Von Tibet nach Berlin: Als Lean Start-up mit einem Getreideriegel zum Erfolg

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Das tibetanische Grundnahrungsmittel TSAMPA ist hierzulande noch ziemlich unbekannt. Das will das Berliner Start-up TSAMPA Food mit ihrem nahrhaften Bio-Getreideriegel ändern. Gründer Domenico Varuzza erzählt uns im Interview mehr über die Geschichte von TSAMPA, warum er auf den Lean Start-up-Ansatz setzt und was an dem Werbeslogan "Handmade in Berlin" dran ist.

 

Für-Gründer.de: Hallo Domenico, wie kommt man als Neapolitaner auf die Idee, einen Getreideriegel wie TSAMPA zu verkaufen? Wäre Pizza nicht naheliegender gewesen?

Domenico von TSAMPA FOOD: In der Tat, das wäre naheliegender, aber Berlin hat schon eine Menge guter italienischer Restaurants. Michaela hat TSAMPA durch einen befreundeten Nahrungsexperten kennengelernt und es sogleich in ihre Ernährung aufgenommen. Ihre Freunde und ich haben es dadurch kennengelernt und wir waren alle begeistert. Somit reifte der Gedanke, TSAMPA aus Michaelas Küche in den deutschen Markt zu bringen.

Mit TSAMPA haben wir die Möglichkeit gesehen, den modernen Stadtnomaden eine gesunde und nahrhafte Zwischenmahlzeit anzubieten, die es in dieser Form in Deutschland noch nicht gibt. Zudem wollten Michaela und ich mit etwas Neuem arbeiten, etwas, was noch unverbraucht in den Köpfen der Menschen ist.

TSAMPA Der TSAMPA-Energieriegel basiert auf gerösteter Gerste, dem tibetanischen Grundnahrungsmittel (Bildquelle: TSAMPA FOOD).

Für-Gründer.de: Das tibetanische Nahrungsmittel TSAMPA ist bei uns eher nicht so bekannt. Kannst du uns etwas mehr über Geschichte von TSAMPA erzählen?

Domenico von TSAMPA FOOD: TSAMPA hat eine sehr lange Geschichte, da es schon seit rund 1.000 Jahren in Tibet genutzt wird. Das tibetische Hochland ist eine sehr raue Region und der Boden nicht sehr ergiebig. Gerste, die Grundlage von TSAMPA, ist das einzige Getreide, die den Ansprüchen des Bodens genügt und dort in ausreichender Menge angebaut werden kann. Durch diese besondere Stellung als Grundnahrungsmittel wurde es ein wichtiger Bestandteil der tibetischen Kultur und sogar Politik. So wird z.B. TSAMPA als Symbol der Freude bei Hochzeiten in die Luft geworfen und der Begriff „TSAMPA-Eater“ hat sich als Begriff für eine gemeinsame tibetische Identität in dem vielfältigen Staat etabliert.

Für-Gründer.de: TSAMPA basiert auf gerösteter Gerste. Was ist das Besondere an diesem Getreide?

Domenico von TSAMPA FOOD: Kurz gesagt: lang anhaltende Sättigung und Energie! Gerste hat einen hohen Anteil an langkettigen Kohlenhydraten, die Energie wird ausgeglichener vom Körper aufgenommen und dem Körper länger zur Verfügung gestellt. Hierdurch wird ein Zuckerrausch verhindert und somit auch der berühmt-berüchtigte Heißhunger, der durch eine zu schnelle Zuckeraufnahme entsteht. Dank dem eigenen Kohlehydratanteil der Gerste muss zudem kein Industriezucker verwendet werden, um noch mehr Energie hinzufügen. Zu guter Letzt ist das Schöne an Gerste die Verfügbarkeit, denn wir können sie hier vor Ort in der Region beziehen.

Für-Gründer.de: Wer genau steckt hinter TSAMPA? Kannst du uns euer Team kurz vorstellen?

Domenico von TSAMPA FOOD: Unser TSAMPA-Team besteht aus fünf Tsampianern. Michaela ist unser Mastermind, denn sie hat den TSAMPA Energy Bar entwickelt und arbeitet auch immer an neuen Produkten, wie zum Beispiel aktuell an unserem TSAMPA Müsli. Ich, Domenico, bin für die wirtschaftlichen Grundlagen sowie Entwicklung von TSAMPA verantwortlich. Dann haben wir noch Sunami und Heinrich, die sich um das Marketing und den Vertrieb kümmern. Unsere neueste Verstärkung ist Claire, die uns bei der Erschließung der europäischen Märkte unterstützt.

Das Team von TSAMPA möchte nicht nur Berliner Stadtnomaden von ihrem nahrhaften Getreideriegel überzeugen (Bildquelle: TSAMPA FOOD).

Für-Gründer.de: Ihr werbt mit dem Gütesiegeln „bio“. Wie streng sind hier die Auflagen, die man als Hersteller erfüllen muss?

Domenico von TSAMPA FOOD: Genau, wir nutzen das Bio-Siegel der Europäischen Union.

