Mit ioxp ersetzt die Datenbrille das dicke Handbuch

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Es kommt vor, dass Techniker Maschinen warten oder gar reparieren müssen, mit denen sie zuvor noch nie gearbeitet haben. Das Start-up ioxp hat für dieses Problem eine spannende Lösung entwickelt, und zwar Handbücher, die per Datenbrille erstellt und so auch gesichtet werden können. Augmented Reality macht es möglich, dass Datenbrillen, Smartphones oder Tablets dabei behilflich sein können, selbst unbekannte Geräte schrittweise zu reparieren oder montieren. Von Alexander Lemken, Mitgründer des Augmented Reality-Start-ups ioxp, wollten wir mehr über diese innovative Geschäftsidee wissen und seine Erfahrungen als Gründer aus der Wissenschaft erkunden.

 

Für-Gründer.de: Hallo Alexander Lemken, Sie sind Mitgründer von ioxp, einer Spin-Off-Gründung aus dem Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. Was haben Sie entwickelt?

Alexander Lemken von ioxp: Das Unternehmen ioxp hat ein neuartiges Verfahren zur Erstellung technischer Dokumentationen und zur Werkerunterstützung im industriellen Umfeld entwickelt. Unsere Software erstellt dabei alle Inhalte direkt von einem Referenzvideo.

So ein Video kann während der Arbeit von einem erfahrenen Werker aufgenommen werden, zum Beispiel mit einer Datenbrille. Die Handlungen werden dann von der ioxp-Software erkannt und in Dokumentationsform gebracht. Jemand, der nun Unterstützung benötigt, kann sich die Inhalte auf einer Datenbrille, einem Tablet oder Smartphone in Form von Augmented Reality-Darstellungen, schrittweisen Videokapiteln oder auch als Bilderanleitung ansehen.

Das Erstellen von Nutzungs- und Serviceanleitungen, Mitarbeiterschulungen oder das Konservieren von Werkerwissen im Unternehmen wird hiermit möglich und vor allem einfach und schnell.

Statt ins Handbuch zu schauen braucht der Techniker mit Hilfe von ioxp lediglich eine Datenbrille, die ihm die Reparaturschritte an Ort und Stelle anzeigt. Statt ins Handbuch zu schauen, braucht der Techniker mithilfe von ioxp lediglich eine Datenbrille (Foto: ioxp)

Für-Gründer.de: Können Sie dies an einem konkreten Anwendungsbeispiel erläutern?

Alexander Lemken von ioxp: Überall dort, wo man klassischerweise den Griff zum Papierhandbuch tätigt, kann unser System verwendet werden. Stellen Sie sich den Servicetechniker vor, der zum Kunden gerufen wird und dort eine ihm unbekannte Maschinenvariante warten soll.

Er setzt seine Datenbrille auf, die Maschine wird automatisch erkannt und die benötigten Wartungsinformationen werden ihm Schritt für Schritt eingeblendet. Unser System ist darüber hinaus in der Lage, dem Benutzer direkte Rückmeldung über sein Verhalten zu geben. Führt er einen Schritt falsch aus, so wird gewarnt.

Für-Gründer.de: Wie sind Sie darauf gekommen?

Alexander Lemken von ioxp: Wir haben uns am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit den Möglichkeiten befasst, wie Augmented Reality zur Wissensvermittlung eingesetzt werden kann. Durch die anwendungsnahe Forschung und verschiedenen Industrieprojekte wurde uns bewusst, dass es einen großen Bedarf für hochwertige, sprachunabhängige Dokumentationen gibt und darüber hinaus Augmented Reality Möglichkeiten bietet, die im industriellen Umfeld von großem Vorteil sind.

Für-Gründer.de: Welche Zielgruppe sprechen Sie an und wie groß schätzen Sie den Markt?

Alexander Lemken von ioxp: Technologisch gesehen kann das System für beliebige Arbeiten eingesetzt werden. Wir richten uns in erster Linie an Unternehmen im produzierenden Gewerbe. Insbesondere im Bereich des Maschinenbaus oder bei Unternehmen, die ein Service-Netz mit vielen Technikern betreiben, um Wissen zu verteilen, kann vom ioxp-System profitiert werden.

