investition in einen breit gestreuten ETF wie den MSCI World?

Frau im mittleren Alter hält ihr Kleinkind auf dem Arm
Selbstständige unterschätzen oft, wie viel Wartezeit sie beispielsweise durch Kindererziehungszeiten angesammelt haben.

Aktivrente oder MSCI-World: Was lohnt sich für Selbstständige mehr?

Um die Aktivrente mit einer privaten Altersvorsorge über einen ETF wie den MSCI World sinnvoll zu vergleichen, betrachten wir beide Varianten in zwei Phasen:

1. Einzahlungsphase

Für beide Modelle gehen wir davon aus, dass über drei Jahre hinweg jährlich derselbe Betrag investiert wird. Konkret 4.464 € pro Jahr. Im Rahmen der gesetzlichen Rente würde die eingezahlte Summe dann 13.392 € betragen.

Für die Investition in den MSCI-World gehen wir von einer Jahresrendite von 6 % aus. Nach drei Jahren, in denen jährlich 4.464 € eingezahlt wurden, hätten sich dann dank des Zinseszins-Effekts 15.064,29 € brutto angespart. Wichtig: Da noch keine Gewinne realisiert wurden, fallen bislang noch keine Steuern an.

2. Rentenphase

Wir simulieren nun einen Rentenbezug über 20 Jahre und vergleichen, welchen finanziellen Nutzen die beiden Modelle in dieser Zeit bringen. Durch drei Jahre Aktivrente wird insgesamt eine Rentensteigerung von 56,04 € im Monat erzielt. Das ergibt 672,48 € im Jahr. Multipliziert mit der geplanten Rentenbezugszeit von 20 Jahren ergibt das insgesamt 13.449,60 €.

Für den Vergleich mit der gesetzlichen Rente wird angenommen, dass das angesparte ETF-Kapital von 15.064,29 € über einen Zeitraum von 20 Jahren gleichmäßig aufgebraucht wird. Mithilfe einer sogenannten Annuitätenformel lässt sich eine konstante Auszahlung berechnen, bei der das Kapital nach exakt 20 Jahren vollständig aufgebraucht ist.

Bei der Auszahlung aus dem ETF-Sparplan werden 25 % Abgeltungsteuer und darauf wiederum 5,5 % Solidaritätszuschlag fällig. Das ergibt einen effektiven Steuersatz von ca. 26 %.

Anmerkung: bei der Aktivrente haben wir keine Steuern abgezogen, weil der Hinzuverdienst bis 2.000 Euro monatlich laut Gesetz vollständig steuerfrei bleibt. Erst bei höheren Beträgen oder zusätzlichen Einkünften würde Einkommensteuer anfallen – in unserem Beispiel aber nicht.

Aus den 6 % Bruttorendite p.a. werden so ca. 4 % Nettorendite:

  • 6 % × (1 – 0,26375) ≈ 4,42 % p.a. netto

Diese wirkt sich über die gesamten 20 Jahren auf das im Sparplan verbleibende Kapital aus. Das ermöglicht eine monatliche Entnahme von 92,37 € und dementsprechend eine Gesamtauszahlung von 22.429,28 €. Das ergibt insgesamt ein Plus von fast 9.000 € im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung.

Wichtig: Die Berechnungen zum ETF-Modell basieren auf mehreren Annahmen, die nicht garantiert sind. Insbesondere die angenommene Nettorendite von 4 % pro Jahr setzt voraus, dass der ETF langfristig durchschnittlich 6 % Bruttorendite erwirtschaftet. Die tatsächliche Wertentwicklung kann davon abweichen.

Fazit

Die Aktivrente eröffnet auch Selbstständigen im Rentenalter neue finanzielle Spielräume. Allerdings hängt ihr tatsächlicher Nutzen stark von der persönlichen Ausgangslage ab.

Der zentrale Vorteil: Bis zu 2.000 Euro monatlicher Hinzuverdienst bleiben vollständig steuerfrei. Dieser Steuervorteil steht unabhängig davon zur Verfügung, ob jemand freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt oder nicht.

Anders sieht es beim zweiten Baustein der Aktivrente aus: dem Aufbau zusätzlicher Rentenansprüche durch freiwillige Beiträge. Ob sich das lohnt, hängt maßgeblich davon ab, ob man bereits in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert ist. Nur dann fließen die Beiträge automatisch in die Rentenkasse, und der Rentenaufbau erfolgt ohne zusätzliche Entscheidung oder Aufwand.

Für alle anderen Selbstständigen, die nicht versicherungspflichtig sind, lohnt sich eine freiwillige Einzahlung trotz Aktivrente rechnerisch nicht. Vergleicht man die Beiträge und die daraus resultierende Rentensteigerung mit einer privaten ETF-Vorsorge über den MSCI World, schneidet der ETF in puncto Auszahlung deutlich besser ab.

Allerdings: Die private Altersvorsorge über ETFs bietet keine Garantie. Wer großen Wert auf Planbarkeit, Sicherheit und eine lebenslange Auszahlung legt, kann auch bei geringeren Rentenansprüchen die gesetzliche Versicherung als sinnvolle Ergänzung betrachten.

Quellen:

finanztip.de: MSCI World Index: Aktien-Allrounder für Deine Geldanlage

Eigene Recherche

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