Hochschulen mit den besten Gründungsbedingungen

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Deutschland hinkt in puncto Gründungen aus der Hochschule im internationalen Vergleich hinterher. Das Förderprogramm EXIST will dies ändern und unterstützt Hochschulen, die Gründer besonders fördern. Wir stellen die besonders gründerfreundlichen Hochschulen und deren prominente Start-ups vor.

 

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es in Deutschland genau 21 Hochschulen mit dem gewissen Etwas [22, Stand 2018]. Dieses gewisse Etwas heißt EXIST. Dabei handelt es sich um ein Programm des Bundeswirtschaftsministeriums zur Förderung der Gründungskultur an deutschen Unis und Fachhochschulen. Mit EXIST haben ausgewählte Bildungseinrichtungen die Möglichkeit, ihre Gründer mit finanziellen Mitteln und Beratungsangeboten bestens auf die Herausforderungen des Unternehmerdaseins vorzubereiten. Da es aber weit mehr als 21 Hochschulen in Deutschland gibt, wird schnell klar, dass nicht jede Uni oder FH in das Programm aufgenommen wird. Vielmehr müssen sich Hochschulen mit einem Konzept zur Verbesserung der Gründerkultur bewerben.

So haben an den beiden Wettbewerbsrunden in den Jahren 2011 und 2013 insgesamt 110 Hochschulen teilgenommen. Nach jedem Wettbewerbszyklus wurden die Gewinner ernannt, die sich fortan Gründerhochschule nennen durften. Doch damit nicht genug. Neben der Ernennung zur Gründerhochschule wurden jeweils noch die drei besten Konzepte mit dem Prädikat „EXIST-Hochschule“ ausgezeichnet. Zu diesen Hochschulen gehören:

  • Technische Universität Berlin, die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg und die Hochschule München in der ersten Runde und
  • die Universität Kassel, die Universität zu Lübeck und die Universität des Saarlandes in Runde zwei.

Genau in diesen erlesenen Kreis der Besten unter den Besten sind wir eingetaucht, um zu erkunden, was sie ausmacht. Von Nord nach Süd haben wir drei der insgesamt sechs „EXIST-Hochschulen“ ausgewählt, um sie näher vorzustellen. Die Wahl fiel auf die Hochschule für angewandte Wissenschaften München im Süden, die in Mitteldeutschland liegende Universität Kassel sowie die Universität zu Lübeck im Norden der Gründerrepublik.

Hochschule für angewandte Wissenschaften München: aufbauende Vorbereitung

Die Münchener Hochschule für angewandte Wissenschaften mit ihrem Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE) ist eine der akademischen Bildungsstätten, die in der ersten Wettbewerbsrunde um die Auszeichnung als allgemeine Gründerhochschule in die Top 3 mit den besten Konzepten zur Verbesserung der Gründerkultur gewählt und so zur offiziellen  „EXIST-Hochschule“ ernannt wurde.

Gewonnen hat sie diese Spitzenpositionierung mit dem EXIST-Projekt AHEAD. Der Konzeptname steht für „Advanced Holistic Entrepreneurship Attitude Development“ und handelt davon, die Aktivitäten zur Gründungsförderung pyramidenförmig aufeinander aufbauen zu lassen. Dafür wird großer Wert auf das Ineinandergreifen von Qualifizierungsprogrammen, der Gründungsförderung und Forschungsaktivitäten gelegt. Des Weiteren wird darauf geachtet, dass die Fakultäten und weitere Hochschuleinrichtungen mit externen Partnern zusammenarbeiten.

Strascheg Center for Entrepeneurship Netzwerk und Kooperationen des Strascheg Centers for Entrepeneurship (Bild: SCE Präsentationen)

Daraus ist das eigene Lehrformat „Real Projects“ entstanden, bei dem Projektarbeiten mit dem Ziel der Ausgründung entwickelt und durchgeführt werden. Aber auch mit den übrigen Hochschulen Münchens wurde an Förderangeboten getüftelt. So ist die Social Entrepreneurship Akademie als gemeinsames Projekt mit der LMU, der TU und der Universität der Bundeswehr München entstanden. Mit der Netzwerk-Organisation visieren die vier Münchener Hochschulen die gesellschaftliche Verankerung des Social Entrepreneurships an.

