Gehaltscheck Was verdient ein Arzt?

Selbstständig oder angestellt: große Unterschiede im Gehalt
Der wichtigste Unterschied zuerst: Selbstständige Ärzte verdienen im Schnitt deutlich mehr als ihre angestellten Kollegen.
Ein niedergelassener Arzt mit eigener Praxis erwirtschaftete laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 durchschnittlich 796.000 € Umsatz pro Jahr. Nach Abzug von Praxiskosten blieben rund 331.000 € Reinertrag (Gewinn vor Steuern).
Zum Vergleich: Ein angestellter Arzt verdient im Durchschnitt 109.500 € brutto, abhängig von Position und Berufserfahrung. Dieser Mittelwert umfasst allerdings auch deutlich höhere Gehälter von Oberärzten und Chefärzten, die den Schnitt nach oben ziehen.
Hausarzt, Radiologe und Co.: Wer verdient am meisten?
Die Einkommensspanne unter Ärzten ist je nach Fachrichtung, Arbeitsmodell und Patientenstruktur enorm. Die wichtigsten Zahlen im Vergleich:
Fachrichtung | Durchschnittliche Einnahmen | Gewinn |
---|---|---|
Radiologie | 3.419.000 € | 1.264.000 € |
Augenheilkunde | 1.188.000 € | 554.000 € |
Chirurgie (Mund-Kiefer-Gesicht-, Neurochirurgie) | 912.000 € | 398.000 € |
Urologie | 741.000 € | 377.000 € |
Innere Medizin | 794.000 € | 335.000 € |
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) | 620.000 € | 307.000 € |
Orthopädie | 698.000 € | 301.000 € |
Dermatologie | 681.000 € | 296.000 € |
Allgemeinmedizin | 563.000 € | 288.000 € |
Kinder- und Jugendmedizin | 555.000 € | 276.000 € |
Gynäkologie | 543.000 € | 261.000 € |
Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie | 405.000 € | 220.000 € |
Anmerkung: Die Statistik berücksichtigt nur Daten aus Arztpraxen, die eindeutig einem der Fachgebiete zugeordnet werden können. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) werden also nicht berücksichtigt.
An der Spitze stehen Radiologen mit über 3,4 Mio. € durchschnittlichen Einnahmen und einem Reingewinn von rund 1,26 Mio. €: ein Ergebnis hoher Privatpatientenanteile und apparativer Diagnostik. Ebenfalls sehr lukrativ sind die Augenheilkunde, Chirurgie und Urologie, mit Gewinnen zwischen 377.000 € und 554.000 €.
Am unteren Ende liegen Allgemeinmediziner, Kinderärzte, Gynäkologen sowie Psychiater und Psychotherapeuten, deren jährlicher Praxisgewinn zwischen 220.000 € und 288.000 € liegt. Diese Fächer sind oft stärker kassenabhängig, zeitintensiv in der Patientenversorgung und weniger privat liquidierbar.
Was verdienen Schönheitschirurgen?
Auch plastische und ästhetische Chirurgen verdienen gut, vor allem in eigener Praxis: Ihr Reingewinn liegt im Schnitt bei 213.000 €. Wer sich auf gefragte Eingriffe wie Brustvergrößerung oder Fettabsaugung spezialisiert, kann deutlich mehr verdienen.
Doch der Eindruck, Schönheitschirurgen seien grundsätzlich die Top-Verdiener unter den Ärzten, ist oft eine mediale Verzerrung. Viele plastische Chirurgen betreiben gezieltes Marketing über Social Media, Hochglanz-Websites oder Promi-Kooperationen. Das schafft Sichtbarkeit und suggeriert enorme Erfolge. In der Realität gilt: Nur wenige zählen zu den echten Spitzenverdienern.
Spitzengehälter über 250.000 € jährlich sind zwar möglich, aber nicht die Regel. Der Alltag vieler ästhetischer Chirurgen ist unternehmerisch fordernd, mit unregelmäßiger Auslastung, starkem Preisdruck und hohem Anspruch an Service und Reputation.

