Unternehmensfinanzierung: das Verhältnis von EK zu FK
Im Rahmen der Unternehmensfinanzierung legen Sie fest, wie Sie Kapital für Ihr Unternehmen bereitstellen möchten. Dabei sind grundsätzlich zwei Quellen für Kapital möglich: Fremdkapital und Eigenkapital (inklusive Ihrem eigenen Geld). Die Frage ist entsprechend, in welchem Verhältnis diese zwei Formen der Unternehmensfinanzierung stehen sollten. Die Antwort darauf hängt im Wesentlichen von der jeweiligen Unternehmensphase sowie Ihrem Geschäftsmodell ab.
Die Frage nach der "besten" Unternehmensfinanzierung
Mit der Unternehmensfinanzierung verhält es sich dabei wie so oft im Leben: Den einen, besten Weg gibt es leider nicht. Die gute Nachricht ist, dass vielen Gründern eine Reihe an verschiedensten Finanzierungsmöglichkeiten offenstehen. Die schlechte Nachricht ist, dass es - abhängig von der jeweiligen Form der Unternehmensfinanzierung - unterschiedliche Vor- und Nachteile gibt, die es im Vorfeld genau abzuwägen gilt.
Zukünftige Gründer sollten folglich nicht nach der besten sondern nach der passenden Unternehmensfinanzierung suchen. Um diese zu finden, sind folgende Fragen hilfreich:
Wie viel Geld kann und will ich investieren?
Glaubt man dem KfW Gründungsmonitor, so haben 4 von 5 Gründern keinen Bedarf an externer Unternehmensfinanzierung. Das bedeutet, dass 80 % aller Gründungen aus eigenen Mitteln heraus finanziert werden. Wichtig bei einer Existenzgründung, bei der man ausschließlich mit eigenem Geld startet, ist, dass ein solider Finanzplan erstellt wird.
Das Ziel ist es, von Anfang an den „richtigen" Kapitalbedarf zu beziffern. Dazu gehören nicht nur die Gründungskosten und Investitionen, sondern auch Startkapital für den laufenden Betrieb - in der Regel braucht ein Unternehmen 12-18 Monate, um profitabel zu arbeiten - sowie die privaten Kosten. Die privaten Kosten werden von Gründern bei der Unternehmensfinanzierung oft vergessen, was schon nach kurzer Zeit nach dem Unternehmensstart zum Problem werden kann. Stellt man dann wider erwarten fest, dass zusätzliches Kapital für die Gründung benötigt wird, so lautet die nächste Frage der Unternehmensfinanzierung:
Bin ich bereit, mein Unternehmen mit einem Investor zu teilen?
In einem Artikel sind wir der Frage nach dem passenden Investor nachgegangen. Holt man sich einen zusätzlichen Eigenkapitalgeber und somit neuen Miteigentümer ins Boot, so sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Insbesondere der Grad der Freiheit in Bezug auf die Unternehmensführung, die Unterstützung durch den neuen Gesellschafter, die Unternehmensbewertung und die Höhe der Beteiligung sind hierbei beispielsweise relevante Faktoren für die Entscheidung. Doch was ist…
Was, wenn ich keinen neuen Gesellschafter haben möchte?
Falls Sie zusätzliches Kapital für die Unternehmensfinanzierung benötigen, jedoch keinen neuen Mitgesellschafter haben möchten, so kommt eigentlich nur Fremdkapital in Frage. Beim Kredit für Existenzgründungen gibt es dabei zahlreiche unterschiedliche Angebote. Ob ein spezieller Gründerkredit, ein Darlehen von der Hausbank, ein Online Kredit, Geld von der Crowd oder ein Mikrokredit - wichtig ist, die jeweiligen Konditionen der verschiedenen Formen der Unternehmensfinanzierung gegenüberzustellen und die Vor- und Nachteile abzuwägen. Insbesondere die Zinssätze und die jeweiligen Konditionen für die Tilgungen sollten Sie direkt von Anfang an vergleichen.
