Top 50 Start-up für's Herz: "So kämpfen wir gegen Herzkreislauferkrankungen"

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Die Gründer von Redwave Medical haben Herzkreislauferkrankungen den Kampf angesagt. Mit ihrem Algorithmus zur Pulswellenanalyse überzeugten die Gründer letztes Jahr gleich bei mehreren Gründerwettbewerben und schafften es so auch in unsere Top 50 Start-ups 2016. Wie ihre Idee funktioniert, was es mit dem zentralen Blutdruck auf sich hat und wo ihr Algorithmus Anwendung findet, verrät uns Gründer Chris Stockmann im Interview.

 

Für-Gründer.de: Hallo Chris, Redwave Medical hat einen Algorithmus entwickelt, der die Messung des zentralen Blutdrucks ermöglicht. Kannst du uns erklären, wie das genau funktioniert und warum diese Art der Blutdruckmessung so wichtig ist?

Chris Stockmann von Redwave Medical: Neben dem Blutdruck im Oberarm, welcher bereits von vielen Menschen zu Hause gemessen und überwacht wird, gibt es den viel wichtigeren Blutdruck in der Aorta. Dieser zentrale Blutdruck ist deshalb so bedeutsam, weil er direkt auf die inneren Organe – wie Gehirn, Nieren oder Herz – wirkt und auf Dauer schweren Schaden anrichten kann, wenn er zu hoch ist wie es beispielsweise bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall der Fall ist. Der zentrale Blutdruck weicht in vielen Fällen von dem am Oberarm gemessenen Blutdruck deutlich ab. Auch reagiert er anders auf verschiedene Medikamente.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Risiken von Herzkreislauferkrankungen, die durch Bluthochdruck verursacht werden, deutlich zu senken. Dazu haben wir einen Algorithmus entwickelt, welcher die sogenannten Pulswellen während einer Blutdruckmessung sehr genau analysiert.

Die Gründer von Redwave Medical haben Herzkreislauferkrankungen den Kampf angesagt. (Bildquelle: Univations GmbH, Investforum) Die Gründer von Redwave Medical haben Herzkreislauferkrankungen den Kampf angesagt. (Bildquelle: Univations GmbH, Investforum)

Für-Gründer.de: Der von euch entwickelte Algorithmus soll in Blutdruckmessgeräte integriert werden. Wie ist hier der Stand?

Chris Stockmann von Redwave Medical: Das stimmt. Ein wichtiges Ziel bei der Entwicklung des Algorithmus war, dass dieser so einfach und robust wird, dass er von jedem Anwender und Patient in den eigenen vier Wänden eingesetzt werden kann. Dafür muss er auch unkompliziert in alle Blutdruckmessgeräte integriert werden können.

Wir arbeiten mit führenden Herstellern von Blutdruckmessgeräten zusammen und sind so in der Lage, eine der modernsten Technologien aus der Medizintechnik zum Patienten preiswert nach Hause zu bringen. Derzeit laufen unsere invasive Validierungsstudie sowie das Zulassungsverfahren zum Medizinprodukt noch.

Für-Gründer.de: Ihr bewegt euch in einem sehr forschungsintensiven Bereich. Wer genau steckt hinter Redwave Medical und wie ist euer Background?

Chris Stockmann von Redwave Medical: Das ist wahr. Es ist ein sehr langer Weg mit vielen Hürden, um einen solchen Algorithmus zu entwickeln und zu validieren. Unser Vorteil liegt in unserer Agilität. Wir sind ein kleines Team, welches bereits langjährige Erfahrungen in Produktmanagement, Vertrieb, Signalanalyse und auch medizinischem Fachwissen in exakt diesem Bereich, der Bestimmung des zentralen Blutdrucks, mitbringt. Diese Kompetenzen haben uns in die Lage versetzt, unseren Algorithmus in weniger als 18 Monaten zu entwickeln.

Das Team von Radwave Medical ist mit bestem Fachwissen in ihrem Bereich bestückt und konnte bei den Investor Days überzeugen. (Bildquelle: STIFT bmt) Das Team von Redwave Medical verfügt über fundiertes Fachwissen und konnte bei den Investor Days überzeugen. (Bildquelle: STIFT bmt)

Für-Gründer.de: In welcher Phase des Gründungsprozesses befindet ihr euch derzeit?  

Chris Stockmann von Redwave Medical: Aktuell befinden wir uns in den Verhandlungen zum Abschluss unserer Seed-Finanzierung. Ist das geschafft, können wir die Studie und die Zulassung finanzieren und das Produkt für den Markteintritt vorbereiten.

Für-Gründer.de: Wie finanzierte sich Redwave Medical denn bisher?  