Laufende Kosten und Investitionen: So teuer sind Arztpraxen
Den Verdienstmöglichkeiten stehen teils hohe Betriebskosten gegenüber:
Fachrichtung | Durchschnittliche Betriebskosten |
---|---|
Radiologie | 2.155.000 € |
Augenheilkunde | 634.000 € |
Chirurgie | 515.000 € |
Urologie | 365.000 € |
Innere Medizin | 460.000 € |
HNO | 312.000 € |
Orthopädie | 397.000 € |
Dermatologie | 386.000 € |
Allgemeinmedizin | 275.000 € |
Kinder- und Jugendmedizin | 279.000 € |
Gynäkologie | 282.000 € |
Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie | 185.000 € |
Anmerkung: Die in der Statistik erfassten Praxiskosten entsprechen den Ausgaben, die ein Arzt laut Steuerrecht als Betriebsausgaben absetzen darf.
Nebst den Betriebskosten variieren auch die Investitionskosten (z. B. für Diagnosegeräte) je nach Fachrichtung erheblich. Die durchschnittlichen Investitionen bei einer Praxisübernahme liegen zwischen rund 146.000 € (Hausarzt oder Gynäkologin) und über 500.000 € (Orthopädie). Diese Summe umfasst den Übernahmepreis (z. B. für Ausstattung und Patientenstamm), Investitionen in Technik, IT und Einrichtung sowie Betriebsmittel zur Praxisführung.
Je technikintensiver das Fach, desto höher die Kosten. Radiologische oder orthopädische Praxen benötigen aufwendige Geräte, die mehrere Hunderttausend Euro kosten können. Demgegenüber sind psychotherapeutische Praxen vergleichsweise günstig zu gründen, da kaum apparative Ausstattung nötig ist.
Neben der Fachrichtung spielen weitere Faktoren eine Rolle:
- Praxisform: Neugründungen sind meist teurer als Übernahmen. Wer in eine bestehende BAG eintritt, investiert oft mehr – wegen Anpassungen und Anteilskäufen.
- Modernisierungsgrad: Wer eine veraltete Praxis übernimmt, muss oft zusätzlich in Umbauten, neue Geräte oder digitale Infrastruktur investieren.
- Lage & Wettbewerb: In städtischen Lagen sind Immobilien und Ausstattung teurer. Dafür kann das höhere Patientenaufkommen Investitionen rechtfertigen.
Deshalb ist eine sorgfältige Kalkulation essenziell, um wirtschaftlich auf sicheren Beinen zu stehen. Hierbei hilft die Erstellung eines Finanzplans.
Was verdienen Ärzte im Krankenhaus?
Im Gegensatz zu selbstständigen Ärzten mit eigener Praxis werden Klinikärzte nach Tarifvertrag bezahlt. Ein Assistenzarzt startet mit etwa 62.000 € brutto im Jahr, das Gehalt steigt mit zunehmender Berufserfahrung: Nach 6–10 Jahren liegt es bei durchschnittlich 102.000 €, mit über 25 Jahren Berufserfahrung bei rund 128.750 €.
Fachärzte verdienen rund 97.000 €, Oberärzte 130.000 €, abhängig von Klinikgröße, Träger und Bundesland. In großen Häusern mit über 5.000 Mitarbeitern liegt das Durchschnittsgehalt bei 104.250 €, in kleineren Kliniken nur bei 84.000 €. Wer Personalverantwortung trägt, kommt im Schnitt auf 127.250 € – gegenüber 81.750 € ohne Führungsverantwortung.
Bremer Ärzte an der Spitze
Regional gibt es ebenfalls Unterschiede: In Bremen, Hamburg und Baden-Württemberg verdienen Ärzte über 100.000 €, in Sachsen-Anhalt und Thüringen liegen die Gehälter mit 94.000 € deutlich darunter. Die höchsten Durchschnittsgehälter finden sich in Bremen (104.500 €) und Hamburg (101.500 €).
