Freelancer werden? Von der Anmeldung bis zur Buchhaltung

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Viele Festangestellte, die über den Schritt in die Selbstständigkeit nachdenken, scheuen den Sprung ins Freelancer Dasein. Häufig sind sie unsicher, welche konkreten Schritte für einen erfolgreichen Übergang erforderlich sind. Erfahrt mehr über die Vorteile der nebenberuflichen Selbstständigkeit, was ihr dafür benötigt und wie ihr Honorare kalkuliert.

Freelancer haben die Möglichkeit, Aufträge von unterschiedlichen Auftraggebern zu übernehmen und sind dabei nicht an ein bestimmtes Unternehmen gebunden. (Bild: Pixabay.com © un-perfekt Public Domain)

Worum handelt es sich bei einem Freelancer?

Bei einem Freelancer handelt es sich um eine Person, die selbstständig arbeitet und ihre Dienstleistungen oder Fähigkeiten auf Vertragsbasis anbietet. 

Im Gegensatz zu festangestellten Arbeitnehmern ist ein Freelancer nicht an ein bestimmtes Unternehmen gebunden, sondern arbeitet für verschiedene Kunden und Projekte. Freelancer können in den verschiedensten Berufsfeldern tätig sein. Besonders häufig kommen sie in Bereichen wie Grafikdesign, Schreiben, Programmierung, Beratung oder Marketing zum Einsatz. 

Doch grundsätzlich können auch Personen Freelancer werden, die beispielsweise in den wachstumsstarken Bereichen IT, Engineering und Life Science tätig sind und künftig gerne Projekte auf eigenständiger Basis übernehmen möchten. Denn hier ist der Bedarf an Experten mit hochgradiger Spezialisierung im Moment besonders groß. 

Der große Vorteil: Sie haben die Flexibilität, ihre Arbeitszeiten und Projekte selbst zu bestimmen und arbeiten häufig von einem eigenen Büro oder von zuhause aus. Wer Freelancer werden möchte, sollte sich allerdings bewusst sein, dass er in der Regel selbst für seine Steuern, Versicherungen und die Akquise neuer Aufträge verantwortlich ist. 

Darf mir mein Arbeitgeber die nebenberufliche Tätigkeit verbieten?

Arbeitsrechtlich betrachtet handelt es sich bei Nebentätigkeiten um jegliche Form von Beschäftigungen, bei denen Mitarbeiter ihre Arbeitsleistung einbringen, um ein Einkommen zu erzielen. Laut dieser Definition trifft das also auch auf all jene zu, die gerne nebenberuflich Freelancer werden möchten. 

Gemäß Artikel 12 des Grundgesetzes besteht für Arbeitgeber eine gesetzlich geschützte Berufsfreiheit. Dies bedeutet, dass alle deutschen Bürger das Recht haben, ihren Beruf, Arbeitsplatz oder Ausbildungsstätte frei zu wählen. Daraus folgt, dass Arbeitgeber keinen Anspruch darauf haben, dass ihre Mitarbeiter ausschließlich für sie arbeiten.

Einen Nebenjob zu verbieten, ist nur in bestimmten Fällen möglich. Wenn der Arbeitgeber keine angemessenen und berechtigten Einwände hat, muss er den Nebenjob erlauben. Ein berechtigter Einwand wäre beispielsweise, wenn die Nebentätigkeit als Freelancer betriebliche Geheimnisse gefährden würde oder die Arbeitsleistung des Arbeitnehmers beeinflusst. 

Arbeitgeber dürfen allerdings vertraglich festhalten, dass sie über die Aufnahme einer neuen oder der Weiterführung einer bestehenden Nebentätigkeit in Kenntnis gesetzt werden müssen.

Für einen nebenberuflichen Testballon gibt es kaum administrativen Aufwand

Wer im Rahmen eines nebenberuflichen Projekts nur einmal austesten möchte, ob es für ihn eine dauerhafte Option sein könnte, hauptberuflich Freelancer zu werden, kann das hierzulande einfach ausprobieren, ohne dass er dafür gleich alle unternehmerischen Formalitäten erfüllen muss. 

Eine Gewerbeanmeldung, auch bekannt als "Gewerbeschein", ist nur erforderlich, wenn die selbstständige Tätigkeit langfristig ausgelegt ist oder dauerhaft betrieben werden soll.

