- Bei Gründung ist ein Krankenkassenwechsel möglich. Der Schritt von der GKV in die PKV ist einfacher.
- Beim Wechsel der Krankenkasse sollte man die Mindestbindungsfrist von 12 Monaten beachten.
- Ein Krankenkassenwechsel lohnt sich, wenn sich die eigenen Situation verändert oder die neue Kasse bessere Leistungen zu geringeren Kosten bietet.
- Vor einem Wechsel ist es wichtig, alle Konditionen und mögliche Auswirkungen auf Leistungen und Beiträge genau zu vergleichen.
| Krankenkassenwechsel für Gründer und Selbstständige
Als Existenzgründer und Selbstständiger haben Sie die Wahl zwischen einer freiwillig gesetzlichen Krankenversicherung und der privaten Krankenversicherung. Sich nicht zu versichern ist keine Option: eine Krankenversicherung ist Pflicht! Das Kassenwahlrecht bedeutet also die Pflicht, sich für eine Art von Versicherung zu entscheiden.
Damit besteht bei Gründung die Möglichkeit, einen Krankenkassenwechsel zu vollziehen. Dies ist besonders für Gründer interessant, die sich aus einem Angestelltenverhältnis heraus selbstständig machen, nicht die Versicherungspflichtgrenze erreicht haben und somit pflichtversichert in der gesetzlichen Krankenkassen waren.
In der Selbstständigkeit können Sie nun einen Krankenkassenwechsel in Erwägung ziehen und einen Tarif bei einer privaten Krankenversicherung abschließen.
Bevor Sie jedoch einen Wechsel der Krankenkasse durchführen, lohnt es sich, Vor- und Nachteile der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung abzuwägen und Kosten und Leistungen zu vergleichen.
| Vor dem Krankenkassenwechsel: Vor-und Nachteile abwägen!
Bevor Sie einen Krankenkassenwechsel in Betracht ziehen, sollten Sie eingehend die Vor- und Nachteile der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung analysieren.
Für eine private Krankenversicherung spricht z.B. die freie Wahl des Leistungsumfangs und ggf. der vergleichsweise geringe Betrag - für junge und gesunde Menschen sind Tarife bereits für unter 100 Euro möglich. So können Existenzgründer beim Unternehmensstart Geld sparen und später in einen anderen Tarif wechseln. Diese kann im Vergleich zur gesetzlichen Versicherung ggf. deutlich mehr Leistung aufweisen kann.
Für die freiwillig gesetzliche Krankenversicherung sprechen z.B. die Vorteile der Familienversicherung.
Da die Vor- und Nachteile der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung stark von der individuellen Lebenssituation abhängen, empfehlen wir Ihnen vor dem Krankenkassenwechsel auf jeden Fall einen Krankenkassenvergleich zu erstellen. Wir haben zusammengestellt, welche Faktoren für den Krankenkassenvergleich wichtig sind.
Vor- und Nachteile der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV)
Gesetzliche Krankenversicherung | Private Krankenversicherung | |
---|---|---|
Vorteile | Familienmitversicherung ohne zusätzliche Kosten für Ehepartner und Kinder | Individuelle Tarifgestaltung mit Anpassung an persönliche Bedürfnisse |
Beiträge einkommensabhängig, oft günstiger für Geringverdiener und Familien | Meist schnellere Termine und besserer Zugang zu Fachärzten | |
Pflichtleistungen gesetzlich geregelt, breites Leistungsspektrum | Höhere Flexibilität und erweiterte Leistungen, die über den gesetzlichen Standard hinausgehen | |
Einfache Abwicklung: keine Vorauszahlung für Behandlungen | Möglichkeit der Beitragsrückerstattung bei Nichtinanspruchnahme von Leistungen | |
Solidarprinzip: gleiche Leistungen für alle Versicherten unabhängig vom Beitrag | Potenziell bessere Versorgung im Krankenhaus (z.B. Chefarztbehandlung, Einzelzimmer) | |
Keine Risiko- oder Gesundheitsprüfungen für den Eintritt | Beitragsstabilität im Alter durch Altersrückstellungen bei frühzeitigem Abschluss | |
Nachteile | Weniger Flexibilität bei der Wahl der Leistungen | teuer für ältere und chronisch kranke Personen |
Oft längere Wartezeiten bei Fachärzten und eingeschränkter Zugang zu bestimmten Leistungen | Gesundheitsprüfung bei Aufnahme; bei Vorerkrankungen teils hohe Zuschläge oder Ablehnung | |
Einkommensabhängige Beiträge können bei steigendem Einkommen schnell ansteigen | Familienmitglieder müssen separat versichert werden, was hohe Zusatzkosten verursachen kann | |
Zusätzliche Beiträge bei bestimmten Leistungen wie Zahnersatz oder Sehhilfen | Beitragserhöhungen im Alter sind trotz Rückstellungen möglich und oft schwer kalkulierbar | |
Weniger individuelle Gestaltungsmöglichkeiten bei Prävention und Behandlungsmaßnahmen | Hoher bürokratischer Aufwand, da Behandlungen oft vorfinanziert und Belege eingereicht werden müssen |
| Was Sie beim Krankenkassenwechsel berücksichtigen sollten
Wenn Sie nach einem Krankenkassenvergleich feststellen, dass Sie gerne die Kasse wechseln möchten, sollte dies prinzipiell kein Problem darstellen. Der Kassenwechsel sollte allerdings innerhalb des jeweiligen Krankenkassensystems stattfindet.