Chris Stockmann von Redwave Medical: Aktuell müssen wir auf finanzieller Sparflamme arbeiten und trotzdem außerordentliche Leistung erbringen. Wir arbeiten nun seit über einem Jahr Vollzeit an dem Projekt. Wir nutzten zur Gründung unsere Ersparnisse und profitieren von unserem ersten Pitch-Erfolg, der „Gründerprämie" des Landes Thüringen und Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Diese sichert uns ein Grundeinkommen für bis zu zwölf Monate.

Für-Gründer.de: Habt ihr geplant, für weitere Entwicklungstätigkeiten einen Investor an Bord zu nehmen? Und worauf achtet ihr bei der Auswahl eines Geldgebers?  

Chris Stockmann von Redwave Medical: Investoren zur Unterstützung der Entwicklung mit Eigenkapital und Unternehmensanteilen als Gegenleistung ist für uns die optimale Strategie. Für unsere aktuelle Seed-Finanzierung kommen derzeit Investoren mit Branchenerfahrungen in der Medizintechnik in Frage. Daneben ist es uns wichtig, dass der Investor gut zu unserem Team passt, sich mit uns identifizieren kann und gegebenenfalls auch eine A-Series-Runde mitgeht.

Für-Gründer.de: Ihr wart ja bei einigen Gründer- und Businessplanwettbewerben erfolgreich und seid deshalb auch in unseren Top 50 Start-ups weit vorn platziert. Nach welchen Kriterien habt ihr die Wettbewerbe ausgewählt?

Chris Stockmann von Redwave Medical: Die richtige Auswahl war zwar sehr aufwendig, aber notwendig. Denn die Vielfalt ist enorm und die Vorbereitungszeit für die Wettbewerbe oft auch sehr hoch. Klar im Vordergrund standen für uns der Branchenfokus Medizintechnik/Life Science und das Investorenpublikum beziehungsweise die Jury.

Das Feedback aus den Wettbewerben hat uns enorm geholfen, um unsere Idee weiterzuentwickeln und reifen zu lassen.

An lokalen Veranstaltungen haben wir ebenso teilgenommen wie an den nationalen.

Ich freue mich immer noch, dass wir es auf den neunten Platz von Deutschlands Top 50 Start-ups 2016 geschafft haben.

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Für-Gründer.de: Abgesehen von den Preisen, die ihr gewonnen habt: Welche Vorteile hatten diese Wettbewerbe für euch – etwa in Sachen Kontakte und Publicity?

Chris Stockmann von Redwave Medical: Preisgelder sind natürlich sehr interessant, langfristig gesehen sind jedoch die perfekte Präsentation unserer Geschäftsidee und die Überzeugung eines Investors für uns wichtiger. Hier haben wir auf jeder besuchten Veranstaltung wichtige Kontakte geknüpft und auch wiedergetroffen – unabhängig von unseren Erfolgen bei einzelnen Wettbewerben. Die Pressearbeit nach jedem Preis stärkt uns natürlich gegenüber potenziellen Investoren und Kunden.

Redwave Medical konnte bereits auf vielen Veranstaltungen punkten wie hier bei der IFA. (Bildquelle: Chris Stockmann) Redwave Medical konnte bereits auf vielen Veranstaltungen punkten, wie hier bei der IFA. (Bildquelle: Chris Stockmann)

Für-Gründer.de: Wo seht ihr Redwave Medical in fünf Jahren?

Chris Stockmann von Redwave Medical: Wir wollen eine Produktfamilie aufbauen, um unsere Vision – den Kampf gegen Herzkreislauferkrankungen – zu verwirklichen. Dazu gehört natürlich die Weiterentwicklung für  weitere Anwendungsbereiche in der Herzkreislaufdiagnostik. In fünf Jahren wollen wir als einer der führenden Software-Lieferanten von medizinischen Diagnose-Algorithmen wahrgenommen werden.

Für-Gründer.de: Chris, vielen Dank für das Gespräch!

Keyfacts zu Redwave Medical

  • Unser aktuelles Team besteht aus: vier Gründern
  • Die erste Finanzierung erfolgte über: Eigenkapital
  • Inzwischen gab es folgende weiteren Finanzierungen: keine
  • Investoren finden wir gut, weil: …es nur so möglich ist, entwicklungsintensive Projekte zu realisieren. Zusätzlich profitiert man von viel Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen.
  • Besonders geholfen haben uns bisher: Unsere Familien, Freunde, Ärzte und Berater
  • Besonders wichtig in unserem Arbeitsalltag sind für uns folgende drei: Menschen: Frau Dr. Fuchs (Unternehmensberaterin, Technologiekontor), Herr Kruspig (Patentanwalt, Meissner Bolte Patent- und Rechtsanwaltskanzlei), das Team von der STIFT (Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen) Tools: MatLab zur Signalanalyse, Visual Studio zur einfachen Entwicklung, WhatsApp für den schnellen Austausch untereinander Internetseiten: PubMed zur Recherche von wissenschaftlichen Publikationen, Innovationslotse zur strukturierten Entwicklung eines Medizinproduktes, DPMA zur einfachen Patentrecherche
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