Bezahlt wird später: Dieses Start-up hilft beim Aufbau innovativer Geschäftsideen

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Innovative Ideen gibt es in Deutschland viele, doch nicht alle haben auch Marktpotenzial. Um das zu testen, können pfiffige Ideengeber auf der Plattform guupis spezielle Leistungen zur Weiterentwicklung ihrer Projekte ausschreiben. Nimmt ein Experte den Auftrag an, wird er automatisch zum Mitunternehmer. Im Interview erzählen uns die beiden Gründer mehr darüber, wie sich guupis von anderen Projektplattformen abhebt und inwiefern sie Pionierarbeit leisten.

 

Für-Gründer.de: Hallo Renate und Joachim. Ihr habt eine Plattform gegründet, auf der Projekte ausgeschrieben werden können. Derjenige, der ausschreibt, muss die Leistungen aber nicht sofort bezahlen. Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?

Renate und Joachim von guupis: Open Production darf nicht mit Open Innovation verwechselt werden, wo es einen produzierenden Auftraggeber und eine feste Vergütung gibt. Open Production ist eine Kooperation, bei der alle zum Mitunternehmer werden. Jeder geht mit seiner eigenen Leistung ins Risiko. Das fällt den meisten leichter, als wenn sie Geld in die Hand nehmen müssen. Dafür bekommt jeder Beteiligte statt einer festen Vergütung eine Gewinnbeteiligung und Mitbestimmungsrechte.

guupis Die beiden Gründer von guupis wollen mit ihrer Open Production Plattform die Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle fördern (Bildquelle: guupis).

Wer sich bewirbt, weiß, dass sein Gewinn umso größer ist, je besser eine Aufgabe erfüllt wird. Es gibt keinen Grund das Projekt zu übervorteilen. Die Interessenslage ist also eine grundlegend andere. Zusätzlich zu der so verbesserten Qualität fällt der Overhead weg. Dadurch bleibt mehr Gewinn. Fair ist es auch: guupis verlangt erst dann eine Provision, wenn auch die Projektbeteiligten Geld verdienen und jeder kann seine Fähigkeiten einbringen, unabhängig von Weltanschauung, Geschlecht, Hautfarbe und sonstigen persönlichen Eigenschaften.

Um auf die Frage direkt zu antworten:

Wir sind keine Vergabeplattform, sondern realisieren Ideen unter dem Gesichtspunkt der „Shared Communitiy“. Die erbrachten Leistungen werden in Anteilen am Projekt vergütet. guupis koordiniert den Realisierungsprozess und hilft Schutzrechte zu generieren. Für diese Leistungen wird auch guupis direkt am Projekt beteiligt.

Für-Gründer.de: Mit Anbietern wie Gulp, Hays oder Projektwerk gibt es bereits zahlreiche große Projektplattformen am Markt. Wie hebt ihr euch von diesen ab?

Renate und Joachim von guupis: Das sind reine Matching-Plattformen von Personaldienstleistern. Ein Unternehmen sucht einen Experten oder umgekehrt. Wir matchen auch, aber anders als bei den Personaldienstleistern dürfen die Experten bei guupis unternehmerisch tätig werden und mitbestimmen. Unser Workflowmanager hilft bei der Projektsteuerung. Jeder schaut natürlich, wie gut das Projekt ist. Schlechte Ideen landen in der gruuft. Die guten Projekte haben die besten Bewerber.

Es kommt also nicht darauf an, wer die beste Betriebsrente zahlt und die günstigsten Arbeitszeitregelungen hat, wenn ein Projekt einen Experten sucht, sondern darauf, wie viel Gewinn das Projekt verspricht, wie gut das Team ist und wie viel Spaß man sich von der Arbeit in einem solchen Projekt verspricht. guupis schafft einen rechtlichen Rahmen, so dass sich die Projektbeteiligten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Welcher Ingenieur hat schon Lust, sich mit Gewerbeaufsicht, Finanzamt, Kammerbeiträgen und Personalproblemen zu beschäftigen. Den Ideengebern bieten wir über einen kostenlosen Patentgenerator Unterstützung bei der Sicherung ihres geistigen Eigentums an.

