Gründerwettbewerbe: wofür der ganze Aufwand?

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In der Studie Gründerwettbewerbe in Deutschland 2015 haben wir 145 Wettbewerbe und deren Gewinner analysiert. Einige der Start-ups haben gleich an mehreren Veranstaltungen teilgenommen und gewonnen. Wir haben fünf erfolgreiche Gründer zu ihren Geschäftsideen und ihren Erfahrungen bei den Gründerwettbewerben befragt.

 

ioxp: Anleitungen per Datenbrille

Wenn ein Techniker im Außendienst ausrückt, um bei einem Kunde eine Maschine zu reparieren, hat er häufig das Problem, dass er diese nicht kennt und erst in eine Anleitung schauen muss. Die Software von ioxp macht dies überflüssig und zeigt dem Techniker Schritt für Schritt, was er zu tun hat. Die Anweisungen werden entweder als Video auf dem Smartphone angezeigt oder in einer Datenbrille direkt in das Sichtfeld des Werkers eingeblendet.

ioxp richtet sich vor allem an das produzierende Gewerbe und unterstützt dort Arbeitsvorgänge, wie die Inbetriebnahme oder die Wartung. Die Software macht nicht nur das Leben der Techniker einfacher, auch die Erstellung der technischen Dokumentationen wird beschleunigt.

Der Techniker sieht die Repaturschritte als Einblendungen in der Datenbrille. Der Techniker sieht die Repaturschritte als Einblendungen in der Datenbrille (Foto: ioxp)

Mit dieser Geschäftsidee landete ioxp auf dem ersten Platz in unserem Top 50 Start-up-Ranking. Dies verdankten sie dem guten Abschneiden bei gleich vier Gründerwettbewerben und den Gewinnerprämien von insgesamt 49.500 Euro.

Aber ist es für ein Start-up wirklich sinnvoll, an mehr als nur einem Wettbewerb für Gründer teilzunehmen? Die Gründer von ioxp bejahen diese Frage indirekt, da Alexander Lemken von ioxp nahezu ins Schwärmen gerät, wenn es um die Vorteile von Gründerwettbewerben geht:

Die Kommentare, Kritiken und Anregungen von Juroren haben die Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Zum anderen ist der Gewinn an sich interessant, seien es Coachingmaßnahmen oder Preisgelder. Diese Preise haben uns stark geholfen. Last but not least ist es die Sichtbarkeit, die man als Teilnehmer oder sogar Gewinner erhält. Diese wurde deutlich erhöht, und wir konnten einige Multiplikatoren gewinnen.

NESI: Spinnenseide gegen Nervendefekte

Nervenstränge heilen nur sehr langsam. Bis beispielsweise ein durchtrennter Nerv am Handgelenk nach einer Operation vollständig regeneriert und das Gefühl in den Fingerspitzen wieder vollständig zurück ist, können fünf bis sechs Monate vergehen. Das Hannoveraner Start-up Nephila Silk Innovation (NESI), ein Spin-off der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat eine neue Behandlungsmethode entwickelt, die auf Spinnenseide basiert. Diese wird als Stützmaterial genutzt, um wachsenden Nervenbahnen und Gefäßen Halt zu geben. So wird die Heilung beschleunigt und es können Verletzungen behandelt werden, die bisher nicht therapierbar waren. Als Medizin-Start-up ging Nephila Silk Innovation selektiv vor bei der Auswahl der Gründerwettbewerbe. Mitgründerin Prof. Dr. Radtke hat dazu einen guten Tipp:

Wichtig ist es, zu beachten, dass Wettbewerbe zur Geschäftsidee und zum Stadium des Unternehmens passen. Hilfreich war es auch, zu eruieren, welche Preisträger in den Jahren zuvor ausgezeichnet wurden.

Nephila Silk Innovation Frau Prof. Dr. Radtke gewinnt Spinnenseide mit der Goldenen Radnetzspinne (Nephila Clavipes) hier mit der Spinne: "Knowledge" (Foto: Frank Bischof)

Barzahlen: Online-Einkäufe bar zahlen

Barzahlen ist in etwa wie Paypal für die Barbezahlung. Kunden nutzen den Service um Online-Einkäufe, Reisebuchungen oder die Telefonrechnung zu begleichen. Dazu erhält der Nutzer einen Barcode auf sein Handy, den er an der Kasse eines Einzelhandelspartners wie REWE, Penny oder der dm Drogerie vorzeigt, um seine Rechnung zu bezahlen. Der Vorteil gegenüber der Online-Überweisung ist, dass die Gegenseite direkt über die Einzahlung informiert wird und so die Ware früher versenden kann.

