Letsact: Volunteering per Mausklick

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Best Practice

Ihr möchtet euch mehr sozial engagieren, wisst aber nicht wie und wo? Die Gründer von Letsact haben eine Plattform ins Leben gerufen, die hilft, Gutes zu tun. Sie verbindet Freiwillige mit Vereinen und Projekten – und das nicht im Ausland, sondern direkt in eurer Nähe. 

 

Die beiden Gründer haben ihr Studium geschmissen und sich mit ihrer Idee Selbstständig gemacht. (Bild: Letsact) Die beiden Gründer haben ihr Studium geschmissen und sich mit ihrer Idee Selbstständig gemacht. (Bild: Letsact)

GründerDaily: Hallo Ludwig, welches Problem versucht ihr mit letsact anzugehen?

Ludwig von letsact: Wir wollen den derzeitigen Mismatch zwischen freiwilligen Helfern und Non-Profit-Organisationen lösen. Denn in Deutschland geben 24 Millionen Menschen an, sich gerne sozial engagieren zu wollen. Diese Leute wissen jedoch nicht, wo und wie sie das können. Auf der anderen Seite stehen über 300.000 Non-Profit-Organisationen, die Helfer benötigen. Jedoch finden beide Seiten bisher noch nicht zusammen.

Das Problem beschränkt sich nicht nur auf Volunteering. Grundsätzlich gibt es keinen Raum für Menschen, die etwas Gutes tun möchten. Für Menschen, die etwas bewegen wollen. Und hier setzen wir an.

Mit letsact wollen wir jedem Menschen die Möglichkeit geben, einen Impact zu haben.

Das heißt, für uns neben dem Volunteering auch andere Möglichkeiten für Leute zu schaffen, die keine Zeit haben, sich sozial zu engagieren, weil sie zum Beispiel familiär zu stark eingespannt sind. Deswegen kann man jetzt über letsact auch mit Mikrospenden handselektierte Projekte unterstützen.

GründerDaily: Dein Mitgründer und du habt in jungen Jahren euer Studium abgebrochen und euer Start-up auf die Beine gestellt. Wie hat euer soziales Umfeld darauf reagiert?

Ludwig von letsact: Viele sind natürlich erst mal erstaunt, weil das für einige ein sehr großer Schritt wäre. Für uns hat es sich gar nicht so aufregend angefühlt, denn wir wussten, dass unsere Idee ein echtes Problem löst und das es eine derartige Plattform langfristig geben muss.

Toll ist aber vor allem der breite Support, den wir durch unsere Freunde erfahren haben. Die sind auch heute noch unsere Powernutzer. ;)

GründerDaily: Wieso habt ihr euch gegen das Studentenleben und für eine 80-Stunden-Woche entschieden?

Ludwig von letsact: Weil uns das Problem geärgert hat. Wir haben selber erfahren, wie schwer es sein kann, sich sozial zu engagieren. Gerade wenn man mal nur wenige Stunden Zeit hat, ist es fast unmöglich, etwas Passendes zu finden.

Als dann die Kernidee für letsact da war, mussten wir uns entscheiden – entweder, wir machen es richtig und fokussieren uns auf die Umsetzung der Plattform oder wir lassen es gleich ganz sein. Denn die Menschen sind Apps wir Airbnb oder Uber gewöhnt, wo tagtäglich Hunderte Entwickler und Designer sitzen, um jedes Detail zu optimieren.

Neben dem Studium eine App aus dem Nichts auf ein ähnliches Niveau zu bringen ist schlichtweg nicht möglich.

Deswegen haben wir uns dann entschieden, letsact mit aller Kraft zu verfolgen.

Letsact löst mit der App ein größes Problem im Bereich Volunteering. (Bild: Letsact) Letsact löst mit der App ein größes Problem im Bereich Volunteering. (Bild: Letsact)

GründerDaily: Was waren eure größten Herausforderungen am Anfang der Gründung? Welche Tipps habt ihr für Gründer, die gerade mit denselben Problemen zu kämpfen haben?

