Dieses Kölner Start-up ist der "Beziehungscoach für Unternehmen"

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Von Karlsruhe nach Köln - von einer App für Kundenfeedback zur App für die Mitarbeiterbefragung. Beim 2012 gegründeten Start-up Honestly hat sich einiges getan in den letzten Jahren. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 25 Personen. Mitgründer und Geschäftsführer Sven Bläse erzählt die Gründerstory des Start-ups und hat dabei jede Menge Tipps in Sachen Personal.

 

Für-Gründer.de: 2012 gestartet als Kundenfeedback-App fokussiert ihr euch mit Honestly neuerdings auf das Feedback von Mitarbeitern. Was genau steckt hinter eurer App "Honestly Engage"?

Sven von Honestly: Unser Ziel mit Honestly Engage ist es, Unternehmen zu helfen, ein Arbeitgeber zu werden, bei dem Mitarbeiter nicht nur gerne, sondern auch motiviert arbeiten. Das führt nicht nur zu einer deutlich geringeren Fluktuation, sondern auch zu enormen Kosteneinsparungen und Produktivitätsgewinnen.

Mit unserer Employee-Engagement-Lösung geben wir Unternehmen ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie kontinuierlich über den aktuellen Stand der Zufriedenheit und Motivation ihrer Mitarbeiter in allen Bereichen auf dem Laufenden gehalten werden. Über unsere Engage App oder auch per E-Mail erhalten Mitarbeiter wöchentlich oder monatlich voll automatisiert kurze Fragebögen, die sich in einer Minute beantworten lassen.

Honestly Sven Bläse Sven Bläse ist der Mitgründer von Honestly (Foto: Honestly)

Für-Gründer.de: Was sind die Vorteile, die diese App gegenüber herkömmlichen Befragungsmethoden bringt?

Sven von Honestly: Mit unserer Lösung haben Unternehmen einen direkten Draht zu ihren Mitarbeitern. Die Daten stehen bei uns kontinuierlich und sofort zur Verfügung. Das Management kann also direkt mit den Daten arbeiten und Verbesserungen einleiten. Herkömmliche Mitarbeiterbefragungen finden höchstens jährlich statt und die Ergebnisse sind meist erst mehrere Monate nach der Befragung verfügbar.

Das ist in etwa so, als würde man als Fahrer eines Autos zwar vorwärts fahren, aber die ganze Zeit nur durch die Heckscheibe schauen.

Außerdem ist unsere Lösung deutlich günstiger und mit weniger Aufwand zu implementieren – das spart Zeit für Mitarbeiter und Management. So ist Honestly auch für kleinere Teams und Unternehmen sehr interessant. Darüber hinaus können beliebige weitere Umfragen an die Mitarbeiter über unsere Plattform verschickt werden. So kann man beispielsweise eine bestimmte Abteilung mit wenigen Klicks zum neuen Bürokonzept befragen.

Für-Gründer.de: Ihr setzt die App auch in eurem eigenen Unternehmen ein - welche messbaren Erfolge hat der Einsatz bisher gebracht?

Sven von Honestly: Wir legen seit jeher großen Wert auf Employee Engagement und waren bei der Einführung von Honestly Engage überrascht von den unterschiedlichen Zufriedenheitswerten zwischen unseren Abteilungen. Daraufhin haben wir die Ergebnisse gefiltert und unsere Schwachstellen abteilungsspezifisch analysiert und diese in Gesprächen mit unseren Mitarbeitern besprochen.

Beispielsweise arbeiten wir aktuell an einem Projekt, in dem wir unsere Unternehmenswerte klarer definieren und die Kommunikation dieser verbessern möchten – eine Schwäche von uns, die wir beim Einsatz unserer Lösung aufgedeckt haben. Zudem nutzen wir die Engage-Lösung für Befragungen zu den unterschiedlichsten Themen, wie beispielsweise Feedback zu vergangenen Team-Events oder Verbesserungsvorschläge zu internen Prozessen – ein digitaler “Kummerkasten” ist natürlich auch mit dabei.

Für-Gründer.de: Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren einer Mitarbeiterbefragung?

Sven von Honestly: Ein wichtiger Faktor bei jeder Befragung ist das Fragebogen-Design. Hier können sich Unternehmen auf unsere Erfahrung und unsere Fragebogen-Vorlagen verlassen oder auch eigene Fragebögen mit wenigen Klicks anlegen.

Der zweite wesentliche Punkt ist die Gewährleistung von Anonymität bei der Abgabe von Feedback. Da die Befragung per App oder E-Mail stattfindet, legen wir höchsten Wert auf den Datenschutz des einzelnen Mitarbeiters. Nur so kann wirklich zuverlässiges Feedback garantiert werden.

Der dritte und vermutlich wichtigste Erfolgsfaktor einer Mitarbeiterbefragung ist eine zeitnahe Besprechung der Ergebnisse zwischen Management und Mitarbeitern. Lässt man sich zu viel Zeit oder kehrt die Ergebnisse womöglich sogar komplett unter den Teppich, werden die Mitarbeiter den Sinn der Befragung schnell hinterfragen. Bei jährlichen Mitarbeiterbefragungen ist es sogar gut möglich, dass die Mitarbeiter zum Zeitpunkt der Auswertung das Unternehmen schon längst verlassen haben.

Und zu guter Letzt sollten auf Basis der Ergebnisse nicht nur Lippenbekenntnisse gemacht werden, sondern zielführende Maßnahmen folgen. Nur dann schaffen Mitarbeiterbefragungen einen Wert.