Es besteht auch keine Verpflichtung, den steuerlichen Erfassungsbogen des Finanzamts auszufüllen, solange die Einnahmen bei der nächsten Steuererklärung als Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit angegeben werden. Wichtig in diesem Fall ist allerdings, auf den eigenen Rechnungen keine Umsatzsteuer auszuweisen. Denn solange der Umsatz unter 22.000 Euro pro Jahr liegt, gelten Freelancer im unternehmensrechtlichen Sinn als Kleinunternehmer. Sie dürfen sich in diesem Fall aber auch nicht die Vorsteuer von den Rechnungen abziehen. Als Steuernummer wird in diesem Fall einfach die persönliche Finanzamts-Steuernummer angegeben. 

Wenn die selbstständige Tätigkeit tatsächlich als Nebenberuf ausgeübt wird, sind auf die zusätzlichen Einnahmen auch keine Sozialversicherungsbeiträge zu entrichten. Mit nebenberuflichen Projekten lässt sich das Leben als Freelancer demnach einigermaßen risikolos ausprobieren. Doch für alle, die in weiterer Folge hauptberuflich Freelancer werden und IT-Projekte übernehmen möchten, gibt es ein paar wichtige zusätzliche Aspekte zu beachten. 

Die hauptberufliche Tätigkeit als Freelancer

In Deutschland herrscht grundsätzlich Berufs- und Gewerbefreiheit. Wer etwa in der IT-Branche selbstständig tätig werden möchten, sollte sich vor der Anmeldung beim Finanzamt oder der Gewerbeaufsicht informieren, ob für die Tätigkeit dennoch eine behördliche Genehmigung erforderlich ist.

In den meisten Fällen genügt eine Anmeldung beim Finanzamt oder der Gewerbeaufsicht. Hier sind einige Beispiele für Gewerbetreibende in der IT-Branche, die üblicherweise keine behördlichen Genehmigungen benötigen:

  • Softwareentwickler
  • Webdesigner
  • IT-Berater
  • IT-Systemadministratoren
  • IT-Sicherheitsexperten

Für viele Freelancer absolutes Neuland: Honorare kalkulieren

Angestellte sind es gewohnt, dass ihr Gehalt regelmäßig und termingerecht auf das Konto überwiesen wird. Zudem gibt es oftmals auch noch Weihnachts- und Urlaubsgeld und zusätzliche Boni. 

Wer Freelancer werden möchte, ist jedoch selbst für sein Einkommen verantwortlich. Dazu ist es erforderlich, genügend produktive Stunden in Rechnung zu stellen. Bei der Kalkulation des erforderlichen Einkommens sollte zusätzlich der Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung und alle Betriebsausgaben, die nicht einzelnen Projekten zugeordnet werden können, hinzugerechnet werden. 

Zudem sollte berücksichtigt werden, dass die Produktivitätszeiten eingeschränkt sind. Das liegt zum einen daran, dass auch noch Zeit für die Vermarktung und Verwaltung benötigt wird und zum anderen auch noch Ausfälle durch Krankheiten und unternehmerische Flauten drohen. Darüber hinaus sollten auch ausreichend Urlaubstage für die Erholung eingeplant werden. 

Bei der Kalkulation der Honorare ist es wichtig, auch entsprechende Ausfallzeiten wie Urlaub und Krankheit zu berücksichtigen. (Bild: Pixabay.com © Myriams-Fotos Public Domain)

Wie kommen Freelancer an Aufträge?

Um als Freelancer neue Kunden zu gewinnen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Vor allem kommunikative Personen können im Rahmen von Networking auf Events und Messen Kontakte zu potenziellen Auftraggebern und anderen Fachleuten knüpfen. 

Die einfachste Möglichkeit ist jedoch, sich auf entsprechenden Freelancer-Plattformen zu registrieren und dort die vorhandenen Ausschreibungen zu durchstöbern und sich dafür zu bewerben. Die Voraussetzung dafür ist jedoch ein aussagekräftiges und sympathisches Profil. 

Aller Anfang ist schwer: Der erste und wichtigste Schritt ist es deshalb, Vertrauen bei den Kunden aufzubauen und positive Bewertungen zu sammeln. Dafür ist es ratsam, während des Projekts transparent zu bleiben und regelmäßig mit dem Kunden zu kommunizieren und proaktive Engagement zu zeigen. Dann darf nach erfolgreichem Abschluss auch höflich ein positives Feedback eingefordert werden. 

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