Für-Gründer.de: An welche Zielgruppe adressiert ihr euer Angebot konkret? Eher den Gründer mit geringem Budget oder eher den Mittelständler, der neue Produkte testen will?

Renate und Joachim von guupis: Unser Angebot richtet sich an alle, die eine Idee realisieren wollen. Alle am Produktentstehungsprozess Beteiligten finden auf guupis eine Heimat. Erfinder, Designer, Konstrukteure, Entwickler, Programmierer, Produzenten, Qualitätsmanager, Dokumentation, Marketing, Vertrieb und alle anderen aus der Wertschöpfungskette von Hard- und Softwareprodukten.

Wir übernehmen den Aufwand jenseits des Kerngeschäfts und ermöglichen es somit auch berufstätigen Personen sich an Projekten ohne viel Zeitaufwand erfolgreich zu beteiligen. Jeder Mitmacher hat gewisse Kompetenzen, deshalb nennen wir die Mitmacher auch Experten. Diese Experten rekrutieren sich aus allen möglichen Bereichen und Branchen: Es können Privatpersonen genauso mitmachen, wie professionelle Gruppen, zum Beispiel Ingenieurbüros. Die Zielgruppe der Mitmacher können ebenso Studenten, Rentner, Vorruheständler oder Freelancer sein.

Kurz gesagt: Jeder, der für die Wertschöpfung relevante Fähigkeiten besitzt, von der technischen Entwicklung über das Produktdesign bis zum Marketing, ist bei uns willkommen.

Für-Gründer.de: Welche Kriterien muss man erfüllen, um ein Projekt auf guupis einstellen zu können?

Renate und Joachim von guupis: Keine! Die Ideengeber müssen bei den ersten drei Projekten nicht einmal etwas bezahlen. Wir sind aus Überzeugung erst einmal allen Ideen gegenüber aufgeschlossen. Formale Kriterien gibt es nicht. Die Ideen sollten natürlich nicht geklaut oder geschützt sein, aber ansonsten braucht die Idee nicht einmal neu zu sein. Ob sich die Idee durchsetzt, hängt davon ab, ob andere mitmachen. Nicht jede Idee ist marktreif und technisch umsetzbar. Das entscheidet jedoch nicht guupis, sondern der freie Markt. Unser Motto ist: Nicht lange zögern, sondern einfach ausprobieren!

Für-Gründer.de: Wie viele Projekte stehen aktuell online?

Renate und Joachim von guupis: Aktuell haben wir ca. 20 aktive Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen. Jeder mit den entsprechenden Fähigkeiten kann sich an diesen beteiligen. Hierfür gibt es spezielle Ausschreibungen. Zurzeit begleiten wir die Entwicklung eines innovativen Babykostzubereiters für gesundheitsbewusste Eltern sowie einen Mal- und Basteltisch. Auch Produkte aus dem Haushaltsbereich, wie ein international patentiertes Abwaschbecken, sind dabei. Im Bereich Software gibt es zum Beispiel eine Beerdigungsapp. Wir decken daher ein breites Spektrum an Ideen und Projekten im Bereich Hard- und Software ab.

Für-Gründer.de: Wie stellt ihr sicher, dass ihr qualifizierte Freelancer (guurus) für euer Netzwerk gewinnt, wenn eine Bezahlung meist erst weit in der Zukunft liegt und zudem auch unsicher ist?

Renate und Joachim von guupis: guupis ist eine Open Production-Plattform. Das heißt, wir bilden die Realität der Produktentwicklung digital ab und ermöglichen es Experten, Freelancern und Produzenten sich an innovativen Projekten und Produkten zu beteiligen.

