Auslandseinsätze von Mitarbeitern organisieren - dieses Unternehmen hilft

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Vor über zehn Jahren kam Malte Zeeck - von einem Auslandsaufenthalt inspiriert - auf die Geschäftsidee von InterNations: Expats vernetzen. Heute ist InterNations das weltweit größte, internationale Netzwerk für alle, die im Ausland leben und arbeiten. Wir haben mit Malte über seine Gründerstory gesprochen, aber auch darüber, was ihr beachten solltet, wenn ihr Mitarbeiter für längere Zeit ins Ausland schickt.

 

Für-Gründer.de: Hallo Malte, rund 10 Jahre ist es her, dass ihr InterNations ins Leben gerufen habt. Erkläre doch kurz, was InterNations ist und wie ihr zu dieser Idee kamt.

Malte von InterNations: Mit über 3 Millionen Mitgliedern ist InterNations das weltweit größte, internationale Netzwerk für alle, die im Ausland leben und arbeiten. Was uns von anderen sozialen Netzwerken unterscheidet, ist die Kombination von Online- und Offline-Angeboten. Online finden InterNations-Mitglieder nützliche Informationen und können sich in Foren austauschen; gleichzeitig haben sie aber auch die Möglichkeit, sich bei lokalen Events und Aktivitäten persönlich kennenzulernen und so das soziale Netzwerk aufzubauen, das vielen Expats fehlt. Aktuell finden in unseren 420 Communities rund um die Welt – 30 davon haben wir erst letzte Woche neu eröffnet – über 6.000 Events pro Monat statt.

Mein Mitgründer und Co-CEO Philipp von Plato und ich hatten die Idee zu InterNations, nachdem wir beide einige Zeit im Ausland gearbeitet hatten. Wir stellten fest, dass unsere Erfahrungen sehr ähnlich waren und wie schwer es ist, sich in einer neuen Stadt einzuleben und neue Kontakte zu knüpfen.

Unser Ziel ist es, Expats dabei zu unterstützen, schneller ein soziales Netzwerk aufzubauen und sich im Ausland wohlzufühlen — jeder Auslandsaufenthalt soll zur einmaligen Erfahrung werden!

InterNations Philipp von Plato (l.) und Malte Zeeck (r.) sind die Gründer von InterNations (Foto: InterNations)

Für-Gründer.de: Du sagtest es gerade schon... Heute habt ihr 3,1 Millionen Mitglieder und seid in 420 Städten rund um die Welt vertreten. Was waren die wesentlichen Faktoren, dass ihr so enorm wachsen konntet?

Malte von InterNations: Anfangs haben wir sehr viel Zeit damit verbracht, unser persönliches Netzwerk zu aktivieren und Kontakt zu Botschaften, globalen Unternehmen und internationalen Organisationen aufzunehmen. Dieses Netzwerk an Unterstützern war ein wichtiger erster Schritt, denn sie haben ihren eigenen Kontakten von InterNations erzählt und sie zu Events mitgebracht. So entstand die Rolle des „Ambassadors“ und später des „Group Consuls“: Sie repräsentieren InterNations vor Ort und organisieren auf freiwilliger Basis die lokalen Events und Aktivitäten.

Natürlich sind wir auch auf anderen Wegen gewachsen: Potenzielle Mitglieder finden uns über Google oder unsere Online-Werbung, beispielsweise auf Facebook. Aber ich bin mir sicher, dass wir den Großteil unseres Wachstums unserer aktiven Community und den vielen Events und Aktivitäten zu verdanken haben!

Für-Gründer.de: Vergangenes Jahr wurde InterNations von XING gekauft. Was hat sich seither verändert?

Malte von InterNations: Grundlegend hat sich nicht viel geändert, denn InterNations bleibt autark und wird als eigenständige Marke weitergeführt. Es findet aber ein reger Austausch statt, und wir lernen viel voneinander. Mit der Unterstützung von XING bauen wir in den nächsten Monaten die Bereiche "Expat Services" und "Business Solutions" stärker aus, während XING an unserer Expertise im Bereich Offline-Events interessiert ist.

