Möglichkeiten der Selbstständigkeit ohne Eigenkapital
„Selbständig machen ohne Eigenkapital? Wie soll das denn gehen?", fragen Sie sich vielleicht. „Das ist doch völlig absurd." So reagieren die meisten Gründer - zu Unrecht. Die ersten Einsparungen können oft schon zu Beginn durch einfache Überlegungen erzielt werden. So ist die Gründung einer GbR natürlich deutlich kostengünstiger als die Gründung einer Kapitalgesellschaft, wie die GmbH.
Darüber hinaus ist ein Geschäftsvorhaben, für das hohe Investitionen wie Maschinen und Personal benötigt werden, ohne Eigenkapital schwieriger zu verwirklichen. Selbst ein kleines Büro kostet Geld, warum also nicht von zu Hause aus arbeiten? Natürlich müssen diese Überlegungen auch zur Gründung passen.
All diese kleinen Entscheidungen können viel Geld sparen und mit den richtigen Tipps können sich Gründungswillige auch ohne Eigenkapital selbstständig machen. Banken wie beispielsweise die KfW-Bank oder die Bürgschaftsbank bieten mit Startgeldern, Förderprogrammen und Bürgschaften die Möglichkeit, sich auch ohne Eigenkapital selbstständig zu machen.
KfW Gründerkredit: StartGeld & Universell
Bei einem Kapitalbedarf von bis zu 100.000 Euro für die Existenzgründung können Gründer den ERP Gründerkredit - StartGeld der KfW-Bank beantragen. Der Gründerkredit schreibt eine Eigenbeteiligung des Gründers in Form von Eigenkapital nämlich nicht zwingend vor. Daher ist für das KfW-StartGeld die fachliche und kaufmännische Qualifikation des Gründers ausschlaggebend.
Der ERP Gründerkredit - StartGeld der KfW-Bank hat eine Laufzeit von fünf oder zehn Jahren, mit einem bzw. zwei tilgungsfreien Jahren und festgeschriebenem Zinssatz. Für größere Finanzierungssummen von bis zu 10 Mio. Euro bietet die KfW-Bank, neben dem StartGeld, weitere Produkte wie das ERP-Kapital für Gründung und den ERP-Gründerkredit - Universell.
Existenzgründung per Franchise
Mit Franchising wird Gründungsinteressierten die Existenzgründung ohne Eigenkapital ermöglicht. Immer mehr Anbieter erkennen, dass der Zugang zu einer erfolgreichen Franchisepartnerschaft von persönlichen Fähigkeiten und nicht vom finanziellen Hintergrund abhängig ist. Bei diesen Franchisegebern können sich Interessierte als Lizenznehmer bewerben und sich vielleicht schon nach kurzer Zeit als Franchisenehmer selbstständig machen. Jedoch sollten Interessierte entsprechende Konzepte gut prüfen.
Übrigens finden Sie auf Für-Gründer.de die empfohlenen Franchisesysteme der Initiative FranchiseTop10.
Nachrangdarlehen einer Beteiligungsgesellschaft
Mit dem Nachrangdarlehen einer Beteiligungsgesellschaft können Gründer eine 100 %-ige Haftungsfreistellung erhalten. Mittelständische Beteiligungsgesellschaften sind Selbsthilfeeinrichtungen ortsansässiger Wirtschaftsverbände und Kammern aller Branchen, Versicherungen und Banken sowie Förderinstitute der Bundesländer. Sie unterstützen erfolgversprechende Geschäftsideen mit Kapital und Know-how. Bei der Tilgung dieses „öffentlichen Darlehens" werden großzügige Sonderkonditionen wie tilgungsfreie Jahre und ein niedriger Zins vergeben, unabhängig von Sicherheiten und Risikobeurteilung.
Eigentum und Wertanlagen belasten
In manchen Fällen kann man als Eigenkapital auch die Rentenversicherung oder das Wohneigentum belasten. So leistet man kein liquides Eigenkapital, sondern Eigenkapital in Form von Eigentum und Wertanlagen. Vor allem Banken legen potenziell großen Wert auf diese Form der Sicherheitseinlage. Kredite können gewährt werden bei einer ausreichend hohen Versicherungssumme, die den Kredit absichert. Ebenso verhält es sich mit Wohneigentum. Sind Gründer im Besitz eines Hauses oder einer Wohnung, können sie der Bank die Beteiligung an ihrem Besitz als Gegenleistung für einen Kredit zur Verfügung stellen.
