Abfall Adieu: Dieses Start-up will jährlich 2,8 Milliarden Becher einsparen

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Einmal befüllt, dann ab in den Müll. So sieht das trostlose Leben eines Wegwerf-Kaffeebechers aus. Und das bedeutet vor allem: jede Menge Müll! Dass das ein Problem ist, sieht man mittlerweile auch in Politiker-Kreisen, wie jüngste Überlegungen zum Verbot von Einwegbechern zeigen. Eine mögliche Lösung besteht allerdings bereits: Florian Pachaly erklärt uns, wie sein Start-up RECUP der Becherflut entgegenwirkt.

 

GründerDaily: Hallo Florian, ihr habt es euch zum Ziel gesetzt, ein einheitliches Pfandsystem für Coffee-to-go Becher zu etablieren. Was sind eure bisherigen Erfolge?

Florian von RECUP: Erfolge können ja sehr subjektiv gesehen werden: Geht es um Erfolge, ausgedrückt in Zahlen, so sprechen über 2.800 Ausgabestellen deutschlandweit, 24 Städtekooperationen mit eigener Städte-Edition, eine internationale Kooperation in Südafrika oder viele Awards, die wir bereits entgegennehmen durften, für unseren Erfolg.

RECUP Die RECUP-Gründer Fabian Eckert und Florian Pachaly (r.) hatten unabhängig voneinander dieselbe Idee: ein Pfandsystem für Coffee-to-go Becher. (Foto: RECUP)

Für uns ist allerdings jeder einzelne Tag ein Erfolg: Jeder Tag, an dem wir sehen, dass ein großartiges Team von über 25 Leuten motiviert an der #coffeetogorevolution arbeitet. Jeder einzelne Partner, der mit uns an das RECUP-Pfandsystem glaubt und täglich weniger Einwegbecher über die Theke reicht. Jeder Kaffee- oder Teetrinker, der sein Heißgetränk im RECUP genießt und so der Umwelt etwas Gutes tut. Jeder, den wir für sein Konsumverhalten sensibilisieren konnten und der somit einen Impact für eine Veränderung geleistet hat. Das sind unsere Erfolge.

GründerDaily: Gegründet hast du RECUP 2016, gemeinsam mit Fabian. Wer seid ihr und was hat euch bewegt, gemeinsam ein Start-up zu gründen?

Florian von RECUP: Wir hatten die gleiche Vision: Das Coffee-to-go Geschäft revolutionieren und den Kaffee im Einwegbecher für immer von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

Wir beide hatten, unabhängig voneinander, die Idee für ein Pfandsystem bereits im Studium.

Dabei störte uns der unverhältnismäßig hohe Verbrauch von Einwegbechern, gegen den wir angehen wollten.

GründerDaily: Wo und wie produziert ihr eure Becher?

Florian von RECUP: Die Becher lassen wir bei unserem Partner, dem mittelständischen und familiengeführten Hersteller Adoma im Allgäu produzieren. Wichtig war uns bei der Auswahl unseres Produzenten, dass dieser die gleichen Werte wie wir vertreten: Adoma produziert schon immer ausschließlich Mehrweg und nicht Einweg-Verpackungen. Das fanden wir natürlich super.

GründerDaily: Welche Vorteile bieten eure Cups im Vergleich zu gängigen Alternativen wie beispielsweise Bambusbechern?

Florian von RECUP: RECUP bietet eine Alternative zum klassischen Einwegbecher, nicht zum Mehrwegbecher. Ohne bereits Zuhause an seinen Mehrwegbecher denken zu müssen, kann man sich für seinen Kaffeegenuss für unterwegs einfach einen RECUP-Pfandbecher leihen und wieder zurückgeben. So spart man es sich, den Becher mit nach Hause zu nehmen und ihn spülen zu müssen.

RECUP Durch ein flächendeckendes Pfandsystem will RECUP die Flut von Wegwerf-Bechern stoppen. (Foto: RECUP)

Vergleicht man die Herstellungs- und Recyclingbedingungen von verschiedenen Materialien, schneidet PP durch vergleichbar geringen Energieverbrauch und gute Recyclingfähigkeit am besten ab. Baumbusbecher enthalten häufig Melamin. Dieser Werkstoff macht die Becher schwer recycelbar und ist auch für Heißgetränke nicht wirklich geeignet, da sich bei Temperaturen über 70 °C Inhaltsstoffe lösen können. Bisher haben wir leider noch keinen Biokunststoffen, der allen unseren Kriterien entspricht.

GründerDaily: Zu Beginn habt ihr das System mit mehreren lokalen Partnern getestet, mittlerweile habt ihr deutschlandweit etliche Kooperationen. Wie verkauft man eine solche Idee an potenzielle Partner?

