Energieeffizienz in Büroräumen: Mehr als nur gelebter Umweltschutz
Unternehmerischer Umweltschutz ist mehr als nur Selbstzweck. Er kann eure Betriebskosten signifikant senken. Wir zeigen, worauf es dabei ankommt.
Energie kostet Geld – oft einen erheblichen Teil der Betriebskosten. Und auch wenn energetisch hochwertige Betriebsräume teure Investitionen bedeuten, so sorgen sie für teils beträchtliche Verbrauchsreduktionen. Somit amortisieren sich die Ausgaben nicht nur rasch, sondern es beginnt sofort danach eine Betriebskostenersparnis.
Aber: Energetisch optimierte Räume umfassen immer eine Reihe aufeinander aufbauender Maßnahmen und außerdem nachhaltiges Verhalten aller Beteiligten.
#1 Sorgfältig geplante und angepasste Architektur
Wer Betriebsräume anmietet, muss mit dem leben, was der Gebäudebesitzer umgesetzt hat. Schon hierbei könnt ihr durch gezieltes Auswählen auf eine energetisch hochwertige Architektur achten. Solltet ihr Räume kaufen oder errichten lassen, sollten die folgenden Punkte sogar mit Nachdruck verfolgt werden.
Maximale Tageslichtausnutzung
Sofern euer Unternehmen nicht im Schichtsystem agiert, wird dort höchstwahrscheinlich nur tagsüber gearbeitet. Angesichts dessen wäre es falsch, nicht die damit einhergehenden Lichtverhältnisse auszunutzen:
- Das Gebäude sollte nach Süden nicht abgeschattet werden. Von Süden kommt auf der Nordhalbkugel das meiste Tageslicht.
- Die wichtigsten Arbeitsbereiche sollten entsprechend an den südlichen Außenwänden liegen.
- Zumindest in diesen Wänden sollte es große Fenster geben.
Jede Minute, die ihr länger auf Kunstlicht(-ergänzung) verzichten könnt, ist ein Gewinn. Abgesehen davon stellt Tageslicht die beste Lichtform für Leistung und Wohlbefinden dar.
Kontrollierte Abschattung
Allerdings kann dieses Prinzip im Sommer zu viel des Guten sein. Dann heizen sich sonnendurchflutete Räume zu stark auf.
Dagegen solltet ihr Abschattungsmöglichkeiten besitzen – außen. Hat das Sonnenlicht das Glas durchdrungen, reduziert innenliegende Abschattung nur noch den Lichteinfall, nicht jedoch die Aufheizung.
Kompromisslose Dämmung
Ein wichtiger Punkt optimaler Energieeffizienz ist die Dämmung. Außenwände, Fenster, Dach bzw. Raumdecken sollten so wärmeundurchlässig wie möglich sein; sollten einen hohen Wärmedurchgangskoeffizienten besitzen (U-Wert).
Allerdings: Alle Elemente müssen vergleichbare U-Werte aufweisen, sonst kommt es zu einer energetischen Schieflage, die in Feuchtigkeitsproblemen resultieren kann.
Sorgfältige Aufteilung und Abgrenzung
Offene Grundrisse sind trendig. Aus energetischer Sicht sind sie jedoch immer nachteilig:
- Durch das große Raumvolumen sind Heiz- und Kühleffekte nur langsam spürbar.
- Reger Personenverkehr beeinflusst die Heiz- und Kühlleistung.
- Unterschiedliche Temperaturzonen nach Wunsch der Mitarbeiter sind kaum möglich.
Energetisch optimierte Grundrisse sind deshalb kleinteilig aufgeteilt und voneinander abgegrenzt. Denkt dabei aber an die Tageslichtausnutzung und nutzt Glas. Außerdem unterstützt das transparente Material die Personalführung und das Zusammengehörigkeitsgefühl.
#2 Zeitgemäße Heizung und Belüftung
Die Gebäudearchitektur liefert die wichtigste Grundlage für optimale Energieeffizienz. Zu einem vollumfänglichen System werden eure Büroräume jedoch erst, wenn auch Heizung und Klimatisierung darauf abgestimmt sind.
Moderne und regelmäßig gewartete Anlagen
Wie ihr heizt und kühlt, hängt vom Einzelfall ab. Völlig unabhängig davon gilt jedoch: Die Systeme sollten möglichst modern sein.
Schon nach zehn, fünfzehn Jahren werden die Verbräuche im Angesicht der raschen Entwicklungen immer höher im Vergleich mit zeitgenössischen Geräten. Ein frühzeitigerer Austausch kann deshalb günstiger sein.
Und gänzlich ungeachtet des Alters sollte ein Fachmann die Systeme jährlich warten, reinigen, justieren. Denn:
- Der Verbrauch ist dann immer so gering, wie es technisch möglich ist.
- Sich anbahnende Schäden werden frühzeitig entdeckt, bevor Ausfälle entstehen.
- Es können mitunter technische Neuerungen appliziert werden; beispielsweise Software-Updates.
