Finanzierung als Social Business meistern

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Best Practice

SIRPLUS setzt sich als Social Business dafür ein, Lebensmittel zu retten, bevor sie weggeschmissen werden. Wir haben mit Co-Founder Raphael Fellmer über die Hürden zur Finanzierung gesprochen.

SIRPLUS Martin Schott (l.) und Raphael Fellmer schafften es zu DHDL. Der Erfolg gibt ihrem Geschäftsmodell recht. (Fotocredit: TVNOW | Bernd Michael Maurer)

GründerDaily: Hallo Raphael, was war die bisher größte Hürde, die ihr bei SIRPLUS nehmen musstet?

Raphael von SIRPLUS: Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen, möglichst viel bewegen und möglichst viele Lebensmittel retten. Uns geht es darum, ein Business zu schaffen, das enkeltauglich ist.

In diesem Zusammenhang war und ist die Finanzierung noch immer das Schwierigste.

Wir sind ein schnell wachsendes Unternehmen, aber noch nicht profitabel. Wir hatten Glück, dass wir einen Business Angel gefunden und Darlehen erhalten haben.

GründerDaily: Wie seid ihr bei der Suche nach einem Business Angel vorgegangen und wo habt ihr ihn final gefunden?

Raphael von SIRPLUS: Wir haben unser Netzwerk, also unsere Kontakte gefragt, und dann über einen Kontakt unseren ersten Business Angel gefunden.

GründerDaily: Welche Finanzierungsschritte habt ihr außerdem noch in Angriff genommen?

Raphael von SIRPLUS: Nach zwei erfolgreichen Crowdfunding-Kampagnen, bei denen wir insgesamt fast 200.000 Euro eingesammelt haben, wollten wir jedoch nicht stehen bleiben. Deswegen haben wir drei weitere echt starke Impact Investoren gefunden für unsere Mission, die über eine halbe Million Euro investiert haben.

2020 haben wir dann noch eine Crowdinvesting-Kampagne gestartet, bei der schon über 500 Menschen insgesamt 550.000 Euro der anvisierten 900.000 Euro in SIRPLUS investiert haben. Außerdem suchen wir dieses Jahr 2,5 Millionen Euro für die Series A.

  • Tipps für die Finanzierung für Sozialunternehmen: Zahlreiche Social-Start-ups setzen auf Bootstrapping, aber auch Business Angels, Familienmitglieder, Freunde oder Crowdfunding werden zur Finanzierung genutzt.  Zudem kann sich für Sozialunternehmer, die gewinnorientiert und nachhaltig wirtschaften, auch eine KfW-Förderung als ein passender Finanzierungsbaustein erweisen.

GründerDaily: Welchen aktuellen Herausforderungen begegnet ihr noch?

Raphael von SIRPLUS: Wir haben bei der Crowdinvesting-Kampagne bei WiWin einen super Start gehabt und mittlerweile über 2/3 von den 900.000€ eingesammelt. Allerdings hat sich die Finanzierung durch Corona verlangsamt. Insgesamt läuft es bei SIRPLUS trotz bzw. teilweise auch wegen der Krise sehr gut, so konnten wir jeden Monat einen neuen Rekordumsatz erzielen und machen mittlerweile schon über 400.000€ Umsatz pro Monat.

GründerDaily: Wofür braucht ihr das Geld vor allem?

Raphael von SIRPLUS: Neben Mieten ist das Personal der größte Kostenfaktor, der wird uns nicht nur 2020 beschäftigt, sondern auch darüber hinaus, weil wir auch sehr operativ sind mit dem Onlineshop und unseren eigenen Supermärkten. Wir sind auch schon über 100 Menschen bei SIRPLUS und das Unternehmen entwickelt sich stetig weiter.

GründerDaily: Was empfehlt ihr anderen Social Entrepreneuren?

Raphael von SIRPLUS:

Auf jeden Fall Crowdfunding! Was auch immer man umsetzen will: Ihr solltet eine Community aufbauen, bevor das Produkt gestartet wird.

Dadurch können schon früh erste Kunden gewonnen werden, die perspektivisch zu Fans werden können. Solch ein Prelaunch auf dem Reißbrett gibt mentale Unterstützung und eine Community vorweisen zu können, schafft mehr Credibilty für Business Angels, Banken usw. – wer auch immer Geld investiert oder man etwas bewegen möchte.

Es ist wichtig, einfach auszuprobieren und loszulegen, bevor man zwei Jahre herumbrütet und nach dem Start merkt, dass das Produkt bzw. der Service auf dem Markt nicht angenommen wird. Darüber hinaus solltet ihr mit möglichst vielen Menschen sprechen, um Feedback zu eurer Idee zu erhalten.

Vergesst auch nicht, Werbung für euch zu machen, damit ihr und eure Sache bekannter werdet.

GründerDaily: Was sollte aus eurer Sicht bei Social Entrepreneurship in Deutschland besser laufen?

Raphael von SIRPLUS: Es gibt Fördermittel, aber es ist teilweise sehr kompliziert, im Dickicht dieser Förderlandschaft durchzusehen. Die Informationen zu Unterstützungsangeboten sollten noch leichter zugänglich gemacht werden für Unternehmer, welche die Welt verändern wollen, vielleicht in Form einer App oder eine Website, wo das alles seriös aufbereitet ist.

Für Unternehmen, die sich grün aufstellen möchten, bräuchte es noch mehr Unterstützung vom Staat.

Für uns war die Entwicklung auch deshalb schwierig, weil wir kein klassisches Start-up mit einem Exit-Plan von 5 Jahren sind. Von staatlicher Seite gibt es zu wenig Geld für Start-ups, die gerade anfangen wollen, aber auch für die, die wie wir bereits seit einigen Jahren auf dem Markt sind.

Wir wünschen uns weiterhin noch mehr finanzielle Unterstützung, aber es braucht auch mehr Acceleratoren-Programme für junge Start-ups, damit sich noch mehr Menschen trauen, ihre Träume umzusetzen.

GründerDaily: Vielen Dank für das Gespräch, Raphael und weiterhin viel Erfolg mit SIRPLUS!

  • Finanzierungs-Tipp: Sozialunternehmer, die gewinnorientiert und nachhaltig wirtschaften, können als Finanzierungsbaustein eine KfW-Förderung prüfen.

Keyfacts über SIRPLUS

  • Gegründet im Jahr: 2017
  • Firmensitz in: Berlin
  • Unser aktuelles Team besteht aus: 135 Personen
  • Die erste Finanzierung erfolgte durch/über: Startnext Crowdfunding Plattform
  • Besonders geholfen haben mir/uns bisher: Climate-KIC
  • Besonders wichtig im Arbeitsalltag sind für mich/ uns folgende:
    • Menschen: die Dinge vorantreiben und zu Ende bringen.
    • Tools: Google Suite
    • Internetseiten: ecosia.com
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