Florian von RECUP: Wir haben das Glück, dass das Thema Nachhaltigkeit in allen Medien präsent ist. Seit wir mit RECUP gestartet sind, wird das Thema “Einwegbecher als Sinnbild für unsere Wegwerfgesellschaft” omnipräsent in den Medien heiß diskutiert. Wir freuen uns, dass wir dazu unseren Teil beitragen konnten.

Zum einen ergibt sich ab bereits circa 12 Coffee-to-go pro Tag ein Preisvorteil gegenüber dem Einwegbecher und somit lohnt sich finanziell die Einführung des RECUP-Pfandsystems. Zum anderen ist der Mehrweg-Pfandbecher gut für die Umwelt und die RECUP-Partner werden zu Vorreitern beim Thema Umweltschutz. Gerade das ist vielen Partnern besonders wichtig.

GründerDaily: Welche Kosten kommen auf die Teilnehmer an diesem Pfandsystem zu?

Florian von RECUP: Die einzigen Kosten, die für unser Partner entstehen, ist eine monatliche Systemgebühr. Diese Systemnutzungsgebühr beinhaltet unter anderem den Aufbau des Pfandsystems, die Verlinkung in der App, die Bereitstellung der Becherlogistik sowie die Nutzungsrechte.

Becher stellen wir unseren Partnern gegen eine Pfandgebühr von einem Euro zur Verfügung.

GründerDaily: Wie habt ihr euch zu Beginn finanziert?

Florian von RECUP: Als Social Business ist uns wichtig, dass alle Menschen, die für RECUP arbeiten, für ihre Zeit auch fair entlohnt werden. Herzblut ist zwar der Hauptbestandteil für unser Tun und Handeln, aber damit alleine können wir unsere Vision nicht vorantreiben.

RECUP Über eine App lässt sich schnell erkennen, wo ihr euren RECUP-Becher zurückgeben könnt. (Foto: RECUP)

Deshalb haben wir uns zu Beginn großartige Investoren zur Hilfe geholt, die uns Geld dafür geben, dass wir ein motiviertes Team beschäftigen und gemeinsam den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben können.

Diese Business Angels stellten uns nicht nur Geld zur Verfügung, sondern unterstützen uns auch mit relevanten Know-how, einem Netzwerk in der Kaffeeszene, Coachings sowie ihrer Erfahrung.

Alle haben eins mit uns gemeinsam: Sie brennen für die Sache.

GründerDaily: Wo immer Lebensmittel im Spiel sind, müssen diverse Regularien eingehalten werden, beispielsweise bei der Hygiene. Welche Vorschriften sind hier besonders wichtig?

Florian von RECUP: Die jeweiligen Regularien sind von unseren Partnern selbst einzuhalten. Wir haben mit dem BLL zusammen einen Leitfaden initiiert, um Regeln für die Handhabung von Gefäßen, die hinter den Tresen kommen, zu schaffen. Der Tresen ist oft die “heilige Grenze” für den Kontakt von Lebensmitteln mit der Außenwelt und dementsprechend extrem geschützt.

GründerDaily: Gab es andere Hindernisse, die sich euch bislang in den Weg gestellt haben? Und wie habt ihr diese gemeistert?

Florian von RECUP: Eine Markteinführung einer bis dato noch unbekannten Idee birgt natürlich immer Schwierigkeiten. Weil ein Pfandsystem für Coffee-to-go Becher etwas ganz Neues ist, und vor allem im Lebensmittelbereich besonders hohe Anforderungen an Produkte gestellt werden, mussten wir uns vieles neu erarbeiten.

GründerDaily: Wohin geht die Reise? Welche größeren Vorhaben wollt ihr noch in diesem Jahr und in den nächsten drei Jahren angehen?

Florian von RECUP: Unsere Vision ist es, Einwegbecher für Coffee-to-go abschaffen und so in Zukunft 2,8 Milliarden Einwegbecher jährlich einsparen zu können. Wir sind auch gespannt, wie es mit unserem neuen Produkt REBOWL nach der Testphase weitergeht – wir wollen herausfinden, wie wir im Verpackungsbereich noch mehr Impact erzeugen können.

GründerDaily: Vielen Dank für das Gespräch, Florian. Wir wünschen euch viel Erfolg!

Keyfacts über reCup GmbH

  • Gegründet im Jahr: September 2016
  • Firmensitz in: München
  • Unser aktuelles Team besteht aus: Über 25 Mitarbeiter
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: Investoren
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: Social Entrepreneurship Academy, Städtekooperation, Entrepreneurs`s Organization, Investoren, RECUP-Team
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/ uns folgende:
    • Menschen: RECUP-TEAM, Pioniere im Bereich Nachhaltigkeit und New Work
    • Tools: Meeting-Strukturen, Slack, Trello, Pipedrive, Google Drive
    • Internetseiten: Google Alert , Utopia
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