Bedarfsgerechte Wärme und Kälte
Wenn ihr Räume anmietet, habt ihr in Sachen Heizung und Klimatisierung vieles nicht in der Hand. Speziell jedoch, wenn ihr in ein eigenes Gebäude zieht, solltet ihr einen grundsätzlichen Fokus haben: Was eure Räume wärmt und kühlt, sollte bedarfsgerecht sein.
Diese Denkweise beginnt bei den Heizkörpern. Sowohl wenn das Gebäude neu errichtet wird wie bei einem Tausch der Heizungsanlage solltet ihr die Leistung der Heizkörper vorher durchrechnen – damit die Heizung nicht mehr Wärme erzeugen muss, als unbedingt nötig ist.
Ähnlich verhält es sich auch bei der Klimatisierung. Wenn bei euch etwa eine effektive Abschattung der (hochgedämmten) Fenster besteht, benötigt ihr wesentlich weniger Leistung für ein gleiches Kühl-Niveau.
Begrenzte Kontrollierbarkeit
Auch bedarfsgerechte Systeme können nur so gut sein, wie diejenigen, die sie kontrollieren. Daher solltet ihr überlegen, wie viele Freiheiten eure Mitarbeiter hierbei haben sollten.
Denn eure Teammitglieder sind nicht zwingend Energieexperten – oder sich darüber bewusst, welche Betriebskosten hierbei entstehen. Besser kann es deshalb sein, ihre Einstellmöglichkeiten zu reduzieren. Im Winter genügen 20°C für leichte, sitzende Tätigkeiten, im Sommer sollten zwischen Außen- und Raumtemperatur nicht mehr als 6°C Unterschied bestehen
#3 Sparsame, aber ausreichende Elektrik und IT
Wärme und Kälte sind eine Hälfte eures Energieverbrauchs. Die andere ist der Strom. Auch hier gibt es Möglichkeiten zur Optimierung.
Sorgfältig ausgewählte digitale Komponenten
Ohne digitale Helfer funktioniert heute kein Büro. Allerdings gibt es dabei immer eine Wahl bezüglich der Leistungsfähigkeit, womit meistens auch der Stromverbrauch einhergeht.
Ihr solltet hier nach folgender Maxime verfahren:
Leistungsstark genug, um im täglichen Betrieb auszureichen und geringe Reserven zu haben.
Mehr Leistung kostet nicht nur bei der Anschaffung überflüssig viel, sondern schlägt sich oft auch in höherem Stromverbrauch nieder.
Nutzung smarter und sensorbasierter Systeme
Menschen machen Fehler: Sie lassen das Licht eingeschaltet, lassen aktuell nicht genutzte Geräte laufen. Moderne Technik kann dies ausgleichen. Etwa sensorgestützte Beleuchtung, die tageszeitabhängig oder bewegungsgesteuert schaltet, oder auch smarte Schalter, die Nichtbenutzung registrieren und angeschlossene Geräte abschalten.
Je mehr solcher Systeme ihr nutzt, desto besser könnt ihr kleine, unnötige Verbräuche minimieren – gerade diese summieren sich auf.
Kontrolle privater Geräte
Summieren ist auch ein weites Mal Stichwort. Dann, wenn eure Mitarbeiter ihre Handys über den Firmenstecker aufladen, private Radios, Ventilatoren oder Kaffeemaschinen betreiben.
Es liegt in eurem Ermessensspielraum als Firmenbesitzer, derartige Privatnutzungen zu untersagen. Jedoch mit einem wichtigen Detail: Es sollte keine stillschweigende Duldungsphase geben. Am besten ist es deshalb, solche Regulierungen bereits bei der Einstellung eures ersten Mitarbeiters zu beginnen.
Die richtigen organisatorischen Maßnahmen
Die Architektur stimmt, Heizung, Klimatisierung und die Elektrik samt IT ebenfalls. Ein solches Unternehmen ist bereits gut aufgestellt. Aber für die Bestnote gibt es noch etwas, das ihr beachten solltet.
Ausnutzung von sommerlichen Tageszeiten
Die Tageszeit definiert sowohl Temperaturen wie Naturlicht. Für maximale Energieeffizienz solltet ihr beides ausnutzen. Vor allem im Sommer habt ihr schlagkräftige Optionen:
- Generelle Vorverlegung der Arbeitszeit, um die kühlen, aber dennoch hellen Morgenstunden auszunutzen.
- Die Aufteilung des Arbeitstages, sodass die besonders heißen frühen Mittagsstunden zur „Siesta“ werden.
Der Effekt: Ihr könnt beträchtliche Energiemengen für die Klimatisierung einsparen, ohne dass der laufende Betrieb beeinflusst wird.
Vorbildliches Verhalten der Entscheider
Was Entscheider vorleben, färbt ab. Ein eiskalt klimatisiertes Chefbüro mit ständig offener Glastür und unnötig brennender Beleuchtung zeigt eurem Team, dass es vertretbar ist, ebenso zu handeln. Folgt nicht diesem Beispiel, sondern geht vorbildlich voran.
Denn all die hier genannten Dinge kosten natürlich Geld. Je stärker alle an einem Strang ziehen, desto rascher ist die Amortisationsphase überwunden und desto früher beginnt eine finanziell spürbare Verbrauchsreduktion.
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