Mit Online-Direktvertrieb und Finanzierung durch "Zwiebel-Taktik" zum Erfolg
Fahrverbote für Dieselfahrzeuge, Ausfälle bei den öffentlichen Transportmitteln und ewige Wagenkolonnen... die Fortbewegung in städtischen Regionen kann manchmal nervenaufreibend sein. Die Zukunft der urbanen Fortbewegung gehört nicht zuletzt darum den e-Rollern - zumindest, wenn es nach Elias Atahi und Pascal Blum, Co-Founder der unu GmbH, geht. In dieser Gründerstory erzählen sie uns, was den unu Scooter so besonders macht und wie sie mit Online-Direktvertrieb und einer Finanzierung per "Zwiebel-Taktik" durchgestartet sind.
GründerDaily: Hallo Elias, es gibt bereits viele e-Roller auf dem Markt - was hat euch dazu bewegt, mit einem eigenen Roller an den Markt zu gehen?
Elias von unu: Wir haben uns entschlossen, mit unu Mobilitätslösungen für Städte zu entwickeln, weil wir zunehmend gesehen haben, wie Städter immer weniger die Möglichkeit haben, Teil vom urbanen Leben zu sein – weil es schlicht und einfach kompliziert, langsam und teuer ist, in Städten von A nach B zu kommen.
Für uns war früh klar, dass unser erstes Produkt ein elektrisch angetriebener Roller sein muss, da er auf dem damaligen Stand der Technik die Probleme am besten angegangen ist: e-Roller sind das schnellste Mittel von A nach B - keine Parkplatzsuche, kein Stehen in Staus - sie sind in Anschaffung und Betrieb bezahlbar und sie verpesten unsere Städte nicht.
Die bereits existierenden Produkte auf dem Markt waren allerdings nicht relevant: Zu teuer, zu unflexibel oder schlicht und einfach brand- und designtechnisch sehr unattraktiv. Deswegen kam der unu Scooter.
GründerDaily: Daran anschließend: Was hebt euer Produkt von der Konkurrenz ab?
Elias von unu: Unser Ziel war, dass der unu Scooter so viel kostet wie ein äquivalenter Benzinroller.
Durch unser neues Geschäftsmodell - Online-Direktvertrieb, keine Zwischenhändler, keine unnötigen mehrfachen Lieferwege - haben wir das geschafft und können unu ab 1.799 Euro anbieten statt der üblichen 3.200 Euro und mehr.
Der unu Scooter hat außerdem portable Batterien, die sehr intuitiv und simpel zu handhaben sind. Zudem ist die gesamte Bedienung und auch das Fahrverhalten sehr einfach, was das Produkt wirklich jedem zugänglich macht. 80% aller unserer Kunden haben vorher noch nie einen Roller besessen.
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Und dann natürlich das Design. Wir legen sehr viel Wert auf Brand und Design und haben schon sehr früh äußerst fähige Experten in dem Gebiet an Bord geholt. Ich denke, die Ergebnisse sprechen hier für sich.
GründerDaily: Der Roller ist mit einer Batterie ausgestattet, die auch an jeder normalen Steckdose geladen werden kann. Wie lange dauert das und wie weit kommt man damit?
Elias von unu: Der unu Scooter kann sogar ausschließlich an normalen Steckdosen geladen werden, da diese in allen Haushalten, Büros, Universitäten und Cafés zu finden sind.
Ist die Batterie leer, hat man bereits nach 2 Stunden 70% geladen, nach 5 Stunden ist sie komplett voll. Mit einer Batterieladung kommt man bis zu 50 Kilometer weit. Im Scooter ist Platz für 2 Batterien für die wenigen, die aus speziellen Gründen mehr Reichweite brauchen. Das ist im normalen Stadtbetrieb jedoch absolut nicht notwendig.
GründerDaily: Stellt unseren Lesern doch bitte kurz die Co-Founder und eure Backgrounds vor.
Elias von unu: Wir sind zu dritt: Pascal hat einen Wirtschafts- und Politik-Hintergrund und kümmert sich bei uns um die wirtschaftliche Strategie und unsere Investorenbeziehungen. Er ist z.B. auch der Kopf hinter dem Geschäftsmodell.
Mathieu hat einen Hintergrund in Elektrotechnik und leitet die Operations der Firma. Er sorgt dafür, dass die Firma operativ performt, wir unsere Ziele erreichen, die Teams effizient miteinander arbeiten.
Ich habe ebenfalls einen Hintergrund in Elektrotechnik und Technology Management – und eine tiefe Leidenschaft für holistisches User Experience Design. Genau darum kümmere ich mich auch in der Firma: Ich arbeite mit unseren Produkt- und Kreativteams zusammen, um im Kern unsere Marke und davon abgeleitet die Touchpoints von unu mit der Außenwelt zu gestalten: unsere Produkte, Website, Point of Sales, etc.
GründerDaily: Einen Roller zu entwickeln ist sicher nicht unkompliziert… und schon allein deshalb nicht billig. Wie habt ihr das anfangs finanziert und wie sieht es mittlerweile aus?
Elias von unu: Pascal redet immer von der „Zwiebel-Taktik“: Wir haben geschaut, dass wir so weit wie möglich ohne Geld kommen und haben dann 100.000 Euro aufgenommen, um die erste Betaserie first50 zu launchen. Mit der Beta-Serie auf der Straße haben wir dann eine größere Summe geraist - unter anderem mithilfe eines amerikanischen VCs, Michael Baum.
