Skalierbarkeit des Geschäftsmodells: wichtig für Investoren

Die Skalierbarkeit beschreibt im betriebswirtschaftlichen Sinne eine finanziell äußerst spannende Eigenschaft eines Geschäftsmodells. Es geht dabei um die Frage, in wie weit man den Umsatz steigern kann, ohne kontinuierlich in Produktion und Infrastruktur investieren und Fixkosten erhöhen zu müssen. 

Speziell Internetgeschäftsideen weisen oft eine hohe Skalierbarkeit auf - steht die Website und die Logistik, so kann der Umsatz  auch ohne zusätzliche, größere Investitionen signifikant gesteigert werden.

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Chefredakteur: René Klein
Für-Gründer.de Redaktion

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.

  | Was ist Skalierbarkeit?

Der Begriff Skalierbarkeit wird in verschiedenen Bereichen verwendet. In der IT Branche beispielsweise beschreibt die Skalierbarkeit das Verhältnis zwischen einer Vergrößerung der entsprechenden Kapazitäten und den dafür notwendigen Ressourcen. Auch in der Kunst geht es bei der Skalierbarkeit um die Möglichkeit, Dinge wie z.B. ein Foto zu vergrößern - möglichst ohne großen Qualitätsverlust.

Im betriebswirtschaftlichen Sinne steht die Skalierbarkeit für eine spezielle Eigenschaft einer Geschäftsidee bzw. eines Geschäftsmodells. Die entscheidende Frage ist, ob beim jeweiligen Geschäftsmodell der Umsatz signifikant gesteigert werden kann, ohne dass größere Investitionen - außer den Startinvestitionen natürlich - notwendig sind. Interessant ist die Skalierbarkeit deshalb, weil auf diese Weise bei steigendem Umsatz die Marge vergrößert werden kann.

Weil kein oder nur wenig Kapital für das Unternehmenswachstum bei vorhandener Skalierbarkeit notwendig ist, halten sich auch die Abschreibungen im Rahmen. Diese Faktoren wirken sich entsprechend positiv auf den Unternehmensgewinn aus. Typischerweise weisen Geschäftsmodelle, die keine physischen Kapazitätsgrenzen z.B. für Produktionsanalagen haben, eine höhere Skalierbarkeit auf.

Tipp

Das Franchising macht Geschäftsmodelle skalierbar. Erfolgreiche Franchisesysteme zeigen, wie es geht - wir stellen ein paar der Top Franchisegeber vor.

  | Ist jede Geschäftsidee skalierbar?

In der Theorie hört sich die Skalierbarkeit einfach und einleuchtend an. Als Existenzgründer sucht man sich am besten ein Geschäftsmodell, wo zu Beginn Investitionen anfallen, aber man danach die Kapazitäten ausweiten kann, ohne immer neue Investitionen tätigen zu müssen.

In der Realität ist dies jedoch oft schwierig. Insbesondere bei „normalen" Existenzgründungen ist oft die Skalierbarkeit nicht gegeben, da man entweder stark an einen Standort gebunden ist - z.B. ist eine Bäckerei stark an den jeweiligen Standort und die im Umkreis vorhanden Kunden gebunden - oder von der eigenen Arbeitszeit abhängt - so kann z.B. ein Berater nicht viel mehr als 40 bis maximal 50 Stunden pro Woche arbeiten. Beide Faktoren stehen für eine klare Begrenzung und mangelnde Skalierbarkeit. Da kann der Umsatz nicht einfach gesteigert werden, außer man nutzt zusätzliche Ressourcen und investiert z.B. in einen neuen Standort oder man stellt jemanden ein und verursacht dabei neue Kosten.

Ein Beispiel einer relativ geringen Skalierbarkeit bietet die Automobilindustrie. Eine Automobilfertigungsanlage hat in der Regel eine maximale Kapazität von z.B. 100 Autos pro Tag. Sobald die Auslastung bei 100% liegt, kann der Umsatz nicht mehr gesteigert werden, außer man fügt eine neue Produktionseinheit hinzu, was dann wieder große Investitionskosten bedeuten würde. Sprich die Marge bliebe gleich bzw. würde in den ersten Jahren aufgrund der hohen Initialkosten, den Abschreibungen und der vermutlich nicht 100%-igen Auslastung der neuen Anlage erstmal fallen. Ein positiver Effekt aus der Skalierbarkeit ergibt sich in diesem Fall nicht.

Bei einem Internetgeschäftsmodell, wo z.B. Bio Kräutertees im Internet angeboten werden - für unser Beispiel gehen wir von einem reinen Handel aus - muss zuerst in die Website und in die Logistik investiert werden. Steht das Geschäftsmodell, ist es oft egal ob 100 Kräutertees oder 200 Kräutertees pro Tag verkauft werden. Der Umsatz kann, ohne dass zusätzliche Ressourcen eingesetzt werden müssen, vergrößert werden – dies nennt man ein skalierbares Geschäftsmodell.

Skalierbarkeit
Geringe Skalierbarkeit: um kontinuierlich wachsen zu können, sind Investitionen nötig

  | Wann ist ein Geschäftsmodell skalierbar?