Das Fintech-Start-up Barzahlen hat schon an zahlreichen Wettbewerben teilgenommen. Die größte Hürde bei den Bewerbungen sehen die Berliner beim Erstellen der Unterlagen:

Die größte Herausforderung ist es immer, die geforderten Unterlagen an das gewünschte Format der Einreichung anzupassen. Im Laufe der Jahre haben wir alle möglichen Arten von Unterlagen, Businessplänen und Präsentationen erstellt, die wir jeweils für den aktuellen Wettbewerb individuell anpassen.

Mann nutzt Barzahlen an der Rewe-Kasse Barzahlen bei Rewe (Foto: Cash Payment Solutions)

Aber Barzahlen-Mitgründer Florian Swoboda ermutigt andere Gründer dazu, auf jeden Fall bei einem Gründerwettbewerb teilzunehmen:

Auch wenn man mal nicht gewinnt - wie beim Deutschen Innovationspreis, wo wir unter den Top 3 waren - lernt man interessante Menschen kennen, die zu Mentoren, Wegbegleitern oder Kunden werden.

Green City Solutions: der Baum 2.0 für saubere Luft

Wer kennt nicht die Bilder aus den Nachrichten, auf denen Menschen aus Südostasien einen Mundschutz tragen, um sich vor der massiven Luftverschmutzung zu schützen. Smog ist ein großes Problem in Metropolen rund um den Globus und fordert jährlich bis zu 8 Millionen Todesopfer. Der wirtschaftliche Schaden wird auf 1,6 Billionen Euro geschätzt.

Green City Solutions aus Dresden bietet mit seinem CityTree eine auf Mooskulturen basierende Lösung gegen Smog, die 275-mal effektiver die Luft reinigt als ein Baum. Er kühlt die Umgebung durch die Abgabe von Feuchtigkeit ab und eignet sich als Gestaltungselement für öffentliche Räume. Die vertikale Fläche lässt sich zudem als Werbeträger mit Firmenlogos oder QR-Codes verwenden. Somit soll auch die Wirtschaftlichkeit des CityTrees gewährleistet werden.

Green Citiy Solutions Der CityTree in Jena (Foto: Green City Solutions)

Dénes Honus von Green City Solutions teilt die Begeisterung für Gründerwettbewerbe und erklärt, worin er die Vorteile einer Teilnahme sieht:

Vor allem helfen sie, Vertrauen in junge Unternehmen und deren innovative Produkte aufzubauen und stärken die Aufmerksamkeit sowie Bekanntheit. Auch der Kontakt zu Kooperationspartnern erwies sich als hilfreich, ebenso wie die Preisgelder.

Gesünderes Futter für Milchkühe

In Deutschland leben 4,3 Mio. Milchkühe, fast die Hälfte davon leidet unter Stoffwechselstörungen, die aufgrund der hohen Milchleistung auftreten. PerformaNat erforscht den Stoffwechsel der Nutztiere und möchte durch eine optimierte Nährstoffaufnahme die Tiergesundheit verbessern. Außerdem kann durch die verbesserte Nährstoffaufnahme die Futtermenge reduziert und Kosten eingespart werden.

Die Gründerinnen von Performanat mit ihrem Produkt (v.l.n.r.) Julia Rosendahl, Katharina Hille und Hannah-Sophie-Braun (Foto: T.Richter) Die Gründerinnen von PerformaNat mit ihrem Produkt (v.l.n.r.) Julia Rosendahl, Katharina Hille und Hannah-Sophie-Braun (Foto: T.Richter)

Als universitäre Ausgründung sah sich PerformaNat bei der Präsentation ihrer Geschäftsidee vor sehr spezielle Herausforderungen gestellt, die sie dennoch meisterten:

Eine Herausforderung war es, allen Jurymitgliedern, die aus verschiedensten Bereichen stammen, gerecht zu werden. Generell schreibt man einen Businessplan, meist gezielt für eine Zielgruppe wie Investoren. Der Vorteil ist natürlich ein sehr breites Feedback aus den verschiedensten Richtungen. Ein weiterer Punkt war, unser sehr wissenschaftliches Thema so darzustellen, dass es jeder auch ohne naturwissenschaftlichen Hintergrund gut verstehen kann.

Wenn Sie mehr zu Gründerwettbewerben und den Top-50 Start-ups aus dem Jahr 2015 erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Publikation Gründerwettbewerbe 2015.

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