Mittlerweile haben wir über 10 Millionen Investorengeld in der Firma und sind gerade dabei die nächste Runde zu closen.
GründerDaily: Den Online-Direktvertrieb hattest du schon erwähnt. Ihr werbt damit, dass der Roller wegen des Verzichts auf Zwischenhändler und der wegfallenden Lagerkosten verhältnismäßig günstig ist. Kostet es euch nicht viele potenzielle Kunden, auf den herkömmlichen Vertrieb über Roller- und Automobilhändler zu verzichten?
Elias von unu: Nein, im Gegenteil. Wir arbeiten nicht mit wild zusammengewürfelten Zwischenhändlern, über die wir eh keine wirkliche Kontrolle haben, sondern stattdessen mit unu Pioneers - so nennen wir unsere Mitarbeiter in allen großen unu-Städten, die interessierten Nutzern Probefahrten anbieten und das Produkt näherbringen - die wir sehr sorgfältig auswählen und trainieren.
Dadurch können wir genau steuern, wie wir mit dem Nutzer im Verkaufsprozess interagieren und z.B. vermeiden, dass ein unu Scooter verstaubt inmitten von 15 anderen Produkten, mit denen wir ungern im selben Kontext stehen möchten, präsentiert wird. Das ist einer der Gründe, warum es uns möglich war, so eine starke Marke aufzubauen.
GründerDaily: 2015 seid ihr von München nach Berlin umgezogen. Hatte das einen bestimmten Grund?
Elias von unu: Wir waren damals 7 Leute in München, hatten gerade unser erstes Produkt gelauncht und wussten, dass wir kurz davor sind, stark zu wachsen und somit die letzte Chance hatten, mit der gesamten Firma umzuziehen. Wir haben uns auf folgenden zwei Gründen für Berlin entschieden:
- Erstens hat unu die Vision, es Leuten zu ermöglichen, das volle Potenzial ihrer Stadt zu entfesseln. Darum drehen sich unsere Marke und unsere Unternehmenskultur. Vor dem Hintergrund ist Berlin mit seiner einzigartigen Stadtkultur die perfekte Heimat gewesen.
- Zweitens spielte das Start-up-Ökosystem eine Rolle. Ich bin zwar kein großer Fan der deutschen, nicht produkt-/innovationszentrierten, Start-up-Szene – allerdings fällt es uns dramatisch leichter, Talente aus aller Welt nach Berlin zu holen als nach München.
GründerDaily: Angenommen, ich wohne nicht in einer Großstadt und möchte trotzdem einen unu Scooter fahren. An wen wende ich mich, sollte es doch einmal ein technisches oder anderweitiges Problem damit geben?
Elias von unu: Wir haben mittlerweile eine sehr gute Service-Abdeckung – auch jenseits der Großstädte. Du kannst erstmal in unserem Garage-Locator auf unserer Support-Seite nach bereits existierenden Partner-Werkstätten suchen. Falls es keine in deiner Nähe geben sollte, kannst du gerne die lokale Werkstatt deines Vertrauens kontaktieren und fragen, ob sie sich um deinen unu Scooter kümmern können. Wir kooperieren gerne mit jeder Werkstatt und stellen diesen Reparaturpläne und Ersatzteile bereit.
GründerDaily: In letzter Zeit habt ihr eure Präsenz im Ausland vermehrt ausgebaut. Wie unterscheidet sich beispielsweise der niederländische oder französische Markt von dem hiesigen? Welche neuen Herausforderungen kamen dabei auf euch zu?
Pascal von unu: In beiden Märkten sind Roller bereits viel präsenter als in Deutschland, weshalb man hier potenzielle Kunden weniger über generelle Vorteile von Rollern aufklären muss. Hier zählt vor allem, was den unu Scooter gegenüber anderen Produkten auszeichnet und das sind natürlich unser Preis-Leistungs-Verhältnis, das einfache Laden und das Design unserer Produkte.
Ein Fun Fact, den wir ursprünglich unterschätzt hatten: In den Niederlanden darf man auf 25 km/h gedrosselte Roller ohne Helm auf den Fahrradwegen fahren, was mittlerweile über die Hälfte der verkauften Roller ausmacht.
GründerDaily: Das unu-Team ist bereits ziemlich groß – und soll noch weiter ausgebaut werden. Fahrt ihr alle nur noch Roller oder trifft man euch auch noch ab und zu in der U-Bahn?
Elias von unu: Jedes Teammitglied bekommt einen unu Scooter gestellt. Tatsächlich fahren wir fast ausschließlich mit unserem eigenen Produkt durch die Stadt. Was allerdings auch keine Überraschung ist. Es ist aktuell das beste Fahrzeug für die Stadt.
GründerDaily: Danke für die interessanten Eindrücke und weiterhin viel Erfolg!
Keyfacts über die unu GmbH
- Gegründet im Jahr: 2013
- Firmensitz in: Berlin
- Unser aktuelles Team besteht aus: ca. 70 FTEs im HQ + ca. 80 unu Pioniere
- Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: Angels (Michael Baum und Max Thyssen)
- Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/uns folgende:
- Tools: Macbook, Google Pixel2, Trello, Slack, Google Keep
- Internetseiten: G Suite