Chefärzte: die absoluten Top-Verdiener
Chefärzte sind die Ausnahme unter angestellten Ärzten. Ihr Gehalt wird individuell verhandelt und liegt im Schnitt bei rund 300.000 € brutto jährlich. Dafür arbeiten viele Chefärzte 60 Stunden pro Woche oder mehr. Spitzenwerte von bis zu 80 Wochenstunden sind keine Seltenheit. Ihr Einkommen spiegelt eine hohe medizinische, wirtschaftliche und personelle Gesamtverantwortung wider.

Koalitionsvertrag: Höheres Einkommen für Ärzte?
Die neue Regierung unter Kanzler Friedrich Merz hat im Koalitionsvertrag 2025 mehrere Vorhaben festgeschrieben, die direkt das Einkommen von Ärztinnen und Ärzten betreffen.
Geplant ist unter anderem eine Reform des Honorarsystems: Haus- und Fachärzte sollen künftig mit Jahrespauschalen vergütet werden, um die Versorgung effizienter und planbarer zu machen. Gleichzeitig will die Koalition Fachärzte in unterversorgten Regionen von Budgetdeckeln befreien – mit Zuschlägen fürs Honorar. In überversorgten Regionen drohen hingegen Abschläge.
Ein zentrales Versprechen der Merz-Regierung ist der Bürokratieabbau im Gesundheitswesen. Der Koalitionsvertrag sieht eine Bagatellgrenze von 300 € bei Regressprüfungen vor. Ärzte sollen also nicht mehr wegen kleinerer Abrechnungsfehler mit langwierigen Prüfverfahren oder Rückforderungen belastet werden.
Auch die Arbeit in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) steht im Fokus. Investorenbetriebene MVZ sollen stärker reguliert, ihre Eigentümerstrukturen offengelegt und der Einsatz von Kassenmitteln transparenter gestaltet werden.
Die Merz-Regierung will also die gesundheitliche Versorgung neu strukturieren: mit finanziellen Anreizen, aber auch neuen Pflichten. Ob Ärztinnen und Ärzte davon profitieren, wird von der konkreten Umsetzung abhängen.
Fazit: Wer als Arzt gut verdienen will, braucht den richtigen Plan
Ärztinnen und Ärzte gehören zweifellos zu den Besserverdienern in Deutschland. Doch der Unterschied zwischen angestellt und selbstständig ist enorm. Wer eine eigene Praxis führt, kann je nach Fachrichtung Jahresgewinne von über einer Million Euro erzielen.
Auch angestellte Ärzte verdienen gut, vor allem mit steigender Berufserfahrung. Allerdings bleiben sie oft hinter dem Einkommen selbstständiger Kollegen zurück. Chefärzte sind hier die Ausnahme.
Die neue Regierung verspricht mit Bürokratieabbau, Entbudgetierung und neuen Honorarmodellen bessere Bedingungen. Ob sich das Einkommen der Ärzte dadurch verbessert, bleibt abzuwarten.
Wichtig für alle, die den Schritt in die Selbstständigkeit planen: Die häufigsten Rechtsformen für die Niederlassung sind die Einzelpraxis (e.K.), die GbR oder die Partnerschaftsgesellschaft (PartG) – je nachdem, ob allein oder im Verbund gearbeitet wird. Kapitalgesellschaften wie die GmbH kommen meist nur im Rahmen von MVZs infrage und sind strenger reguliert.
Klar ist: Wer als Arzt gut verdienen will, braucht nicht nur Fachwissen und die richtige Spezialisierung, sondern auch unternehmerisches Geschick.
Quellen:
apobank.de: Existenzgründungen von Ärztinnen und Ärzten 2022/23
doctari.de: Gehalt als Facharzt für Plastische Chirurgie
praktischarzt.de: Chefarzt Gehalt – Was kann man 2025 verdienen?
Statistisches Bundesamt: Statistischer Bericht - Kostenstrukturstatistik im medizinischen Bereich - 2022
stepstone.de: Gehaltsreport 2025