Alle Zeichen auf Wachstum: Dieses Start-up setzt mit Stroh Millionen um

|
Weitere Themen

Stroh so weit das Auge reicht. Das man daraus eine umweltschonende Verpackung mit gleichen isolierenden Eigenschaften wie Styroporboxen schaffen kann, hat Landpack bewiesen. Wie das frühere Top-50 Start-up aus ihrer Geschäftsidee ein schnell wachsendes Unternehmen mit Millionenumsatz geschaffen hat und worauf es dabei ankommt, verrät uns Gründerin Patricia Eschenlohr.

 

GründerDaily: Hallo Patricia, vor sechs Jahren habt ihr gegründet und Landpack wurde zum weltweit ersten Unternehmen, das Stroh zu umweltfreundlichen Verpackungs- und Isoliermaterialien verarbeiten konnte, ohne jeglichen Einsatz von Kunststoff. Heute verarbeitet ihr 1000 Tonnen Stroh. Wie habt ihr das geschafft?

Patricia von Landpack: Die ersten drei Jahre waren wir primär Maschinenbau-Unternehmen, haben unsere vollautomatisierte Fabrik selbst entwickelt und gebaut. Die letzten drei Jahre ging es vor allem darum, unser Start-up zu einem professionellen Unternehmen weiter zu entwickeln, spezialisierte Teams zu formen und neue Anwendungsfelder neben unserem Kerngeschäft im Food-Sektor zu erschließen. Seit Anfang des Jahres finden unsere Verpackungen beispielsweise immer größere Beliebtheit im Pharma und Life Science Sektor.

GründerDaily: Du hast mit deinem Mann gegründet. Stelle euch doch bitte kurz vor: Was ist euer Hintergrund und wie kamt ihr auf die Idee?

Patricia von Landpack: Thomas ist Maschinenbau-Ingenieur (TU München) mit Promotion im Bereich Medizintechnik und hat dort auch zunächst gearbeitet. Der Rohstoff Stroh liegt in der Familie – er kommt aus einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb.

Landpack Patricia Eschenlohr gründete gemeinsam mit ihrem Mann Thomas 2013 Landpack. Die ersten drei Jahre nach der Gründung verbrachten sie mit der Entwicklung und dem Bau einer eigenen Fabrik. (Foto: Landpack)

Ich selbst habe Sprachen-, Wirtschafts- und Kulturraumstudien in Passau und Straßburg studiert und nach einem Traineeship bei der Robert Bosch Stiftung bei einer Unternehmensberatung gearbeitet. Während eines Projekts für eine Supermarktkette kam ich in Berührung mit dem Thema E-Food und damit zwangsläufig mit der Problematik einer kostengünstigen, sicheren Kühlkette, die bis dato weltweit nur mit Styropor möglich war.

GründerDaily: Mittlerweile seid ihr 20 Mitarbeiter und Euer Produkt setzen rund 600 Lebensmittelversender ein. Wie habt ihr das schnelle Wachstum gemeistert?

Patricia von Landpack: Wir haben das richtige Produkt zur richtigen Zeit. Bislang machen wir beispielsweise keinen aktiven Vertrieb, weil die Nachfrage konstant hoch ist. Wir haben allerdings noch so viele Themen und Projekte in der Pipeline, dass ich eigentlich gerne noch schneller unterwegs wäre.

GründerDaily: Worauf sollte man in der Wachstumsphase besonders achten?

Patricia von Landpack:

  • Das operative Tagesgeschäft und die parallele Produktentwicklung sowie strategische Weiterentwicklung des Unternehmens als Ganzes müssen auf verschiedene Schultern aufgeteilt werden. Sonst kommt man nicht voran.
  • Gemischte Teams aus Facharbeitern, Hochschul-Absolventen und erfahrenen Profis.
  • Gut funktionierende Prozesse, die jeder beherrscht und danach arbeitet. Erst wenn diese stehen, kann man skalieren.

GründerDaily: Wer gehört zu euren Kunden und wie baut ihr euren Kundenstamm aus?