Unternehmensfinanzierung in der Seed & Startup Phase
Insbesondere für Existenzgründer ist es oft schwer, einen Kredit gerade zu Beginn der Existenzgründung von der Hausbank zu bekommen. Da keine Historie zum neu gegründeten Unternehmen besteht, wirkt sich dies negativ auf das Rating und die entsprechenden Konditionen aus, sofern überhaupt ein Kredit gewährt wird. Verbessern lässt sich dieser Umstand, indem man eine Bürgschaft entweder persönlich übernimmt oder über eine spezielle Bürgschaftsbank beantragt. Auch bei anderen Fremdkapitalformen wie z.B. dem Online Kredit ist es so, dass eine Einschätzung zur Kreditwürdigkeit wichtig ist und entsprechend der Zinssatz meist relativ hoch ausfällt.
Eine Ausnahme bilden sogenannte Förderkredite, bei denen die Konditionen, also Zins und tilgungsfreie Startzeit, meist signifikant besser sind als bei den „normalen" Krediten.
Entsprechend entscheiden sich viele Existenzgründer gerade zu Beginn für eine Unternehmensfinanzierung, bei der vorwiegend Eigenkapital in der Gründungsphase eingesetzt wird. Dies ist insbesondere auch deswegen sinnvoll, weil für Eigenkapital kein Zins bezahlt werden muss und das Kapital dem Unternehmen gehört und entsprechend keine Tilgung erfolgt. Beide Faktoren – Zinszahlung und Tilgung – haben einen negativen Effekt auf die Liquidität, auf die insbesondere beim Unternehmensstart geachtet werden sollte.
Auf der anderen Seite gibt man bei dieser Form der Unternehmensfinanzierung einen Teil seines Unternehmens ab. Eigenkapital bedeutet so gut wie immer (außer bei eigenem Geld, Crowdfunding & Zuschüssen), dass man einen neuen Miteigentümer kriegt. Dies sollten Sie bei der Wahl des jeweiligen Eigenkapitalgebers berücksichtigen.
Welche Möglichkeiten Sie bei dieser Form der Unternehmensfinanzierung grundsätzlich möglich sind haben wir Ihnen unter Eigenkapital zusammengestellt.
Unternehmensfinanzierung nach der Gründung
Zu Beginn der Existenzgründung geben Sie meist mehr Geld aus, als Sie einnehmen. Entsprechend wichtig ist es, die Liquidität genau im Auge zu behalten. Mit zunehmender Reife Ihres Unternehmens entspannt sich die Situation und Sie erzielen monatliche Überschüsse. Sobald Sie sogenannte Free Cash Flows - der Zeitpunkt, wenn Sie mehr Geld einnehmen als ausgeben - erwirtschaften, sind Sie in der Lage weitere Liquiditätsbelastungen bei der Unternehmensfinanzierung in Kauf zu nehmen. Sprich: Sie können einen Kredit aufnehmen um z.B. das Wachstum weiter voranzutreiben und können sich sowohl Zinszahlung als auch Tilgung leisten.
So verändert sich die Unternehmensfinanzierung vieler Unternehmen mit zunehmender Reife und der Anteil von Fremdkapital wächst.
FK Grenze bei der Unternehmensfinanzierung
Als eine Art Grenze hat sich in den letzten Jahren die Marke von 60 % für bestehende Unternehmen etabliert - also 60% Fremdkapital und 40% Eigenkapital bei der Unternehmensfinanzierung. Dies ist zwar eine etwas konservativere Art der Unternehmensfinanzierung als viele Unternehmensberater vorschlagen würden – die Finanzkrise hat jedoch gezeigt, dass es ggf. besser ist, bei der Unternehmensfinanzierung etwas vorsichtiger heranzugehen, statt sich zu hoch zu verschulden und in Krisenzeiten hohe Tilgungen leisten zu müssen.
Selbstverständlich ist das Verhältnis von FK und EK im Rahmen der Unternehmensfinanzierung aber auch stark abhängig von dem jeweiligen Geschäftsmodell. So ist für Unternehmen, die stetig positive Cash Flows generieren sicherlich auch eine wesentlich geringere Eigenkapitalquote möglich. Unternehmen, die weniger stabile Cash Flows haben, sollten hingegen bei der Aufnahmen von Fremdkapital Zinszahlung, Tilgung und Refinanzierung des Darlehens in der Liquiditätsplanung genau berücksichtigen.