Ein bekanntes Start-up, das im Strascheg Center der Hochschule München sein Gründerhandwerk erlernte, ist Freeletics. Das Gründertrio Andrej Matijczak, Mehmet Yilmaz und Joshua Cornelius erfand eine Workout-App, die Trainingseinheiten auf Basis des eigenen Körpergewichts generiert und gründete 2013 die aus Eigenmitteln finanzierte Freeletics GmbH, die mittlerweile über 80 Mitarbeiter beschäftigt.

App von Freeletics Freeletics will seinen Nutzern dabei helfen, in Bestform zu kommen (Foto: Freeletics)

Universität Kassel: Vorbereitung auf Anschubfinanzierung

Die Kasseler Universität ist ebenfalls eine der drei EXIST-Hochschulen der zweiten Runde. Bei dem eingereichten Konzept „UNIKAT“ geht es namentlich um die Förderung von unternehmerischem Denken und Handeln in Lehre und Forschung. Der angekoppelte Inkubator UniKasselTransfer (UKT) will akademisches Wissen gesellschaftlich und damit auch wirtschaftlich nutzbar machen, indem Hochschulgründer bei ihren wissensbasierten Gründungsvorhaben unterstützt werden. Das eingesendete EXIST-Projekt punktete durch seine Integration von unternehmerischen Themen in die Lehrpläne und die Entwicklung von Instrumenten zur Anschubfinanzierung von Start-ups.

Mit der Unterstützung von EXIST konnte auch das Angebot von UniKasselTransfer erweitert werden. Hier gibt es mittlerweile neue Bereiche zu den Themen Produktentwicklung, Crowdfunding (in Zusammenarbeit mit Startnext) und verschiedene Workshops im Rahmen einer Startup School.

Darüber hinaus wurde im März 2015 das Innovations- und Gründerzentrum „Science Park Kassel“ auf dem Campus der Universität Kassel eröffnet. Hier tüfteln derzeit 16 [21, Stand 2018] Gründerteams an dem nächsten großen Ding.

Eines dieser innovativen Start-ups aus dem Science Park Kassel ist Betterspace. Das Jungunternehmen vernetzt und automatisiert die Heizungssteuerung in Hotel- und Büroräumen. Das Angebot aus Soft- und Hardware unterstützt vor allem Hoteliers dabei, effizient zu heizen, sodass unnötige Kosten gespart werden. De facto ist eine Einsparung von bis zu 30 % der Energiekosten drin. Mit seiner Idee erlangte das Kasseler Start-up das EXIST-Gründerstipendium sowie zahlreiche Awards und Preise bei den Gründerwettbewerben promotion Nordhessen, KUER-Businessplan Wettbewerb oder dem UNIKAT-Ideenwettbewerb.

Produkte von Betterspace Betterspace hilft dabei, Heizkosten zu reduzieren (Foto: Betterspace)

Universität zu Lübeck: Rundum-sorglos-Paket für Hightech-Gründer

Die Universität zu Lübeck ist eine von drei EXIST-Hochschulen der zweiten Runde. In Lübeck setzt man vor allem auf Hightech-Ausgründungen in der Biomedizintechnik.

Zusammen mit GründerCube, dem Lübecker Gründercampus, präsentierte man das Vorhaben, mehr Gründerbezug in den bereits vorhanden Wissenschaftscampus rund um die Biotechnologie und Medizintechnik einzuflechten. Hierfür wurden mehr gründungsrelevante Inhalte in die Lehre eingebunden und die Sinne für kommerzialisierbare (Gründungs-)Projekte an der Universität geschärft. Darüber hinaus beschäftigte man sich verstärkt mit den Herausforderungen bei der Übertragung von Rechten an komplexen Wissens- und Technologiewerten an Ausgründungen und bot Beratungsleistungen für angehende Gründer an.

Diese und weitere Bemühungen haben mittlerweile sogar den Weg für den Musterstudiengang „Entrepreneurship in digitalen Technologien“ geebnet und dem GründerCube auch einen GründerCube II beschert.

Eine erfolgreiche Ausgründung aus der Universität zu Lübeck ist gestigon. Das Start-up entwickelt IT-Lösungen für die Gestenerkennung und -steuerung auf der Basis von 3D-Kameras. Kern der Software ist ein Embedded System, das sowohl einen geringen Platz- als auch Stromverbrauch habe. Vor allem für mobile Geräte, wie Smartphones, Tablets, Fernbedienungen und Navigationssysteme ist gestigon gemacht worden. Aber auch die Bereiche Automotive, PCs, Gaming, Digital Signage oder MedTech gehören zum Zielgruppenbereich der gestigon-Lösung.

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