Ludwig von letsact: Ganz ehrlich – der dritte Sektor (Anm. der Redaktion: Non-Profit-Organisationen) ist leider immer etwas hinterher, was technologische Entwicklungen angeht. Da waren wir mit unserer App für viele deutlich zu disruptiv. Also mussten wir uns etwas anpassen und haben auch noch eine Web-Version für Organisationen entwickelt.

Das ist aber auch unsere Aufgabe – durch Technologie beide Seiten zusammenzubringen. Und wenn wir dafür unterschiedliche Clients verwenden müssen, dann ist das halt so.

Unser Tipp für Gründer mit denselben Problemen wäre vor allem vor diesen nicht die Augen zu verschließen.

Denn auch wenn so eine Erkenntnis vielleicht die Finanzplanung über den Haufen wirft, muss man auf diese Entwicklung flexibel reagieren und sich einen neuen Plan überlegen. Nur durch ständige Iteration nah am Nutzer lässt sich ein Produkt bauen, das Menschen gerne benutzen.

GründerDaily: Wie funktioniert die App genau? Und wie viele engagieren sich bereits an den Projekten?

Ludwig von letsact: In der App sieht man eine Liste mit allen Projekten in Deutschland. Das lässt sich einfach nach Standort und Kategorien filtern, sodass zum Beispiel nur Projekte in unmittelbarer Nähe angezeigt werden.

Mit einem Klick auf ein Projekt bekommt man alle wichtigen Informationen: Worum geht es bei dem Projekt? Was ist das Ziel/die positive Veränderung, die damit bewirkt werden soll? Was sind die Aufgaben des freiwilligen Helfers dabei?

Außerdem wird mir angezeigt, wann und wo das Projekt stattfindet.

Das heißt, ich muss mich nur noch mit einem Klick für das Projekt anmelden und kann mich dann sozial engagieren.

Und das haben auch schon über 8.000 Menschen aus ganz Deutschland getan!

GründerDaily: Das Studium geschmissen und ohne Vorerfahrung ein Unternehmen gegründet: Wie habt ihr das sowohl finanziell als auch organisatorisch geschafft?

Ludwig von letsact: Wir hatten schon etwas Vorerfahrung. Ich hatte schon während der Schulzeit erfolgreich bei Wettbewerben, wie dem Deutschen Gründerpreis für Schüler, teilgenommen und Paul hat unmittelbar nach dem Abitur ein EdTech-Start-up gegründet.

Manchmal muss man einfach machen und dann aus seinen Fehlern lernen.

Aber natürlich hat man nicht die Erfahrung, die zum Beispiel ein 50-jähriger Unternehmensberater mitbringt. Deswegen haben wir uns von Anfang an Investoren an Bord geholt, die auch als Mentoren und Adviser fungierten. An diese konnten wir uns stets wenden, wenn wir Feedback zu unseren Ideen brauchten. Und dann gibt es natürlich noch „Learning-by-doing“. Das ist ganz essenziell.

Das Team von Letsact besteht mittlerweile aus 10 Mitarbeitern, denen Volunteering besonders am Herzen liegt. (Bild: Letsact) Das Team von Letsact besteht mittlerweile aus 10 Mitarbeitern, denen Volunteering besonders am Herzen liegt. (Bild: Letsact)

GründerDaily: Ist Letsact eine Non-Profit-Organisation? Oder verdient ihr an eurer Geschäftsidee?

Ludwig von letsact:

Wir sind kein Non-Profit, sondern bewusst For-Profit.

Wir definieren uns als Social Business, verfolgen also soziale Ziele mit einem wirtschaftlichen Ansatz. Das hat den Vorteil, dass wir die Plattform langfristig selber finanzieren und weiterentwickeln können.

