Instrument zur Fachkräftegewinnung
Fachkräftemangel, Überalterung, Produktivitätsverluste - Dies sind nur einige Problemfelder, mit denen sich Arbeitgeber zunehmend auseinandersetzen müssen. Demografischen Analysen zufolge werden die Erwerbstätigen in Deutschland nicht nur älter, auch ihre Zahl wird sich in den nächsten Jahren reduzieren. Grund hierfür ist insbesondere der Geburtenrückgang. Mittel- und langfristig droht ein akuter Fachkräftemangel.
Besonders betroffen könnten laut einer Studie, die die Universität Rostock im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit durchgeführt hat, dabei die Fertigungsberufe (u.a. Dreher und Chemiebetriebswerker), die sogenannten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie die Gesundheits- und Pflegeberufe sein. Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) gilt als vielversprechendes Instrument, um Fach- und Führungskräfte anzulocken und langfristig zu binden.
Steigendes Interesse an betrieblichen Versorgungskonzepten
Seit einigen Jahren haben sich Anbieter privater Krankenvoll- und Zusatzversicherungen für betriebliche Produktlösungen geöffnet. Sie sehen darin ein strategisches Wachstumspotential und haben ihren Vertrieb auch auf diesen Bereich ausgeweitet. Auch immer mehr Arbeitgeber liebäugeln mit dem Konzept der betrieblichen Krankheitsversicherung, da sie sich Vorteile bei Personalbeschaffung und -bindung sowie im Wettbewerb mit anderen Unternehmen versprechen.
Im Gegensatz zur kurzlebigen Wirkung einer Gehaltserhöhung sind Leistungen einer bKV nachhaltig und bieten einen erlebbaren Mehrwert. Vorbildfunktion übernimmt die betriebliche Altersvorsorge, die für Arbeitnehmer im Hinblick auf Kosten und Rendite häufig vorteilhafter ist als private Sparverträge.
Zahl der Abschlüsse zunächst verhalten
Trotz des wachsenden Interesses an der bKV bieten bisher jedoch nur wenige Unternehmen entsprechende Vertragsmöglichkeiten für ihr Personal an. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Umfrage des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGOV von rund 500 Unternehmen wider.
Demnach sehen zwar rund 44 % der teilnehmenden Betriebe in der betrieblichen Krankenversicherung eine „attraktive Arbeitgeberleistung für Mitarbeiter", abgeschlossen wurde so ein Produkt jedoch bisher nur von 6 % der Unternehmen.
Leistungen der bKV vergleichen
Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine betriebliche Krankenversicherung offerieren möchten, sollten zunächst den genauen Bedarf der Belegschaft feststellen. Allgemein kann zwischen folgenden Zusatzpolicen gewählt werden:
- Zahnzusatzversicherungen (Zahnersatz, Zahnprophylaxe)
- Brillenzusatzversicherungen
- Auslandsreisekrankenversicherung
- Ambulante Zusatzversicherungen
- Heilpraktikerleistungen
- Pflegezusatzversicherung
Aber auch zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen, das Einbettzimmer oder die Chefarztbehandlung im Krankenhaus können abgesichert werden. Die Tarife sind meist modular aufgebaut, sodass sie nach dem Bauskastenprinzip an die Ansprüche der Mitarbeiter angepasst werden können. Sind Letztere geklärt und ist eine homogene und objektiv abgrenzbare Mitarbeitergruppe identifiziert, gilt es die Kosten und Leistungen der bKV-Produkte am Markt umfassend zu vergleichen. Unterschiede existieren meist bei der Höhe der Erstattungssätze, der Mindestanzahl der versicherbaren Personen und der Art der Finanzierung. Demnach kann der Arbeitgeber allein oder teilweise Beitragszahler sein, auch eine zeitlich befristete Arbeitgeberfinanzierung ist denkbar.
Vorteile für Arbeitnehmer
Aus Sicht der Arbeitnehmer ist das vereinfachte Annahmeverfahren ein großes Plus. So können sie sich ohne oder mit einer vereinfachten Gesundheitsprüfung zusatzversichern. Somit kommen auch Personen mit Vorerkrankungen in den Genuss der Zusatzabsicherungen. Häufig ist außerdem die Mitversicherung von Lebenspartnern und Kindern der Mitarbeiter möglich. Bei Ausscheiden des Arbeitnehmers aus dem Betrieb oder bei Pensionierung kann der Vertrag bei einigen Anbietern sogar weitergeführt werden. Vorteilhaft sind zudem die meist günstigeren Prämien im Vergleich zu individuellen Vertragsoptionen am Markt.
Steuerliche Vorzüge überprüfen
Die steuerliche Behandlung hat sich ab 1.1.2014 verändert. So gelten die arbeitgeberfinanzierten Beiträge zur betrieblichen Krankenversicherung nicht mehr als Sachlohnzuwendung, sondern sind als Barlohn zu behandeln. Auch wenn dieser steuerliche Vorteil entfallen ist, ist die Versteuerung einer arbeitgeberfinanzierten bKV durch den Arbeitnehmer in der Regel weiterhin günstiger als bei einer privaten Absicherung.
Fazit: Mit einer betrieblichen Krankenversicherung verschaffen sich Arbeitgeber einen Vorsprung im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Sie können diese nicht nur besser rekrutieren, sondern haben langfristig auch ein Argument, sie an das Unternehmen zu binden. Arbeitnehmer profitieren von deutlich günstigeren Versicherungsbedingungen als bei einer Einzelabsicherung am Markt. Somit entsteht eine Win-win-Situation, die die Motivation und Zufriedenheit der Belegschaft erhöhen und Krankheitskosten und Ausfallzeiten reduzieren kann.
1A Verbraucherportal im Gründernetzwerk
Das 1A Verbraucherportal ist mit seinen Vergleichsmöglichkeiten im Bereich Versicherungs- und Finanzberater in der Dienstleister- und Beraterbörse von Für-Gründer.de vertreten und steht Existenzgründern mit umfangreichen Vergleichsmöglichkeiten rund um Versicherungen zur Seite.