Für-Gründer.de: Euer Team zählt mittlerweile 119 Mitarbeiter, die 41 Nationalitäten vertreten und zusammen 38 Sprachen sprechen. Was sind die Herausforderungen eines interkulturellen Teams?

Malte von InterNations: Das ist richtig, 70 Prozent unserer Mitarbeiter sind aktuell selbst Expats. Wir legen großen Wert darauf, dass alle Mitglieder unseres Teams Auslandserfahrung gesammelt haben, sei es während des Studiums, bei einem „Working Holiday“-Aufenthalt oder einem vorherigen Job. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um die Bedürfnisse unserer Kunden besser zu verstehen und mit den Arbeitskollegen aus aller Welt erfolgreich zusammenarbeiten zu können.

Herausforderungen gibt es natürlich täglich, wenn so viele verschiedene Kulturen und Mentalitäten aufeinandertreffen. Darum haben wir mit unseren „Guiding Principles“-Grundregeln für unsere Unternehmenskultur geschaffen, die in den Teams gelebt werden: Dazu gehört beispielsweise eine offene Kommunikation („listen and say what you mean“), aber auch ein gewisses Verständnis für kulturelle Vielfalt und Unterschiede („embrace differences“).

Für-Gründer.de: Aktuell plant ihr einen neuen B2B-Sektor, der Unternehmen dabei unterstützt, die Auslandseinsätze der Mitarbeiter zu organisieren. Gib uns doch einen kurzen Einblick, was Unternehmen hier erwartet.

Malte von InterNations: Die Idee zu unserem neuen Angebot für Unternehmenskunden kam uns, weil immer mehr Firmenvertreter nach Unterstützung beim Entsenden von Mitarbeitern ins Ausland fragten. Ihnen ist es wichtig, dass sich ihre internationalen Mitarbeiter im neuen Land schnell zu Hause fühlen. Unser Ziel ist es, Personalabteilungen bei dieser komplexen Aufgabe zu helfen. Indem Unternehmen ihren Mitarbeitern und deren Lebenspartnern die Premium-Mitgliedschaft bei InterNations finanzieren, erweitern sie die Unterstützung, die sie ihnen im Ausland an die Hand geben, um eine wichtige Komponente – die leichtere Eingewöhnung der Expats und ihrer Familien in der neuen Heimat.

InterNations InterNations hilft Unternehmen dabei, dass die Mitarbeiter im Ausland zufrieden sind (Foto: InterNations)

Für-Gründer.de: Wenn Start-ups ins Ausland expandieren, denkt man zunächst an Themen wie die Marktanalyse, das Risiko-Management sowie rechtliche oder steuerliche Fragen. Wieso sollte das Thema Personal im Kontext von Entsendungen auch von Beginn an ganz oben auf der Agenda stehen?

Malte von InterNations:

Unzufriedenheit und soziale Isolation von Mitarbeitern sowie deren Familien im Ausland sind der Hauptgrund, warum internationale Entsendungen scheitern.

Selbst wenn der Job im Ausland genau das Richtige ist, brechen viele ihren Auslandsaufenthalt ab, wenn sie sich in der neuen Heimat nicht wohlfühlen. Unternehmen, die Mitarbeiter aus dem Hauptquartier an neue Standorte im Ausland entsenden, sollten daher frühzeitig überlegen, wie sie den Auslandsaufenthalt für ihre Mitarbeiter angenehm gestalten und ihnen das Ankommen im neuen Zuhause erleichtern können.

Für-Gründer.de: Was sind typische Herausforderungen, die Mitarbeiter vor Ort zu meistern haben?

Malte von InterNations: In unserer jährlichen Expat Insider Studie, die mit circa 13.000 Teilnehmern zu den größten Expat-Studien der Welt gehört, haben wir genau danach gefragt:

  • Generell gibt die Hälfte der Expats an, ihr soziales Netzwerk von zu Hause zu vermissen (50%).
  • In Bezug auf die Arbeitswelt haben viele aber auch Schwierigkeiten, sich in der neuen Arbeitskultur einzuleben (31%),
  • müssen mit einem niedrigeren Einkommen zurechtkommen (31%)
  • und haben kein professionelles Netzwerk vor Ort (30%).