Patricia von Landpack: Der Großteil unserer Kunden sind Lebensmittel-Hersteller oder -Händler, von Start-ups bis zu Konzernen, sowohl im Premium-Bereich als auch in der breiten Masse. Wir setzen primär auf Direktvertrieb, weil unsere Kunden dadurch direkt von unserer Expertise rund um den Kühlversand profitieren, Klimakammertests oder komplexe Simulationen sowie Sonderfertigungen in Auftrag geben können. Für den kleinen Bedarf arbeiten wir mit Vertriebspartnern zusammen.

GründerDaily: Was waren die bisher größten Herausforderungen für euch und wie habt ihr diese gelöst?

Patricia von Landpack: Unsere erste große Herausforderung war die Entwicklung der Fabrik. Es hätte auch sein können, dass wir nach zwei Jahren Entwicklung abbrechen.

Viel Durchhaltevermögen, sehr lange Arbeitstage und ein exzellentes Team haben zum Erfolg geführt.

Seitdem haben sich die Herausforderungen eher ins Betriebswirtschaftliche und ins Tagesgeschäft verschoben: Teamgestaltung, Mitarbeiterführung, Prozesse. Eine einfache Lösung gibt es hier nicht. Ob man erfolgreich ist, hängt letztendlich in meinen Augen von der Identifikation der richtigen Personen und der richtigen Ausgestaltung des Organigramms ab.

GründerDaily: Euer Produkt hat eine sehr gute Ökobilanz im Vergleich zur Herstellung von Styroporverpackungen und es lässt sich auch ganz einfach im Garten entsorgen. Plant ihr schon die nächsten Produkte aus Stroh oder anderen Materialien?

Patricia von Landpack: Auf jeden Fall. Wir gehen die Bereiche an, wo es bislang keine ökologische und kostengünstige Alternative zu Styropor gibt.

Landpack Neben der klassischen "Landbox" bietet Landpack mittlerweile auch eine Alternative aus Hanf an. Weitere Produkte sollen folgen. (Foto: Landpack)

GründerDaily: Was sind eure Ziele für 2019 und für die kommenden Jahre?

Patricia von Landpack: Ende des Jahres wollen wir unsere nächste Fabrik einweihen, die uns weitere Wachstumssprünge erlaubt. Zudem wollen wir unsere Präsenz im Pharmasektor weiter ausbauen. Parallel arbeiten wir an neuen Produkten. In den kommenden Jahren werden die Zeichen auf internationalem Wachstum stehen.

GründerDaily: Deine Tipps für Gründer, die auch schnell wachsen wollen:

Patricia von Landpack:

Frühzeitig zusätzliche Management-Ebenen einziehen und sich genau überlegen, welche Fähigkeiten Personen mit Verantwortung besitzen sollten.

Mit einer gänzlich flachen Hierarchie und einem jungen Team lässt sich eine Professionalisierung und nachhaltiges Wachstum nur mühsam umsetzen.

GründerDaily: Vielen Dank für das Gespräch, Patricia. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute!

 Keyfacts über Landpack

  • Gegründet im Jahr: 2013
  • Firmensitz in: Alling, im Westen von München
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 20 Mitarbeitern in Verwaltung und Produktion
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: eine High-Tech Forschungsförderung durch das Bayerische Wirtschaftsministerium und anschließend zwei Finanzierungsrunden mit einem Family Office
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: Unsere Investoren als guter Sparrings-Partner und ganz zu Beginn BayStartup (evobis) ebenfalls als Sparrings-Partner und Vermittler in der ersten Finanzierungsrunde
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/uns folgende:
    • Menschen: Das Team als Ganzes! Zuletzt nun besonders Christian (Operations) und Vincent (Vertriebsleitung), die uns extrem entlasten und Landpack jeden Tag ein Stückchen besser machen. Und ganz wichtig nach einem langen Arbeitstag: Unsere Kinder (1 und 5), die unsere Aufmerksamkeit auf ganz andere Dinge lenken und - wenn es mal nicht so rund bei Landpack läuft – die Prioritäten verdeutlichen.
    • Tools: aktuell primär Zeyos (ERP/CRM), Mavenlink für Projekte, Slack zur internen Kommunikation, Power BI zur Datenauswertung, Hootsuite zur Planung für Social Media, Canva zur Gestaltung von Marketingmaterial, WordPress und Mailchimp sowieso, viflow für Prozesse und natürlich Excel
zurück
Gründerstory
Recycling
Nachhaltigkeit
Verpackung
Landpack