Letsact ist grundsätzlich kostenlos. Nur größere Organisationen und Unternehmen zahlen einen monatlichen Beitrag für die Nutzung der Plattform. Warum Unternehmen? Unternehmen können über unsere App ihre Corporate-Volunteering-Aktivitäten koordinieren beziehungsweise durchführen. Corporate Volunteering beschreibt dabei für Mitarbeiter die Möglichkeit, sich (oft während ihrer Arbeitszeit) sozial zu engagieren.

GründerDaily: Wollt ihr das Konzept von letsact noch größer machen? Was sind eure Visionen?

Ludwig von letsact: Natürlich! Die letsact-Community besteht derzeit aus etwa 30.000 Menschen.

In Deutschland gibt jeder Dritte an, sich gerne sozial engagieren zu wollen, aber weiß nicht, wo und wie.

Diesen 24 Millionen Menschen wollen wir zeigen, wie einfach es sein kann und wie viel Spaß es macht. Aber auch allen anderen Menschen in Deutschland wollen wir die Tools geben, eine positive Veränderung in der Welt bewirken zu können.

Aus diesem Grund haben wir vor Kurzem eine Mikrospendenfunktionalität hinzugefügt. Diese macht den Impact, den man mit kleinen Spenden von wenigen Euro macht, deutlich sichtbar. So kann man zum Beispiel für einen Euro eine Brille spenden und damit hilfsbedürftigen Menschen Zugang zu Bildung und Arbeit ermöglichen.

Geografisch gesehen ist Deutschland natürlich auch nicht das Ende.

Wir haben schon Anfragen für die Nutzung der Plattform aus aller Welt, von Brasilien über Frankreich bis nach Singapur.

GründerDaily: Was ist eurer Meinung nach das Wichtigste, wenn man studentischer oder schulischer Gründer ist?

Ludwig von letsact: Konsequent von Anfang an fehlende Expertise und Erfahrung durch kompetente Mentoren und Investoren ausgleichen. Dann hat man im Grunde keinen erheblichen Nachteil mehr gegenüber anderen Gründern.

Aber man sollte sich natürlich auch der Risiken bewusst sein und verstehen, dass es bei einem Start-up nicht immer bergauf geht.

Es gibt auch belastende Zeiten und da ist es am besten, wenn man sich auf ein starkes Team verlassen kann. Also Augen auf bei der Mitgründerwahl!

Außerdem – und das ist ein Tipp für alle Gründer – sollte die Idee nicht aus dem unbedingten Willen entstehen, gründen zu wollen. Denn wenn man keinen richtigen Bezug zu dem Problem hat, das man löst, bringt man nicht das notwendige Durchhaltevermögen mit, um schließlich erfolgreich zu sein.

GründerDaily: Was ist euer persönlicher Herzenswunsch, wenn es um das Thema Volunteering geht?

Ludwig von letsact: Dass sich mehr Menschen engagieren!

Volunteering hilft nicht nur Bedürftigen oder der Umwelt, sondern macht vor allem auch Spaß und man lernt neue Leute kennen.

Wir sollten wegkommen vom alten Image des „Ehrenamts“ und hin zum „Volunteering“ – jung, flexibel und spaßig. Denn nur gemeinsam können wir wirkliche positive Veränderung bewirken.

Keyfacts über letsact

  • Gegründet im Jahr: 2018
  • Firmensitz in: München
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 10 kreativen und coolen Köpfen
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch: Impact Investor, Purple Orange Ventures
  • Besonders geholfen haben uns bisher: Unsere Nutzer. Sie sind immer hilfsbereit und haben tolle Ideen, wie wir die Plattform weiterentwickeln können.
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für uns folgende:
    • Menschen: Unser Team. Wir haben ein tolles Team aus kreativen Köpfen und mit viel Lust, etwas verändern zu wollen.
    • Tools: Slack, Asana, Miro, Notion
    • Internetseiten: letsact.de ;-)
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