Solange Sie die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, können Sie relativ unkompliziert einen Krankenkassenwechsel von der gesetzlichen Krankenkasse in die private Krankenkasse durchführen.
Stellen Sie jedoch als bereits Privatversicherter bei einem Krankenkassenvergleich fest, dass die gesetzliche Krankenversicherung für Ihre Bedürfnisse besser ist, gestaltet sich der Krankenkassenwechsel außerordentlich schwierig. Ein Wechsel in den Basistarif PKV ist hingegen meist möglich.
Ein Krankenkassenwechsel von der privaten in die gesetzliche Krankenversicherung ist für Selbstständige unter Umständen möglich, wenn die eigene Firma in die Insolvenz geht.
Wenn aufgrund eines reduzierten Einkommens die Beitragszahlung nicht mehr geleistet werden können, ist ebenfalls ein Wechsel möglich. Bei folgenden Situationen kann ein Krankenkassenwechsel in die gesetzliche Krankenversicherung in Betracht gezogen werden:
- Kassenwechsel durch Arbeitslosigkeit: Ein Krankenkassenwechsel ist möglich, wenn Sie Ihre Selbstständigkeit aufgeben und sich arbeitslos melden (sofern Sie unter 55 Jahre alt sind).
- Kassenwechsel durch neues Angestelltenverhältnis: Wenn Sie ein reguläres Angestelltenverhältnis mit einem Gehalt unter der Versicherungspflichtgrenze eingehen, ist ein Krankenkassenwechsel in die gesetzliche Krankenversicherung möglich (eine nebenberufliche Selbstständigkeit, unter Berücksichtigung der Bemessungsgrenze, kann beibehalten werden).
- Kassenwechsel bei Geschäftsaufgabe: Wenn Sie Ihr Geschäft aufgeben, können Sie sich in der Familienversicherung der gesetzlichen Krankenversicherung des Ehepartners mitversichern (sofern der Ehepartner gesetzlich versichert ist) - auch so ist ein Krankenkassenwechsel möglich.
- Kassenwechsel durch Abmeldung: Wenn Sie sich in einem anderen europäischen Land für eine gewisse Zeit pflichtversichern lassen, ist beim Eintritt ein Krankenkassenwechsel in die gesetzliche Krankenversicherung möglich, allerdings müssen Sie dann in der Regel in diesem Land für eine gewisse Zeit einen Job annehmen bzw. auswandern.
Bei einem Krankenkassenwechsel sind außerdem Kündigungsfristen und Mindesbindungsfrist einzuhalten. Bei der gesetzlichen Krankenkasse liegt diese aktuell zum Ablauf des übernächsten Kalendermonats, mit einer grundsätzlichen Mindestbindungsfrist von 12 Monaten.
| Sonderkündigungsrechte bei Krankenkassenwechsel
Es gibt ein Recht auf Sonderkündigung, bei dem ein Wechsel der Krankenkasse innerhalb des Krankenkassensystems grundsätzlich möglich ist. Das Recht auf Sonderkündigung gilt immer dann, wenn eine Krankenkasse die Vertragsbedingungen ändert. Dazu zählt beispielsweise die Anpassung der Beiträge.
Auch bei einer Fusion zweier oder mehrerer Krankenkassen besteht ein Sonderkündigungsrecht und somit die Möglichkeit für einen Krankenkassenwechsel. Beim Abschluss eines Wahltarifes, der eine bestimmte Bindungsfrist an die Krankenkasse beinhaltet, entfällt das Sonderkündigungsrecht.
Außerdem muss selbstverständlich die Form der Kündigung des Versicherungsverhältnisses eingehalten werden. Egal ob bei der privaten Krankenversicherung oder der gesetzlichen Krankenversicherung, eine Kündigung für ein Krankenkassenwechsel bedarf immer der Schriftform und der Eingang muss nachweislich sein. Daher bietet sich die Versendung per Einschreiben Rückschein an.