An den Gedanken Gewinnbeteiligung statt Festpreis muss man sich natürlich erst einmal gewöhnen. Bei Open-Source-Softwareprojekten arbeiten viele qualifizierte Programmierer ohne Geld aus reinem Idealismus. Bei guupis erhalten Projektbeteiligte die Chance auf hohe Margen. Wir sprechen mit unserer Plattform daher Experten mit unternehmerischer Denkweise und Mut für Neues an.

Wir wissen, dass die Umsetzung von neuen und innovativen Geschäftsmodellen Pionierarbeit ist. Durch den Wandel am Arbeitsmarkt, die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung der Industrie, Shared Economy sowie neuen Technologien wie 3D-Druck und der Wunsch nach individualisierten Produkten entstehen neue Möglichkeiten und Chancen. Diese wollen wir nutzen und anderen ebenfalls eine Plattform dafür zur Verfügung stellen.

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Für-Gründer.de: Die guurus, die bei einem Projekt mitarbeiten, sollen später dann am eventuellen Gewinn beteiligt werden. Wie stellt ihr sicher, dass hier alles fair abläuft?

Renate und Joachim von guupis: Sämtliche Vereinbarungen werden über die Plattform transparent und unter Mitbestimmung aller Projektbeteiligten ausgehandelt und geschlossen. Die Aufgaben und die Umsatzbeteiligung sind klar definiert und einsehbar. guupis wickelt alle Zahlungen sicher ab. Sollte es unter Projektteilnehmern zu Missverständnissen kommen, dann stehen wir natürlich als Ansprechpartner zur Verfügung.

Für-Gründer.de: Wie wollt ihr mit eurem Projekt langfristig Geld verdienen?

Renate und Joachim von guupis: guupis erhält von verkauften Produkten oder Projekten eine Provision von 17 Prozent. Der Rest der Umsätze geht an die Projektbeteiligten. Weiterhin zahlen Unternehmen einen Jahresbeitrag und Erfinder müssen ab dem vierten eingestellten Projekt einen kleinen Obolus entrichten. Damit wollen wir uns auch vor „Erfinderspam“ schützen.

Für-Gründer.de: Ihr werdet u.a. aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert - wie sieht diese Förderung aus und wie finanziert ihr euch sonst?

Renate und Joachim von guupis: Wir erhalten Mittel zur Förderung von Innovation. Mit diesen wird ein fest angestellter Innovationsassistent beschäftigt. Darüber hinaus finanzieren wir uns über Eigenkapital und die umfassenden Eigenleistungen der Gründer. Wir greifen hierbei auf Know-how und Erfahrung im Bereich Schutzrechte, Begleitung von Start-ups, Softwareentwicklung, Projektsteuerung und Industrie 4.0 zurück.

Für-Gründer.de: Habt ihr selbst schon mal ein Projekt über eure Plattform organisiert? Wenn ja, welches? Wenn nein, warum nicht?

Renate und Joachim von guupis: Natürlich! Zum Beispiel den Babykostzubereiter und den solarbetriebenen Uhrenbeweger. Diese Projekte stecken derzeit voll im Entwicklungsprozess. Wir sind sehr gespannt, wie sie sich weiter entwickeln…

Für-Gründer.de: Renate und Joachim, vielen Dank für das Gespräch!

Keyfacts zum Unternehmen

  • Unser aktuelles Team besteht aus: 5 Personen
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: Eigenkapital
  • Besonders geholfen haben uns bisher: Der große Unterstützerkreis, unsere Nutzer und Kunden sowie Social Media
  • Besonders wichtig in unserem Arbeitsalltag sind für uns folgende drei:
    • Menschen: Unser Team, der Unterstützerkreis von guupis und die Familie
    • Tools:Telefon, E-Mail und Social Media
    • Internetseiten: Die Webseite des Deutsches Patent- und Markenamtes und für alles andere Google
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