Das Bio-Siegel ist uns sehr wichtig, damit unsere Kunden sofort wissen, dass unsere Zutaten biozertifiziert sind. Hierbei sind die Auflagen auch tatsächlich streng, da alles nachgewiesen werden muss und auch spontane Kontrollen stattfinden. Das ist auch gut so, damit das Vertrauen in das Bio-Siegel begründet ist.

Wir überlegen zudem auch, in Zukunft ein veganes Gütesiegel zu verwenden.

Für-Gründer.de: Euer Slogan lautet „Handmade in Berlin“. Produziert ihr tatsächlich direkt in Berlin? Wie groß ist der Aufwand?

Domenico von TSAMPA FOOD: Genau, die TSAMPA Energy Bars werden in Berlin hergestellt. Die Riegel werden in Zusammenarbeit mit einer Biokonditorei in Neukölln produziert. Wir haben hierbei das Glück einen hochprofessionellen Partner an unserer Seite zu haben, von dessen Erfahrung und Qualität wir profitieren. Durch die Handarbeit ist der Aufwand natürlich hoch, aber dank der Expertise unseres Partners wird uns vieles leichter gemacht.

Für-Gründer.de: Derzeit ist TSAMPA hauptsächlich in Bioläden, Yoga-Studios und Reformhäusern erhältlich. Erreicht ihr mit diesen Vertriebskanälen nicht nur eine kleine Zielgruppe?

Domenico von TSAMPA FOOD: Wir wollten uns erst einmal einen harten Kern an Stammkunden erarbeiten. Als Verfechter des Lean Start-up-Ansatzes testen wir zuerst den Markt und lernen durch das Kundenfeedback. Somit müssen wir sehr genau darauf achten, wie unsere Stammkundschaft auf die TSAMPA Energy Bars reagiert und welches Feedback sie geben. Letztendlich haben wir sehr viel Glück eine so aktive Stammkundschaft zu haben, die sich nicht scheut, Kontakt zu uns aufzunehmen und uns sagt, was ihnen gefällt und was nicht. Dieses Wissen saugen wir auf, um mit der daraus entstehenden Erfahrung weitere Märkte und Zielgruppen zu erschließen. So haben wir z.B. mit der hier in Deutschland gewonnen Erfahrung den französischen und britischen Markt erfolgreich getestet und beliefern dort die ersten Geschäfte.

Die TSAMPA-Produkte sind bisher online, in Yoga-Studios oder Bio-Läden erhältlich (Bildquelle: TSAMPA FOOD).

Für-Gründer.de: Außerdem seid ihr auch in Sachen Messen daueraktiv – euer Haupt-Marketingkanal, oder was bringt den größten Erfolg?

Domenico von TSAMPA FOOD: Ich sehe, ihr habt euch gut auf das Interview vorbereitet und zieht die richtigen Schlüsse aus euren Beobachtungen. Hier verhält es sich ähnlich wie bei der Frage zu den Zielgruppen. Auf Messen lernen wir unsere Kunden sehr gut kennen, wir können ihnen zuhören und gleichzeitig TSAMPA erklären. Denn es ist eben kein selbsterklärendes oder schon anderweitig bekanntes Produkt. Auf der anderen Seite bauen wir auf den Messen ein Netzwerk innerhalb der Start-up-Szene auf, denn diese unterstützt sich untereinander sehr stark. Dieses Netzwerk hat uns bisher geholfen weiterführende Kontakte aufzubauen, um TSAMPA bekannter zu machen. Die übrigen Marketingkanäle nutzen wir natürlich auch, aber die Teilnahmen an Messen haben sich bewährt.

Für-Gründer.de: Wie ist TSAMPA bisher finanziert? Komplett durch Eigen- oder auch durch Fremdkapital?

Domenico von TSAMPA FOOD: Die Finanzierung erfolgt durch ein mittelständisches Unternehmen, welches seit Tag 1 dabei ist und uns auch weiter begleitet.

Für-Gründer.de: Welche Tipps habt ihr für andere Gründer?

Domenico von TSAMPA FOOD:

Ich habe einmal ein Interview mit Ralf Dümmel gelesen und ihm wurde diese Frage auch gestellt. Seine Antwort war wie immer: „Kämpfen, kämpfen, kämpfen.“ Ich ergänze es noch um: „… und netzwerken!"

Für-Gründer.de: Domenico, vielen Dank für das Gespräch!

Keyfacts zum Unternehmen

  • Unser aktuelles Team besteht aus: … den besten Menschen und Mitarbeitern, die man sich vorstellen kann!
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: Eine mittelständische Firma und Eigenkapital.
  • Inzwischen gab es folgende weiteren Finanzierungen: Keine.
  • Investoren finden wir gut / schlecht weil: Unseren Investor  finden wir gut, weil wir auf Ressourcen zugreifen können, die uns als junges Unternehmen sonst nicht zur Verfügung stehen würden.
  • Besonders geholfen habt uns bisher: … die Unterstützung durch unsere Stammkundschaft und das Netzwerk der Berliner Start-ups.
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