Jedoch gehen die Herausforderungen über die Arbeit hinaus, denn ein Viertel der Expats gibt auch an, dass es schwer ist, im Ausland neue Freunde zu finden (25%) und dass sie einen Kulturschock durchleben (22%). Zwölf Prozent gehen sogar so weit zu sagen, dass der Umzug ins Ausland sich negativ auf ihre psychische Verfassung ausgewirkt hat.

Für-Gründer.de: Und was darf seitens des Arbeitgebers auf keinen Fall vergessen werden?

Malte von InterNations: Ich denke, dass es am wichtigsten ist, die Mitarbeiter bei der sozialen Eingewöhnung zu unterstützen. Wer im Ausland Freunde findet, lebt sich schneller ein und kann viele (Alltags-)Hürden leichter meistern. Dabei sollten Unternehmen keinesfalls vergessen, dass auch die Familie des Mitarbeiters sich im Ausland wohlfühlen muss. 18 Prozent der Umfrageteilnehmer der Expat Insider Studie haben das Gefühl, dass ihre Familie/ihr Partner mit dem Umzug ins Ausland nicht glücklich ist - dies kann schlimmstenfalls dazu führen, dass der Auslandsaufenthalt dem Partner zuliebe vorzeitig beendet wird.

Für-Gründer.de: Nicht nur die Vor-, sondern auch die Nachbereitung ist ein großes Thema. Was sollten Unternehmer zur Reintegration unbedingt wissen?

Malte von InterNations: Ein großes Problem bei der Heimkehr ist der „reverse culture shock“ – also der umgekehrte Kulturschock – nicht nur privat, sondern auch im Berufsleben. Das Vertraute ist nun fremd geworden, und man muss sich erst wieder auf das Leben in der neuen/alten Heimat einstellen. Das können Familienangehörige, Freunde und Arbeitskollegen ohne vergleichbare Erfahrungen oft nicht so ganz nachvollziehen. Unternehmen können die Reintegration der Mitarbeiter schon während des Auslandaufenthalts vorbereiten, in dem sie beispielsweise trotzdem regelmäßig an Meetings teilnehmen und so im Team weiterhin präsent bleiben.

Außerdem hilft es in diesen Situationen ungemein, andere „Repatriates“ um sich zu haben und weiterhin internationale Kontakte zu pflegen, um sich ein bisschen vom Leben als Expat zu bewahren. Repats können nach ihrer Rückkehr als „Global Mind“ der jeweiligen InterNations Community vor Ort beitreten und zum Beispiel ihre Fremdsprachenkenntnisse weiter perfektionieren oder anderen Expats als lokaler Ansprechpartner beim Einleben in der neuen Heimat behilflich sein.

Für-Gründer.de: Zum Abschluss: dein Tipp als erfahrener Unternehmer für Gründer, die gerade erst durchstarten?

Malte von InterNations: Hört auf eure Kunden und seid flexibel bei der Anpassung eurer Produkte oder Businessmodells. Wir hatten beispielsweise anfangs nicht geplant, auch Offline-Events zu organisieren. Als wir aber feststellten, wie groß der Wunsch unserer Mitglieder war, sich persönlich zu treffen, haben wir darauf reagiert — heute ist es ein wichtiger Bestandteil unseres USPs!

Keyfacts über InterNations

  • Gegründet im Jahr: 2007
  • Firmensitz in: Das Headquarter ist in München. Weitere Standorte befinden sich in Vilnius, Madrid und seit diesem Jahr auch in Porto.
  • Unser aktuelles Team besteht aus: ca. 120 Mitarbeitern mit über 40 verschiedenen Nationalitäten
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch / über: Holzbrinck Ventures, European Founders Fund, Tiburon
  • Inzwischen gab es folgende weiteren Finanzierungen durch: seit 2011 finanziert sich InterNations aus dem operativen Cashflow
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: der Austausch mit anderen Unternehmern (z.B. Entrepreneurs Organization) und Experten zu unterschiedlichen Themenbereichen
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