Wie oben beschrieben, hängt die Skalierbarkeit vom jeweiligen Geschäftsmodell ab. Folgende Faktoren zeichnen dabei skalierbare Geschäftsmodell aus:

Asset Light: Hohe Anfangsinvestitionen in Produktionseinheiten bedeuten meist auch eine geringe Skalierbarkeit, da der Umsatz normalerweise nur solange gesteigert werden kann, bis die Kapazitätsgrenze der jeweiligen Produktionseinheit erreicht wird und neue große Investitionen nötig sind. Auf der anderen Seite sind Geschäftsmodelle, die ein relativ geringes Anlagevermögen haben und damit eher Asset light sind, sehr häufig in der Lage den Umsatz mit verhältnismäßig geringen Investitionen zu steigern. Bei Asset Light Geschäftsmodellen ist die Skalierbarkeit tendenziell eher gegeben.

Hohe Automatisierung: Geschäftsmodelle mit einer hohen Skalierbarkeit sind oft sehr stark automatisiert. Prozesse werden optimiert und standardisiert, um so eine effiziente und schnelle Bearbeitung des jeweiligen Auftrags zu gewährleisten.

Fixkostenanteil relativ gering: So gut wie fast jedes Unternehmen hat Fixkosten – z.B. Miete fürs Büro, Löhne, etc. fallen bei fast allen Unternehmen an. Die entscheidende Frage ist allerdings, wie hoch die Fixkosten im Verhältnis zu den gesamten Kosten sind. Skalierbare Geschäftsmodelle zeichnen sich häufig durch eine vergleichsweise geringe Fixkostenbasis aus, die sich in der Regel nicht allzu stark erhöht, wenn man Produktion ausweitet.

Variable Kosten dominant: Skalierbare Geschäftsmodelle weisen in der Regel einen hohen Anteil an variablen Kosten aus.

Fokus auf Vertrieb und Marketing: Bei einer hohen Skalierbarkeit macht es Sinn, sich insbesondere auf Vertrieb und Marketing zu fokussieren. Da es keine Kapazitätsgrenzen gibt, sollte das Ziel sein, so viel und so schnell wie möglich die angebotenen Güter und Dienstleistungen absetzen zu können.

In andere Märkte expandieren: Ein weiteres wichtiges Merkmal eines Geschäftsmodells mit einer hohen Skalierbarkeit ist die Expansionsfähigkeit. Ohne große Mühe kann ein skalierbares Geschäftsmodell, was sich beispielsweise in Deutschland etabliert hat, auch in Italien aufgebaut werden. 

Skalierbarkeit
Hohe Skalierbarkeit: Anfangsinvestitionen tätigen, danach Umsatz kontinuierlich steigern

  | Skalierbarkeit: wichtig für Investoren

Die Frage nach der Skalierbarkeit eines Geschäftsmodells wird häufig von professionellen Investoren wie Venture Capital Fonds oder Business Angels gestellt. Die Motivation der Investoren ist dabei relativ simpel:  Bei skalierbaren Geschäftsmodellen muss zwar zu Beginn investiert werden, danach folgen aber keine größeren Anlageinvestitionen mehr. Ist man als Investor von Anfang an dabei, wird man nicht durch neue Investoren verwässert.

Neben der Vermeidung der Verwässerung interessieren sich professionelle Investoren aber insbesondere für die voraussichtlich hohe Profitabilität einer skalierbaren Geschäftsidee. Eine steigende Profitabilität bedeutet, dass mit steigendem Umsatz auch immer mehr Gewinn ausgeschüttet werden kann.

  | Skalierbarkeit & Franchise

Wie oben beschrieben, weisen skalierbare Geschäftsmodelle meist typische Merkmale auf. Was ist aber, wenn Sie als Unternehmen kein skalierbares Geschäftsmodell haben aber trotzdem schnell expandieren möchten, ohne enorme Zusatzinvestitionen tätigen zu müssen?

Die Antwort darauf liefert das Franchising. Beim Franchising „verleihen" Sie quasi Ihr Geschäftsmodell an einen Franchisenehmer, der Ihr Geschäftsmodell übernimmt und unter der gleichen Marke einen neuen Standort aufbaut. Die Investitionen werden dabei vom Franchisenehmer übernommen. Als Franchisegeber profitieren Sie von den Franchisegebühren, bei denen meist ein prozentualer Anteil am Umsatz vereinbart wird. Mit dem Franchising ist es daher möglich, auch Geschäftsmodelle, die eindeutige Kapazitätsgrenzen aufweisen, skalierbar zu machen.

Weitere Infos zum Thema Franchising erfahren Sie hier:

Franchise-Leitfaden

Chefredakteur: René Klein

René Klein verantwortet als Chefredakteur seit über 10 Jahren die Inhalte auf dem Portal und aller Publikationen von Für-Gründer.de. Er ist regelmäßig Gesprächspartner in anderen Medien und verfasst zahlreiche externe Fachbeiträge zu Gründungsthemen. Vor seiner Zeit als Chefredakteur und Mitgründer von Für-Gründer.de hat er börsennotierte Unternehmen im Bereich Finanzmarktkommunikation beraten.