Guerilla Recruiting: Beispiele + Tipps

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Team & Leadership

Recruiting-Prozesse sind langwierig, aufwendig und teuer. Doch es gibt auch andere Wege, um die passenden Top-Talente zu finden – mit Guerilla Recruiting.

Guerilla Recruiting 1200

Mit Originalität die Leidenschaft bei Bewerbern entfachen: Darum geht es bei Guerilla Recruiting. (Foto: Unsplash)

Beispiele für Guerilla Recruiting

Große wie kleine Unternehmen zeigen, dass Guerilla Recruiting vor allem eines ist: kreative Personalgewinnung. Wir stellen originelle Ideen vor.

#1 Ein-Cent-Überweisungen

Gute Buchhalter zeichnen sich durch besondere Aufmerksamkeit und Gründlichkeit aus. Aber wie prüft man beides bei der Suche nach einer geeigneten Fachkraft? Ideal wäre es ja, einen potenziellen Bewerber im Alltag zu testen. Das gelingt mit einem originellen Trick: Immer mal wieder überweisen Unternehmen 1-Cent-Beträge auf Geschäftskonten der Konkurrenz - wenn dort ein Buchhalter arbeitet, der abgeworben werden soll. Bemerkt dieser den seltsamen Betrag und meldet sich daraufhin beim Unternehmen, kommt ein Kontakt zustande, an den sich mit einer Einladung zu einem Bewerbungsgespräch anknüpfen lässt.

#2 Career Instructions zu den Möbeln

Mogel- oder Möbelverpackung? Zumindest war nicht bei allen IKEA-Verpackungen nur das drin, was draufstand. Neben den Teilen für den Zusammenbau fanden sich vor einigen Jahren nämlich auch die Beschreibungen offener Jobs mit dazugehöriger Telefonnummer. Ob es sinnvoll ist, zwischen Boxspringbett und BILLY-Regal nach neuen Mitarbeitern zu suchen, kann diskutiert werden. Originell und überraschend ist es allemal.

#3 Bereit für eine echte Herausforderung?

Mit dem folgenden Schreiben suchte und fand der Polarforscher Ernest Shackleton mutige Männer für seine Antarktis-Expedition.

Shackleton-Expedition-Guerilla-Recruiting-1200

Dieses historische Beispiel für Personalmarketing zeigt, dass Stellengesuche nicht nur durch blumige Beschreibungen der Benefits funktionieren können. Es geht auch genau umgekehrt, indem an den Abenteuergeist appelliert wird. Damals war das ein Ansatz, den man aus heutiger Perspektive als Guerilla Recruiting bezeichnen könnte. Heutzutage funktioniert dieser Apell nach wie vor, natürlich nicht mehr nur bei Männern.

Junge engagierte Menschen suchen nach Chancen, sich und ihr Können zu beweisen. Denn nicht nur Überforderung ist ein häufiger Kündigungsgrund, Langweile kann genauso unattraktiv für Fachkräfte sein. Bei Stellengesuchen das Hauptaugenmerk auf die schwierigen Aufgaben zu legen, ist kühn, aber auch ehrlich und kann genau jene leidenschaftlichen Abenteurer anspornen, die es für die anstehenden Herausforderungen braucht.

#4 Wir sind gekommen, um zu stehlen

Die Software-Schmiede Atlassian, aus der auch das Kollaborationstool Trello stammt, hat ihren Sitz in Australien. Allerdings ließ das Team den Recruiting-Blick nach Europa schweifen. In einem Blogpost hieß es:

Europe, we’re coming to steal your geeks!

Tatsächlich begaben sich Ingenieure von Atlassian mit einem Bus zu einer Recruitment Roadshow auf die Reise nach Berlin, Amsterdam, Madrid und London. Zuvor hatte das Unternehmen die Tour über die Website und in Social Media beworben. Vor Ort führte die Crew dann jeweils drei Tage lang Info-Veranstaltungen und Interviews mit Jobkandidaten durch. Alle 15 offenen Stellen konnten mit passenden Bewerbern befüllt werden.

#5 Pizza Digitale

Auf der Suche nach neuen Mitarbeitern entwickelte die Agentur Scholz & Friends zusammen mit einem örtlichen Lieferservice die Pizza Digitale. Diese wurde kostenlos an alle Bewerber ausgeliefert, die in Konkurrenz-Agenturen Überstunden leisteten.

Die Pizza war kostenlos und die Tomatensoße darauf mit einem Zeichen versehen, das Digital Natives nur zu gut kennen: dem QR-Code. Riefen Neugierige den QR-Code auf, landeten sie auf der Karriereseite der Agentur, auf der sie sich bewerben konnten.

Die Aktion war ein Erfolg im Personalmarketing, es kamen zwölf Bewerbungsgespräche zustande, aus denen zwei neue Teams für die Agentur entstanden sind.

10 Tipps für Guerilla Recruiting

  1. Guerilla Recruiting lohnt sich in Unternehmensbereichen, in denen es Top-Talente braucht, die ihr langfristig binden wollt. Grenzt diese Bereiche vorher ein, bevor ihr aufwendige Maßnahmen plant.
  2. Viele Ideen lassen sich branchenunabhängig umsetzen. Lasst euch dabei von Beispielen inspirieren, entweder von unseren genannten oder anderen.
  3. Nehmt euch genügend Zeit für die sorgfältige, detaillierte Planung.
  4. Die manchmal monatelange Vorbereitung braucht Verschwiegenheit im Team, damit die Kampagne nicht nach außen hin bekannt wird und scheitert.
  5. Vergesst bei der Umsetzung eurer kreativen Einfälle nicht, auf Datenschutz und Wettbewerbsrecht zu achten, sonst kann das smarte Guerilla Recruiting teure Folgen haben.
  6. Kommuniziert das Warum eures Unternehmens in Kampagnen zu Guerilla Recruiting, denn das inspiriert Bewerber. Euer Warum findet ihr mit dem Golden Circle heraus.
  7. Guerilla Recruiting funktioniert am besten als Strategie im Alltag: Überrascht potenzielle Bewerber in ihren normalen Tagesabläufen, umso verblüffender ist der Effekt.
  8. Macht Mitarbeiter zu Markenbotschaftern, indem ihr sie darin unterstützt, der Familie, Freunden und Bekannten authentische Einblicke in die Arbeit im Unternehmen zu vermitteln.
  9. Humor ist eine starke Waffe in diesem kreativen Recruiting-Ansatz. Nutzt ihn, um die Herzen neuer Mitarbeiter zu gewinnen.
  10. Wenn ihr mit Guerilla Recruiting Fachkräfte bei der Konkurrenz abwerben wollt, könnte das als Provokation ausgelegt werden – seid euch über mögliche Konsequenzen im Klaren.

Mit diesen Tipps gelingt die Personalgewinnung. Stärkt für dauerhafte Recruiting-Erfolge eure Arbeitgebermarke. Erfahrt außerdem, wie ihr Anreize in Form von Mitarbeiterbeteiligungen richtig umsetzt und ob Virtual Stock Option Plans (VSOPs) dafür infrage kommen.

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