Der von uns anvisierte Markt ist in Deutschland sehr groß und hat vor allem eine hohe Exportquote, wodurch wiederum die Möglichkeiten einer sprachunabhängigen Dokumentation interessant sind.

Die Datenbrille blendet die Reparaturschritte direkt im Visier an. Die Datenbrille blendet die Reparaturschritte direkt im Visier ein (Foto: ioxp)

Für-Gründer.de: Welche Branchen profitieren derzeit generell am meisten von Augmented Reality?

Alexander Lemken von ioxp: Augmented Reality findet im Marketing und Publishing großen Anklang. Man findet AR in Werbekampagnen, Messedemonstrationen oder als Aufwertung von Konsumentengütern, angefangen bei der Müslipackung bis hin zum Computerspiel.

In der Industrie wird Augmented Reality zurzeit nicht in der Breite eingesetzt. Das wollen wir ändern.

Für-Gründer.de: Wie verdienen Sie Geld?

Alexander Lemken von ioxp: Wir vertreiben Softwarelizenzen für unser System. Dabei unterscheiden wir in Autoren, die Dokumentationsinhalte hinzufügen und verwalten wollen, und Anzeigelizenzen zur Darstellung der Inhalte auf Smartphones, Tablets und Datenbrillen. Optional bieten wir auch an, als Dienstleister die Inhalte zu erstellen und Videoaufnahmen zu leiten.

Für-Gründer.de: Wie haben Sie sich bisher finanziert?

Alexander Lemken von ioxp: Über den EXIST-Forschungstransfer und Eigenkapital.

Für-Gründer.de: Sie haben bereits bei mehreren Gründerwettbewerben erfolgreich teilgenommen. Welche Rolle spielen die Teilnahmen und Siege für ioxp?

Alexander Lemken von ioxp: Zuerst einmal bringen die Wettbewerbe viel Aufmerksamkeit mit sich. Zum einen für unser Unternehmen, zum anderen auch für die technologischen Möglichkeiten unseres Systems und von Augmented Reality in der Industrie.

Darüber hinaus bekommen wir im Rahmen der Wettbewerbe wertvolle Rezensionen unseres Geschäftsplan und erhalten so Rückenwind in der Unternehmung.

Für-Gründer.de: Wo lagen die größten Hürden im Gründungsprozess?

Alexander Lemken von ioxp:

Die Vorbereitung und Beantragung des EXIST-Forschungstransfers war eine sehr zeitintensive Aufgabe.

Die eigentliche Gründung war dann sehr geordnet und durch die Unterstützung von vielen Seiten auch recht unproblematisch.

Für-Gründer.de: Wie lassen sich generell die gegensätzlichen Welten Wissenschaft und Wirtschaft/Industrie miteinander vereinbaren?

Alexander Lemken von ioxp: Aus unserer Erfahrung sehr gut und im Grunde sind die beiden Welten auch aufeinander angewiesen. Das DFKI mit seiner anwendungsnahen Forschung und die hochinnovative deutsche Industrie bieten dabei sehr gute Startvoraussetzungen für das Gelingen einer Gründung aus der Wissenschaft heraus.

Für-Gründer.de: Was sind Ihre Ziele bzw. die nächsten Schritte in den kommenden zwölf Monaten?

Alexander Lemken von ioxp: Wir wollen um zwei bis drei Mitarbeiter wachsen und mit Investoren über schnelles Wachstum sprechen.

Für-Gründer.de: Vom Gründen gelernt: Was sind Ihre drei wichtigsten Praxistipps für (angehende) Gründer?

Alexander Lemken von ioxp:

  • Gründungsidee stetig hinterfragen und sich Kritik und Meinungen einholen.
  • Sich nicht von fremden Meinungen und Kritiken beirren lassen.
  • Loslegen! Lieber schnell scheitern und neu versuchen, als es gar nicht erst zu wagen.

Für-Gründer.de: Vielen Dank für das Interview.

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