Honestly Mit der Engage App von Honestly werden Mitarbeiterbefragungen digital durchgeführt (Foto: Honestly)

Für-Gründer.de: Euer Name ist "Honestly" - tragen eure Apps dazu bei, dass Mitarbeiter und Kunden wirklich "honest" antworten und nicht nur das sagen, was dem Chef bzw. dem Unternehmen gefällt?

Sven von Honestly: Genau das ist unser erklärtes Ziel, das tief in unserer Unternehmenskultur verankert ist. Wir stehen für eine ehrliche und offene Kommunikation zwischen Unternehmen und deren Mitarbeitern bzw. Kunden.

Wir sind sozusagen der Beziehungscoach für Unternehmen.

Wir gewährleisten vollkommene Anonymität der Befragten, wodurch wir ehrliches und offenes Feedback sicherstellen können.

Für-Gründer.de: Eine App hilft bei Zufriedenheitsmessung - worauf setzt ihr in eurem eigenen Unternehmen, damit eure Mitarbeiter zufrieden sind?

Sven von Honestly: “Cultural Fit” ist uns sehr wichtig, denn insbesondere als Start-up ist der Zusammenhalt innerhalb des Teams extrem wichtig.

Bevor wir neue Kandidaten einstellen, fragen wir unser Team immer, ob sie vom “Cultural Fit” des Kandidaten überzeugt sind.

Zudem pflegen wir eine sehr offene Feedback-Kultur. Wir schätzen direktes und ehrliches Feedback über unsere Engage-Lösung, aber auch im direkten Umgang im Team. Spannungen im Team werden bei uns proaktiv angesprochen, um nach Lösungen zu suchen. Wir halten ergänzend dazu regelmäßig Einzelgespräche mit allen unseren Mitarbeitern, in denen das Feedback der Mitarbeiter an das Unternehmen und das Management im Vordergrund steht. Diese Gespräche haben sich bei uns als mächtiges Instrument herausgestellt.

Für-Gründer.de: Mit eurem Start-up seid ihr von Karlsruhe nach Köln gezogen. Wieso? Und, welche Herausforderungen ergeben sich durch solch einen Umzug?

Sven von Honestly: Der Umzug war für uns einfach machbar, da er in allererster Linie eine persönliche Entscheidung des gesamten Teams war. Die meisten von uns waren studienbedingt schon sehr lange in Karlsruhe und wollten die Chance nutzen, noch vor unserem großen Wachstum in eine größere Stadt zu ziehen.

Für Köln sprach dann für uns der hervorragende Zugang zu Talenten, moderate Mieten und Lebenshaltungskosten, die perfekte Anbindung an den Rest Deutschlands und der Welt und dass es trotz seiner 1 Mio. Einwohner sehr kompakt ist. Ach ja, und natürlich Karneval!

Für-Gründer.de: ...spielte das Thema Personalrecruiting bei der Entscheidung auch eine Rolle bzw. merkt ihr Unterschiede zwischen den Standorten? 

Sven von Honestly:

Ja, das Thema Recruiting war für uns einer der wichtigsten Faktoren bei unserem Standortwechsel. Wir haben in Köln einen großen Talent-Pool, aus dem wir schöpfen können. Zum anderen fällt es uns jetzt leichter, auch Kandidaten aus ganz Deutschland und der Welt zu rekrutieren. Das ist im Kampf um Talente entscheidend.

Für-Gründer.de: Zum Abschluss: Was sind eure drei Tipps für andere in puncto Personal?

Sven von Honestly:

  1. Die Auswahl von Mitarbeitern sowohl fachlich wie auch persönlich ist extrem entscheidend. Hier darf man keine Kompromisse eingehen, auch wenn der Druck noch so wächst und keine passenden Kandidaten in Ausblick sind.
  2. Regelmäßige Einzelgespräche mit allen Mitarbeitern helfen ungemein, verborgene Probleme aufzudecken. Auch privat kann man damit seine Mitarbeiter viel besser kennenlernen.
  3. Auf dem Weg zu einem Top-Arbeitgeber ist es unabdingbar, auch auf der Management-Ebene empfänglich für Feedback zu sein. Nur wenn alle im Management eine offene “Learner”-Mentalität an den Tag legen, entsteht Raum für Kreativität und Verbesserung. Besserwisser und Manager, die auf tradierte Befehlsketten pochen, führen hingegen zu Stillstand im Unternehmen.

Keyfacts über Honestly

  • Unser aktuelles Team besteht aus: 25 Personen
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: das EXIST Gründerstipendium
  • Inzwischen gab es folgende weiteren Finanzierungen: Seedmatch (Crowdfunding) und Finanzierungsrunden durch unsere Investoren.
  • Unsere Investoren sind: Matthias Hartmann (Vorsitzender GF IBM Deutschland, Ex-CEO GfK), Carsten Buschkühle (Unternehmer, Lebensmitteleinzelhandel) und Klaas Kersting (CEO Flaregames, Gründer Gameforge).
  • Investoren finden wir gut, weil: Sie uns dabei unterstützen, unsere Vision zu erfüllen - und das mit mehr als nur finanziellen Mitteln.
  • Besonders wichtig in unserem Arbeitsalltag sind für uns folgende:
    • Menschen: Unser Gründernetzwerk und unsere Mentoren
    • Tools: Honestly Engage, Trello, Google G Suite
    • Internetseiten: Die Seite des Meinungsforschungsinstituts www.gallup.com
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