Fördermittel von Bürgschaftsbanken
Bei der Kreditbeschaffung unterscheiden Kreditinstitute zwischen „Refinanzierung" und „Kreditrisiko". Für Gründer ist es häufig ein Problem, eine entsprechende Risikoübernahme nachzuweisen. Eine Option sind Bürgschaften einer Bank, die als vollwertige Sicherheiten für alle Kreditinstitute gelten.
Bürgschaftsbanken sind Förderbanken, die privatwirtschaftlich organisiert und vom Staat unterstützt werden. Ziel ist es, Unternehmen und Freiberufler bei der Finanzierung zu unterstützen. Dazu gibt es in jedem Bundesland eigenständige Bürgschaftsbanken, die sich in ihren Förderaktivitäten kaum unterscheiden. Die Bürgschaften sind vollwertige Sicherheiten für alle Kreditinstitute.
Im Rahmen einer Existenzgründung kann eine Bürgschaftsbank die Funktion der Risikoübernahme bei Kreditgeschäften übernehmen. Das heißt, sie bieten vollwertige Sicherheiten für alle Kreditinstitute. Die Bürgschaftsbank zahlt also, wenn der Kreditnehmer, in diesem Falle der Gründer, seinen Kreditverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann und andere Sicherheiten bereits verwendet wurden. Das Schuldverhältnis des Kreditnehmers wird dabei von dem Kreditinstitut an die Bürgschaftsbank übertragen.
Crowdfunding für Ihr Vorhaben
Crowdfunding, auch Schwarmfinanzierung genannt, bezeichnet eine Methode der Kapitalbeschaffung durch die Sie Ihr Geschäftsvorhaben von der so genannten „Crowd" finanzieren lassen. Sie legen als Projektstarter ein Finanzierungsziel fest, das Sie mit Hilfe der Crowd erreichen möchten. Grundsätzlich investieren Personen in Projekte, die sie interessant finden. Daher ist neben der Idee an sich die Erstellung der Kampagne ausschlaggebend für den weiteren Erfolg.
Unterstützen Personen aus der Crowd ihre Kampagnen, bekommen sie im Gegenzug dafür ein kleines „Dankeschön". Bei einem Buch kann es sich beispielsweise um einen Rabatt auf den Kaufpreis oder ab einer bestimmten Spendensumme um ein eigenes Exemplar handeln. In der Regel findet der Aufruf zur Beteiligung an einem Geschäftsvorhaben im Internet statt.
Auf einem Crowd funding Portal können Sie Ihr Geschäftsvorhaben vorstellen und für Investoren werben. Es gibt eine Vielzahl an Crowd funding Portalen. Als Pionier gilt die Plattform Indiegogo. Die Anmeldung und Kampagnenerstellung auf der Plattform ist kostenlos. Wird das im Vorfeld festgelegte Finanzierungsziel erreicht, fallen eine Plattformgebühr von 4 % und eine Zahlungsgebühr von 3 % an.
Fazit zur Selbstständigkeit ohne Eigenkapital
Man sieht also: selbstständig machen ohne Eigenkapital kann funktionieren, auch wenn es sicherlich nicht leicht ist. Seine Lebensversicherung für das Start-up zu belasten, ist natürlich keine leichte Entscheidung. Daher sollte man sich vor allem genügend Zeit nehmen, um die verschiedenen Alternativen zu durchdenken. Wichtig ist nämlich, dass Gründer noch ausreichende Rücklagen haben, falls die Geschäftsidee doch einmal nicht so funktionieren sollte, wie zuvor geplant.
Wenn sich Gründer dafür entscheiden, einen Kredit aufzunehmen, sollten sie sich einen genauen Tilgungsplan machen und die Rückzahlung in den monatlichen Ausgaben berücksichtigen. Eine empfehlenswerte Kapitalbeschaffung durch einen Kredit bietet das StartGeld der KfW, mit dem Gründer auf ihr Eigenkapital als Rücklage zurückgreifen können. Auch Möglichkeiten wie eine Gründung per Franchise oder Kapitalsammlung durch Crowd funding können je nach Geschäftsmodell sehr vielversprechend sein.
Über den Autor
Felix Thönnessen gründete und leitet die Unternehmensberatung und Marketingagentur thoennessenpartner in Düsseldorf.
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